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Tiroler Post
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Pagina 9 di 12
Data: 12.01.1901
Descrizione fisica: 12
einen sehr vergnügten Abend und erfreute mich während der Nacht eines erquickenden, traumlosen Schlafes. Am nächsten Morgen erschien Luise beim Frühstück mit kummer voller Miene und rothen hochgeschwollenen Händen. „Ich weiß gar nicht, was das ist," sagte sie, indem sie uns ihre Hände zeigte, „daß sie immer röther und dicker werden. Ich habe schon Glycerin und Frostbeulensalbe gebraucht, aber immer ohne Erfolg. Kann mir denn Niemand ein anderes Mittel sagen?" Wir hatten Alle Mitleid mit ihr und machten ihr mehrere

Vorschläge, die Luise zu befolgen versprach. „Da fällt mir ein, Luise," sagte Leutnant Milton; „was ilt denn aus Deiner Erzieherin geworden, die ich voriges Jahr noch hier traf? Sie hatte die weißesten Hände, die ich je gesehen, fast zu weiß, in der Thal. Wo ist sie denn jetzt?" Ich bemerkte, daß bei dieser Frage plötzlich Alles schwieg und Luise ganz bleich wnrde. Endlich nahm Frau v. Cedeville das Wort und sagte: „Sie verließ uns diesen Sommer, Luise war auch gerade damals der Schule entwachsen

." Hierauf drehte sich die Unterhaltung wieder um andere Dinge. Luise aber sprach kein Wort mehr und schien ihren Äppetit gänzlich verloren zu haben. Nach dem Frühstück erbot ye sich, mir die Räumlichkeiten des Hauses zu zeigen. Das letzte Zmmer, das wir betraten, war groß und hatte ein sehr freund- liä)es, gemüthliches Aussehen. Bücherpulte standen längs der A>and unb ein lustiges Feuer brannte im Kamin. Luise schloß me -rhüre und sagte: „Dies ist mein altes ehemaliges Schul- zmuner. Jetzt heißt

Du bemerkt, Nelly, wie wir diesen Morgen ülle so erschrocken waren, als Arthur nach meiner Erzieherin fragte?" „Geiviß, liebe Luise, aber erzähle mir lieber nichts, wenn es Dich zu sehr betrübt." „Nein Nelly, ich sage es Dir gern, Du bist ja jetzt meine Schwester. So höre denn: Miß King war lange Jahre meine Lehrerin, doch sie war mir mehr als das, sie war meine liebste Freundin. Ich kann Dir nicht sagen, wie gern ich sie hatte. Sie verstand mich so ganz und hatte so viele Geduld mit allen meinen Fehlern

sein, ihre Umgebung war nur darauf bedacht, sie zu erheitern und zu zerstreuen, und so kam sie auch wirklich anscheinend ganz geheilt zurück. Doch denke, als sie erfuhr, daß Reggie mit Dir verlobt sei, wurde sie schlimmer als je und," fuhr Luise fort, indem sie plötzlich anfstand und meine Hand ergriff, „sie wurde von der fixen Idee erfaßt, Reggie dürfe nicht heirathen. Sie selbst liebte ihn leidenschaftlich." Es wurde mir bei diesen Worten recht weh um's Herz, doch bat ich Luise, mir Alles zu sagen. „Gut

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Tiroler Post
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Pagina 10 di 12
Data: 19.01.1901
Descrizione fisica: 12
mir, als ob die Bäume, die Erde, der Himmel, die ganze Luft den Angstschrei Wiedergabe», und während es um mich tönte, fiel ich nieder auf das kalte feuchte Gras und sah und hörte nichts mehr, was um mich vorgiug. Man er zählte mir später, daß ich ans einer Ohnmacht in die andere gefallen sei; erst nach zwei Tagen kehrte der Gebrauch meiner Sinne zurück. Als ich erwachte, fand ich mich in meinem eigenen kleinen Zimmer und Luise neben mir an meinem Bette auf einem Stuhle sitzend. Sie sah furchtbar angegriffen

aus, das arme Kind. Ich sah Thronen über ihre Wangen rollen, sobald sie aber bemerkte, daß ich wach sei, suchte sie die Spuren derselben hinwegznwischen. „Luise —" „Nelly, meine Schwester!" „Ja, Luise, wir wollen Schwestern sein, auch jetzt noch." Sie beugte sich über mich, ein ganzer Himmel von Mitleid und Liebe leuchtete aus ihren dunklen Augen mir entgegen. „Es wird nicht mehr lange währen, Luise," sagte ich, indem ich mich mit Mühe im Bette auszu richten versuchte; „nein, nicht lange mehr, Du weißt

