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Pagina 10 di 16
Data: 08.05.1904
Descrizione fisica: 16
. Und während sich im Vorderhause die Neugierigen drängten, spielte sich in der Fabrik eine andere Szene ab. Noch hatte Gustav keine Ahnung von dem Vorfall in Berlin, als er sich in den Fabrikraum begab und in der trüben Stimmung, die ihn seit dem Verschwinden des Vaters beherrschte, an die Arbeit ging. Da trat plötzlich zu ungewohnter Stunde, unerwartet und .mit dem Ausdruck höchster Erregung, Martha ein. Seit dem Tage der Einweihung hatte sie' das Haus nicht betreten. . Gustav wußte auch, daß sie es absichtlich ver mied

/ die Straße zu passieren, um nicht am Hause Vorbei gehen zu müssen. „Weißt du es schon?" fragte sie zitternd vor schmerz licher Aufregung. „Um Gotteswillen — Martha!" ries Gustav bestürzt- ihn interessierte gar nicht die Frage, die sie an ihn richtete. Er war erschreckt von ihrem Aussehen und noch mehr über ihr plötzliches Erscheinen, das eine ungewöhnliche Ursache haben mußte. „Franz ist verhaftet!" sagte sie mit erstickter Stimme, während heiße Tränen aus ihren dunklen Augen flössen

, „er soll deinen Vater ermordet haben!" „Aber das ist ja unmöglich!" rief Gustav, „das ist reine Verrücktheit! Ich habe es ja schon dem Bürger meister gesagt." „Also du wußtest, daß er im Verdachte stand!" sagte sie mit schmerzlichem Vorwurf, „und du hast mir kein Wort gesagt . . ." „Ich wollte dich nicht beunruhigen ... es muß sich ja bald aufklären. Ich halte die ganze Idee für kindisch." „Nun — da . . . lies!" sagte sie verzweifelt, indem sie ihm das Zeitungöblatt hinhielt. Gustav nahm ihr mit Verwunderung

das Blatt aus der Hand und warf einen zweifelnden Blick daraus. Aber schon in der nächsten Sekunde blieb sein Auge wie gebannt an einer Aufschrift haften. Da war tit großen, fetten Buchstaben zu lesen: Der Mörder Karl Schröders verhaftet! Franz Winkler aus Falkenstadt ist der Mörder! „Eine große Nichtswürdigkeit!" rief Gustav, nachdem er rasch die Zeilen durchflogen hatte. „Eine Gemeinheit, so etwas zu schreiben." r Empört warf er das Zeitungsblatt zu Boden und stieß cs zornig mit dem Fuße

von sich. Martha, die in sich zusammengesunken aus einem Stuhle saß, weinte vor sich hin. Eine kleine Pause trat ein, während welcher Gustav gedankenvoll hin und her schritt. Plötzlich blieb er stehen. „Weine nicht, mein Lieb," sagte er weich, „es wird, es muß noch alles gut werden." „Wie soll es gut werden," sagte sie klagend, „wenn alle Leute meinen Bruder für einen Mörder halten? Selbst wenn er sreikommt, liegt der schreckliche Verdacht auf ihm, und alle werden mit Fingern auf ihn und auf mich weisen

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Pagina 9 di 16
Data: 01.05.1904
Descrizione fisica: 16
Beilage rum „Rihbiiheler Derirks-Vole". «edatrivn. Druck und Verlag der Kgl. Bayer. HofbuchdrUctvrei von Gebrüder Reichel in Aug-burg. Spurlos verschwunden. Bürgerlicher Kriminalroman von W. Gerhardt, ft. Fortsetzung.) — (Nachdruck verboten.) „Sagen Sie einmal, Herr Schröder," fragte mrn der Bürgermeister, „hatte Ihr Vater Feinde?" „Daß ich nicht wüßte," antwortete Gustav, „ich wenigstens kenne keinen." „Hm ... so ... ja .. . Aber er muß doch wohl von Natur etwas heftig

sein . . . etwas geradezu. Man erzählt sich ja von einer Szene . . . einem Vorfall —" „Von welcher Szene?" fragte Gustav harmlos. „Mit einem gewissen Winkler, dem verrückten Erstnder." „Ach so," meinte Gustav kühl, „ja, da war der Vater etwas ärgerlich." „Hm, nur ärgerlich ... ? Doch schon etwas mehr. Aber einerlei ... das geht mich nichts an. Es war übrigens ein intimer Freund von Ihnen, dieser Wink ler — wie die Leute erzählen. Wo steckt er denn jetzt? Man sieht ihn ja gar nicht mehr." * 9 „Er ist verreist —" „Ach

— sieh da! Er ist verreist! ^eit wann denn?" „Herr Bürgermeister," sagte Gustav srostig, „darauf brauche ich ja doch keine Antwort zu geben. Das hat wohl kaum etwas mit der Sache zu tun." //Ja, ja, ganz recht," meinte der Bürgermeister mit heiterem Gesicht. „Aber wissen Sie, Herr Schröder, Sie bringen mich da auf einen guten Gedanken. Ich glaube, die Abwesenheit Winklers könnte doch was mit der Sache zu tun haben." „Aber Herr Bürgermeister!" ries Gustav erschreckt aufspringend. „Nur Ruhe! Ruhe

!" sagte der Bürgermeister, eine Glocke ergreifend und heftig klingelnd. Ein Magistratsdiener trat ein. „Krasunke —" wandte sich der Bürgermeister zu chm, „gehen Sie 'mal hinüber zu Winklers — wissen Sie, dem Mechaniker Winkler, dem Erstnder — und fragen Sie das Fräulein, wie lange schon ihr Bruder abwesend ist und an welchem Tage er Falkenstadt ver lassen hat." „Sehr wohl!" sagte der Mann und machte mili tärisch Kehrt. „Jch^ weiß wirklich nicht, Herr Bürgermeister," sagte Gustav bestürzt

wor den — da ist so ein Mann zu allem fähig." „Nur nicht zu einem Verbrechen!" warf Gustav heftig ein. „Ja — das meinen Sie. Aber die Polizei hat andere und bessere Er fahrungen." „Und ich versichere auf mein Ehren wort," sagte Gustav warm, „daß Winkler niemals eine schlechte Tat begangen hat, nie begehen würde- ich kenne ihn bis ins innerste Herz hinein." „Sie mögen vielleicht recht haben. Aber wir werden ja sehen. Wo steckt er übrigens jetzt?" ' „Ich weiß es nicht." „Ah — Sie wissen

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Pagina 10 di 16
Data: 24.04.1904
Descrizione fisica: 16
Die Beschäftigung mit dem Maschinenwesen war es, die Gustav und Winkler zusammengeführt hatte. Gustav erkannte bald die hohe Begabung des jungen Mechanikers und er erkannte auch, daß Winkler etwas neues geschaffen hatte, das als Erfindung vielleicht ein großes Vermögen repräsentierte. Nur fehlte dem Erfinder das Kapital, um seine Sache durchzuführen. Das Angebot Gustavs, ihm das Geld vorzuschießen, lehnte Winkler entschieden ab, da sich inzwischen Beziehungen zwischen Martha und Gustav

