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Schlern
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Pagina 4 di 84
Data: 01.06.1998
Descrizione fisica: 84
- und Bildungsideal, das seinerseits wiederum eine besondere Nähe zum individualistischen Politikver ständnis des Liberalismus erkennen läßt. Der Fall Joseph Streiter ist daher mehr als ein erhellendes Einzelbeispiel, er bietet Anlaß zu weiterführenden Überlegun gen über die Zusammenhänge von „politischer“ und „privater“ Sphäre. I. Die Familie Streiter in Bozen Die Familie Streiter stammt, wie man den ältesten Unterlagen des Streiter- Nachlasses entnehmen kann, aus dem nördlich von Bozen gelegenen Sarntal

. Am 8. März 1722 wurde Johann Joseph Streiter als Sohn des Gallus Streiter vom Streiterhöfl in Außerpens und dessen Frau Agnes Rungger geboren. ') Als 27jähri- ger promovierte Johann Joseph in Innsbruck 1749 mit Auszeichnung zum Doktor der Rechte * 4 ) und heiratete am 28. Mai 1752 Barbara Parti von Summersberg und Rohrweg. ) Das Ehepaar Streiter richtete sich in der Frag bei Klausen (Gericht Villanders) häuslich ein, wo 1753 die Kinder Anna Antonia und 1755 Bernhard Dominikus geboren wurden. Der zweite

Sohn Peter Alois"), später Apothekerge hilfe in Meran, kam 1757 in Bozen zur Welt, 1759 die Tochter Maria Anna Barba ra. Als syndik(us) et advokat(us) dynastiae Villandrensis wickelte Johann Joseph Streiter in den Jahren 1753 (November und Dezember) und 1754 (Jänner, März und Mai) Verträge und Geldgeschäfte verschiedener Parteien in der Gemeinde Vil landers ab. ; ) Anschließend begab er sich in die Dienste der Deutschordensballei an der Etsch/Weggenstein und wurde deren Sekretär in Bozen

. Die Umsiedlung von Villanders nach Bozen dürfte laut Geburtsdaten der Kinder zwischen 1755 und 1757 erfolgt sein. In diesen vier Eintragungen wurde Johann Joseph Streiter nobi- lis genannt; der Juristenstatus sicherte ihm also erhebliches Ansehen.“) Nach dem frühen Tod von Johann Joseph Streiter 1761 heiratete seine Witwe Barbara 1763 Jakob Planckenstein"), mit dem sie weitere vier Kinder hatte. -) Über die kommunalpolitische Arbeit Streiters wird Christine Mumelter dem nächst eine Arbeit publizieren

. ') Siehe dazu SLA, Matrikenbüeher, Bo zen/Pfarrei Maria Himmelfahrt, TB 1680-1731, 561. Folgende Abkürzungen werden verwendet: SB: Sterbebücher; SLA: Südtiroler Landesarchiv Bozen; TB: Taufbücher, BW: Briefwechsel. 4 ) SLA, Nachlaß Streiter, Streiter-Vorfah ren, Johann Joseph Streiter 1-2 (Inns bruck, 1749 Februar 1). ) Ebd.: (5): Tochter des Anton Parti, kai serlicher Bergwerksverwalter zu Villan- ders und der Klara Pachmanin, Witwe von Kollmann. Eheschließung 1733 Fe bruar 10. Am 14. November 1733

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Pagina 9 di 84
Data: 01.06.1998
Descrizione fisica: 84
. Die Übertreter dieses Verbotes wurden, da es unter den Schülern, meist Aspiranten von Tonsur oder Kutte, eine Menge Spione gab, mit der Wegnahme der Bücher, die man sofort verbrannte, kirchlicher Buße und selbst mit der Relegierung bestraft. Hier lernte Joseph Streiter auch seinen späteren Freund Beda Weber kennen 33 ), mit dem er sich dann entzweite. Da Joseph Streiter zu den „schwierigen“ Schülern gehörte, sah es die Mutter als das Beste an, den Sohn im Gymnasialjahr 1819/20 in das Knabenseminar