, ich kann nicht leben ohne ihn. Ich kann nicht, ich kann nicht." „Sprich nicht so, Nelly! Der liebe Gott ist so barmherzig." „Ja, das weiß ich, darum wird mich der liehe Gott auch von hier ab- rusen, er wird mich nicht allein in dieser kalten Welt zurücklassen." „Gott weiß uns anf verschiedenen Wegen seine Barmherzig keit zu zeigen." Mit diesen Worten öffnete Luise die Thüre in's Nebeu- zimmer und trat zur Seite. Kommen Todte wieder zum Leben zurück? Ich mußte es glauben; denn mein Reggie, mein guter Neggie stand

vor mir. An demselben Nachmittag noch stand ich auf und kleidete mich an. Doch der plötzliche Uebergang vom herbsten Leide zur größten Freude hatte mich sehr ange griffen, und ich fühlte rnich noch recht schwach und eleitd. Außerdem verwirrte mich Luisens große Niedergeschlagenheit. Sie sah so unglücklich aus; ich konnte mir gar keinen Grund dafür benfen. Sie kam gerade zil ■ mir, als ich mich auge- zogeu hatte, sie sah auffallend bleich aus, da kam mir plötzlich ein seltsamer Gedanke. „Luise, fragte ich „was wurde

denn aus der Frau, welcher Reggie zu Hilfe eilte? Ist sie auch ge rettet wordeit?" Ich sah, wie sie meine Frage umgehen rvollte, aber ich ging nicht darauf ein, sondern bat sie nochmals: „Luise, sage mir die Wahrheit, selbst wenn sie noch so traurig ist." „Sie ist hier, Nelly." „In diesem Hause?" „Ja — ihre sterblichen Ueberreste." „Willst Dti mich hinführen?" „O lieber nicht, Nelly." „Doch Schwesterchen, ich möchte sie gerne sehen." ,Viper", das schnellste Kriegsschiff der Welt. Ohne weitere Gegenrede ging

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Bozner Zeitung
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Pagina 5 di 6
Data: 21.01.1899
Descrizione fisica: 6
Beilage zu Nr. 17 der „Bozner Zeitung' vom 21. Jänner 1899. N»chdruck »erbeten.) Ada, ^ Roman von * 5 (107. Fortsetzung.) Hugo gieng zu Luise und erfaßte ihre 1 beiden^ Hände und versuchte ihr in die Augen . zu sehen. »Sage einmal aufrichtig, Luise, nicht wahr. Du liebst den Assessor nicht? Und unsere ^herzensgute, kluge, liebe Mama ist nahe daran, i der öffentlichen Meinung zuliebe ihren eigenen Herzensliebling unglücklich zu mächen. Aber sage mir die Wahrheit. Ich schütze

Dich, und die klatschsüchtige Frau von Branden werde ich nächsten? ersuchen, unser Haus zu meiden, da sie Dich aus dem Hause hinaus klatschen will.' Luise wagte nicht, den Blick zu erheben und Hugo in die Augen zu sehen, aus Angst, dieser könne ihren Seelenzustand und die Liebe zu ihm entdecken. »Du irrst, Hugo!' sagte sie mit einer unnatürlich klingenden, motonen Stimme. »Ich liebe den Assessor von Schubert m der That, und es ist mein festes Entschluß, ihm sobald wie möglich als seine Frau zu folgen.* Entsetzt trat Hugo

zurück und ließ Luisen» Hände fallen. Er wurde bleich und Schweiß tropfen zeigten sich auf seiner Stirn. „Du liebst den Assessor von Schubert, Luise? Du liebst ihn wirklich? DaS ist nicht wahr! Du lügst um Dich und mich zu be trügen. Sage, daß Du lügst Luise, oder Du treibst mich zum Aeußersten l* Mit Würde trat Frau Weichert zu ihrem Sohne und legte ihre Hand schwer auf seine Schultern. »Du bist auser Dir mein Sohn!' sagte sie streng. »Bei ruhiger Ueberlegung wirst Du das Unangemessene Deiner Worte

und Deines jetzigen Benehmens einsehen. Deine Schwester müßte Dir zu gut und erhaben erscheinen, um sie zu einem Spielzeug für Deine Launen erniedrigen zn wollen. Denn was anderes könnte Luise jetzt noch für Dich, den verheiratheten Mann sein? Du hattest Das Glück, das Du jetzt vergeblich ersehnst, einst so nahe, daß Du nur die Hand darnach auszustrecken nöthig hattest. Damals erschien Dir werthlos. waS Du heute so heiß begehrst. Willst Du der einst Verschmähten noch einen neuen, um vieles schwereren Schlag

versetzen, indem Du sie erniedrigst? Wenn Deine Leidenschaft Dich blind macht, so daß Du jede Rücksicht, welche Du Deiner Schwester schuldest, beiseite setzest, so denke daran, daß ich Die Augen um so wachsamer offenhalten werde. Ich schütze Luise, mein Sohn, und einer ähnlichen Szene wie heute soll sie sicher nicht mehr ausgesetzt sein.' Frau Weichert liebkoste nun Luisens Wangen und saate dann Merkt. * Eine sensationelle Verhaftung. In Berlin ist dieser Tage der Graf von und zu Egloffstein-Arklitten