Wissenschaften gelernt, aber sich vergebens bemüht hatte, eine ihren Kenntnissen entsprechende Stellung zu finden, warf sie sich mit größter Energie auf die Por zellanmalerei. Mit großem Talent für Zeichnen und feinem Farbensinn begabt, brachte sie es bald dahin, sich in der kleinen Stadt einen Wirkungskreis zu schaffen, oer besser und einträglicher war, als jede andere weibliche Beschäftigung. Auf Gustav machte dieses willenskräftige Mädchen einen tiefen Eindruck. Er verliebte sich erst in ihre Schön heit

zu kämpfen und treu zueinander zu halten, bis Gustav völlig selbständig geworden und seine geliebte Martha, selbst gegen den' ZLillen des Vaters, als Gattin heimführen konnte. Und gerade dieses Verhältnis zwischen seiner Schwester und Gustav war für Winkler ausschlaggebend, das Geld, das ihm der Freund bot, nicht anzunehmen. Es werde, wie er meinte, ein Schatten aus die Ehre der Schwester fallen, wenn er das Geld Gustavs nehmen würde. Er war darum entschlossen, das notwendige kleine Kapital durch eigene

Arbeit zu verdienen, und die Arbeit in der Fabrik Schröders ließ er sich nicht besser bezahlen, als sie einem anderen bezahlt worden wäre. Die Kenntnisse und Fähigkeiten Winklers wurden aber gerade nur von Gustav geschätzt, der die Sache ver stand. In den Augen der Einwohner Falkenstadts war Winkler nur ein sogenanntes verbummeltes Genie, ein überspannter Narr, der sich ohne Grund einbildete, ein Erfinder sein zu wollen. Man begriff es nicht, warum er nicht wie jeder andere ordentliche Handwerker

nicht viel eintrugen. Er gab diese Arbeiten erst auf, als er von Gustav auf gefordert wurde, bei der Fabrikanlage gewissermaßen als leitender Ingenieur und Maschinist mitzuwirken. Nun war er plötzlich aus Falkenstadt verschwunden und vergebens wartete Martha aus eine Nachricht über seinen Aufenthalt. Nach der Szene mit Schröder war er barhäuptig, ganz wie er das Kesselhaus verlassen hatte, mir verzerrtem Gesicht und kochend vor innerem Zorn heimgekommen. Er war förmlich in die Wohnung hereingestürzt

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Pagina 10 di 16
Data: 05.06.1904
Descrizione fisica: 16
und seltsam Vorkommen, daß sich um ein und dieselbe Zeit mehrere Personen, die das Geschick mit einander verbindet, ohne jede Verabredung an demselben Orte zusammenfinden. Gustav Schröder und sein Schwager Anton Eysert hatten zu Hause am Vormittag erfahren, daß die Haft entlassung Winklers in kürzester Zeit bevorstände. Dies geschah, nachdem Gustav einer letzten Vorladung des Unter suchungsrichters gefolgt war, der Gustav nach einer kurzen Vernehmung die Mitteilung machte, daß nunmehr gegen die Entlassung

Winklers nichts vorläge. In dem Wunsche, nun die Haftentlassung zu beschleunigen und auch für Winkler etwas zu tun, reiste Gustav, begleitet von seinem Schwager, schon mit dem Vormittagszuge von Falkenstadt ab, und bei der Ankunft in Berlin war ihr erster Gang zum Rechtsanwalt Maßheim, um ihn vom Stand der Dinge in Kenntnis zu setzen. Und schon wenige Minuten nach ihrem Eintritt in dessen Bureau, kaum daß Gustav in knappen Worten ge sagt hatte, was er heute erfuhr, meldete der Bureau vorsteher

, daß Fräulein Winkler draußen sei und in sehr dringender Angelegenheit den Herrn Rechtsanwalt sprechen wolle. „Kommen Sie nur, Fräulein," sagte der Rechtsanwalt, selbst sie hereinholend, „Sie finden gute Bekannte und eine gute Nachricht." _ Nach einer flüchtigen Begrüßung mit Eysert sagte Gustav, noch ihre Hand in der seinen haltend: „Du kommst gerade zu rechter Zeit, liebe Martha. Ich brachte nämlich die Nachricht, daß Franz jeden Augenblick frei kommen kann." „Wirklich? Ist es wahr?" fragte

sie in freudiger Erregung, während sie ungläubig alle nacheinander forschend anblickte. „Ja, es ist wahr, Fräulein Winkler," bekräftigte Maßheim. „Es ist ja auch die höchste Zeit. Man hatte ohnehin keinen Grund, ihn sestzuhalten." „Also wirklich frei und völlig unschuldig?" fragte sie wieder. „Wie kannst du nur fragen, Martha?" meinte Gustav erstaunt, „es ist doch selbstverständlich —" „O, ich habe nie daran gezweiselt," sagte Martha, ^keinen Augenblick. Und er kommt frei, wirklich frei?" „Ja doch," sagte

Gustav nunmehr ein wenig un geduldig, während die anderen etwas verwunderte Ge sichter machten. „Nun, ja ... ich habe es auch nicht anders er wartet . . ." meinte sie. „Wenn Franz nur schon da wäre! Aber es ist mir etwas Merkwürdiges passierl. Etwas Sonderbares ... ich weiß gar nicht, was ich davon halten soll . . . Ich bin extra zu Ihnen, Herr Rechts anwalt, geschickt worden, von einem Herrn, der mir sagte er kann das Alibi meines Bruders Nachweisen." ' Maßheim sah Martha verblüfft

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Pagina 10 di 16
Data: 10.04.1904
Descrizione fisica: 16
ankündigen." Schröder lachte laut auf. „Das wäre ja noch eine Ueberraschung!" sagte er. „Na, ich habe das meinige getan. Sehen Sie zu, Hentschel, wie Sie die Sack)e anbringen. Ich bin ein verstanden." Hentschel nickte zufrieden und stieß noch einmal mit Schröder an. „Also unsere Kinder — hoch!" Beide waren so mit sich beschäftigt, daß sie gar nicht bemerkten, daß Gustav in der Nähe stand und jedes Wort hörte. Wie sich nun Hentschel umwandte, sah er Gustav vor sich stehen. „Prost Gustav!" rief

er ihm zu. „Prost," erwiderte Gustav höflich. „Meine Meta läßt Sie grüßen?" „So? Sehr viel Ehre . . . besten Dank," meinte Gustav kühl. „Na, tun Sie nur nicht so," sagte Hentschel, ihn er- munternd, „Sie wissen ja, wie es das Mädchen meint. Ihr habt euch ja immer recht gut leiden mögen." „Wie geht es denn dem Fräulein?" fragte Gustav so obenhin. „Ich habe sie seit drei Jahren nicht gesehen. Als ich sie das letzte Mal sah, war sie noch ein Kind, erst sechzehn Jahre —" „Und jetzt neunzehn —" „Ja — ah, sehen

Sie —," brach Gustav das Gespräch ab, „der Geistliche will eine Rede halten." Wirklich hatte sich der Geistliche schon zweimal geräuspert und nun schlug er kräftig und scharf auf das Glas. Jeder nahm wieder seinen Hlatz ein, tiefe Stille entstand und die Rede des Geistlichen mit einem Lobe auf Schröder und mit einem Hoch aus das ganze Haus ging vom Stapel. Nun konnte man sich wieder den materiellen Freuden der Tafel widmen. Die Spannung, die immer vor dem ersten Toast auf den Gemütern lastet, war gewichen

und cs herrschte jetzt eine gemütlichere Stimmung, jene Leb haftigkeit, die nach dem ersten Glase Wein an der Tafel Platz greift. Der Fisch war serviert, der Braten sollte an die Reihe kommen und zwischen Fisch und Braten erwartete man eine Ansprache von Gustav, der in seinem und im Namen seines nicht redegewandten Schwagers dem Vater danken sollte. Aber zu aller Ueberraschung erhob sich statt Gustav der Gerbermeister Hentschel, der es offenbar mit seinem Toast sehr eilig hatte. Hentschel war ein guter

