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Bozner Zeitung
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Pagina 2 di 6
Data: 27.03.1896
Descrizione fisica: 6
:. „Für Störe- sriede', ruft eS, „ist kein Platz und man wird sie auchsern- zuhalten -wisse» Z« Der „ReichSpost' sekundirten sofort das „Vaterland' und das Acrgani-„VvIksblatt'. Natürlich blieb die „Osld. Rundschau', auch weitere Antwort gegen die „Nasch- markt -stilisti?' der „Reich^post' nicht schuldig, und sie erklärt cs dabei für ganz gleichgiltig, ob der von ihr angegriffene klerikale Bauer Oberndoiser dem Hohenwartklub oder der Katholischen VolkSpartei angehört, „ob der parlamentarischen Hauptfirma

hat daS österreichisch- ungarische General-Konsulat in Liverpool eine der größten Ex portfirmen in Triest mit einem englischen Hause in Verbindung gebracht. Auch yach Rußland könnte Obst au» Oesterreich mit Er folg ausgeführt werden. Der Zentralmarkt für den Obst- und Geuillsehandel von ganz Nordrußland ist in St. Petersburg, wohin die Produkte aus dem In- und Auslande os» aus großen Entfernungen gebracht werde«. Die Einfuhr au» dem Westen ist in beständiger Zunahme begriffen. Die Einsuhr an irischen

Auch Württemberg istein ganz hervorragendes — biet für Obst, wir au» dem nachstehenden Berichte de» öftere ungarischen Konsulates in Stuttgart hervorgeht. In den Monaten September, Oktober uud November 18SZ find auf deu württembergischeu Eisenbahnstationen von sremle» Bahnen 7120 Wagenladungen Obst ü 10.000 Kilogramm w- gekomme» (1834 L4K3, 1893 Z0S7), und zwar aus Oester reich-Ungarn 1567, Belgien 1403, Frankreich 966, West- wil Mitteldeutschland 674, Hessen und Nassau 567, der Rhempic- vinz 482

dir, Martha,' rief er, ganz erregt die» Schöpfkelle wegschleudenid, „um ein Haar wärst du gefallen und hättest dich an dem Boot ganz zerschlagen können!' „Stehe nicht da un- schilt. Mach' lieber, daß du bald mit dem Boote hierher kommen kannst.' „Nein, jetzt kannst du dic Brigg besehen.' „Komm' sogleich, hörst du . . . Komm', sage ich dir!' „O, du kannst dich ja ein wenig in der Navigation üben.' „Hier oben ist es wirklich zu hübsch; ich glaube, wir lasten das Ruder».' Sie schrill in ihr Schicksal ergeben

am und ad, leise vor sich l'in singend. „Ja, ich muß nach Hause und meine Grammatik lernen.' „Nein, jetzt is! daö Boot ganz trocken, Martha!' rief er. indem er sich mit der Jolle uahte. „Bah — du mußtest doch kommen,' und übermüthig sprang sie mit einem Satz ins Boot hinunter. „Nun rudern wir stromaufwärts, ich nehme die eine Ruderstange.' Sie setzte sich aus die vorderste Ruhebank und biß im höchsten Eifer die Zähne zusammen, während sie so schnell ruderte, daß das Wafler nach jedem Rnderschlag weiß

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Pustertaler Bote
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Pagina 33 di 54
Data: 27.03.1896
Descrizione fisica: 54
berathen, trösten, helfen, kurz, ganz und gar der gute Genius meines Lebens sein, nur diese thörichten Unterrichtsstunden, die mich zum Kinde herabwürdigen, fallen aus, im Uebrigen bleibt Alles beim Alten. Sie sagen selbst, daß meine Kennt nisse noch nicht das Schlechteste an mir sind, und daß es erstaunlich ist, daß ich bei meiner Unbeständigkeit, meinem Flattersinn, gerade herausgesagt, meiner Faulheit, noch so viel gelernt habe, und wenn Sie das sagen, dann ist es doch eine unumstößliche