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Bozner Zeitung
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Pagina 5 di 6
Data: 01.03.1899
Descrizione fisica: 6
, vornehme Dame von mir wollen könnte.' Sie nickte der Freundin zu und begab sich in den Salon. „Fräulein Luise Weichertl* hörte die Mureni Magda im Tone deS höchsten Erstaunens ausrufen, ehe die Portieren sich hinter dem jungen Mädchen geschlossen hatten. Magda die Hände entgegenstreckend, trat Luise dieser entgegen. „Ich bin gekommen, Sie tüchtig auSzufchel- ten und Sie zu Ihrer alten Tante zurückzu führen!' sagte Luise, sofort auf de» eigentlichen Zweck ihres Besuches kommend. - Magda

war es nicht möglich, auf den scherzhaften Ton, den Luise angeschlagen, ein zugehen. Was zwischen ihr und ihrer Tante, verhandelt worden, war zu ernster Natur, als daß man mit einem Scherz darüber hinweg gehen konnte. Allerdings wußte ja Luise nicht, welcher Art die Differenzen waren, die zwischen Magda und der Tante bestanden; sie glaubte, daß das junge Mädchen nur aus Eigensinn und Laune die Pflegerin der Kindheit verlassen habe. Magdas ernste Miene und der Ton, in dem sie nun von der Sache sprach, belehrten

Luise allerdings dar über, daß der Bruch zwischen den beiden Frauen ein ernster und voraussichtlich unheil barer sei. So schmerzlich ihr daS auch war — denn es zog sie zu beiden: zu Frau Weber wie zu Magda, mit mächtiger Sym pathie — ihr Taktgefühl gebot ihr dennoch, nicht weiter in Magda zu dringen. So zieng sie denn über diese heikle Sache leicht hinweg und brachte die Angelegenheit zur Sprache, welche eigentlich sie zu Magda führte. „Und es ist also Ihr fester, unwiderruf licher Entschluß

, sich der Bühne widmen zu »ollen?' fragte Luise ihre Blicke fest und eindringlich auf Magda richtend. »Ja, Fräulein Luise fest und unwiderruflich l Ich bin ja bereits kontraktlich an eine unserer ersten hiesigen Bühnen gebunden.' Magda hatte das mit einem gewissen Stolz gesagt — so das Luise ein feine? Lächeln nicht unterdrücken konnte. Dieser Kunst enthusiaSmuS schien dem jungen Mädchen wirklich ernst zu sein. „Fräulein Magda,' sagte Luise herzlich, würden Sie der Jugendfreundin, der Genossiin Ihrer Kindheit

ein offenes Wort verzeihen?' „Ihnen — Fräulein Luise, gestatte und verzeihe ich alles!' antwortete Magda schnell und warm. „Nun denn, dann will ich mit meiner Ansicht nicht hinter dem Berge halten. Offen und ehrlich sollen Sie aus meinem Munde hören, wie ich, von meinem Standpunkte auS, hierüber denke. Nehmen wir einmal an, daß Sie wirklich ein Genie sind und daß eS Ihnen möglich wird, die schönste Staffel des RumeS zu erklimmen. WaS haben Sie dann erreicht? Sie haben Ihren Ehrgeiz befriedigt

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Bozner Zeitung
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Pagina 5 di 6
Data: 13.02.1899
Descrizione fisica: 6
— im Falle, daß Du Dich über das Heikle des Gegen standes hinwegsetzen willst. Deine Hilfe.' »Ich stehe Dir in jeder Beziehung zur Disposition,' antwortete Luise zuvorkommend, aber kühl. Und mit ungewohnter Wärme, in beinahe bittendem Tone sagte Ada jetzt, nahe an ihre Schwägerin heranrückend und den vollen Arm um deren zarte Schultern legend: Sieh', Luise, Du wirst mich und mein Thun vielleicht nicht begreifen und verstehen. Es wird Dir räth selhast erscheinen, daß ich scheinbar in die mir gestellte

Falle gehen, dem Prinzen das Rendezvous im Pavillon gewähren will. Luise wandte entfetzt den Kopf nach Ada und starrte diese sprachlos an. »Ich bin des Kampfes,' fuhr Ada unbeirrt fort, .den ich seit meiner Lerheirathung gegen meinc Feinde zu führen gezwungen war, herzlich müde. Ich will mich nicht ergeben, o nein, daran denke ich nicht; ich bin eine geborene von Wartenegg, aber ich will meine Gegner kampfunfähig machen, indem ich einen mächtigen Bundesgenossen werbe, der alle Angriffe

