Seite 2. Nr. 87. Dienstag, „Brixener Chronik.' 21. Juli 1903. THrg. xvi. Schlimmer hinwieder lautete ein anderer Bericht vom 16. Juli: Leo XM. erwarte, in einem Berg von Polstern versunken, das Heran nahen des Todes. Die Stimme deS Papstes werde immer schwächer und der Ausdruck sei immer weniger zu verstehen. Er verlange danach, sich zu erheben; man möge ihn von der M a r t e r des Bettes befreien. Der geringste Lichtschein störe ihn. Unter solchen Verhältnissen sei die Behandlung der Aerzte
; die sagten: „Wir beten fortwährend, Eure Heiligkeit soll hundert Jahre erleben.' — „Und warum,' ant wortete Leo, „wollt ihr der Bestimmung der Vorsehung Grenzen setzen?- — Daß jüdische Zeitungsschreiber diese Gelegenheit zur Enten zucht weidlich ausnützen, ist zwar nicht taktvoll, aber nicht unerwartet. Ein französischer Journalist, welcher wegen seiner Enten bekannt ist, hatte erklärt, der Papst leide an Krebs, und dieses Märchen ging aus französischen Blättern in italienische über, darunter sogar
Oreglia, bald wird der Elfenbeinhammer des Kämmerers die Stirn des toten Leo dreimal berühren. Möge Ihnen Ihr Amt nicht so schwer werden wie mir, als ich Pius IX. diesen letzten Am 14.'Juli, dem Fest des hl. Bona- ventura, Titularfest des Hl. Ordens des hl. Franziskus, hatte der Papst den Kapuzinerkardmal ViveS y Tuto, Protektor des Hl. Ordens, rufen lassen und erbat von ihm den Franziskussegen. Er wollte auf seinem Sterbe bett noch seine Zugehörigkeit zu dem III. Orden betonen, den er seit Beginn
seines Pontifikats so sehr geliebt hat. Papst Leo XIII. hat dem M. Orden des hl. Franziskus die reformierte Regel gegeben und denselben mit zahlreichen neuen Ablässen ausgestattet. Als der Kardinal eingetreten war und den heiligen Vater begrüßt hatte, bat er, auch seinen Beichtvater, den Titular- erzbischof Pifferi, zu rufen. Mit verhältnismäßig fester Stimme betete der Papst das Konfiteor. Hierauf erteilte Kardinal Vives dem heiligen Vater, der bereits in früher Morgenstunde die heilige Kommunion empfangen