es der Gräfin bisweilen wurde, wenigstens nach außen hin standesgemäß aufzutreten. Wäre ihr Stolz nicht gewesen, so hätte sie ihr Leben weit freundlicher einrichten können. Aber ihr Hochmut hielt sie sogar davon ab, sich die Hilfsquellen zu erschließen, die ihr zugänglich waren. Der größte Teil der Eichenhorstschen Palais stand leer, die unbenutzten Räume aber zu vermieten, dazu hätte sie nichts beweger. können. Von ihren Standesvorurteilen brachte sie auch die Not nicht ab, im Gegenteil, sie ward stets
j diktieren, die ihn wenigstens nicht zu sehr drückten. Die Leute , erklärten sich mit jeder Zahlungsfrist einverstanden, sie dankten ! Gott, daß sie ihr Geld nicht verlieren mußten. Bei der vorhandenen Lage der Dinge war es Doktor Kobal sehr gelegen gekommen, daß die Gräfin Eichenhorst sich erbot, Ella bei sich zu behalten und erziehen zu wollen. Sein einfaches Jung gesellenheim stand unter der Leitung eines verkrüppelten Halb invaliden, den er ursprünglich nur aus Mitleid bei sich ausge nommen
hatte. Der Mann jedoch hatte sichs angelegen sein lassen, ? seinem Wohltäter diese Guttat zu vergelten, und wirklich war's ihm nach und nach gelungen, Doktor Kobals Häuslichkeit zu einer sehr behaglichen zu gestalten. Ohne ein Wort verlieren zu müssen, fand dieser alles, wie's ihm recht und bequem war, spiegelblank und — still. Das wäre anders geworden durch Ellas Übersiedlung in das Haus ihres Oheims; so gern er das Kind bei sich gehabt hätte, lieb war es ihm doch, daß er, dank der Gräfin, keine weib lichen
Dienstleute bei sich aufnehmen mußte, seinen Haushalt nicht zu vergrößern brauchte. Was er erwarb, mußte ja dazu dienen, die Gläubiger seines Bruders zu befriüngen. Seltsam war das Verhältnis, das sich zwischen Doktor Kobal und der Gräfin Eichenhorst herausbildete. Als diese sich verheiratet hatte, befand sich Erwin bereits auf der Universität. Auch später war er ihr ein Fremder geblieben. Sein Auftreten beim Tod seines Bruders jedoch fand ihren vollsten Beifall und veranlaßt sie zu freundlichstem
! So sehr nun auch Doktor Kobal sich später geändert hatte, seine sozialen Anschauungen waren dieselben geblieben. Um^ da verlangte die Gräfin, daß er Dinge gutheißen und unterstützen sollte, die ihm, dem gesinnungstüchtigen Demokraten, als der Aus fluß anmaßender Narrheit erschienen!