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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 5 di 8
Data: 19.12.1922
Descrizione fisica: 8
die Un ternehmer weniger Arbeitskräfte: verkürzte Arbeit, Kündigung und vermehrte Arbeitslosigkeit sind die Folgen. So die Wirkungen der kapitalistischere Wirtschaft. Alle Früchte gesteigerter Arbeit fallen dem Kapitalisten in den Schoß. Trotzdem sind die Unternehmer begehrlicher denn je und versuchen mit vermehrtem Eifer, den Schaffenden um die Früchte seines Fleißes zu betrügen. |ls6 . Pelle der Eroberer. Roman von Martin Andersen Nexö. Die Einfahrt beim Kriegshafen war großartig genug, um zu imporrieren

. Das Gewimmel auf der Brücke, ehe der Dampfer anlegte und Kutscher und Lastträger schrien und riefen, schlug ihm fast über dem Kopf zusammen; aber er hatte sich vor genommen, sich durch nichts verblüffen zu lassen. Es konnte ohnehin schon schwer genug sein, das richtige Ende aus all diesem zu entwirren. Und dann hatte der Zufall selber für ihn gesorgt. Unten am Kai stand ein dicker, jovialer Mann und sah Pelle so bekannt an: er schrie und rief nicht, son dern sagte nur ganz ruhig: „Guten Tag, Lands mann

", und bot Pelle Kost und Logis für zwei Kronen den Tag an. Es war gilt, einen Lands mann in all diesem Wirrwarr zu haben, und Pelle gab sich ihm vertrauensvoll in die Hände. Es war ein selten hilfsbereiter Mann, nicht einmal die grüne Kiste durfte Pelle tragen. „Die werde ich schon holen lasten!" sagte der Mann, und zu allem sagte er flott: „Das werde ich schon in Ordnung bringen, laß mich das nur . . Als drei Tage vergangen waren, präsentierte er Pelle eine umständliche Rechnung, die auf genau

fünfundzwanzig Kronen lautete. Das war ein son derbarer Zufall, gerade so viel Geld hatte Pelle ja. Er wollte es ja nicht gern 'rausrücken, aber Gast- Hofbesitzer Elleby rief den Schutzmann von der Straße herein; Pelle mußte bezahlen. Da stand er nun mit seiner grünen Kiste auf der Straße und wußte weder aus noch ein, hilf los und verzweifelt, als ein kleiner Knabe pfeifend vorüberkam und fragte, ob er ihm nicht Helsen könne. i „Ich kann die Kiste gern allein dahin bringen, wohin du sie haben willst

, aber dann kostet es fünf undzwanzig Oere und zehn Oere für den Zieh wagen. Wenn ich aber nur den einen Henkel an fassen soll, so kostet das nur zehn Oere", sagte er und sah Pelle ganz geschäftsmäßig an. Er schien nicht mehr als neun, zehn Jahre alt zu sein. „Ich weiß ja nur nicht, wo ich hin soll," sagte Pelle, dein Weinen nahe. „Ich bin auf die Straße gesetzt und habe keinen Ort. wohin ich mich wen den könnte. Ich bin wildfremd hier in der Stadt, alles Geld haben sie mir weggenommen." Der kleine Junge machte

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 6 di 8
Data: 12.01.1923
Descrizione fisica: 8
! ^ Warum gibt mir auch niemand eine Tracht Prü gel? Wenn du nur einmal ordentlich böse aus Irnich werden wolltest!" Sie war ganz außer sich und wußte nicht, was ' sie sagte. „Hör" einmal, jetzt solltest du vernünftig sein!" -sagte Pelle bestimmt, „denn dies hier ist nicht amüsant. Ich hatte mich darauf gefteut, heute zu Hause zu sein und bei dir zu arbeiten — und dann kriegst du Zufälle genau so wie die feinen Frauen zimmer!" Sie unterdrückte das Weinen mit einer gewalt samen Anstrengung und ging