Beleidigung gleichkam. Mehrere lange Sekunden dauerte das eisige Schweigen, während Gustav mit lächelndem Gesicht das Glas so übervoll einschenkte, daß sich der Wein über das blinkend weiße Tischtuch ergoß. Und jetzt fand Hentschel seine Geistesgegenwart wieder. - Mit einem Lächeln, das den inneren Zorn verdeckte, sagte er: „Ich danke Ihnen, Gustav. Das Glas war wirklich halb leer und als Strafe dafür kam ich von meinem Thema ab. Meine Worte sollten auch nicht Ihnen, sondern Ihrem Vater, meinem Freunde

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Pagina 17 di 18
Data: 24.09.1910
Descrizione fisica: 18
so ein bißchen Laufen kannst du vertragen." Mama Fischer sah ganz beschämt ihr gestrenges Töchterlein an und wollte sich eben mit einem schweren Seufzer erheben, als Gustav sich ins Mittel legte. „Dürfte ich mir vielleicht einen Vorschlag erlauben?" sagte er schnell. „Wie wäre es, wenn die älteren Herrschaften jetzt einen Mittagsschlaf hielten und um 4 Uhr 20 mit der Bahn nach Berghofen fahren, während die jungen Damen unter meinem Schutz über die „Königshöhe" gehen? Ich stehe dafür ein, daß ich sie hell

und gesund wiederbringe." Ein leuchtender Blick aus Costas Augen dankte ihm; sie tat die leisen Einwendungen der Mama, daß es' vielleicht doch nicht ganz passend wäre, mit einem spöttischen Achselzucken ab, setzte ihren Hut auf und reichte auch Lisbeth die Mütze hin. Tann wanderten sie, mit allerhand Ermahnungen und Rat schlägen bedacht, durch das Städtchen den Bergen zu. Wenn Costa gehofft hatte, vor Lisbeth mit einem schneidigen Courmacher zu paradieren, so hatte sie sich getäuscht. Gustav war ohnehin

ein zurückhaltender Charakter, und in Lisbeths Gegenwart hätte er eine Annäherung an Constanze geradezu für taktlos gehalten. So ging er ehrsam zwischen den beiden und plauderte von diesem und jenem, aber eine Antwort erhielt er meist nur von Lisbeth. Costa wurde immer einsilbiger und blieb geflissentlich^ mehrmals zurück, und als Gustav auch davon keine Notiz nahm, blieb sie stehen und sagte kläglich: „Mein Gott, Herr Bergemann, laufen Sie doch nicht so. Ich kann ja gar nicht mehr

mit." „O, wird es Ihnen zu viel?" fragte Gustav bedauernd. „Ich meinte, weil Sie den Weg vorschlugen, Sie wären eine tüchtige Fußgängerin. Aber wir können ja ein Weilchen ausruhen — nicht wahr, Fräulein Merten?" Lisbeth sah bedenklich nach dem Himmel. „Ich weiß nicht recht — ich glaube, wir bekommen ein Gewitter. Und auf der „Königs höhe" ist nur eine Ruine ohne Dach." Constanze sprang leichenblaß von ihrem Baumstumpf auf und klammerte sich an Gustavs Arm. „Ach, Herr Bergemann, retten Sie uns' Wenn es einfchlägt! Wenn wir getroffen

werden! Und Papa sagt immer, bei Gewitter darf ich nicht im Walde sein." Etwas ungeduldig machte Gustav sich los. „Ja, Fräulein Costa, wenn Sie das nicht dürfen und solche Angst haben, müssen wir eben so rasch als möglich vorwärts — den Berg herunter geht cs ja dann schneller." Costas Müdigkeit war auf einmal wie weggeblasen; sie jagte förmlich voran, so daß die andern ihr kaum folgen konnten. „Sind Sie auch so bange, Fräulein Merten?" fragte Gustav die ruhig und gleichmäßig neben ihm herschreitende Lisbeth

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Pagina 11 di 16
Data: 11.11.1911
Descrizione fisica: 16
. Nach langer Trauer erhob sich Gustav von dem Stuhle und nahm Abschied von Leonoren, obwohl die gewohnte Stunde seineA Weggehens noch nicht erschienen war. Das Mädchen bemerkte auf seinem Angesichte, daß eine Umwandlung in seinem Gemüte vor gegangen und sein Angesicht nun von Mut und Freude verklär- war; sie versuchte ihn zurückzuhalten und eine Aufklärung über seine Heiterkeit zu bekommen; aber er wies ihre Bitte liebevoll zurück, sagte ihr nur, daß sie wahrscheinlich morgen sein Geheim nis wissen

würde, und verließ den Grinselhof mit eiligen Schritten. Herr van Vlierbeke meinte in dem Auge des Jünglings gelesen zu haben, was in seinem Herzen vorgegangen wäre. Die Nacht hin durch versüßen sanfte Träume den Schlaf des Edelmanns. Als am folgenden Tage, die gewöhnliche Stunde der Ankunft Gustavs nahe war, klopfte das Herz des Vaters vor hoffnungsvoller Erwartung. Nicht lange und er sah Gustav durch das Tor kommen, um nach seiner Wohnung zu gehen. Die Kleidung des Jünglings war nicht, wie gewöhnlich

, aus leichten Stoffen gefertigt; er war nun beinahe wieder ganz in Schwarz gekleidet, wie das erste Mal, als er den Grinselhof be sucht hatte. Ein Lächeln der Freude erheiterte das Angesicht des Edel manns, indem er ihm entgegenging: diese ausgewählte Kleidung bestärkte seine Hoffnung und sagte ihm, daß feierlicher Besuch bei chm hevorstehe. Gustav bat, mit ihm einige Zeit allein sein zu können. Er wird durch Herrn van Vlierbeke in ein Nebenzimmer geführt; er bot chm einen Sessel, setzte

sich jetzt vor ihm nieder und sagte mit scheinbarer Gelassenheit in herzlichem Tone; „Ich höre, mein junger Freund." Gustav blieb eine Weile stillschweigend, um seine Gedanken zu sammeln. Dann sprach er in Aufregung, doch festen Entschlusses: „Herr van Vlierbeke, ich erlaube mir, einen wichtigen Schritt bei Ihnen zu tun. Ihre große Güte allein gibt mir den nötigen Mut dazu, und ich hoffe, daß Sie, was auch immer Ihre Antwort auf meine Bitte sein möge, gleichwohl meine Dreistigkeit zu ent schuldigen bereit sein mögen

..." Der Jüngling schwieg, um einige ermutigende Worte aus dem Munde des Edelmanns zu vernehmen; doch dieser sah ihn an mit einer Miene, worin nicht bestimmt angedeutet war, wie ihm me Enthüllungen des Jünglings gefielen. Ein Zeichen mit der Hand, als wollte er sagen: „Fahren Sie fort,," war seine ein ige Bewegung. Gustav fuhr lebhaft fort: „Ja, ich habe Leonoren geliebt seit dem ersten Augenblicke, wo ihr Auge auf mich gerichtet war. Seit dem ein Funke von Liebe in meinem Busen gefallen, ist diese, umgewandelt

