, vor seinen Augen flimmerten Politische Rundschau. 3nlnnD. Die Generalstabskamarilla. Der Chef des Generalstabes der österreichisch- ungarischen Armee, Freiherr Konrad von Hötzen- dorf, ist, wie schon gemeldet, zurückgetreten und die bürgerliche Presse lobt und preist den Mann als einen zweiten Moltke. Das war immer so. Die österreichischen Feldherren waren immer die genial sten Feldherren im Frieden, so lange nämlich, als das Feldherrentum darin bestand, für den Moloch möglichst viel Opfer zu verlangen
. So scheint es auch bei Herrn Konrad zu sein, der sich seinen Ruf weniger durch seine theoretischen Schriften, die auch von den Fachleuten anerkannt werden, erwarb, als vielmehr dadurch, daß er rücksichtslos immer neue Opfer an Geld und Blut von der Bevölkerung ver langte. Aber weniger als die Frage, ob Freiherr v. Hötzendorf wirklich das Feldherrengenie war, als das er hingestellt wird, interessiert uns, was setzt über die Wirksamkeit der Generalstabskamarilla, deren eigentliches Haupt Herr Konrad
war, bekannt wird. Es war schon seinerzeit bekannt, daß Konrad Nlit den horrenden Forderungen, die die Militär verwaltung stellt, nicht einverstanden war — aber nicht etwa, weil sie ihm zu hoch waren, sondern weil er noch viel mehr verlangte. Als Kriegsmini ster Baron Schönaich mit seinen Vorschlägen her- vortrat, der nicht weniger als 200 Millionen Kro nen für die nächsten fünf Jahre verlangte, und wei tere Forderungen, die in die Hunderte von Millio nen gingen, für die weitere Folge in Aussicht stellte
,' legte Konrad dem Kaiser eine Denkschrift vor, in der er nicht weniger als 360 Millionen an einmali gen Ausgaben und eine Steigerung der fortlaufen den Ausgaben uni 120 Millionen Kronen verlangte. Da Schönaich sich dagegen wendete, mit dem Hin- lveise darauf, daß schon sein Vorschlag nicht so leicht durchzusetzen sein werde, geschweige denn erst der Konradsche Vorschlag, überreichte Konrad seine De mission, die aber damals abgelehnt wurde. Schön aich flüchtete damals in die Oeffentlichkeit
, indem er in den Delegationen eine Aufsehen erregende Rede hielt, in der er die Bemerkung machte, daß die Theoretiker und Doktrinäre mit dem „elenden Brocken", worunter sie die 200 Millionen meinen, unzufrieden seien. Konrad hat das dem Kriegs minister nicht verziehen und, da das Belvedere hin ter Konrad stand, bald darauf Schönaich von sei nem Posten als Kriegsminister verschwunden, ob zwar auf Schönaichs Seite auch der Minister des Auswärtigen, Graf Aehrenthal, stand. Zur Po litik Konrads gehört