dann in ihre Stube hinein, leise schluchzend. Gleich daraus kam sie wieder herein mit einer gerissenen Tasse für den Kleister und einer kleinen Blechdose mit einem Spalt im Deckel. Das war ihr Gerdkasten. „Nimm das," sagte sie und schob ihm die Schachtel aus 'den Schoß. „Dann kannst du dir Leisten kaufen und brauchst nicht um Arbeit bei den kleinen Meistern zu betteln. Hier in der „Arche" gibt^es Arbeit genug." „Aber Marie — das ist doch deine Hausmiete," sagte Pelle erschrocken. „Was tut das? Das Geld werd

ich bis zum Er sten schon wieder zusammenbringen." Ja, das würde sie schon fertig bringen! Pelle lachte verzweifelt darüber. Wie leichtsinnig sie mit dem Gelde um sich warf, das Hr dreißig Tage peinlichen Sparens und Nachdenkens kostete, um , cs für jeden Monat zusammenzuschrapen. „Was meinst du, was Peter und Karl dazu > sagen würden, daß du so mit dem Gelde um dich | ten und Instruktionen ausgeftattet und dem Fi- nanzminister unmittelbar unterstellt. Mit der Un barmherzigkeit einer Maschine werden Taufende

ausgesprochen. Um die zu erledi genden rückständigen Akten auszuarbeiten, müsien wirfst. Mach, daß du die Schachtel wieder ver wahrst — und zwar ein, wenig schnell!" „Ach, nimm sie doch," sagte sie beharrlich und fuhr fort, ihm die Schachtel hinzuschieben. „Ja, dann werf ich sie zum Fenster hinaus!" Sie öffnete schnell einen Fensterhaken. Pelle stand auf. „Das ist ja wahr, ich bin ja noch das Geld für die letzte Wäsche schuldig," sagte er und wollte eine Krone in die Schachtel stecken. „Gut

anderes als das, was sie selbst zusammensparte. Um die Mittagszeit kam sie und lud ihn ein. „Es gibt gebratenen Hering. Pelle, da kannst du j unmöglich nein sagen." sagte sie überredend, „denn ! das kann kein Dvrnholmer! Dann brauchst du nicht das langweilige Essen vom Höker zu kaufen und fünfundzwanzig Oere dafür wegzuwersen." die zurückgebliebenen Angestellten Ueberftun- den und Nachtarbeit machen! Gegen diese Brutalität wurde vom Bund der öffentlichen Angestellten, dessen Zentralorgan wir auch diese interessanten Mitteilungen entnehmen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 5 di 8
Data: 12.01.1923
Descrizione fisica: 8
derselbe über An trag des GR. Mühlbauer (Volkspartei) dem Fi- 1401 Pelle der Eroberer. Roman von Martin Andersen Nexö. Das war eine Niederlage; aber etwas hatte Pelle doch dabei gelernt! Der Stärkste trug den Sieg da von. und ihr Zusammenhatten war noch nicht ausreichend gewesen. Es mußte geredet, agitiert, es mußten Versammlungen abgehalten werden! Der Trieb zu dem Neuen veranlaßte sie wohl, sich zusammenzuscharen, aber ihr Ehrbegriff war noch nicht entwickelt. Das geringste Mißgeschick zer streute sie. Er verlor

schimmerten oben an dem kalten Himmel. Aber Pelle fror nicht! Er hatte eben die .Familie" geweckt und hörte sie da drinnen rumoren. Draußen auf dem Gang fing man an, schlaftrunken herumzutaumeln. ' Pelle pfiff den Marsch, gestern abend hatte er den letzten Abtrag seiner Schulden an Sort geschickt und ■ gleichzeitig an Vater Laste ganz bestimmt geschrie ben, daß er kommen solle — jetzt tage es! Marie kan: und reichte ihm den Kaffee durch die Tür. .Guten Morgen!" rief sie munter durch die j Türspatte

