mir, als ob die Bäume, die Erde, der Himmel, die ganze Luft den Angstschrei Wiedergabe», und während es um mich tönte, fiel ich nieder auf das kalte feuchte Gras und sah und hörte nichts mehr, was um mich vorgiug. Man er zählte mir später, daß ich ans einer Ohnmacht in die andere gefallen sei; erst nach zwei Tagen kehrte der Gebrauch meiner Sinne zurück. Als ich erwachte, fand ich mich in meinem eigenen kleinen Zimmer und Luise neben mir an meinem Bette auf einem Stuhle sitzend. Sie sah furchtbar angegriffen
aus, das arme Kind. Ich sah Thronen über ihre Wangen rollen, sobald sie aber bemerkte, daß ich wach sei, suchte sie die Spuren derselben hinwegznwischen. „Luise —" „Nelly, meine Schwester!" „Ja, Luise, wir wollen Schwestern sein, auch jetzt noch." Sie beugte sich über mich, ein ganzer Himmel von Mitleid und Liebe leuchtete aus ihren dunklen Augen mir entgegen. „Es wird nicht mehr lange währen, Luise," sagte ich, indem ich mich mit Mühe im Bette auszu richten versuchte; „nein, nicht lange mehr, Du weißt
, ich kann nicht leben ohne ihn. Ich kann nicht, ich kann nicht." „Sprich nicht so, Nelly! Der liebe Gott ist so barmherzig." „Ja, das weiß ich, darum wird mich der liehe Gott auch von hier ab- rusen, er wird mich nicht allein in dieser kalten Welt zurücklassen." „Gott weiß uns anf verschiedenen Wegen seine Barmherzig keit zu zeigen." Mit diesen Worten öffnete Luise die Thüre in's Nebeu- zimmer und trat zur Seite. Kommen Todte wieder zum Leben zurück? Ich mußte es glauben; denn mein Reggie, mein guter Neggie stand
vor mir. An demselben Nachmittag noch stand ich auf und kleidete mich an. Doch der plötzliche Uebergang vom herbsten Leide zur größten Freude hatte mich sehr ange griffen, und ich fühlte rnich noch recht schwach und eleitd. Außerdem verwirrte mich Luisens große Niedergeschlagenheit. Sie sah so unglücklich aus; ich konnte mir gar keinen Grund dafür benfen. Sie kam gerade zil ■ mir, als ich mich auge- zogeu hatte, sie sah auffallend bleich aus, da kam mir plötzlich ein seltsamer Gedanke. „Luise, fragte ich „was wurde
denn aus der Frau, welcher Reggie zu Hilfe eilte? Ist sie auch ge rettet wordeit?" Ich sah, wie sie meine Frage umgehen rvollte, aber ich ging nicht darauf ein, sondern bat sie nochmals: „Luise, sage mir die Wahrheit, selbst wenn sie noch so traurig ist." „Sie ist hier, Nelly." „In diesem Hause?" „Ja — ihre sterblichen Ueberreste." „Willst Dti mich hinführen?" „O lieber nicht, Nelly." „Doch Schwesterchen, ich möchte sie gerne sehen." ,Viper", das schnellste Kriegsschiff der Welt. Ohne weitere Gegenrede ging