, nach Beauforts Brief. Margot war, als Guido sie verlassen hatte, zum Kaminfeuer getreten. Sinnend vor demselben in einem Sessel Platz nehmend, zog sie ein kleines Tischchen heran und klingelte nach der Lampe. Es war so behaglich in dem warmen mit allem Komfort ausgestalteten Gemach, in dem man das Walten einer Frauenhand wohl erkannte, und sie selbst sah so befriedigt und glücklich aus, wie wir sie noch nie gesehen. Doch der leise Schmerzenszug um den kleinen Mundwinkel war geblieben. Der Diener brachte
Licht und langsam faltete sie den Brief Beauforts auseinander. Bewegte es sie doch, daß er nun so treulich ihr den Beweis seiner Liebe gab? Zu spät! Die feinen Finger zitterten, denn der Bogen knisterte leise. „Mein lieber Guido! Lange habe ich gezögert mit meiner Antwort auf Deine erneute freundliche Einladung. Ich käme gerne und doch kann ich nicht kommen! Ver stehst Du das, mein Freund? Du weißt, niemand auf Erden kann Dir und ihr ein größeres Glück gönnen und wünschen als ich — aber Wiedersehen
— ihre Achtung will ich mir be wahren. Nicht Ihr seid es, Guido, die ich fliehe, es ist mein eigenes schwaches Herz, und dieses Herz bittet Dich, laß mich. Laß mir die Ruhe, die ich mir so schwer er kämpft. Meine Treue, die wärmsten Gefühle mindert es nicht, ob ich Euch nah oder fern bin, aber ich will mich nicht selbst vermessen in Versuchung bringen durch ein Wiedersehen, das doch ein Sturm auf meine Festigkeit wäre. Du hast mich damals dem Leben der Tätigkeit wiedergegeben, laß es ein segenbringendes
verschwinden machen konnten. Was wir erlebten, wird ein Teil von uns selbst, vergessen können wir es nie, doch die neuen Eindrücke stumpfen die Macht der alten ab, und ich sehe jetzt ein, daß es unrecht ist, zu behaupten, daß die sogenannten Zerstreuungen gegen ein wahres tiefes Leid sich nicht wirksam beweisen. Sie tun in erhöhtem Maßstabe an uns die Arbeit der so viel mildernden Zeit. Die Masse der neuen Ein drücke, die Du, Guido, in der ersten schweren Zeit damals mir schufst durch Anregung, hieß
die dornenvollen Pfade zu ebnen, auf denen Ihr so mutig vorwärtsstrebt ohne Klage, fürchte ich mir durch meine Untreue verscherzt zu haben; das könnte ein Freund nur dem anderen einräumen, wo keine Schuld dazwischen liegt — — — Lebe wohl, Guido! Ich scheue mich vor den Ovationen in der Residenz, vor der Audienz beim Landesherrn, und doch kann ich mich ihr nicht entziehen. Was soll mir Ruhm? Für wen sollte ich ehrgeizig sein? Ich wünschte, der Tag wäre erst da, wo ich wieder ins Ausland gehe — bald