. .Heute kriegen wir schönes Wetter. Pelle!" Sie- war noch nicht ganz angekleidet und ließ sich nicht sehen. Die Jungen nickten chm Gu nanzausfchuste zugewiesen. Unsere Genosien wer den aber schon dafür sorgen, daß dieser Antrag raschestens einer zufriedenstellenden Erledigung zugewiesen wird. Ein eingelaufener Protest ge gen die Herabsetzung der Lehrergehälter wurde angenommen. Einem Antrag aus Erhöhung der Wasiergebühren wurde angesichts der Wichtigkeit einer gesicherten

werden. Das gleiche Bild bietet heute die Klöppelspitzenindustrie. ten Morgen zu, indem sie fortliefen. Karl hatte die Weste und Jacke unter dem Arm. Diese Klei dungsstücke Pflegte er immer anzuziehen, wenn er die Treppe hmablief. Als es Tag geworden war, kam Marie herein und brachte das Zimmer in Ordnung. Sie unter hielt ihn, während sie scheuerte. „Hör mal, Marie," rief Pelle plötzlich aus. „Ellen ist ja gestern hier gewesen und hat dich ge beten. mir einen Bescheid zu überbringen, wenn ich nach Hause käme

, liebe Marie," sägte Pelle be- ; sorgt und legte ihr die Hand aut die Stirn. „Du ! Für die Vorarlberger Arbeiterschaft sind diese Vorgänge umso empfindlicher, als die Löhne bei. Vollarbeit vollkommen unzureichend waren, und hat ja die Praxis gezeigt, daß in Zeiten der Hoch konjunktur viele Arbeiterfamilien den ganzen Lohn nur für Anschaffung der notwendigen Lebensmit tel ausgeben mußten, für Bekleidung und sonstige Anschaffungen nie etwas erübrigen konnten. In Betracht kommen bei der Kurzarbeit zirka

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 6 di 8
Data: 07.02.1923
Descrizione fisica: 8
hielt das Taschentuch vor den 1 Mund und weinte still. Das leichenblasse Gesicht war im Grunde wie stockfleckig. Pelle und der kleine Lasse mußten fort. „Du hast jetzt immer solche Eile," sagte Marie ' unzufrieden. „Ich wollte uns eben Kaffee kochen." „Ja, ich habe heute noch viel zu tun. Sonst bliebe ich gern noch ein wenig bei dir." „Weißt du, daß du nachgerade schon 'berühmt bist?" sagte Marie und sah ihn bewundernd an. „Die Leute reden beinahe ebensoviel von dir wie von dem starken

Klempnermeister. Sie sagen, du hättest den größten Mann der Stadt gestürzt." „Ja, sein Geschäft habe ich umgestürzt," er widerte Pelle lachend. „Aber wo ist denn der Kaufmann geblieben?" ,L)er fft wohl unten auf der Straße, um sich zu tzeraLuI" , . Karl ging ganz richtig da unten umher und ließ sich von den Jungen und Mädchen bewundern, eine ganze Schar hatte sich um ihn versammelt. „Du, dann kommen wir zu dir in den Laden, rvenn der Krämer nickst da is, und dann spMdierst du was!" hörte Pelle

" fragte Ellen, als Pelle und der kleine Laste nach Hause kamen. „Die gute Jahreszeit ist bald vorüber." „Ich muß zur Ausschußversammlung," erwiderte Pelle Zögernd. Sie tat ihm leid; sie sollte wieder ein Ktnd haben und ging so verlassen im Hause umher. Aber es war unmöglich, daß er daheim blieb. „Wann glaubst du, daß du wiederkommst?" „Das weiß ich nicht, Ellen. Es ist gern möglich, daß es den ganzen Tag währt." Dann schwieg sie und trug ihm Esten auf. 23. Das Jahr war, wenn möglich. noch schlechter

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 6 di 8
Data: 06.02.1923
Descrizione fisica: 8
Negierung eine nachdrück liche Protesterklärung abzugeben. In voller Es geschah wohl, daß er bei der Witwe Johnsen vorsprach. Sie saß so trübselig da und kehrte die Soldatenhosen, während sie Hannes Kleine war tete, die ein schönes Mädchen zu werden versprach. Alt war sie geworden und saß immer da und schalt über das Kind; wenn Pelle sie besuchte, kam ein frischer Hauch in ihr freudloses Dasein. Dann erinnerte sie sich des Ausfluges in den Wald und der traulichen Abende unter der Ampel, und seufzte

. Hanne sah gar nicht nach Pelle hin. Wenn sie aus der Fabrik nach Hause gestürzt kam, hatte sie nur Augen für ihr kleines Mädchen, das sich ihr entgegenwars und sofort spielen wollte. Die Oede des Tages saß der Kleinen in den Augen, und die Mutter mußte sie bei den Händen nehmen, so wie sie ging und stand, und mit ihr und der Puppe herumtraben. „Ich ging wohl über den hohen Berg —‘* sang Hanne, und die Kleine sang mit — sie konnte es schon! Hannes Augen ruhten still und abge klärt aus dem Kinde

