. (Eine Lehrer familie.) Ein Lehrer vom Lande schreibt uns: Als ich das Pädagogium verließ, hatte ich keine Ahnung davon, wie viel Ungemach und Entbehrungen mir bevorstanden, sonst würde ich mich wahrlich nicht lange besonnen haben, den undankbaren Lehrberuf an den Nagel zu hängen und „zur Bahn oder Post zu gehen" oder in ein anderes Amt einzutreten. Die jenigen Kollegen, welche in rechtzeitiger „Flucht" einen anderen Beruf ergriffen haben, beziehen jetzt den zwei- bis dreifachen Gehalt, den ich erhalte
. Zudem haben sie Aussicht, noch immerfort mehr zu erhalten, was bei uns ausgeschlossen ist. Leider war ich zu viel Idealist und hing zu sehr am Lehrer berufe, wegen dessen hohen Zielen. Da habe ich nun die Bescherung! Meine Ideale erhielten im Kampfe um das tägliche Brot und für das Gedeihen der Schule bedeutende Löcher und liegen zerknittert am Boden. Ich komme kaum dazu, außerhalb der Schule einen Augenblick an dieselbe zu denken, da meine Nebendienste und das Sinnen und Trachten
an, daß sie dem Zusammenbrechen nahe ist. Wie ein leben der Vorwurf erscheint sie mir als ein Opfer ihrer Verbindung mit mir, — einem Lehrer. Auch sie ließ sich vom 55 des Reichsoolksschulgesetzes und den häufigen trügerischen Verheißungen auf Gehaltsaufbesserung täuschen. Denn wer würde vor 20 bis 30 Jahren geglaubt haben, daß die Tiroler Lehrer solange um die Erfüllung ihrer gerechten Forderungen würden bitten müssen? Gerechte For derungen, nicht nur vom Rechtsstandpunkte, sondern auch aus Billigkeit und Menschlichkeit
, wenn schon viele nicht einsehen wollen, daß die endliche Ge währung so zahlreicher, ausdauernder und dringender Bitten der Lehrer auch der Schule zum größten Nutzen gereichen würden. Denn der Lehrermangel wird immer fühlbarer und der Eifer für den Lehr beruf selbst bei Lehrern begreiflicher- und verzeih licherweise immer geringer. Ist doch der Lehrer gehalt ein derartig unzureichender, daß selbst allein stehende Lehrpersonen gezwungen sind, sich in Schulden zu stürzen, wenn sie halbwegs standesgemäß
sich kleiden und bewegen wollen. Kann aber der Lehrer seinen Verbindlichkeiten nicht mehr Nachkommen, so sind Mißachtung und Mißliebigkeit seine steten Be gleiterinnen. Was soll erst aus uns Familienvätern werden? Ist es nicht unsere Pflicht, die Kinder aus bilden, notabene vielleicht die talentierten studieren zu lassen, da wir ihnen sonst auch keine Beschäf tigung geben können? Wie aber dies bewerkstelligen? Es gibt keinen Ausweg aus diesem Labyrinth von Kümmernissen, wenn nicht endlich doch die Landes