der Benediktinermönche nach Meran zu geben. Auch in Meran gelang es nicht, den Buben von verbotener Lektüre fernzuhal ten. Die Lektüre von Büchern und anderen Lesestoffen stellte für Streiters Gene ration die Chance dar, die eigene Subjektivität zu erfahren und Werte zu verin nerlichen, die nicht mit denen der Eltern- und Großelterngenerationen übereinstimmten; eigene Lebensentwürfe wurden erprobt und weiterverfolgt. Die Entdeckung verbotener Bücher hatte einen einmonatigen Hausarrest zur Folge, ferner mußte Joseph

seine Ferien im abgelegenen Kloster Marienberg im Vinschgau absitzen. Eine sicherlich harte Strafe für Joseph Streiter, der es ge wohnt war, seine Schulferien in der anregend-weltläufigen Sommerfrische am Ritten M ) zu verbringen. Joseph Streiters Jugend sollte nach dem Wunsch von Mutter und Erziehern durch umfassende Kontrolle und Disziplinierung geprägt werden. Nach diesem Grundsatz sollte Joseph Streiter in Hinsicht des Moralischen m ) während der er sten beiden Jahre der philosophischen Studien

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Pagina 8 di 84
Data: 01.06.1998
Descrizione fisica: 84
bensführung, wo Vernunft und Moral die Maßstäbe setzen und wo Sparsamkeit, Fleiß und Mäßigkeit höchste Prinzipien sein sollten.' “) Louise Streiter starb am 27. Februar 1829, nachdem sich ihr Sohn Joseph, in zwischen bereits zum Doktor der Rechte promoviert, mit seiner kleinen Familie teils in Bozen, teils in Innsbruck und Imst 1 ") niedergelassen hatte. II. Vaterlose Jugend im Schatten von Mutter/Kirche - zum Stellenwert eines Einzelfalles Als Joseph Streiter 1804 geboren wurde

, war seine Mutter Louise Streiter geb. von Tschiderer bereits 37 Jahre alt. Auch unter Berücksichtigung eines allgemein hohen Heiratsalters, „dessen Heraufsetzung die biologisch mögliche Fruchtbar keit einschränkte“, hatte sie den Sohn sehr spät zur Welt gebracht. 11 ) Joseph blieb ein Einzelkind, und der Vater Bernhard Dominikus Streiter starb, als sein Sohn im fünften Lebensjahr stand. Joseph Streiter wuchs in einer für jene Zeit nicht atypischen Kleinfamilie auf und wurde durch die Mutter streng behütet.Dies

. Programme - Analysen - Ergebnisse, Weinheim 1991, 153 f. x ') Vgl. dazu: Anne-Charlott Trepp, Sanfte Männlichkeit und selbständige Weib lichkeit. Frauen und Männer im Ham burger Bürgertum zwischen 1770 und 1840, Göttingen 1996, 367. 14 ) SLA, Nachlaß Streiter, Bernhard Domi nikus Streiter, Handlung, Geschäftli ches/Vermögensteilung, 14 (Bozen, 1810 März 30): namentlich Joseph von Giova- nelli als Onkl der Frau Wittwe, Johann Plankenstein als Onkl des Pupill, Loui se Streiter als Vormünderin auf Benen

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Pagina 15 di 84
Data: 01.06.1998
Descrizione fisica: 84
mählich auch die anderen Mitherausgeber ausfielen und die Fortführung der Al penblumen somit unmöglich wurde. Während viele Mitstudenten trotz allem in dieser Zeit erstmals das gesellige Leben, „das sich um Bier und Tabak in Kneipen drehte“, kennenlernten, mußte sich Joseph Streiter in dieser Zeit die „fragwürdigen Seiten der studentischen Subkultur“ weitgehend versagen. 64 ) Die notwendige Kontrolle des Tagesablaufs war durch ein ausgeklügeltes „Bekannten-Überwachungs-System“ gewährlei stet

nicht mit anderen herum, du weißt was ich gesagt habe, daß du außer den Peter Giovanelli und Herr Wagner keine Bekanntschaft oder Umgänge haben sollst, welches du mir auch wiederholt versprochen hast, ge he mir auch in keine anderen Häuser , 65 ) Den 24jährigen Joseph Streiter belasteten Abhängigkeit und die herabsetzen de Behandlung durch die Mutter, wobei der geforderte Studieneifer bei Verzicht auch auf harmlose Vergnügen dem Jugendlichen offenbar schwer zu schaffen machte. Auch das ungeliebte Jus-Studium