Zn suchen, es war Trieb zum Vovwärtskommen in ihm. er wollte gern Kauf mann werden. Das einzige, was ihn zurückhielt, war die Rücksicht ans das Heim. Pelle sah ein, daß das kleine Heim jetzt ausgelöst werden mußte. Marie entwickelte sich stark, es war nötig für sie, ans der „Arche" Heranszukommen, und wenn Karl seiner Jugend nicht folgen durste, sondern sich den Geschwistern opfern mußte, würbe er als Eckensteher endigen. Kurz entschlossen, aus eigene Hand zu handeln, wie er es gewohnt war. verschaffte

Pelle Karl die nötige Ausstattung durch einen Unterstützungsverein und brachte ihn al? Lehrling bei einem Kaufmann unter, für den der Junge Botendienste verrichtet hatte. Eines Sonntagvormittags ging er mit einem großen Packen unter dem Arm in die „Arche" hin über. Er hatte den kleinen Lasse an der Hand, alle Augenblicke bückte der Junge, sich und nahm einen kleinen Stein auf. zog den Vater au das Boll werk und plumpste den Stein ins Wasser. Er schwatzte unablästig. Pelle ließ sich mechanisch

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 6 di 8
Data: 15.01.1923
Descrizione fisica: 8
| herum und warteten daraus, daß Pelle fertig wer- . den sollte. Sie wollten nicht ohne ihn Weihnach- ' ten feiern. Aber nun machte auch er Feierabend; er warf eine Jacke über, packte die Arbeit ein und ; lief davon. Draußen aus der Plattform blieb er einen Augenblick stehen. Er konnte den Lichtschein aus der'Stadt an dem tief mit Sternen übersäten Him mel ausblinzeln sehen. Die Nacht war so feierlich ^schön. Unter ihm hing das Holzwerk verlosten und seufzte im Frost.; alle Türen waren geschlosten

ein . Paar ftagende Augen empor, um nach dem Weih nachtsstern zu spähen! — Bei Frau Franzen war -Licht. Sie hatte heute ein weißes Tuch vor das Fenster gehängt und es stramm, davorgezogen; die Lampe stand dicht neben der Gardine, so daß der jenige, der sich da drinnen bewegte, keinen Schatten ' darauf werfen konnte. Das arme, alle Wurm! ^dachte Pelle, während er lief — die Mühe könnte sie sich gewiß sparen. Als er die Arbeit abgeliefert chatte, lies er in die Holbergstraße hinüber, um El len

ein fröhliches Fest zu wünschen. In seiner Stube war festlich gedeckt, als er wie der nach Hause kam: Schweinskarbonade, Reisbrei und Weihnachtsbier. Marie glühte vor Stolz über -ihr Werk; sie saß da und nötigte die anderen, aß aber selbst fast nichts. „Solch gutes Esten solltest du jeden Tag machen, ! Deern!" sagte Karl und hieb ein. „Du könntest, weiß Gott, in der königlichen Küche angestellt wer den!" „Warum ißt du denn gar nicht von dem schönen Esten?" fragte Pelle. „Ach nein, ich kann nicht", antwortete

Franzen hinüber — es war ein Jammer, daß sie nicht mit dabei sein wollte. Jetzt brannten da drüben fünf Lichter — sie saßen offenbar auf einem kleinen Tannenbaum in einem Blumentopf. Sie bewegten sich wie ferne Sterne durch den weißen Vorhang, und Frau Franzens Stimme klang dünn und gesprungen: „O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit?" Pelle öffnete das Fenster und lauschte; es wunderte ihn. daß die arme Alle so fröhlich sein konnte. Plötzlich ertönte eine warnende Stimme vou