verständige« ich muß eine letzte Unterredung mit ihm haben. Ich soll bei dieser Gegenheit auch noch gewisse Briefe in Empfang nehmen, die den Diebesfingern des Doktor Levy entgangen sind. O Luise! Wenn Du ein Herz hast, so wirst Du mir nachfühlen, waS ich empfinde. Be denke, was ich feit jener entsetzlichen Stunde gelitten habe. Tausende von Dolchstichen hätten-mein Herz nicht tiefer verwunde» können, als die tückischen und hämischen An griffe meiner Feinde es gethan. Wie Nadel spitzen dringen

mir die versteckten Bosheiten, mit denen Helene von Branden mich unaus gesetzt peinigt, in das Herz. ES würde mich wahnsinnig machen, wenn dieses Leben immer so weiter gehen sollte. Es muß endlich eine Aenderung eintren. Luise. Du magst über mich denken, wie Du willst, ich kann nicht anders handeln. Eine so willkommene Ge legenheit. meine Lage zu ändern, darf ich nicht unbenützt vorübergehen lassen. Ich muß den Prinzen sprechen. Ich muß den Prinzen sprechen, er muß meine Feinde zum Schweigen bringen!' Ada

hatte sich in eine exaltierte Stimmung, die ihr sonst fremd war. geredet. Sie glitt plötzlich vor Luise nieder, und deren Kniee umfassend rief sie mit vor Thränen erstickter Stimme: »Luise, ich flehe Dich an, erfülle meine Bitte und begleite mich in den Pavillon, damit kein Makel auf meine Ehre fällt und mein Gatte nichteine neue Gelegen heit erhält, mich zu verachten. WaS ich noch keinem Menschen, mir selbst kaum zugestehen gewagt. Dir sage ich eS jetzt. Luise, ich liebe Hugo unaussprechlich und seine Kälte bricht

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Bozner Zeitung
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Pagina 5 di 6
Data: 20.01.1899
Descrizione fisica: 6
Beilage zu Nr. 16 der „Bozner Zeitung' vom 20. Jänner 1899. Nachdruck verboten.) Ada. Roman von * 5 *. l106 Fortsetzung.) Luise drückte verzweifelt ihr Geficht in die Kissen des Sofas, um das Schluchzen zu ersticken, da8 ihre Brust zu sprengen drohte. So lag sie eine lange Zeit, sich ihrem Schmerze überlassend, bis nach und nach ihr Herz lang» samer schlug, ihre Brust ruhig athmete und das wilde Schluchzen sich in schmerzliches leiseS Weinen auflöste. Endlich trocknete sie ihre Augen, nahm

dem Assessor Richard von Schubert. Luise war vollständig ruhig geworden, sie hatte ihren Entschluß, Schubert die Hand zu reichen, noch einmal überdacht und war nur zu dem Resultat gekommen, daß sie nur so und nicht anders handeln konnte und daß sie recht daran gethan, da sie selbst wenig Glück erfahren, wenigstens ein anderes Men schenherz zu beglücken. Sie hatte ihre Zeichen mappe hervorgesucht, um sich mit ihrer Lieb lingspassion zu beschäftigen. Mit einem Seufzer nahm Luise den Stift zur Hand

und versuchte durch das Entwerfen einiger komplizierter Muster für Stickereien sich zu zerstreuen und ihre Gedanken in die Bahn der Alltäglichkeit zu lenken. Es klopfte leise an Luisens Thür und auf ihr .Herein l' trat Frau Sophie Weichert in daS Zimmer. Sie gieng schweigend auf da? junge Mädchen zu, hob dessen Kopf ein wenig n die Höhe und blickte prüfend in die ver weinten Augen ihrer Pflegetochter. ' »Zürnst Du mir, Luise, weil ich Dir zu- Nltti. den Sohn meiner Jugendfreundin zum Gatten zu nehmen

? Ich meinte eS gut mit Dir, Kind; glaube mir, jeder Schmerz kernt sich vergessen, ebenso wie jede Wunde schließlich heilt.» Luise zog die Hand ihrer Mutter an ihre Lippen. »Du meinst, daß jede Wunde heilt, Mama? Es sterben auch sehr viele an ihren Wunden.* »Aber nicht meine kluge, vernünftige Luise l' Frau Weichert küßte Luise auf die Stirn. »Du bist zu jung, Kind, um Dein Leben zu vertrauern und Dich nur mit illusorischen Hoffnungen zu nähren. Du hast ein Recht, das Leben zu genießen und glücklich

zu sein wie alle andern Menschen auch. Ich hege die freudige Hoffnung, daß Du an der Seite Richard von Schubert reichen Ersatz für scheinbar verlorenes Glück finden wirst.» »Meinst Du, Mama?» Luise lächelte ein wenig ungläubig. „Ich bin der festen Ueberzeugung, mein Kind! Richard ist der beste und bravste Mensch, ich habe ihn in letzter Zeit so recht kennen gelemt. Er liebt Dich in einer schwärmerischen Weise, und es müßte merk würdig zugehen, wenn zwei so gute Menschen wie Du und Richard nicht glücklich miteinander