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Pagina 10 di 16
Data: 11.11.1911
Descrizione fisica: 16
854 Der arme Ebelmann. Von H. Consciencc. Aus dem Vlämischen übertragen von K. Arenz. (Nachdruck verboten.) ! (Fortsetzung.) Als der Vater und sein Gefährte den Spaziergang fortsetzten, waren die jungen Leute wohl fünfzig Schritte voraus: und ob es mit Absicht geschah oder ob der Zufall allein die Schuld davon trug: der Abstand blieb fortwährend zwischen ihnen bestehen. , Die Jungfrau zeigte Gustav ihre Blumen, ihre Goldfischchen und alles, was sie in ihrer Einsamkeit hegte und pflegte. Kaum

Falten des Gemütes des Kaufmannes einzudringen, um ihm zu gefallen: ja, als die Unterhaltung zu Ende lief, griff er selbst zu der Rolle eines Possenerzählers. i Schon nahte der Augenblick, den Herr Denecker zur Abreise be- stimmt hatte: der Edelmann dankte Gott aus dem Grunde seines Herzens, daß er ihn gewürdigt habe, sich aus der dornenvollen Lage zu befreien, — als der Kaufmann mst einem Mal seinem! Neffen zurief: „He, Gustav, wir gehen hinein! .Wollen Sie den Abschieds wein mit uns trinken

: „Herr van Vlierbeke, ich habe hier einen sehr angenehmen Nachmittag zugebracht. In Ihrer Gesellschaft und der Ihrer lieben Fräulein Tochter ist man wahrlich glücklich. Ich bin aufs Höchste erfreut, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben und ich hoffe, daß nähere Beziehungen mir Ihre Freundschaft ganz erwerben werden. Unterdessen muß ich Ihnen aus dem Grunde meines Herzens danken für den freundlichen und aufrichtigen Empfang." Gustav und Leonore waren herangekommen. Der Edelmann sagte einige Worte

bleibe ich einige Monate abwesend. Wenn mein Nesse Sie während der Zeit besuchen würde, so hoffe ich, daß es Ihnen immer willkommen sein! dürfte." Der Edelmann wiederholte seine Beweise von Freundschaft. Leo nore schwieg, obwohl Gustav in ihre Augen schaute und auf gleiche Weise eine Erlaubnis von ihr zu erbitten schien. Der Oheim wendete sich nach dem Wagen. „Und der Abschiedstrunk?" fragte Gustav mit Verwunderung. „Ach, laß uns noch etwas hineingehen!" „Nein, nein," fiel Herr Denecker

ein, „es ist jetzt Zeit, daß wir gehen. Hierüber kein Sprechen mehr; ein Kaufmann muß Wort halten, und du weißt selbst zu! gut, was wir versprochen haben." Gustav und Leonore tauschten einen langen Blick, worin für beide die Trauer des Abschiedes und die Hoffnung auf baldiges Wieder sehen zu lesen standen: der Edelmann und Herr Denecker drückten sich mit einem wahren Gefühl von Zuneigung die Hand. — Man stieg in den Wagen. Unter liebevollen Lächeln und dem Grüßen mit den Händen, so weit man sich noch sehen konnte

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Pagina 11 di 16
Data: 10.04.1904
Descrizione fisica: 16
ihm gesprochen, dabei aber zuckte es zornig über sein Gesicht, daS erst sreundlicher wurde, als die Tochter ein dringlich und leise aus ihn einzureden begann. Dann setzte er sich hin und blieb still, während die Bedienung das Geschirr wechselte und auf Anordnung der jungen Frau sehr rasch den Braten herumreichte. Gustav tat indessen, als ob er die eingetretene Ver stimmung nicht im geringsten bemerkte, denn er war die Heiterkeit selbst. Er unterhielt sich sröhlich mit seinem Nachbarn Franz

Winkler und tauschte humorvolle Be merkungen mit den Gästen aus, die ihm gegenüber saßen. Und als man mit dem Braten fertig war, hielt er es für die höchste Zeit, dem Vater für das großmütige Geschenk zu danken. Es herrschte atemlose Spannung, als Gustav zu sprechen begann. Und er sprach gut und mit jugendlichem Feuer. Er erzählte den Gästen, wie gut der Vater sei. Das Geschenk, das er heute den Kindern gemacht, sei gar nicht seine großmütigste Tat. Sein ganzes Leben bilde eine Reihe von Güte

, Aufopferung und Geschenken an die Kinder. Nur um mit dem Vater zusammen zu arbeiten, habe er, Gustav, seinen Berus ausgegeben. Die Gäste wußten ja alle, daß Gustav das Gymnasium be sucht, dann aus ein Technikum gegangen sei, wo er sich dem Maschinensach widmete. Aber der Vater hatte den nur leise angedeuteten Wunsch, daß sein Name mit seinem Geschäft erhalten bleibe, und so hatte sich Gustav leichten Herzens entschlossen, die Fabrik zu übernehmen und seine technischen Kenntnisse für das Geschäft

recht gut bezahlt!" tonte es plötzlich vazwischen." „Wer sprach da?" fragte Gustav mit erhobener Stimme. „Ja, Winkler wurde bezahlt, wie jede Arbeit ihren Lohn verdient. Aber sie verdient auch Dank." Und darum, Franz Winkler, danke ich Dir für Deine Mitwirkung, ich danke Dir im Namen meines Vaters —" „Ohne Auftrag - J/ ertönte es halblaut an der Spitze des Tisches. ich danke Dir als Freund," fuhr Gustav mit einem gewissen Trotz fort, „denn Du hast mehr als bloß für Geld gearbeitet und geholfen

erhofft und erwartet hatte . . .' Und gerade Gustav, sein zweites Ich, die Ver körperung seiner Hoffnungen, gerade Gustav mußte es sein, der alles verdarb, was nach langen Vorbereitungen so schon und gut erhebend hätte rverden können. * * * Es war keine besonders gute Stimmung, in der sich Schröder am Tage nach dem großen Einweihungs- feste befand. Da war ihm schon am frühen Morgen etwas passiert, was ihm seine Laune gründlich verdarb. Hentschel rvar bei ihm gewesen und hatte das gestern unterbrochene

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Pagina 16 di 18
Data: 24.09.1910
Descrizione fisica: 18
von aller Vernunft verlassen?" Gustav Bergemann seufzte tief und fuhr sich mit der Hand durch den lockigen Schopf. „Zupacken — das sagst du so leichthin, Ernst. Aber heiraten, wenn man nicht bis über die Ohren verliebt ist, halte ich für ein äußerst gefährliches Experiment, denn womöglich —" „Na, da haben wir's ja! Wenn — aber — womöglich fehlt bloß noch vielleicht," rief Ernst Roland ärgerlich und sprang auf. „An dir ist Hopfen und Malz verloren — warte meinet halben, bis ein andrer dir das Glück vor der Nase

wegschnappt und gehab' dich wohl bis dahin." Knallend flog die Tür hinter ihm zu, und Gustav sah dem Freunde mit gemischten Empfindungen nach. Ob er nicht am Ende doch recht hatte? Um das liebe, leidige Geld drehte sich ja schließlich doch alles — im Bureau unter den Kollegen, zu Haus bei den Eltern, im Freundeskreise, immer hieß es, entsagend, sehnsüchtig, verbittert, je nachdem: „Ja, wenn man die nötigen Mittel hätte, wenn man vermögend wäre —" Und ihm wurde nun der Weg dazu geebnet — wie bereitwillig

