46 Ich ging zu meinem Vetter, der mich zitternd erwartete, und mir begaben uns auf den Weg zu unserem friedlichen Heim, betrübt über den Austritt, welcher sich vor meinen Augen ab gespielt hatte. „Mein armer Bruder, mein armer Bruder!" wiederholte Vetter Joseph unaufhörlich, warum mußte sich diese Magd zwischen uns stellen?" Er hätte gerade so gut sagen können: „Warum hat mich mein Bruder verkannt?" Doch Anzuklagen lag nicht in seiner edlen Natur. Wir gingen noch mehrere Male nach Granville
in der Hoffnung, Prosper Preur zu sehen. Zu unserem größten Be dauern war es unmöglich, denn wer weiß? Vielleicht hätte er uns gern gesehen? Außerordentlich beunruhigt wappnete sich Vetter Joseph eines Tages mit Muth und versuchte, bis zu seinem Bruder vorzudringen, aber die gallsüchtige Josephine mar die Stackere und hielt alle Thüren verschlossen. Er wandte sich nun an den Stadtvorstand, doch dieser antwortete ihm, daß er, weil sein Bruder den wenigen Freunden gegenüber, die ihn noch von Zeit zu Zeit
besuchten, sich nicht beklagt, kein Recht habe, sich in seine häuslichen Angelegenheiten zu mischen. So verging noch ein Jahr des glücklichsten und zufriedensten Zusammenlebens. Meine Pathin und Frau Hardouin spürten kaum das Alter, und unser Einkommen er laubte uns ein an genehmes Leben und mancherlei Zerstreu ungen. Wenn es Sonn tags hübsches Wetter war, miethete Vetter- Joseph, der vortrefflich gut zu fahren verstand, einen Wagen, und wir machten Ausflüge in die Umgebung. Für Frau Hardouin
Augenblick daran denken, meine Pathin, Frau Hardouin und auch Vetter Joseph zu verlassen? Meine großmüthige und klarsehende Pathin, die ohne Zweifel errieth, daß das Opfer, welches ich brachte, mir schmerzlicher war, als ich erkennen ließ, bestand darauf, ihn anzunehmen, indem sie mir die Vereinsamung, in welcher ich später dastehen würde, vor Augen stellte. „Dann werde ich es machen wie Sie, Pathin, und eine arme, kleine Waise zu mir nehmen." „Welche aber wahrscheinlich Dir nicht gleichen
, welches ihre lebenslängliche Rente auszahlte, seine Zahlungen mit Schulden von mehreren Millionen eingestellt habe. Ich rief meine Pathin, rief Vetter Joseph, der zum Glücke gerade da war, und, während ich mich mit meiner Pathin vergebens be- - - - mühte, unsere unglück- ^ liehe Freundin wieder zu sich zu bringen, zu einem Arzte eilte. Glück licher Weise war das Uebel nicht so ernst, als wir befürchteten. Frau Hardouin tarn nach und nach wieder zum Be wußtsein , und ein Thränenstrom erleich terte sie. Aber nachdem