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Bozner Zeitung
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Pagina 5 di 6
Data: 20.02.1899
Descrizione fisica: 6
Beilage zu Nr. 41 der „Bozner Zeitung' vom 20. Februar 1899. Rachdruck verbot«».) Ada. Roman von * (131. Fortsetzung.) .Komm, Kleine!' sagte er liebreich zu ihr, zog Luisens Arm in den seinen und führte sie au» dem Pavillon. »Hier ist kein Aufent halt für Dich; diese Stätte ist entweiht skr ein so reines Wesen wie Du! Diese Scene «ar ebenfallt nicht für Deine Ohren be rechnet; verzeihe mir, daß ich mich so hin reißen ließ.' Luise drückte leise) ohne zu antworten, Hugo» Arm, den diese Bewegung

süß durch- fchauerte. Hinter einem JaSminbusch versteckt standen Levv und Hilda, die sich vor Erstaunen nicht zu fassen vermochten. Hugos Stentorstimme war auch bis zu ihnen gedrungen und auch diese feigen Seelen hatten gezittert. Aber Hilda wollte die Früchte ihrer schlau erfundenen Intrigue genießen, sie wollte den Eklat in feinem vollen Umfange erleben. Da sah da» Ehepaar plötzlich den Prinzen schnellen Schritte» dem Haufe zueilen, und jetzt erschienen Hugo und Luise! Wo war Ada geblieben

? War statt ihrer die Schwägerin a« Plätze erschienen und war der ganze Plan mißlungen? Hilda biß die Zähne zu sammen vor Wuth, sie hätte da» Mädchen, jene Luise zermalmen können. Nur die Züge de» Doktor Levy trugen einen fast steinernen Au»druck. .Nun gibt e» wohl hier nicht» Interessante» mehr zu erleben und wir können auch das Feld räumen! Mit dem Eklat war es dies mal nichts!' sagte er mit einem cynischen Lächeln, al» Luise und H»go in da» Hau» gegangen. »Ich glaube, Frau Weichert war doch noch klüger

al» meine geistreiche Frau.' 32. Kapitel: Im Weichert'fchen. Familienzimmer faßen Frau Sophie Weichert, Ada und deren Bruder Fred am TheetifchAalDI Hugo ^«nd Luise einträte». . ! ',' 1' >42 z 5 Der junge Baron war erschienen. unZ.sich durch boSMeS^-Un MMHyMMer zu rächen, der thm muerdmg« eme bedeutende Summe die er von ihm erbeten, abgeschlagen hatte. Hugo hielt eS'mit seiner Ehre^ nicht vereinbar) da» leichtsinnige Leben feine» Schwa ger» ferner zu protegieren. Frau Sophie Weichert/'welche sehr er- müdet war, zog

sich bald zurück, und die vier : Hugo, Ada, Luise und Fred befanden sich allein. Auch Ada, welche nicht die Kraft in sich süblte, gleichgiltig zu bleiben — sie fühlte sich bedrückt und unruhig, wollte sich erheben und da» Zimmer verlassen. Eine gebietrische Handbewegung ihres Gat ten, der sich ebenfalls nicht beherrschen konnte, bannte sie an ihren Platz. »Noch einen Augenblick, Madame, wenn ich bitten dürfte t' Erschrocken über diesen Ton sahen Hugo Alle an. Luise schien mit eine« flehenden Blicke

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Bozner Zeitung
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Pagina 5 di 6
Data: 21.03.1899
Descrizione fisica: 6
eS jetzt noch Erschütterndes für sie geben! »Vor allem, Luise,' sagte Frau Weichert schonend, nachdem sie sich neben diese gesetzt und ihre Hände in den ihrigen hielt, „beant worte mir eine Frage: Hast Dn Dich in unserer Umgebung glücklich oder unglücklich gefühlt? Hättest Du gewünscht, in einer anderen Umgebung, unter anderen Menschen ausge wachsen zu sein?* »Aber Herzensmama,* rief Luise erstaunt, „wie kannst Du nur überhaupt eine solche Frage stellen! Meine Kindheit, überhaupt mein ganze» bisherige» Leben war Dank

Eurer Für sorge und «üte, ein solche» wie e» wenigen Bevorzugten beschieden sein mag! Nicht um alle» in der Welt hätte ich ander»«« al» bei Euch aufwachsen mögen.* Frau Weichert drückte in freudiger Auf wallung dankbar die Hand Luisen». »Und Du hast niemal» Deine rechte Mutter vermißt?* fragte sie dann zaghast. Du hast Dich niemal» gegrämt, nur ein.Pflegekind' zu Heißen?* .Ich hieß wohl so bei anderen,* sagte Luise im Tone warmer Zärtlichkeit, »bei Euch war ich e» nicht? Du, mein Mütterchen» hast stet