] zum Studieren, so würde ich Sie bitten und ersuchen, es ä peu pres wie das gelbe Kabinet in der Stadt mahlen zu lassen, nur mit mattem grünen oder blauen Grunde, und so wie eine Weinlaube. [...] Die Zeichnung, die ich von der Kapelle geschickt habe, ist, dünkt mich deuthlich genug [...] Die ganze Kapelle soll also ganz oder länglich rund seyn, oben mit einer ebenfalls runden Kugel.* 1 ) Seit seiner Großjährigkeit übernahm Joseph Streiter den seit längerer Zeit verwaisten Platz des männlichen „deus

ex machina“. Das Medium des Briefes half Mutter und Sohn, die oft monatelange Trennung zu überbrücken. Durch die Rekonstruktion der Tagesabläufe konnten sich beide ein Bild von der jeweiligen Lebenssituation des anderen machen. Gegen Ende des Studiums verabschiedete sich Streiter vom ungeliebten Inns bruck. Um weitere Gängeleien zu vermeiden und auf Anraten mehrerer Bekann- ") Vgl. ebd., 241. “■') SLA, Nachlaß Streiter, Louise Streiter an Joseph Streiter, 2 (Bozen, 1821 Okto ber 17). ““) Vgl.: Marita

Metz-Becker, Johanna Christiana Gock, verw. Hölderlin, geh. Heyn (1748-1828), Ein Frauenleben. In: Luise F. Pusch (Hg.), Mütter berühmter Männer. Zwölf biographische Portraits, Frankfurt a. M. 1994, 103-123. K ) SLA, Nachlaß Streiter, Joseph Streiter an Louise Streiter, 10 (Innsbruck, 1824 April 5).

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Pagina 17 di 84
Data: 01.06.1998
Descrizione fisica: 84
Auf der Suche nach dem individuellen, privaten Glück in der Ehe änderte sich auch die Einstellung zum anderen Geschlecht. Die Eheleute „arbeiteten ganz be wußt an sich und ihrer Beziehung“, wobei sich auf der einen Seite „intensiver Austausch, Verständnis und Innigkeit“ und auf der anderen Seite „Unterordnung und Ungleichheit“ manifestieren. 74 ) Joseph Streiters Gefühle für Hanni Holer waren von beiden Tendenzen gelei tet: In erster Linie von einer stürmischen jugendlichen Liebe

hergestellt. 77 ) Im Falle Joseph Streiters und Hanni Holers wurde dies - wie man annehmen kann - verstärkt vor der Verheiratung praktiziert. Zunächst aber wurde die Beziehung vor Mutter Streiter verborgen, weshalb Streiter die Briefe seiner Geliebten postlagernd abholte. Als Hanni Holer infolge einer Postverordnung nicht mehr posta restante an Joseph Streiter schreiben konnte, trat eine kurze Schreibpause ein, bis er sich ein Postfach mietete. Zudem riet er seiner Geliebten, sich mehrere Kuverts

Ihnen schon etwas davon bekannt ist, ') Vgl. dazu: Trepp, Sanfte Männlichkeit und selbständige Weiblichkeit, 301. ') SLA, Nachlaß Streiter, Joseph Streiter an Johanna Holer, 1 (Sterzing, 1825 Au gust 3). 7 ") Trepp. Sanfte Männlichkeit und selb ständige Weiblichkeit, 131. ") Vgl. ebda, 297. 7 ”) Steub, Sängerkrieg in Tirol. Erinnerun gen aus den Jahren 1842-1844, 100: Steub, immerhin ein Zeitgenosse Strei ters und auch meist kritischer Beobach ter, nennt Hanni Holer „ein Mädchen aus guter Familie