Wahrheit. Wirklich, ich komme mir schon ganz weise vor, und ich glaube, daß mehr in meinen Kopf nicht hineingeht, daß es mindestens sehr vom Uebel wäre. Sehen Sie, da kommt Papa eben geritten; wie hübsch und stattlich er doch aussieht, o, ich bin sehr stolz auf meinen Papa und habe die beste Absicht, ihm immer eine gute Tochter zu sein, nur soll er nichts Ungebührliches von mir verlangen. Ich will gleich mit ihm reden, auf frischer That,' und Erna stürmte zur Thür hinaus, ohne um Erlaubniß zu fragen

hatte, einen kurzen Befehl, um sich dann ganz zu Ernas Verfügung zu stellen. Eine Viertelstunde später stand Erna wieder vor der Erzieherin, die indessen ihre Lectüre, freilich mit merklich verfinstertem Gesicht, fortgesetzt hatte. „Ach, Fräulein Schwarz, Papa ist doch gut, himmlisch gut, und ich habe ihn ganz unmenschlich lieb. Denken Sie, er hat Alles zugestanden, was ich verlangt habe, und hat aus freien Stücken hinzugesetzt: ich dürfte im nächsten Winter, wenn sich gerade eine kleinere Gelegenheit bietet

, auch schon ab und zu einmal tanzen, zu wirklichen Bällen freilich wird er mich noch nicht führen. Aber das will ich ja gar nicht, als ob ich mir aus einem Ball auch nur soviel machte,' und Erna schnippte verächtlich mit den Fingem in der Lust. „Ach, ich bin so glücklich, so überglücklich! Liebstes, bestes Fräulein Schwarz, freuen Sie sich doch nur ein ganz kleines Bischen mit mir.' „Dazu sehe ich nicht die geringste Veranlassung,' gab die Erzieherin kühl ablehnend zur Antwort, mit einem Ge sicht

dumpf wie Trauergeläute — „mit was Sie zukünftig Ihre Zeit ausfüllen werden?' „Meine Zeit ausfüllen?' staunte Erna, indem sie die braunen Augen weit aufriß. „Du lieber Gott, darüber habe ich noch nicht nachgedacht, das wird sich ganz von selbst finden. Spazierengehen — reiten, fahren, Besuche machen und empfangen, ich bin ja jetzt eine erwachsene Dame, ein bischen Lesm, ein bischen Clavierspielen und Singen, das wünscht Papa, und ab und zu, so zu Geburtstagen und Weihnachten, eine hübsche bunte

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Pustertaler Bote
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Pagina 34 di 54
Data: 27.03.1896
Descrizione fisica: 54
— 1 Erna, die von ihrem Papa ganz bekannterweise eine sehr hohe Meinung hatte, ärgerte sich darüber, und in diesem Aerger »ging die ganze kindische Verlegenheit unter, in der sie sich bis jetzt hinter einem mächtigen eichenen Schrank verborgen gehabt, sie trat rasch hervor und begrüßte die Gäste mit einer ganz gelungenen, aber weder tiefen noch respect vollen Verbeugung. „Ah, sieh da, mein Töchterchen,' lachte Herr Lautner fröhlich auf, „mein Töchterchen, das mir heut sehr ernsthafte