, ihm gegenüber wenigstens, durchaus nicht fehlen. Daß in ihrem Ton, besonders den Eltern gegenüber, mitunter etwas lag, das Gustav nicht recht zusagte — ja, du lieber Gott, alles Gute ließ sich eben nicht zusammenbringen! Wie hieß doch der rührende Vers, den er mal irgendwo gelesen hatte? Am Sonntagmorgen brannte die Sonne mit unbarmherziger Glut vom wolkenlosen Himmel herab. Bereits um! 9 Uhr früh zeigte das Thermometer 22 Grad im Schatten, und als Gustav um 11 Uhr zum Bahnhof wanderte, war ihm reichlich

, aber doch für das junge Mädchen verständlich genug, setzte sie hinzu: „Das arme Wesen muß jeden Abend bis 8 Uhr im Kontor sitzen — da ist es doch beinahe Pflicht, sie Sonntags mal mit herauszunehmen." Gustav verbeugte sich und fand es im stillen sehr aufopfernd von Costa, daß sie sich diese Begleitung auf erlegt hatte, die ihr doch entschieden recht störend sein mußte. Er hatte eben noch nicht in alle Untiefen eines weiblichen Herzens geblickt. Costa Fischer hätte nie im Leben daran gedacht, Lisbeth aufzüfordern

, wenn sie Gustav Bergemanns nicht so sicher gewesen wäre. Aber es gewährte ihr ein prickelndes Vergnügen, Lis beth zu zeigen, wie der stattliche Verehrer ihr ergebener Sklave war, und vor ihren Augen ihm die kleinen Vertraulichkeiten zu gestatten, die dem zukünftigen Bräutigam so gern einge räumt werden. Nebenbei war sie von ihren eigenen Reizen so überzeugt, daß sie einen Vergleich zwischen sich und der bescheidenen Lisbeth für völlig unmög lich hielt, was allerdings nicht ausschloß, daß Gustav ihn trotzdem

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Pagina 14 di 16
Data: 03.04.1904
Descrizione fisica: 16
. Schröder warf einen Blick über die Anwesenden und zog unmutig die Brauen zusammen. Es fehlte noch einer, der in diesem Moment nicht fehlen durste. „Sag' 'mal, Elise," wandte er sich an seine Tochter, „weißt du nicht, wo Gustav steckt?" „Er wird wohl noch im Hinterhause sein," antwortete die junge Frau. „In der Fabrik, willst du sagen," verbesserte chröder stolz. Ja — die Fabrik! — Das Wort erfüllte ihn erst recht mit warmem Vollgefühl. Das war nicht mehr wie früher ein wenn auch das größte der Stadt

Waren u. s. w. an, und wo man hintrat, sah man die allerneuesten Vorrichtungen, die besten und neuesten Arbeitsmaschinen, kurz alles, was die in jüngster Zeit so vorgeschrittene Schuhwaren industrie an technischen Wunderwerken tzu bieten ver mochte — ja, es war ein Etablissement, aus das der Besitzer wirklich stolz sein durfte. In diesen Räumen nun waltete als Chef Schröders einziger Sohn Gustav, der, vertraut mit der Fabrikation, mit einem Freunde, dem Mechaniker Franz Winkler, ge meinsam die ganze Einrichtung zusammengestellt

wehrte, er vermochte Schröder nicht zu überzeugen. Nun mußte er es erleben, daß sein einziger Sohn Gustav mit den Kindern des Mannes, den er ge haßt hatte, innigste Freundschaft schloß. Schröder mußte erfahren, daß sein Sohn in die Tochter dieses „Betnigers" sich verliebte, er mußte zusehen, wie dessen Sohn mit seinem eigenen in innigster Harmonie zusammenarbeitete. Das machte den alten Herrn blind und ungerecht gegen alle Vorzüge des jungen Mechanikers. Schon wenn her Name Winkler ausgesprochen

. Das Vaterherz sehnte sich nach dem Sohne, nach dem Stolz und dem Erben des Hauses. „Wo steckt nur Gustav?" fragte er ungeduldig. „Da kommt er ja!" sagte Elise lächelnd. In der Tat trat Gustav in diesem Augenblick ein. Aber er war nicht allein. Er kam in Gesellschaft eines jlingen Mannes mit rötlich-blondem Haar und einem rötlichen Schnurrbärtchen unter einer markigen Nase - in Gesellschaft des verhaßten Franz Winkler. „Entschuldige, lieber Vater, daß ich so spät komme," sagte Gustav, „wir, nämlich Winkler

und ich, hatten noch an der Maschine etwas in Ordnung zu bringen." „Und da hast du ihn gleich mitgenommen," sagte Schröder ärgerlich. „Meines Wissens erhielt er keine Einladung." „Das war auch Unrecht," meinte Gustav einfach. „Er hat uns sehr viel geholfen, ohne ihn wären wir nicht fertig geworden." „Na, du bist ja um eine Antwort nie verlegen —" In diesem Moment gab Frau Elise ihrem Vater ein Zeichen und die Worte: „Zu Tische, meine Herr schaften!" unterbrachen alle angesponnenen Unterhaltungen. Man nahm Platz. Das Arrangement

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Unterinntaler Bote
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Pagina 9 di 16
Data: 18.11.1911
Descrizione fisica: 16
Beilage zum „Unterinntaler Boten". Hr. 46 Verlag der „Druckerei Union“ Oes. m. b. t).. hall In Tirol. 191! Der arme Ebelmann. Von H. Conscience. Aus dem Vlümischen übertragen von K. Arenz. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Ach nein, Vater," stotterte Leorwre, „Gott wird mir gnädig sein; ich fühle es an der Aufregung meines Herzens. Daß ich froh bin, verwundere dich nicht, Vater; ich sehe ja Gustav vor meinen Augen, wie er seinem Oheim zuredet; ich höre, was er sagt und was Herr Tcnecker

antwortet; ich sehe, daß er Gustav umhalst und dein Antlitz verdüstert, aus dem Herzen -u verbannen; du würdest mit ihm lustwandeln, dich mit ihm unterhalten, mit ihm jagen und fröhlich sein; er würde dich lieben, wie ein Sohn, — dich ehren und dir seine liebevolle Sorge weihen. Sein einziges Streben auf Erden würde dein Glück sein, tveil er weiß, daß deine Freude, meine Seligkeit ist; ich würde ihn belohnen für seinen edlen Sinn und seinen Pfad mit -den schönsten Blumen einer dankbaren Seele bestreuen

so freundlich!" „Du würdest also sehr glücklich sein, Leonore, wenn Gustav dein Bräutigam würde?" fragte. Herr van Vlierbeke lächelnd. „Ihn nie verlassen!" rief Leonore aus, ihn lieben, sein Leben verherrlichen durch Vergnügen, durch Trost' und Freude. Tie Einsamkeit des Grinselhofes beleben durch unsere Liebe! Ach, dann würden wir zu Zweien sein, um deine Tage zu versüßen, Vater. Gustav vermag mehr als ich, um den GraM, der zuweilen Herr erhöre dein schönes Gebet! Aber es sind Gesetze und Bräuche

in der Welt, die du nicht kennst. Eine Frau muß ihvem Gatten untertänig folgen, wohin er geht. Wenn Gustav für dich und sich eine andere Wohnung ernrichtete, so würdest du, ohne Einrede, ihm willfahren und dich nach und nach trösten müssen, getrennt von mir zu leben. Eine solche Trennung würde mir unter anderen Umständen unendlich bitter sein; jedoch, dich glücklich wissend, würde ich über die Einsamkeit kein Weh empfinden." Das Mädchen hatte mit Staunen und. Schrecken ihrem Vater während er diese Worte