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Pagina 16 di 84
Data: 01.06.1998
Descrizione fisica: 84
, um aus dem bloßen „Tochter-Dasein“ in den Status einer Erwachsenen und selbständig disponieren den Hausfrau zu gelangen. Um 1800 wurden Ehen aber auch zunehmend als eine Gemütsverbindung auf der Grundlage von Gefühl, Empfindsamkeit, Freund schaft und Zärtlichkeit gesehen. Joseph Streiter deutete 1824, als 20jähriger Student in Innsbruck, seiner Mut ter sehr verschlüsselt die Möglichkeiten zum Kontakt mit einer jungen Frau an: Ich gehe nicht selten abends mit Freund Beyrer ins Doktor Holer'sche Haus

[...] und dies werden Sie mir um weniger verargen, da ich weder eine Schenke, noch ein Lasterhaus, noch eine blose Studentengesell schaft, sondern ein ordentliches Privathaus besuchte.’') Es ist durchaus anzunehmen, daß dieses private Haus deshalb so gepriesen und eifrig frequentiert wurde, weil sich Joseph bereits zu jener Zeit in Johanna '), die Tochter des Hauses, verliebt hatte. Daß er dieses und kein anderes Mädchen treffen wollte und sich dabei auch über die Gebote und Verbote der Mutter hin wegsetzte, war „Ausdruck

des mit dem bürgerlichen Leben untrennbar verbun denen Individualismus“/ 1 ) '“) SLA, Nachlaß Streiter, Ausbildung, 27. '") Vgl. dazu: Trepp, Sanfte Männlichkeit und selbständige Weiblichkeit, 85. 7 ") Tanner, Arbeitsame Patrioten, 170 f. 71 ) SLA, Nachlaß Streiter, Joseph Streiter an Louise Streiter, 7 (Innsbruck, 1824 März 8). ') Johanna Holer (geb. in Reutte. 1802 Mai 23, gest. in Cavalese, 1837 Oktober 1, Eheschließung in Sterzing, 1827 Okto ber 9). Vgl. dazu: SLA, Nachlaß Streiter, Familie Holer: Persönliches

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Pagina 12 di 84
Data: 01.06.1998
Descrizione fisica: 84
Sie Ihrem eigenen wahrhaft mütterlichen Herzen mehr folgen, als den Schalken, die mir Feind sind. Gut, daß der Werth des Menschen nicht von einer einfältigen Prüfung abhängt, und wohl mir, daß mein Herz keinen Vorwurf macht, daß ich meine Pflicht nicht erfüllt habe. Ich werde zwar unfehlbar die lste Klasse erhalten haben, indes iverden sie selbst wissen, wie nöthig es zu gegenwärthiger Zeit ist, daß man reüssiere ... ’") Die Erzieher von Joseph Streiter setzten nur geringes Vertrauen in die Mög lichkeit

und mit ihnen auszugehen, die mir auf keiner Weise behagen wollen, da sie nach meinen Urtheil wenig Geschmack haben, wenigst keinen solchen der mit dem meinen harmoniert. Sie mögen bedenken, daß alle die Kostgänger, die noch im nämlichen * 7 ) SLA, Nachlaß Streiter, Joseph Streiter an Louise Streiter, 5 (Innsbruck, 1824 Februar 7). w ) Vgl. Gerhard Oberkofler/Peter Goller, Geschichte der Universität Innsbruck, 118: Im Rahmen einer 1827 auf An schuldigungen des Brixner Bischofs und des Abtes von Wilten eingeleiteten

Un tersuchung gegen den an der Inns brucker Universität lehrenden Professor der klassischen Philologie und Ästhetik Johann Baptist Niederstetter, wird un ter anderem Gymnasialprofessor David Moritz von der Gubernialkommission als fanatisch-ultramontaner Geistlicher hinter den Vorwürfen vermutet. 4 ”) SLA. Nachlaß Streiter, Joseph Streiter an Louise Streiter. 7 (Innsbruck, 1824 März 8). Ebd., 18 (Innsbruck, 1824 August 21). 51 ) Ulrich Herrmann, Aufklärung und Er ziehung. Studien zur Funktion der Er ziehung

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