, um Ernas Herzbeklemmung weichen zu machen. „Es wurde ein furchtbar gemüthlicher Nachmittag,' berheuerte Erna später, und ihr Herz flog mit dem ganzen stürmischen Enthusiasmus der Jugend Jsidoren zu, deren gelegentliche Unnahbarkeit und kühle Zurückhaltung sie auf einmal wieder ganz in der Ordnung fand. Erna war eben, so sehr sie sich dagegen sträubte, noch ein vollständiges Kind und wie ein solches von den Eingebungen des Augenblicks abhängig. Sie war entzückt, zum ersten Male in ihrem Leben

sah trotz der kühlen Temperatur roth und erhitzt aus, „ich bin recht un geschickt, die ungewisse Beleuchtung mag schuld daran sein.' „Gewiß; im Grunde genommen ist es auch ganz gleich gültig, ob dieser kleine Knopf offen ist oder nicht,' sie zog die Hand zurück, und Egbert, der darüber nachdachte, was Jsidore sagen würde, hielte er ihre Hand fest, gab sie trotz dieses Gedankens sofort frei. Sie waren jetzt sechs Wochen verheirathet und waren nicht um eine Linie näher gerückt; Egbert redete

sich selbst vor, daß er das ganz in der Ordnung finde, sich in diesem Zustande ganz behaglich fühle, und war doch meilenweit davon entfernt, Zufriedenheit und Behagen wirklich zu em pfinden. Wenn seine Mutter Jsidore nnd damit die Wahl, die er getroffen, bis in den Himmel erhob, so begnügteer sich damit, zustimme, d zu nicken, aber schon war einmal der ketzerische Gedanke in ihm aufgestiegen, daß seme Mutter wohl daran gethan hätte, es ihm zu überlassen, seine Wahl selbst zu treffi n. Zuweilen nnd dann jedesmal

Gleichgewichts zu befürchten, und Egbert dachte daran, daß er vielleicht einen Theil des Winters in Berlin verleben könne, wobei es ganz von Jsidore abhängen solle, ob sie ihn begleiten wolle oder nicht.. lFortsetzung folgt.)

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Der Bote für Tirol
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Pagina 7 di 8
Data: 27.03.1896
Descrizione fisica: 8
, 6 ^ Sturm, II) ^ Orkan. -N- 2S. 26 >lS 2 VilN. 9 ÄbdS. 7 Früh - r- !?»SI 707.3 710.6 711 S >s L sN- 42 85 »2 ci o 0 -z s L » F? s «^5^ ^ »s» «s 'S SZ.L Si 00 2.4 Regen 2.7 dto. ^-15.4 4- 74 -j- 3.7 Mittlerer Barometerstand: 70g mm. Niedrigste Temperatur heute Früh: 3.5 t-j- 2.8 N.) Höchste Temperatur gestern: -t-16.0 l-s-12.8 kt.) ») o ----- ganz heiter. 3 — fast heiter, 5 — halb bewölkt, lll ganz bewölkt. Gries bei Bozen. Meereshöhe 28S HU Privatbericht vom 27. März 8 Uhr Früh. Barometerstand, reducirt

auf 0 Grad und MeereShöhe: 7610 mm. — Windrichtung und Stärke: O 2. Bewöl kung: ganz-heiter. — Lusttemperatur: ->-112 lZ. — Nieder- !H!agS-Menge in 24 Stunden: 0 mm. — Höchste Tempe ratur vom Vortage: 210 <?. — Tiefste Temperatur: Nachts: -j- 8 0 <ü. Wetterbericht der meteorologischen Anstalt in Zürich am 26. März 1. Lustdruck-Minimum: 745—750 über der Nordsee. „ tMaximum: '0—7^5 über Nord-Spapnien. 2. „ Minimum: über Sizilien. Prognose: Windrichtung: unbestimmt, Bewölkung: wech selnde, Niederschlage

