Januar bis März.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 1)
16. März. Die hl. Büßerin Maria. 387 bist du dennoch in Gefahr noch ganz schlecht zu werden, wenn du Nicht mit Sorgfalt dich vor aller Gelegenheit hütest. Holz oder Stroh oder Pulver braucht oft nur einen Funken um entzündet zu werden; deßgleichen braucht es auch nur einen Funken, eine dem Anschein nach unbedeutende Gelegenheit, um ein unreines Feuer in der Seele anzufachen und die Unschuld zu verlieren. Hat aber Jemand seine Unschuld Verloren, dann bleibt er sehr oft für immer in der Sünde
und geht mit geschändeter Seele in die andere Welt hinüber. Eine wahre Bekehrung von diesem Laster ist schwer und kostet viele Mühe, wie die fernere Geschichte der Sünderin Maria zeigen wird. Der hl. Ephram erzählt weiter: „Ihr Oheim flehte anhaltend Tag und Nacht für sie zu Gott. Nach zwei Jahren hörte er, wo sie sich aufhalte, und welche Lebensart sie führe; er rief nun einen feiner Bekannten und schickte ihn aus, Alles von ihr genau zu erforschen und sowohl ihren Aufenthaltsort
, als auch ihre Lebensweise zu bezeichnen. Der Ab geordnete reiste fort, erforschte Alles genau, ja er sah die Maria selbst. Hernach kehrte er zum Seligen zurück, und zeigte ihm sowohl den Ort als ihre Lebensart an. Abraham, einmal überzeugt, daß sie es wirklich sei, ließ sich ein Soldatenkleid und ein Pferd bringen, öffnete darauf die Thüre seiner Zelle, trat in diesem kriegerischen An züge, mit einem weiten Hute auf dein Kopfe, der das Gesicht tief herab bedeckte, hervor, setzte sich auf das Pferd, und ritt mit Geld
versehen davon' „Sobald er in dem Orte angelangt war, ging er gleich in'ö Wirthshaus und nahm dort seine Herberge. Der Heilige erblickte nun hier die Maria im frechen Aufzug und Gewände schlechter Personen; da ward beinahe sein ganzer Körper und sein ganzes Wesen zu Thränen; er wußte aber durch Weisheit und Selbst beherrschung die Wehmuth in seinem Herzen zurückzuhalten, damit sie nicht etwas merke und davonsiöhe. Als er endlich mit ihr allein war, faßte er sie, entblößte fein Haupt, und brach
unter Thränen in die Worte aus: „Maria, mein Kind, kennst du mich nicht? Bin ich nicht dein Vater Abraham? Kennst du mich denn gar nicht Mehr, mein Kind? Bin nicht ich es, der dich aufgezogen? Wo ist denn dieses Engelsbild, das du an dir hattest? Wie bist du doch von der Höhe des Himmels in den Abgrund des Verderbens