?" Ms keine Antwort er folgte, gingen sie. Die alte Franzen ging in ihre Stube hinein und schloß ab; sie war müde und sorgenvoll und wollte zu Bett gehen. Aber nach einer Weile kam sie über den langen Gang gelatscht. „Pelle", flüsterte sie. „er liegt in meiner Stube! Während sie auf den Dächern herumkrabbelten, hat er sich ganz leise über den Boden heruntergeschlichen und in mein Bette geleg:. Großer Gott, seit vier Monaten hat er in keinem Bett gelegen — er schnarcht schon!" Dann schlich sie wieder hinaus

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 5 di 8
Data: 15.01.1923
Descrizione fisica: 8
. Der Krämer ging in Veran lassung des Tages auf den Zehenspitzen und expe dierte die kleinen, schmutzigen Gören mit zierlichen Verbeugungen. Er gab etwas zu und vergaß ganz sein gewöhnliches: Du, vergiß auch nicht, daß ihr noch für zwei Lot Tee und ein viertel Pfund Kaffee angeschrieben habt! Aber er mogelte wie gewöhnlich mit dem Gewicht. Marie ging mit aufgestreiften Aermeln und war sehr beschäftigt; sie warf alles hin und kam gelaufen, als sie den Daum sah. „Der kann ja hier gar nich' mal stehen, Pelle

!" rief sie und richtete ihn auf. „Er muß abgeschnitten werden. Er muß sogar noch abgeschnitten werden! Nein, wie hübsch der is! Aber unten, du, unten! — Zu Hause hat ten wir auch einen Tannenbaum: Vater ging selbst in die Klippen und fällte ihn, und wir Kin der waren mit dabei. Aber dieser hier ist viel schöner!" Dann lies sie in den Gang hinaus, um es zu erzählen; plötzlich fiel ihr aber ein, daß die Jungen noch nicht nach Hause gekommen waren, und da stürzte sie wieder zu ihm hinein. Pelle setzte

und das Portemonnaie in der Hand — sie sah auch so einsam aus, das alte Wurm! Jetzt hatte sie ;eit drei Monaten nichts von ihrem Sohn ge hört. Frau Olsen rief sie an und lud sie zum Abend ein, aber die Alte schüttelte den Kopf. Auf dem Rückweg sah sie bei Pelle ein. „Heut abend kommt er", flüsterte sie entzückt. „Ich Hab Schnaps und Hackbeefsteak für ihn ge kauft: denn heut abend kommt er!" „Werden Sie nur nicht enttäuscht, Frau Fran zen", sagte Pelle: „aber er darf sich ja nicht mehr hier hinauswagen. Kommen

Zutaten. Unten am Ausgang zur Straße mußten sie sich an zwei Va gabunden vorbeidrängen, die dastanden und in der Kälte schauderten. Sie sahen so verdächtig aus. „Da unten stehen zwei, aber es sind keine rich tigen", meldete Karl. „Sie sehen aus, wie die aus dem Kasino-Theater." „Lauf zu der alten Franzen 'rüber und sag ihr das", sagte Pelle. Aber die Alte antwortete nur: „Gott sei Dank, dann haben sie ihn noch nich' ge faßt!" Drüben bei Olsens war die Tochter Elvira nach Hause gekommen. Das Rouleau

war nicht herab- gelassen, und sie stand anr Fenster mit ihrem mäch tigen Hut mit den Blumen und ließ sich bewun dern. Marie kam hereingelaufen: „Hast du ge sehen, wie fein sie is, Pelle?" sagte sie ganz benom men. „Und all das kriegt sie umsonst von den Her ren, bloß weil sie finden, daß sie so hübsch is. Aber des Abends denn malt siö ihre Backen bloß an!"

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 6 di 8
Data: 05.07.1922
Descrizione fisica: 8
von vorne und von hinten? — Das is doch des Deubels, — nee, wie sonderbar das is!" Er konnte sich gar nicht von feiner Verwunderung erholen. „Aber nu kommt noch was Merkwürdigeres!" -sagte Kalle und sah den Bruder über die Tafel an. „Sieh, dies is doch 'ne Acht, und wenn ich die nu ruf den Kopf stell', so bleibt cs doch dasselbe. Sieh bloß mal, du!" Cr schrieb eine Acht. Lasse drehte di« Tafel hin und her und starrte. „Ja, bei Gott in’ Himmel, da« bleibt sich ganz egal, guck bloß mal, Pelle

