Beilagen, Sonderausgaben, 2. Auflagen
123 Das kann ich eben heute nicht versprechen. — Eine Leichenblässe bedeckte, während er dieß sagte, Luisens Gesicht, Thränen traten ihr in's Auge, sie wandte sich ab. So reisen Sie denn, wenn es sein muß, sagte sie mit erzwungener Festigkeit. Dann verließ sie die Stube. Während dieser Szene war der Forstgehilfe mit schlecht verhehltem Aerger dageseffen, bald den Maler bald das Mädchen mit funkelnden Augen durchbohrend. Sag mir einmal, begann er, als Luise weggegangen, hast richtig was g'habt
mit dem Diendl, sonst wüßt ich nicht, soll mir ein solcher Abschied von dir oder von der Luise komödienmäßiger Vorkommen.— Was hast du darnach zu fragen, bist vielleicht zum Aufseher für uns bestellt? — Ich frage als des Mädels Geliebter, entgegnete Franz in gereiztem Tone. Geliebter! lachte der Maler, ich dächte in diesem Punkte hätten wir's beide gleich weit gebracht; es käme nur darauf an, wer von uns beiden sich mehr be trügen will. — Betrügen! — knirschte jetzt Franz — das ist zu viel, dafür sollst
du mir noch Rede stehen; und dabei schlug er mit der Faust auf den Tisch, daß die Saiten der Zither, die noch dort stand, durcheinander klirrten. Laß das gut sein, sagte Leuthold gelassen, du bist heut nicht recht bei Sinnen, Zorn und Eifersucht haben dich toll gemacht, sonst möchte ich vielleicht anders mit dir reden. Damit wandte er ihm den Rücken zu und schritt ohne eine Entgegnung abzuwarten hinaus. Daß dich der Teufel — — murmelte Franz. — — Unterdessen stand Luise am Fenster ihres dunkeln, einsamen
wenn wir euch zu schlecht sind, und ihr mit den Herrischen anbandelt. — — aber hör', Luise, wenn auch du mir untreu geworden bist, ich bin dir doch treu geblieben, und wenn du ihn vergessen willst, vielleicht könnte auch ich dann vergessen, und dann — — Schweig, unterbrach ihn das Mädchen, ich habe deinen Trost nicht verlangt; und offen will ich dir gestehen, ich liebte Leuthold, wenn ich es auch bis jetzt selbst nicht geahnt habe. — — Dieß aber schreib' dir in dein Gedächtniß, eh' daß ich die Deine werde, sieh'st
er aus der Kammer; schluchzend warf sich Luise auf ihr Lager. — — Die Nacht lag noch über dem Dorfe, da trat Franz, Gewehr und Waid tasche über die Schulter gehängt, still aus dem Forsthause. Langsam schritt er