-Lienz zum ersten Male m Vene dig vor dem Kriege kennen gelernt zu haben. Er machte auf uns keinen angenehmen, aber einen suggestiven Eindruck. Dieser Maler ließ uns fühlen, daß er besonders kraftvoll war. Er war nicht ausdrucksvoll wie ein Südländer, aber hart, wie es einem Nordischen' geziemt. Seine Pinselstriche waren hölzern, seine Farben waren matt, die Sonne war immer ein Mond und seine Männer waren hölzerne Puppen wie die aus Gröden, die sich immer wiederholen. Nichtsdestoweniger
hat dieser Maler in Italien Erfolg gehabt. ^ , Sogar ein Selcher in Brescia, ein Kriegsgewinner^ hat zwei Bilder von Egger-Lienz gekauft, aber er hatte dann Strei tigkeiten in der Familie, weil seine Frau, als sie die zwei Bilder zum erstenmale sah, feierlich verkündete, daß pe keine Gespenster im Hause haben wollte. . Wir wissen nicht, wie diese Sache endete, aber es ist eine Tatsache, daß die Frau Selcherin den Nagel viel besser auf den Kopf getroffen hat, als jene gewöhnlichen Kunstkritiker
, die in den Zeitungen schreiben. Egger-Lienz hat Gespenster gemalt; uiid als er wechselte, da malte er Verrückte. Seine Personen waren, besonders wenn es Männer waren, fast immer entweder ergebene Bestien oder rasende Rebellen. Die ganze Menschheit bestand für Egger-Lienz aus einigen Gal gengesichtern mit einem Irrenhaus oder Spital als Hintergrund. Es ist gar nicht verwunderlich, daß dieser Maler auf viele Leute Eindruck gemacht hat und daß er sich einen billigen Ruhm geschaffen
hat, wenn er auch jetzt, nach seinem Tode, etwas aus der Mode gekommen ist. Es ist leicht, auf die Italiener «Andruck zu machen, die so viele Jahrhunderte guter Malerei hatten, daß sie ohne Ver letzung ihres guten Geschmackes auch einen schlechten Maler annehmen können. Der Einfluß dieses Malers reichte so weit, daß in einer Stadt Italiens für ein Kriegerdenkmal eine seiner bekanntesten Gestalten in Marmor gehauen wurde. Aber das alles schützt ihn nicht vor einem traurigen Los. Indem er sich fortwährend wiederholte, enthüllte
dieser Maler den Kniff seiner Kunst. Seine Eintönigkeit wurde zu einer Art Schule. Einige unbekannte Maler spekulierten mit Fälschungen der Sachen des Meisters, die noch verkauft werden, trotzdem sie bereits ermüdend geworden sind. Es Ist ein grausamer Scherz, der nicht jedem widerfährt. Egger-Lienz ist in die Falle gegangen, die er selbst jenen willigen Käufern grotesker Dinge gestellt hat, die der Krieg geschaffen hat. Dieser Maler, der von der Menschheit nicht nur eine pessimistische