Geschichte der Ereignisse in der österreichischen Monarchie während der Jahre 1848 und 1849 in ihren Ursachen und Folgen
Die Frage, ob die russische Hilfe zur Beendigung des Bürger krieges in Ungarn überhaupt nothwendkg war, hat eine Zeitlang viele Debatten für und wider erregt. Aus wohlunterrichteter Feder ist dar auf folgende Antwort gegeben worden: „Die Lage der Monarchie war unstreitig eine sehr gefahrvolle. Der zweite italienische Feldzug war zwar mit Einem raschen Schlag in beispielloser Schnelligkeit siegreich beendigt, allein der Friede mit Sardinien noch nicht abgeschlossen; Ve nedig trotzte
noch der kaiserlichen Macht, und die politische Lage Mit- telitalieus erheischte die ungesäumte Vorrückung bedeutender österreichi scher Streitkräste bis Florenz und Livorno, bis Ancona und Fuligno. Unter diesen Umständen war die Uebersetzung größerer Truppenmaffen vom italienischen auf den ungarischen Kriegsschauplatz unmöglich ge worden. Die übrigen Provinzen der Monarchie waren »och keineswegs beruhigt; der Belagerungszustand der größeren Städte, die fortdauern den Umtriebe der revolutionären Partei
, die Aufregung, welche sich noch allenthalben kundgab, hinderte die Regierung, die noch reichlich vorhandenen militärischen Kräfte ganz dem Kampfe in Ungarn zuzu wenden. Endlich forderte auch die Besorgniß erregende Lage Deutsch lands die Aufstellung eines BeobachtungScorps in Vorarlberg.— Dem- ungeachtet wagen wir, nachdem wir den vortrefflichen Geist, die Ta pferkeit und die unvergleichliche Ausdauer der österreichischen Armee zu erkennen und zu bewundern Gelegenheit hatten; demungeachtet wagen
wir, auS dem militärischen Gestchtspuncte zu behaupten, daß die öster reichische Armee auch allein im Stande gewesen wäre, den Krieg in Ungarn durchzukämpfen. Es wäre, trotz der gefahrvollen Lage im In nern der Monarchie, doch möglich gewesen, die Armee in Ungarn noch um 29,000 Mann zu verstärken. Diese sonach ans 90,000 Mann ver stärkte Armee auf einem Puncte concentrirt, geführt von kriegserfah renen, bewährten Generalen, unter dem Commando eines Feldherrn, dessen Genie und seltene Thatkraft die Bewunderung von Europa