» eine so verschwenderische Fülle herz licher Liebe über mich au»gegössen, daß mir nie der Gedanke gekommen ist. daß eine wirk liche Mutter ander» zu ihrem Kinde sein könne, «l» Du stet« zu mir warst!* Frau Weichert legte nun den Arm um Luise und zog sie an sich. »Aber Deine rechte Mutter. Luise,* sagte sie entschlossen, »welche ebenfalls gerechten Anspruch auf Deine Liebe hat. lebt in unserer Nähe. DaS heißt, sie hat vielleicht nur noch kurze Zeit zu leben und wünscht vor ihrem Tode noch einmal ihr Kind zu umarmen

. Ich selbst, Luise, habe bi» vor kurzer Zeit keine Ahnung davon gehabt, daß Deine Mutter al» eine arme Witwe, die ihr Brot kärglich mit Handarbeiten verdiente, viele, viele Jahre in unserer nächsten Nähe gewohnt hat. Du aber bist noch nicht eingeweiht, Kind, in unsere Familiengeschichte. Ich will Dich in Kürze über Dein Herkommen unterrichten. Bisher hieltest Du Dich für eine arme Verwandte au» meiner Familie, so hatte ich wenigsten» auf Deine Fragen Dich belehrt! Da warst jedoch in einem Irrthum besangen

ihre arme Mutter ge kämpft. während sie selbst im Ueberflusse und im Reichthum gelebt. Frau Weichert ließ Luise ihren Schmerz au»weinen und kein egoistische» Gefühl ließ sie diese Thränen der armen Amalie miß gönnen. Der Schmerz de» Kinde», da» seine Mutter, kaum gefunden, wieder verlieren soll, war gewiß berechtigt. Still und unbemerkt schlich sich» Fraw Weichert von dannem. ' Worte waren hier überflüssig^ ZA'' Der TodeSengel hatte seine Fittiche» schon», ausgebreitet, um die Seele Amalie Web

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Bozner Zeitung
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Pagina 3 di 8
Data: 10.12.1898
Descrizione fisica: 8
mich das Bild, .welches Ihr Beide. Du und Mama dar stelltet^ eigenthümlich an. Es regle sich unwill kürlich' der. Wunsch in mir. daß es meine Frau sein möchte, die an Deiner Stelle sitze, 'oder^ nein,'ich drücke mich falsch aus, ich «Mischte einen Augenblick, Du märest wirklich meine Frau, Luise, und erwartest mm sehnlichst, daß der Gatte als Dritter in diesem gemüthlichen Buyde erscheine. Ein vermessener Wunsch, nicht wahr. Schwesterchen?' Luise rückte unruhig ihren Stuhl ein rvernz von Hugo

und traut machen kann, daß man kein Verlangen trägt nach dem Nerven aufreibenden Gesellschaftsleben. Der «ine so,der andere sol Habeich recht, Mama? wandte sich Luise fragend und mit liebenswür digem Lächeln an Frau Weichert. „Wie immer, mein Kind! Du bist so ver stündig und hast so gesunde Ansichten, daß es sür mich etwas herzerfrischendes hat. Dich dekatieren.zu hören. Aber da Du nunGesell- > schaft hast, liebe Luise.^ will ich doch heute noch den Geburtstagbrief an meine alte Freundin, Frau

von Schubert, beendigen, sonst kommt er wirklich noch zu spät. Ich schreibe stets des Abends, da habe ich immer die besten Gedanken. Also, liebe Kinder, unterhaltet Euch indessen; ich bin bald wieder bei Euch.' Frau Weichert legte die Arbeit bei Seite und begab sich auf ihr Zimmer. „Luise!' „Hugo!' Der erste Ausruf glich fast einem Seufzer, der zweite war eine theilnehmende Frage. „Ich bin sehr unglücklich Luise.' „Ich weiß es, mein armer Hugo.' Ein Zug des Mitleids verschönerte Luisens.zartes liehliches

Gesicht noch mehr. Hil^ zückte »hvT-w.i«dec nähe? , und ergriff ihre Hand. ' „Du sagst: .Mein lieber Hugo/ Luise: das verräth Theilnahme für mein Geschick. Ich glaube, das Schicksal hat uns Beiden, da es 'uns als Bruderbund Schwester neben einander stellte, einen falschen Platz angewiesen; wir würden besser als Mann und Frau zu sammenpassen.' Luise zog erregt ihre Hand aus der ihres Bruders. „Hugo! Es kommt Dir nicht zu. der artige Kombinationen zu machen; Du hast eine Frau und darfst

in mir nichts anderes sehen, als Deine Schwester. Und ich glaube, daß dieser Titel mich wohl zu so großer Theil nahme berechtigt, wie ich sie für Dich hege.' Hugo seufzte und strich mit der Hand über die Stirn. „Du bist das Muster einer edlen Frau, Luise; beneidenswerth der Gatte, der Dich einst sein nennt!' „Ich weiß nicht zu beurtheilen, Hugo, ob ich >- anders bin wie andere Frauen; ich weiß nur so viel, daß wie und was ich bin. ich es durch Deine Mutter wurde. „Meine Mutter!' sagte Hugo mit weicher Stimme. „Gebe Gott