AuSbruch ihrer Empfin dungen. Sie habe gcsehlt, gesündigt, doch nur aus Liebe, betheuerte sie; als ich ihr sagte, dass eine aus Lug und Trug geborene Empfindung nicht den ge heiligten Namen Liebe verdiene, hielt sie mir meine Strenge vor, nie wäre ich der Ihrige geworden, wenn fie eS über sich vermocht, das Dunkel ihrer Vergan genheit noch rechtzeitig zu lüsten, und mit tönenden Worten Nagte sie sich an, ihre natürlichen Gesühle nicht besser beherrscht, nicht ganz erstickt zu haben, dann wäre

sie zur Stunde noch in meinem Besitz. „Ich glaube,' eutgegnete ich ihr hierauf mit un veränderter Kälte, „wir verstehen uns nicht ganz, Du rechnest niit der Vergangenheit nnd nur niit dieser, ich zugleich mit der Gegenwart, und hauptsächlich mit dieser. WaS der Mann als das Höchste, Heiligste am Weibe schätzt, ist die Tugend, gewiss, nher davon lässt sich der Begriss Wahrheitsliebe nicht scheiden. Was uns trennt, ist nicht die Vergangenheit, die hätte vielleicht eine mildere Lösung des augenblicklichen Con

. Meine gestrige Schroffheit und Un- zngänglichkeit mochten sie bei näherem Nachdenken überzeugt haben, dass sie mich ganz und für immer verloren hatte, vielleicht wollte sie min die zerrissenen Fäden, die sie einst wer weiß wie eng mit diesem Manne verknüpft, wieder zusammenfügen, nur deshalb noch mit der Ehescheidung zögern, nm sich, wenn dieser Plan misslang, in mir den Versorger, den Ehrenretter zu erhalten. Nach den jüngst erlebten Erfahrungen war solcher Verdacht begründet, dieser Act scheinbarer

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Pagina 5 di 15
Data: 27.03.1896
Descrizione fisica: 15
Deine Promenade ein klein wenig unvorsichtig, vielleicht auch — verzeihe, daß ich das sage! — nicht ganz passend für meine Frau, das war auch der Hauptgrund, daß ich Dir entgegen fuhr. Ich habe Deinem Bater und Heinz gegenüber gesagt, daß wir das so zusammen verabredet hätten; ich hoffe. Du läßt die kleine Nothlüge gelten.' „Gewiß,' sagte Jsidore matt, sie fühlte sich mehr muth- loS wie zornig in diesem Moment. Sie hatte ein freund liches, vermittelndes Wort sagen wollen, eben weil sie sich schuldig fühlte

, wo sollte ihm auch ernste Lebensauffassung herkommen, bei dem fröhlichen, sonnigen Leben, das er bisher geführt? Sie hatte plötzlich ein Gefühl, als sei sie selbst der erste Schatten auf diesem sonnigen Lebenswege gewesen, es kam ihr in diesem Augenblicke zum Bewußtsein, daß seine sorg lose Fröhlichkeit einen empfindlichen Stoß erlitten hatte se»t ihrem Hochzeitstage, er war früher, auch noch währen) der Zeit, da sie bereits verlobt waren, ein ganz, ganz Anderer gewesen; war es denn ihre eigene Schwerfälligkeit

wäre, die ihm leicht schädlich sein konnte. Äadenwiseüe betrachtete es schon lange als ihre hauptsächlichste LebeuSu.^sgave, jede Aufregung von dem alten Herrn fernzuhalten. Oh, und Herr von Rothmühl hatte sich süperbe benommen. Mademoiselle faltete in Bewunderung versunken beinahe d e Hände. Das war ein Mann! Ihr Goldkind, ihre Herzens- dorette mußte gewiß sehr, sehr glücklich mit ihm sein. Er war entschieden erschrocken gewesen, wenigstens war er ganz blaß geworden, aber er hatte kein unnützes