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Unterinntaler Bote
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Pagina 10 di 16
Data: 25.11.1911
Descrizione fisica: 16
in feierlichem Tone: „'Glaube nicht, Gustav, daß unsere Trennung mich weniger leiden macht, als dich selbst, indem das Bewußtsein meiner Liebe dich in der Abwesenheit trösten kann. Drum sei stark und mutig: ich werde dein Andenken in meiner trauernden Brust bewahren, dir im Geiste folgen und dich lieben, bis das Grab die Kluft ver nichtet, welche nun auf ewig zwischen uns offen steht! Da oben bei Gott finden wir uns erst wieder! Auf Erden nicht mehr!" „O, du täuschest dich, Leonore," rief Gustav fast

glücklich aus, „es ist noch Hoffnung! Mein Oheim ist nicht unüberwindlich; er wird nachgeben aus Mitleid mit meiner Verzweiflung!" „Das kann sein: aber meines Vaters Ehrgefühl ist unversöhn lich," sprach das Mädchen mit dem Ausdruck trauriger Gewißheit. „Du mußt dich entfernen, Gustav; zu lange schon verkannte ich das Gebot meines Vaters, daß ich hier in Gegenwart eines Mannes! allein geblieben, der nie mein Gatte werden kann! Verlaß mich. Wenn jemand uns überraschte, so würde mein unglücklicher Vater

Schmerze: „Armer Freund, es ist grausam, auch noch diese letzte Hoffnung deinem Herzen zu entreißen: Dein Oheim mag einwilligen, — aber mein Vater?" „Dein Vater, Leonore? Er wird alles vergeben und mich in seine Arme aufnehmen als einen wiedergefundenen Sohn..." „Nein, nein, glaube das nicht, Gustav. Man hat ihm und seiner Ehre tiefe Wunden geschlagen: als Christ wird er Verzeihung geben, als Edelmann wird er den Hohn niemals vergessen!" „Ach! Leonore, du tust deinem Vater Unrecht. Wenn ich mit voller

Zustimmung meines Onkels zurückkehre und ihm sage: hier bin ich, der Ihr Kind glücklich machen wird. Geben Sie mir Leonoren zur Braut; ich werde ihr Leben schmücken mit allen den Freuden, welche die Liebe eines Ehegatten jemals einer Frau dar geboten hat; ihr Los soll beneidenswert sein auf Erden! Was meinst du, was er antworten wird?" Mit niedergeschlagenen Augen antwortete Leonore: „'Du kennst seine grenzenlose Güte, Gustav. Mein Glück ist das einzige Streben seiner Seele; er wird dich segnen und Gott

antun, mich zu ver gessen?" „Ach nein, Gustav," war die leise Antwort, „ich werde für's erste Mal schuldig vor Meinem Vater dastehen, aber ich fühle meine Ohnmacht: lügenhaft war mein Versprechen, denn vergessen kann ich dich nicht; ich muß dich lieben, so lange ich lebe: es ist mein Los auf Erden!" „O Dank,. Dank, Leonore," dies Gustav in Entzücken aus. „Deine liebreichen Worte bewaffnen Mich gegen das Schicksal. Bleibe, mit Gott, meine Liebe; dein Bild wird mich begleiten wie ein schützender Engel

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Pagina 11 di 16
Data: 08.05.1904
Descrizione fisica: 16
und stoße meine Hilfe nicht zurück, wenn du sie brauchen solltest. Das wäre nur kindischer Stolz, den vergiß nicht, ich bin der Freund deines Bruders . . ." „O, Gustav!" flüsterte sie besiegt. „Mein Lieb . . . meine geliebte Martha," sagte er, sie küssend, „alles ist ja dein, ich und was ich habe . . . behalte mich lieb, dann wird schon alles wieder gut werden." „Leb' wohl, mein geliebter Gustav," sagte sie unter Tränen lächelnd, während sie sich langsam seinen Armen entwand. „Aus Wiedersehen

Ziel gelangen würden. Gustav hatte nur das Schicksal Winklers im Auge. Er war empört über den Redakteur des Tage blattes, er war wütend über die Menschen, über diese Kleinstädter, die mit wahrer Leidenschaft die Gelegenheit ergriffen, über den lieben Nächsten herzufallen, um ihm die niederträchtigsten Dinge nachzusagen. Und über Winkler nachdenkend, begann Gustav das Gespräch damit, daß er es für notwendig halte, nach Berlin zu fahren und dessen Freilassung zu bewirken. Aber mit diesem Wunsche kam

er bei seiner Schwester sehr schlecht an. Als Frau konnte sie nicht die Neigung unterdrücken, mit der großen Masse zu gehen und sie machte kein Hehl daraus, daß sie die Ansicht der übrigen Falkenstüdter teilte. „Was geht uns überhaupt dein Freund Winkler an?" sagte Frau Elise etwas scharf, „wenn er Erpressungen verübt und sich wochenlang Gott weiß wo herumtreibt und nichts tut — Gott ... ein solcher Mensch ist zu allem fähig." „Du weißt nicht, was du redest!" ries ihr Gustav zornig zu. „Ich weiß wohl, was ich rede

," meinte sie spitz. „Du hast doch nur das Frauenzimmer, seine Schwester, im Kopse —" „Elise!" fuhr Gustav zornig auf, „du vergißt, das sie meine Verlobte ist —" „Da legen wir wohl viel Ehre mit ihr ein," sagte sie spöttisch. „Jedenfalls mehr, als mit irgend einem dummen Gänschen, das nur auf der Welt ist, um die Zeit mit Essen, Schlafen, Ankleiden und Klatschen lotzuschlagen." „Unsere erste Sorge ist es," fiel Elise ein, „daß wir uns um unfern arnren Vater bekümmern. Die anderen kommen nachher

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Pagina 11 di 16
Data: 05.06.1904
Descrizione fisica: 16
Und nun berichtete Winkler seinerseits, was ihn ver anlaßt hatte, den Rechtsamvalt aufzusuchen. „Selbstverständlich wollen wir schon morgen die Sache aus dem Patentamt näher in Augenschein nehmen," sagte Maßheim. „Nehmen Sie mir's nicht übel," begann Eysert plötzlich in seiner ruhigen, leidenschaftslosen Art, „daß ich wieder aus Hentschel zurückkomme. Ich weiß nicht, was mich eigentlich dazu treibt. Und ich will Ihnen und auch dir, lieber Gustav, jetzt gestehen, daß ich auch vorher, schon

vor Wochen, viel an Hentschel gedacht habe, obgleich wir ihn, seit der Vater verschwunden ist, nicht zu sehen ge kriegt haben. Oder vielleicht gerade deshalb. Er kam ja sonst fast alle vierzehn Tage nach Falkenstadt. . . und nun aus einmal blieb er aus. Ich glaube nicht, daß er nicht kam, weil er dir, Gustav, damals die Sache mit dem Toast übel genommen hat. Aber ... ich habe schon seit Wochen meine Gedanken." Er schwieg und zögerte und traf dabei auf den ge spannt verwunderten Blick

