Beilage zur Meraner Zeitung Nr. 57 vom 15. Juli 1868. (Fortsetzung aus dem Hauptblatte.) sein, und ich flehe zu Gott, daß er mich zu sich nimmt, wenn das ;eschehen könnte, denn lieber dann todt. Ich lebe so nur halb, und ern von ihm leben zu müssen, hab' ich mir nie gedacht. Gott egne mein Leben, mein Glück, meinen Gustav! Mein Chorinsky Kst Du's, ich küsse Dich 1000mal: ich dank' Dir für alle Liebe und Treue, segne Gott Dich dafür 1000 und 1000 mal. Mein Chorinsky, bleib mein, behalt
. „O welch' ein Abschied von Malse- ville! Herrgott, erbarme Dich mein! denn ich habe genug gelebt. Adieu, mein lieb'Zimmerchen, adieu, ich küsse das Kissen, wo sein geliebtes Haupt gelegen; Chorinsky, Gustav, ich kann Dich nicht verlieren, denn ich liebe Dich zu namenlos in allem Leid und Schmerz, den ich durch Dich fühle. Adieu, Malfeville, adieu, Malfeville! O, wie war ich glücklich mit ihm hier, wie noch selbst ohne ihn durch seine Briefe, und wie elend und arm scheide ich; Gott sei mit ihm!' Zwi
schen den Beiden, die sich nie hätten kennen lernen sollen, fand am 24. Juni eine Zusammenkunft statt; vom 23. I. datirt, finden sich dort folgende Zeilen, die für beide Theile gleich charakteristisch sind : »Bis 12 Uhr erwartete ich in furchtbarer Erregung meinen Gustav ; end? A) hörte ich seinen .Schritt, seine Dtimme, er trat ein, und sein er- . stesWort war: „„Was thust Du hier; wann gehst Du wieder?'?' Was weiter für Reden folgten, will ich nicht sagen, es ist genug, daß ich's hörte
aufgeschrieen vor Schmerz, als ich ihm Adieu sagte 4»/2 Uhr war ich im Wagen zur Abfahrt bereit, „Adieu!' Die Gräfin reiste nun nach Berlin, von wo sie am 28.1. wieder nach Wien zurückfuhr. Während dieserZeit scheint der Graf Gustav Chorinsky einen ganzen Pack von Lügen über sie bei seiner Familie ausgestreut zu haben, denn sie fand in dem Hause ihrer Schwiegereltern nicht die gehoffte freundliche Aufnahme. ! Der Graf Gustav Chorinsky scheint ihr noch dazu in empörender ^eise gegenüber getreten
'. Die Unterschrift lautete von MathildenS Hand j,Deine Dich liebende Schwägerin Mathilde', „das nichtsnutzige Luder' hatte die fremde Hand beigefügt. Die öffentliche Anklage scheint anzunehmen, daß diese zärtlichen Randbemerkungen von Gustav Chorinsky herrühren; dieser aber erklärt: „Ich kann mich nie erinnern, diese Sachen geschrieben zuhaben, ich würde es nicht ableugnen, wenn ich es gethan hätte, aber es kann sich auch irgend Jemand den dummen Spaß erlaubt haben.' Nun kommen die Urkunden zur Verlesung