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Bozner Zeitung
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Pagina 5 di 6
Data: 23.01.1899
Descrizione fisica: 6
Beilage zu Nr. 18 der „Bozner Zeitung' vom 23. Jänner 189S. Nachdruck verboten.) Ada. » » » - Roman von (10S Fortsetzung.) Sie hatte heute wieder ihren .guten Tag', die junge Witwe, und ihre immer vortreffliche Laune belebte augenblicklich die etwas stille Gesellschaft der drei Personen. Luise war es sehr lieb, daß Helme gekommen, hatte sie doch nun nicht nöthig, sich ««»schließlich ihrem Bräutigam zu widmen, dessen schmachtende Zärtlichkeit sie inkommo dierte. Helene von Branden zeigte

sich heute von einer ganz neuen Seite und frappierte dadurch nicht nur Frau Weichert und Luise, sondern auch den Assessor. Er ließ sich von dieser neuen Erscheinung blenden und bedauerte fast sein harte», vorschnelles Urtheil. Vielleicht hatte er ihr doch zu viel gethan, vielleicht irrte er sich, vielleicht war sie nicht schlecht, sondern nur leichtsinnig und meinte es mit Luise wirk lich so, wie sie that. Helene übte sich nämlich heute in ihrer neuen Rolle. Sie war merkwürdigerweise heute gar

nicht boshaft; sie erzählte keine einzige pikante Neuigkeit, wie sie doch sonst stets solche zum Besten gab. Kurz und gut, sie war eben nicht mehr Helene von Branden, sondern eine Andere, von dieser ganz Verschiedene. Schmachtend und sentimental sprach sie viel von der wahren Herzensfreude, die e» ihr mache, zwei so gute und ihr so liebe Per sonen, wie Luise und Richard von Schubert, glücklich vereint zu sehen. Ja, als sie dem letzteren, schelmisch mit dem Finger drohend zu seiner Verlobung gratulierte

, fügte sie mit einem scheinbar unterdrückten, schmerzlichen Seufzer hinzu: »Es ist alles Bestimmung im Leben, Herr von Schubert, glauben Sie mir! Und Ihnen war Luise bestimmt; nur sie allein, die Edle und Gute.ist würdig Ihre Gattin zu werden, wie ich ebenfalls für meine kleine Freundin keinen besseren Mann wüßte, als Siel' Dann wandte sie sich schnell ab und that, als müsse sie ihren herben Schmerz, daß sie diesen Eldelsteinzu spät erkannt, niederkämpfen. Es gelang ihr sogar, einige Thränen hervor

sich zu gleicher Zeit, und da er, eitel wie alle Männer, sich durch den gut gespielten Schmerz der Branden ge schmeichelt fühlte, begleitete er sie galant an ihren Wagen. Dort küßte er — wie um Vergebung bittend für sein hartes Urtheil — ihre Hand, und noch einmal wallte eS heiß in ihm auf, doch nur einen Moment, dann ließ er Helenens Hand fallen. Richt um eine Welt hätte er Luise für Helene hingegeben. Auf dem Heimwege überlegte er noch einmal genau, wie die kokette Frau einst mit ihm gespielt und ihn genarrt

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Bozner Zeitung
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Pagina 5 di 6
Data: 20.03.1899
Descrizione fisica: 6
mit dem seinen zu verknüpfen. Ihr Ruf sei ihr zu kostbar, «m ihn durch eine Verbindung mit einem so handelsüchtigen Menschen, der vor keiner That zurückschrecke, auf das Spiel zu setzen. Der alte Baron, müde des ewigen Aergers über den leichtsinnigen Sohn, überließ diesen vollständig seinem wohlverdienten Schicksal. Mochte der Sohn während der fünfjährigen Festungshaft, welche man ihm diktieren würde, über sein unwürdiges Lebm nachdenken. Als Ada erfuhr, daß ihr Bruder den Assessor von Schubert erschossen habe und Luise

, nein Sophies sagte sie, »versuche nicht, mich zu täuschen! Es ist besser, wenn wir ruhig und gefaßt dem Unvermeidlichen entgegensehen, und ich muß Dir offen gestehen, mir wird das Scheiden nicht so schwer. Wer so viel gelitten wie ich verlernt es, die Welt als ein Eden zu betrachten, in dem mair unausgesetzt »eilen möchte. Ich bin recht müde des Kampfes und sehne mich nach Ruhel Nun, da ich Luise gut und in glück lichen Verhältnissen, auch Magda versorgt weiß, wird es mir leicht zu sterben