also sagen, Anton ... so sprich doch!" warf Gustav mit nervöser Ungeduld ein. „Lieber Gustav," meinte Eysert reserviert, „ich will gar nichts sagen. Nichts Positives, wenn du dir jetzt nicht selbst etwas zu sagen hast." Es trat eine tiefe Stille ein. „Meine Herren," begann jetzt der Rechtsanwalt, „ich gestatte mir einen vorläufigen Schluß aus den Worten des Herrn Eysert zu ziehen. Ich bin ganz seiner Mei nung — auch wenn er sie nicht ausgesprochen hat — nämlich, daß eine diskrete Nachforschung

in Rothendors erfolgen muß." „Jawohl," sagte Eysert kühl. „Durch die Polizei?" fragte Gustav. „Ich weiß nicht, ob das gerade ratsam wäre," meinte Eysert, „eher einer von uns — vorläufig wenigstens." „Willst du es übernehmen?" fragte Gustav wieder. „Hm ... ja ... gut ... ich übernehme es," sagte Eysert bedächtig. „Darf ich mich zur Unterstützung anbieten," fragte plötzlich Winkler in heftigem Ton. „Gerade Sie wären mir sehr willkommen," ant wortete Eysert. „Aber," sagte Winkler nun zögernd, „meine Er findung

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Pagina 9 di 16
Data: 15.05.1904
Descrizione fisica: 16
, wo sie miteinander einver standen sind. Er wußte auch, daß diese Kämpfe durchaus nicht ernst zu nehmen waren, da die Geschwister trotz der schein baren Meinungsverschiedenheit einand-r „Ich glaube, Elise hat recht," meinte er in jeuie* ruhigen Weise. „Wir müssen nun wirklich mehr über das Schicksal des Vaters zu erfahren suchen." Gustav schwieg und sah seinen Schwager fragend an. „Das Gericht bringt die Sache mit Winkler in Zu sammenhang," fuhr Eysert fort, „ich, für meine Person, glaube nicht, daß Winkler

irgendwie dahintersteckt. So was tut er nicht. Aber gerade darum müssen wir uns auch um Franz Winkler kümmern . . ." „Du bist also auch der Meinung, Anton, daß man erst Winkler loskriegt?" fragte Gustav lebhaft. „Ob man ihn loskriegr, ist ja eine andere Frage," meinte Eysert lächelnd. „Ich öroMrst cyriU von Rußland, bei d.r Explosion des „Petropaivlosk" gerettet. Admiral lllalraross, bet der Explosion des „Petropaivlosr- verunglückt. viel lieber hat ten, als sie es selbst ahnten. Schließlichtrug

der Bruder fast immer denSieg davon, zumal wenn Elise merkte, daß sie zu weit gegangen war und daß ihre Worte dm Bruder verletzt hatten. Dann wurde sie plötzlich sanft und Gustav konnte erreichen, was er nur irgendwie wünschte. Diesmal aber schienen die Geschwister von einem Einverständnis weiter als je entfernt. Kampfbereit und wrnig sahen sie sich in die Augen. Da griff Eysert ein. Admiral Nikolai Sferpdloro, der jetzige Oberkommandterende der russischen Krieg-flott- in Ostasten. denke

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Gardasee-Post
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Pagina 5 di 12
Data: 23.07.1910
Descrizione fisica: 12
eine tüchtige Fuß gängerin. Aber wir können ja ein Weilchen ausruhen — nicht wahr, Fräulein Merten ?" Lisbeth sah bedenklich nach dem Himmel. „Ich weiß nicht recht — ich glaube, wir bekommen ein Gewitter. Und auf der „Königshöhe“ ist nur eine Ruine ohne Dach.“ Constanze sprang leichenblaß von ihrem Baumstumpf auf und klammerte sich an Gustav Arm. „Ach, Herr Bergemann, retten Sie uns! Wenn es einschlägt! Wenn wir getroffen werden! Und Papa sagt immer, bei Gewitter darf ich nicht im Walde

sein.“ Etwas ungeduldig machte Gustav sich los, „Ja, Fräulein Costa, wenn Sie das nicht dürfen und solche Angst haben, müssen wir eben so rasch als möglich vorwärts — nachher den Berg herunter geht es ja dann schneller.“ Costas Müdigkeit war auf einmal wie weggeblasen; sie jagte förmlich voran, so daß die andern ihr kaum folgen konnten. „Sind Sie auch so bange, Fräulein Merten? fragte Gustav die ruhig und gleich wurde mir die Sache doch bedenklich. Aber der Platz war gut. Alles was von -Enten aufgestöbert wurde, kam

genannt.“ Gustav sah bewundernd in ihr freund liches Gesicht und die munteren Augen. Er hatte bei Fischers gehört, daß Lisbeth durch den Tod der Eltern ganz mittellos geworden war und Jeden Pfennig sich selbst erwarb — wie viel Kraft und Frische mußte in ihr stecken, daß sie ihr schweres Ge schick mit solcher heitern Ergebung trug. Er wollte ihr eben ein herzliches Wort sagen, als ein dumpfes Rollen ihn auf horchen ließ. Gleichzeitig fuhr ein pfeifender Windstoß durch die Bäume und wirbelte den Staub

Seebadegelegen heit sind zu verkaufen. Anfragen brieflich an: deutsches ßattbuteaiF in St. Christof am See Suganertal CSüdtirol.) „Es kommt, es kommt!“ kreischte sie, duckte sich unter eine riesige Tanne und schlug die Hände vors Gesicht. Gustav schüttelte sie ein wenig unsanft. „Weiter, weiter. Das ist der gefährlichste Platz. Wir sind ja gleich oben — vielleicht findet sich dort doch irgendein Schlupf winkel.“ Constanze weigerte sich. „Ich gehe keinen Schritt — keinen Schritt,“ wimmerte sie, und erst

als Gustav ärgerlich Lisbeth mit sich fortzog, kam sie ihnen unter Klagen nach. Die Trümmer der Burgruine tauchten gerade vor ihnen auf, als das Unwetter los brach In halber Verzweiflung suchte Gustav, den Constanzes Jammergeschrei ganz aus dem Häuschen brachte, nach einem Unter kommen und dankte dem Himmel, al- er endlich eine tiefe Mauernische fand, in der die beiden Mädchen vor dem strömenden Regen einigermaßen geschützt waren. So gar für Constanzes Riesenhut war in der Mitte noch Platz,

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Pagina 10 di 16
Data: 17.04.1904
Descrizione fisica: 16
Winkler öffnete eine kleine Türe. „Gustav!" ries er hinein. Es kam keine Antwort. „körnten Sie ihn nicht holen?" fragte Schröder wieder sehr mißlaunig. „Nein, Herr Schröder," lautete die Antwort, „ich kann jetzt nicht von der Maschine wegkommen." „Ist denn nicht schon alles in Ordnung?" „O ja." „Warum sind Sie denn noch hier?" „Wieso?" „Nun, die Arbeit könnte wohl auch ein Schlosser- oder ein Schmiedegeselle machen." „Vielleicht — aber so in den ersten Tagen —" „Ach was, in den ersten Tagen

