verspielte. Seit Monaten hat Gustav seiner Frau ver sprochen, am „nächsten“ Sonntag mit ihr einen Ausflug auf den Blitzkogel zu unter nehmen. Immer wieder war nichts daraus geworden. Er hatte immer wieder einen Grund gefunden (besser gesagt: konstruiert), welcher die Tour als unklug oder gefährlich oder nicht ratsam erscheinen ließ. Heute aber gibt’s keine Ausrede mehr: Es regnet nicht, die Sonne scheint nicht allzu heiß, der Föhn ist beim besten Willen eben sowenig festzustellen, wie die Spur
einer Wolke. Gustav versucht zwar in einem län geren Vortrage zu beweisen, daß das Wet ter oft ganz plötzlich umschlägt, aber seine Frau gibt diesmal nicht nach. Er muß aus. dem Bett heraus. Es ist 5 Uhr früh. Er gibt seinem Unwillen darüber ziemlich unver hohlen Ausdruck: „Der Sonntag ist der ein zige Tag in der Woche, wo man sich ein biß-, chen ausschlafen könnte, so bis acht Uhr. Aber das kümmert eine vergnügungssüchtige Frau nicht. Der Mann muß einfach raus!“ Mißmutig packt er beide Rucksäcke
nur — aber ich halte es noch leicht aus.“ Und schon setzt sie den Berg, stock wieder fest auf den harten Boden. Gustav aber liegt schon neben dem ab. geworfenen Rucksack zwischen blühender, Almrosen auf dem grünen Grunde. So froh ist er, daß er nicht mehr weitergehen muß „Ach was“, brummt er, „ich seh‘ dir‘s ja an daß du kaum mehr weiterkommst. Ich muß eben auf die Gipfelfreuden verzichten. ü t brichst mir ja sonst zusammen.“ Das arme Frauchen sieht ihn ängstlich an: „Nein, du sollst nicht wegen mir ... ich mach‘s
noch ganz gut ein paar Stunden ..« „Unsinn!“ poltert er, „Wir bleiben hß«ß Leise seufzend nimmt sie den schwer« Rucksack von den Schultern und setzt siet still neben den grollenden Gatten. 8j> schämt sich ein wenig. Der berggewohnte Gustav liegt wie eis Stock zwischen den Latschen und die müde Frau richtet aus den mitgebrachten Jackes und Decken ein weiches Lager zurecht, da er sofort in Verwendung nimmt. Dann macht sie sich über die Proviantdose her. Das erst» Brot ist noch nicht fertig bestrichen
, so daß sie Zd hat, von dem poetischen Zauber eines ehe lichen Ausfluges zu träumen. Und das Glück, das sie an der Seite Gustavs gefunden hat, macht sie so herzlich lachen, daß ihr die Trä nen über das liebe Gesichtchen herabrinnen Denselben Weg, den sie heute mit Gustav gegangen, hat sie schon einmal gemacht; vor vielleicht 10 Jahren. Auch zu zweit, so wi» heute. Und auch damals hieß ihr Wander gefährte Gustav. Genau so wie der heutige; Gustav Webmger. Und doch, trotz der Na mensgleichheit, welcher Unterschied zw* sehen den beiden