die unrichtige Zustellung einer einzigen Werthsend ung kann für den Bediensteten die verhängnisvoll sten Folgen haben. Auch diese Uebelstände, unter denen Kauf leute und Private viel zu leiden haben, weil die Sendungen oft genug beim besten Willen der armen Bediensteten nicht rechtzeitig zugestellt werden kön nen, müssen der Kammer sehr wohl bekannt sein, und doch ist auch hierin trotz aller Klagen bis zur Stunde alles beim Alten geblieben. Die rührigen Kammern von Bozen und Trient haben diesbe
züglich in allen Städten Südtirols durch ihre Energie alles, was nothwendig war, durchgesetzt und nur in Innsbruck ist innerhalb der letzten zehn Jahre trotz des großen Aufschwunges der Stadt rein gar nichts geschehen, und dennoch rührt die ordenskranke Kammer keinen Finger, die Interessen ihrer Wähler zu vertreten und durchzusetzen. Bei der bekannten fiscalischen Schmutzerei des Postärrars, dem jeder neue Briefkasten mit Grob heiten abgerungen werden muß, müßte die Kammer ohne Unterlaß
hinter den berechtigten Interessen des Volkes her sein und dessen Forderungen so laut und anhaltend in die Welt schreien, bis das Postärrar, das alljährlich an die acht Millionen Reingewinn in die Staatskassen wirft, statt sie, wie dies in Deutschland geschieht, der Verbesserung der Verkehrs verhältnisse zuzuwenden, den Beutel austhut und herstellt, was nothwendig ist. Das fällt aber unserer Kammer gar nicht ein; ein im strengen Hofrathston abgefaßtes Memoran dum ist alles, wozu sie sich allenfalls
einmal auf schwingt, und so kommt es, daß sie nicht einmal mehr die lächerlich bescheidene Forderung des Publi kums, das niedliche Briefkästchen für Liebende in der Vorhalle des Bahnhofes durch einen normalen Briefsammelkasten umzutauschen, durchzusetzen ver mag, ein Zeichen von einer so kläglichen Ohnmacht und Willensschwäche, wie sie ärger kaum gedacht werden können. Kurzum die Handels- und Gewerbekammer ist in ihrer bisherigen Zusammensetzung infolge ihrer maßlosen Loyalität, hofräthlichen Concilianz
, aller- unterthänigsten Devotion und völligen Rückgrat- losigkeit in vielen Fällen für das Volk keinen Schuß Pulver werth. Drum, Wähler, greift zum Wahl besen und fegt die Kammer rein! Seht Euch die Männer, denen ihr demnächst Eure Interessen an vertrauen sollt, sehr genau an und wählt vor allen Dingen keinen, der sein Knopfloch nicht mit gutem, starken Hauszwirn fest vernäht hat! Thut Ihr dies nicht und sorgt Ihr nicht für eine Zusammensetzung der Kammer aus nackenfteifen, freien, unabhängigen Männern, so dürft