man aber auch über Gbnit. • Bregenz. gm Beachtung. Reklamationen wegen Nichterhalt oder unregelmäßiger Zustellung der „Volks- Zeitung" können von den Abonnenten bei Genossen Hans Gattermayr, Schneidermeister, Maurachgast« 9, gemeldet nen das AVE gelernt hat. Wenn man bloß seinen Grips in Ordnung hat." „Nu soll Pelle ja ball) in die Schule," sagte Last« sin nend, „dann könnt' ich am End' auch noch denn es wär' ja gär zu schön. Aber Ich Hab' woll keinen Kopf dazu? Nee, ich Hab' woll keinen Kopf dazu." Das klang ganz

verzagt. Kalle schien ihm nicht widersprechen zu wollen. Aber Pelle nahm sich vor, daß er dem Vater einmal Lesen und Schreiben beibkingen wollte —- uNd zwar viel bester, als Oheim Kall« es konnte. „Aber wir vergesten ja ganz, daß wir «inen Weih nachtstrunk mitgsbracht haben!" sagte Lasse und knüpfte das Tuch auf. „Nee, so 'n Prachtkerl!" rief Kalle aus und ging ent zückt um den Tisch herum, wo die Flasche stand. „Das is wirklich das Beste, was du uns mitbringen kvnntst, Bruder — das paßt

nich' an! „öo, und Mr Kindtoufe kommt ihr ja so wie so!" sagte Kalle erltichkrt und stellte die Flasche in den Schrank. „Aber 'n Kaffeepunsch woll'n wir uns doch machen, denn hier is noch 'n Schluck Branntwein von heilig' Abend her, und Mütter kocht uns 'ne gute Taste Kaffee." „Ich Hab' schon Kaffee aufgesetzt!" antwortete die Frau verschmitzt. „Ree, hat Nu woll einer j« so 'M Frau gesehen? Ri« kann man sich was wünschen, immer tr es schon da!" Pelle vermißte sein« Seiden Kameraden von der Weide

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 4 di 8
Data: 27.12.1922
Descrizione fisica: 8
- ten die Bauarbeiter zu zwingen, sich mit reduzier ten Löhnen zu begnügen. Bis heute sind diese Pläne der Herren Unternehmer infolge des Zusam- menhallens der Arbeiterschaft noch nicht verwirk sollte. Aber dazu hatte Pelle keine Zeit. Zusam men mit Peter und Karl, die eifrig dabei waren, hielt er den „Arbeiter". Das genügte. „Ich weiß mehr von dem Elend, als die da schreiben", ant wortete er. Es fehlte ihm auch nicht an Holz zu seinem Feuer. Er hatte den Marsch des Elends vom Lande nach >der Stadt

. Ein Schiff, das sah ich fahren, Drei Grafen auf dem Schisse war-:'.." uns Hannes Antlitz lag ein blindes, stillstehen- des Lächeln, die Augen waren fast geschlossen. Sic drehte sich langsam um sich selbst herum zu dem Gesang der Kinder und sang leise mit: „Der allerjüngste von den Grafen, Die aus dem Schifte waren . . Plötzlich erblickte sie Pelle und brach aus dem Kreis heraus. Sie ging mit ihm die Treppe hin aus. Die Kinder standen da und riefen ihr ent täuscht nach. „Kommst du nicht heute abend

zu uns?" fragte sie. „Es ist so lange her' seit wir dich gesehen ha ben." „Ich habe keine Zeit, ich habe mich verabredet!" erwiderte Pelle kurz. „Aber du mußt doch kommen, ich bitte dich darum, Pelle." Sie sah ihn flehend an, ihre Augen brannten. Pelles Herz begann bei ihrem Blick zu pochen. „Was willst du denn von mir?" fragte er heftig. Hanne stand da und starrte unschlüssig in drc Ferne hinaus. „Du mußt mir helfen, Pelle", sagte sie tonlos und ohne ihn anzusehen. „Ich begegnete gestern —! Gestern abend