. Kann ich doch über das Geschick derer beruhigt sein, die ich so innig liebe und nun hier zurück» lassen muß.' Ein schwerer, etwas gepreßter Seufzer entrang fich der Brust Amaliens. »Du wirst es jetzt vielleicht erklärlich finden, Sophie,' suhr sie nach einer kleinen Pause fort .wenn ich nun, nachdem ich mein Schicksal kenne, da» Bedürfnis fühle, einmal mein Kind an mein Herz zu drücken. Ich habe eine so unendliche Sehnsucht in mir, ich möchte, daß Luise wenigstens einmal mich mit dem süßen Namen .Mutter' ruft

. Auf dieses Glück habe ich ja so lange verzichtet; viel leicht ist nun gesühnt, waS ich dem Kinde «inst angethan, indem ich ihm die Mutter ent zogen. Bevor ich sterbe, möchte ich Luise als Tochter umarmen! Willst Du mir diese Bitte gewähren und — Deine Luise' — hiev flog ein schmerzliches Lächeln über die blassen Züge der Kranken — .hierauf vorbereiten?' Da brach Fra» Weichert in Thränen aus. Es erschien ihr jetzt so egoistisch, datz sie dieser Mutter so lange ein Recht vorenthalten, daß doch dieser allein

zukam. Sie bat Amalie um Verzeihung für diesen Egoismus und versprach, noch heute Luise in daS Ge heimnis einzuweihen. Da Magda nun zurückkehrte, so verabschie dete sich Frau Weichert. Noch einmal, als fie Amalie die Hand reichte, bekräftigte sie durch einen bezeichnenden Blick das. gegebene Ber« sprechenen. — Mit würdigem Ernst trat Frau Weichert nach einer Stunde aus dem Arbeitszimmer ihres Sohnes. Sie hatte Hugo darüber infor miert, wer die Witwe sei und welches erschüt ternde Ereignis

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Giornali e riviste
Der Bote für Tirol
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Data: 21.08.1897
Descrizione fisica: 12
er sich jetzt dem Bctt seiner Gattin. Luise saß am Kopfende desselben. „Habe ich nicht immer gesagt, dass sie von himmlischer Güte sein muss,' flüsterte Mary. „Es ist wahr, Frauchen,' entgegnete Gerhard ernst. „Doch der Arzt hat Dir geboten. Dich ruhig zu verhalten.' Mary nickte und zog die Rechte des Gatten an ihre Lippen und drückte einen langen Knss auf dieselbe. „Aber Fräulein Waldern muss auch fernerhin bei mir bleiben; bitte sie darum. Lieber.' „Ich bleibe gern,' sagte Luise schnell. Stundenlang saß

sie dann regungslos an dem Lager der Patientin. So war es Abend geworden. Die Zofe hatte längst die verschleierte, von der Decke des Gemaches herabhängende Ampel angezündet, als Marys Augen sich endlich wieder öffneten. Es lag jetzt ein seltsamer Glanz in denselben. „Wie fühlen Sie sich jetzt, theure Frau.' sagte Luise mild; „ich sende zu», Arzt, falls sich Ihr Zustand verschlimmern sollte.' „Zum Arzt? — nicht doch; ich wünsche nur meinen Gatten herbei —' Den leuchtenden Blick nur in das Gesicht des Mädchens

haben würde und ich — nicht die kleine hässliche Mary Gerding gewesen, sondern eine schöne Frau.' Sie unterbrach ihre Rede. Die Thür hatte sich in diesem Augenblick geräuschlos gcöfsuet und Gerhard Türmer trat zu den Damen. Nachdem er Luise mit einer achtungsvollen Verbeugung begrüßt, neigte er sich über seine Frau und berührte die Stirn derselben mit den bärtigen Lippen. Dann erkundigte er sich theilnehmend nach ihrem Befinden. Als diese aber niit ihrem wundersamen Lächeln erklärte, dass eS ihr gut gienge, warf

er — 81 — „Das ist mir lieb,' entgegnete der Arzt. Der Alte nannte nun Namen und Stand der Verunglückten. „Allmächtiger!' rang eS sich jetzt jedoch über die Lippen Luisens. Soeben hatte der Doctor eine vorbeifahrende Droschke zum Halten nöthigen lassen. Nun wendete sich der junge Arzt an Luise und sagte bittend: „Nicht wahr, gnädiges Fräulein, Sie leisten mir bei der Ueberführung der Patientin Beistand?' „Nein, nein, nein, nein!' hätte sie ausrufe» mögen. Aber ein Blick in das leidcuSvolle Gesicht der Verunglückten

genügte, ihr eine ganz andere Antwort auf die Lippen zu legen. In der That erklärte sie sich nun, wenn auch mit merklich bebender Stimme, dazu bereit — mit dem Arzte zusam men — die arme Frau, welche die Gattin des EisenbahndirectorS Türmer war, in das HauS ihres Gemahls zu geleite». Es war wirklick die Gemahl!» Gerhard Türmers, welche hilfsbereite Hände null auf den Polstern des Mietwagens betteten — wirklich sie, die Luise dann, das Herz voll unsäglichen Mitleids, mit ihren Armen stützte. Bald hielt

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