," sagte Schröder ärgerlich, „ich glaube nur, Sie wollen sich hier zu schassen machen." „Das mag Ihre Meinung sein," sagte Winkler ruhig, „Gustav wünscht aber —" „Warum sagen Sie immer „Gustav"," meinte nun Schröder zornig, „mein Sohn Ist sür Sie Herr Schröder." „Also, Herr Schröder der Jüngere wünscht, daß ich bis aus weiteres das Maschinenhaus überwache," sagte Winkler noch immer mit eisiger Ruhe. „Aber ich wünsche es nicht!" platzte Schröder heraus, „ich, Schröder der Aeltere. Ich wünsche überhaupt

sich Barer und Sohn demonstrativ gegenüber. Es war eine halbe Stunde nach jenem Vorfall im Mafchmenhause. Zuerst gab es eine heftige Auseinandersetzung, dann trat tiefes Schweigen ein. Auf die starke Erregung folgte bei Schröder eine tiefe Abspannung. Während er, im Lehnstuhl zurückgelegt, düster vor sich hinbrütete, hatte ihm Gustav den Rücken zugewandt und schweiaend, mit trotziger Miene, blickte er zum Fenster auf die Straße hinaus. „Ich habe nichts mehr in diesem Zimmer zu tun," sagte

er. „Ich werde Anton in Kenntnis setzen, daß er nun über das ganze Geschäft verfügen kann." Und festen Schrittes ging er zur Tür. „Gustav!" schrie Schröder aus. „Vater?" — „Du verläßt mich — wegen dieser Leute . . •.* „Du hast Unrecht, Vater . . . zum ersten Male, seitdem ich denken kann, muß ich dir Unrecht geben Ach, Vater!" sagte er in flehendem, schmerzlichem Tone, „du bist ja die Güte selbst . . . und du konntest so etwas tun, konntest einen Menschen so schwer kränken und beleidigen

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Pagina 10 di 16
Data: 15.05.1904
Descrizione fisica: 16
nur aus dem Grunde erlangen würdet weil man ihm nicht klar Nachweisen könnte, daß er einen Mord begangen habe, so würde der Verdacht zeitlebens auf ihm haften hleiben. An eine Erfüllung langgehegter Hoffnungen, an eine Verbindung mit Gustav, an eine Freude am Leben wäre für sie dann nicht mehr zu denken. Und diese Gedanken teilte sie auch Gustav mst, als er sie aufsuchte. Sie hatte weit im Osten Berlins ein kleines Zimmer- chen gefunden und ihr Einzug in dieses Stübchen stellte sich als eine Art Glücksfall

der Firma vorgestellt hatte, das En gagement — allerdings vorläufig nur auf Probe — zu erhalten. Am Abend des Tages, als sie ihre Stelle angetreten hatte, war sie durchaus nicht überrascht, als sie bei ihrer Nachhausekunft in der Wohnung ihrer Wirtin Gustav vorfand, der seit Stunden aus sie gewartet hatten sie wußte, daß er kommen würde. Auf einem langen Spazier gang, den sie nun unternahmen, um ungestört sprechen zu können, tauschten sie ihre Gedanken aus. Martha teilte ihm zunächst die Adresse

, sich so bald als möglich auszuzeichnen. Gustav erfuhr nun, was vorläufig überhaupt zu er fahren war. Im übrigen aber hatte ihr Gespräch nichts von der Freudigkeit d^l Wiedersehens zweier Liebenden. „Wir können nur wenig zusammenkommen," sagte sie. „Am liebsten wäre es mir, wenn wir uns gar nichl sehen, oder nur, wenn es für Franz unbedingt nötig ist/' „Aber weshalb denn, liebe Martha?" wehrte er ver stimmt ab. „Siehst du es denn nicht ein?" sagte sie traurig. „Ich habe den ganzen Tag im Geschäft zu tun

. Meine Wirtin und ihre Tochter sollen nicht glauben, daß ich Liebesabenteuern nachgehe. Und selbst wenn ich auf deren Meinung nichts geben wollte, mit welchen Gefühlen kann ich mit dir zusammen sein, so lange man meinen Bruder für den Mörder deines Vaters hält? Was würdest du von einem anderen Mädchen in meiner Lage denken? Nein, nein, lieber Gustav, mein Herz bricht mir da bei .. . aber mir müssen auseinandergehen . . . Nichl aus Furcht vor anderen Leuten, sondern unsertwegen, bis vielleicht

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Pagina 11 di 16
Data: 24.04.1904
Descrizione fisica: 16
war noch immer nichts zu hören. Das war zu stark. War man in der ersten Zeit über das Schweigen des Vaters ärgerlich, so nistete sich im Verlauf der Aage die Sorge in den Herzen ein. Und Gustav hatte eine doppelte Sorge. Ganz wie Schröder war auch Franz Winkler verschwunden und bis zur Stunde hatte die Schwester kein Lebenszeichen von ihm erhalten. Niemals war es vorgekommen, daß Schröder so lange auf Reisen blieb. Wo sollte er auch so lange sein? Man nahm die Bücher zur Hand, die von ihm stets mit größter

Sorgfalt geführt wurden und forschte nach, wie viel Geld er mitgenommen hatte. Aus der Höhe der Summe ließ sich ein Rückschluß auf den ungefähren Umfang der Geschäfte machen, die er erledigen wollte. Es stellte sich heraus, daß er dreitzigtausend Mark zu sich gesteckt hatte, als er die Reise antrat. Aber man wartete noch, man wartete mit immer steigender Sorge und Unruhe. Doch schon neigte sich die dritte Woche zu Ende und nun konnte man nicht mehr warten. Gustav entschloß sich zu einem energischen

tisch im großen gestochtenen Lehnstuhl, und schräg gegen über saßen auf zwei harten, sehr einfachen Sesseln Gustav und Elise. „Also weinen Sie nicht, liebes Kind," redete er der m Tränen aufgelösten Elise zu. „Es wird sich schon alles aufklären. Wir wollen einmal systematisch zu Werke gehen, vielleicht kommen wir dann bald arrs die Spur. Alle Dinge in der Welt sirrd viel einfacher, als wir glauben. Also, wollen wir nun aus die Sache eingehen." Er fragte vorschriftsmäßig nach dem genauen Namen

, dem Alter des Vermißten und nach Tag und Stunde der Abreise und dem Ziel, wohin die Reise führen sollte. Nachdern er davon Kenntnis genomrnen hatte, begann er mit einer Art Verhör. „Hat Herr Schröder nicht irgendwelche Andeutungen gemacht — sagen wir, hatte er nicht etwas wie Welt schmerz?" „Schmerzen?" fragte Elise. Gustav verstand diese Frage, die einen eventuellen Selbstmord andeutete, besser als seine Schwester. „Nein, Herr Bürgermeister," sagte er, „mein Vater war noch sehr lebensfreudig

des Verschwindens außerhalb Falken- stadts suchen." „Ich möchte auf den merkwürdigen Umstand Hin weisen," bemerkte Gustav, „daß er seit seiner Abreise von Falkenstadt überhaupt an keinem Orte gesehen rvorden ist." „Merkrvürdig, allerdings höchst merkrvürdig. Ist er aber überhaupt von Falkenstadt abgereist?" „Ja, denn unser Kutscher trug ihm das Gepäck bis ins Coupe nach, er war dabei, rvie Vater Platz nahm und ging vom Bahnhof erst weg, als sich der Zug in Bewegung setzte. Der Zug hält ja nur zwei Minuten

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