, als ich aus der Fabrik kam, stand er hier unten — er weiß, wo ich wohne. Ich ging aus die andere Seite hinüber und tat, als sehe ich ihn nicht; aber er kam mir nach und sagte, ich solle heute abend aus den Neumarkt kommen!" „Und was hast du ihm darauf geantwortet?" stagte Pelle finster. „Ich Hab gar nicht geantwortet, ich lief, was ich konnte." „Ist das alles, was du von mir willst?" rief Pelle hart aus. „Du kannst ja von ihm wegbleiben, wenn du es nicht willst!" Ein Frvstschauer schüttelte

sie. „Aber wenn er mich nun hier aussncht? — Und du bist so! — Ich mache mir ja aus niemand in der Welt was, als aus dir und Mutter!" Sie sagte das heftig. „Na ja, dann will ich zu euch hinüberkommen": erwiderte Pelle, munter. Er kleidete sich schnell um und ging hinüber. Die > Mte war erfteut, als sie ihn sah. Hanne war ganz ausgelassen; sie neckte ihn beständig, und es währte nicht lange, da hatte er seine Standhaftigkeit auf gegeben und sich in das lieblichste Gespinst hinein locken laßen. Sie saßen draußen auf der Galerie

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 6 di 8
Data: 21.12.1922
Descrizione fisica: 8
zuwege bringen? So wahr Gott lebt, Johnsen — fetzte ich — du und kein anderer ist der j Vater des Mädchens. Aber er hat uns geprügelt 'und wollt' mir nicht glauben. Er wurde wütend, 'wenn er das Kind ansah. und haßte uns beide, ' weil sie so sein war. Es ist denn auch kein Wun der. daß sie ein bißchen sonderbar im Kops gewor den ist. Du kannst mir glauben, Pelle, sie hat rnir 'blutige Tränen gekostet. Aber laß du sie fahren, , Pelle! Ihr könnte ich es wohl wünschen, daß du Iw kriegst

, aber für dich ist es nicht gut, 'daß sie dich so hinhält. Und wenn du sie kriegst, wird es am ; Ende noch schlimmer für dich. Frauenmucken sind ein elendes Mobiliar für eine Häuslichkeit." Pelle gab ihr recht in seinem stillen Sinn, er hatte sich betören lassen und vergeudete seine Ju ngend aus einem Wege, der zu nichts führte. Aber nun sollte es ein Ende haben! ; Hanne kam herein und sah ihn an. licht und : schwärmerisch. „Willst du mit mir spazieren gehen, Pelle?" fragte sie. . „Ja", antwortete Pelle erfreut und warf

schnell ' alle Vorsätze über Bord. 5. j Pelle und seine kleine Nachbarin wct'r'.serten, wer zuerst am Morgen ausstand. Wenn sie Glück ! gehabt hatte und ihn wecken mußte, strahlte ihr 'Gesicht vor Stolz. Es kam wohl vor, daß er ein wenig länger liegen blieb, um ihr die Freude zu gönnen, und ganz schlaftrunken antwortete, wenn Der Ermordet« als Hundefutter. Die Kölner Kriminalpolizei hat ein schrveres Verbrechen auf gedeckt, das vor kurzem begangen wurde. Der in Köln wohnhafte belgische

Sinnbilder aus deur Wappen der Stadt Rom, die ja früher- in der Umgegend der ewigen Stadt häufig waren und deren Skelette man noch heute hier und da an den Usern des Tiber finden kann. Die Raubtiere wurden von Hunger und Kälte aus den schneebedeckten Apenninen hervor gelockt und zeigten sich in den Dörfern in der Um gegend von Rom, schon fast vor den Toren. Die ita sie an die Wand pochte. Aber zuweilen forderten 'die Kinderjahre ihr Recht, und Pelle bewegte sich so still wie möglich, und um halb sechs

, daß sich der offizielle Henker Arbeit zusehen, während der Atem hörbar in ihr ging mit schwachem pfeifenden Geräusch. Es lag ein dumpfes Brüten in ihrem kleinen, zurück gebliebenen Körper, der Pelle an Mortens un glückliche Schwester Karen erinnerte; dasselbe Nn- ausgettagene. Versteinerte — wie die Früchte von allzu jungen Bäumen. Aber es lvar doch eine lich tere Färbung über ihr; die Kinderarbeit war nicht als bitterer Saft in sie übergegangen. nur ihr Aeußercs war davon gestempelt, lieber ihrem Wesen lag

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