überzuwerfen, und, wa. petits —' Mademoiselle gebrauchte diesen Kosenamen öfter einmal, un gestört dadurch, daß Jsidore sie ungefähr um Kopfeslänge überragte — „ich sah es ganz genau, er half dem Kutscher mit eigenen Händen beim Anspannen der Pferde, es ging ihm nicht schnell genug.' Jsidore sah zum Fenster hinaus und gab sich den An schein, sehr interessirt die Wirkungen des Sternenlichts in dem tief verschneiten Garten zu beobachten, sie unterdrückte einen leisen Seufzer und wandte sich der kleinen

den Räumen eben dieses Schablonenhafte zu benehmen. Man konnte sich darin behaglich sühlen, es für den Augenblick ganz vergessen, daß es eben doch nur Hotelzimmer wareu. „Der Kellner sagte mir, daß Sie mich erwarteten, und nun sehe ich, daß Sie beschäftigt waren.' Heinz warf einen Blick nach dem angefangenen Briefe hinüber. „Ja, denn denken Sie,' Jsidore setzte sich und bot Heinz durch eine Handbewegung ebenfalls einen Platz an, „ich ge- höre zu den mangelhaft organisirten Menschen, die stets irgend

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Pustertaler Bote
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Pagina 44 di 54
Data: 27.03.1896
Descrizione fisica: 54
Deine Promenade ein klein wenig unvorsichtig, vielleicht auch — verzeihe, daß ich das sage! — nicht ganz passend für meine Frau, das war auch der Hauptgrund, daß ich Dir entgegen fuhr. Ich habe Deinem Bater und Heinz gegenüber gesagt, daß wir das so zusammen verabredet hätten; ich hoffe. Du läßt die kleine Nothlüge gelten.' „Gewiß,' sagte Jsidore matt, sie fühlte sich mehr muth- loS wie zornig in diesem Moment. Sie hatte ein freund liches, vermittelndes Wort sagen wollen, eben weil sie sich schuldig fühlte

, wo sollte ihm auch ernste Lebensauffassung herkommen, bei dem fröhlichen, sonnigen Leben, das er bisher geführt? Sie hatte plötzlich ein Gefühl, als sei sie selbst der erste Schatten auf diesem sonnigen Lebenswege gewesen, es kam ihr in diesem Augenblicke zum Bewußtsein, daß seine sorg lose Fröhlichkeit einen empfindlichen Stoß erlitten hatte se»t ihrem Hochzeitstage, er war früher, auch noch währen) der Zeit, da sie bereits verlobt waren, ein ganz, ganz Anderer gewesen; war es denn ihre eigene Schwerfälligkeit

wäre, die ihm leicht schädlich sein konnte. Äadenwiseüe betrachtete es schon lange als ihre hauptsächlichste LebeuSu.^sgave, jede Aufregung von dem alten Herrn fernzuhalten. Oh, und Herr von Rothmühl hatte sich süperbe benommen. Mademoiselle faltete in Bewunderung versunken beinahe d e Hände. Das war ein Mann! Ihr Goldkind, ihre Herzens- dorette mußte gewiß sehr, sehr glücklich mit ihm sein. Er war entschieden erschrocken gewesen, wenigstens war er ganz blaß geworden, aber er hatte kein unnützes

überzuwerfen, und, wa. petits —' Mademoiselle gebrauchte diesen Kosenamen öfter einmal, un gestört dadurch, daß Jsidore sie ungefähr um Kopfeslänge überragte — „ich sah es ganz genau, er half dem Kutscher mit eigenen Händen beim Anspannen der Pferde, es ging ihm nicht schnell genug.' Jsidore sah zum Fenster hinaus und gab sich den An schein, sehr interessirt die Wirkungen des Sternenlichts in dem tief verschneiten Garten zu beobachten, sie unterdrückte einen leisen Seufzer und wandte sich der kleinen

den Räumen eben dieses Schablonenhafte zu benehmen. Man konnte sich darin behaglich sühlen, es für den Augenblick ganz vergessen, daß es eben doch nur Hotelzimmer wareu. „Der Kellner sagte mir, daß Sie mich erwarteten, und nun sehe ich, daß Sie beschäftigt waren.' Heinz warf einen Blick nach dem angefangenen Briefe hinüber. „Ja, denn denken Sie,' Jsidore setzte sich und bot Heinz durch eine Handbewegung ebenfalls einen Platz an, „ich ge- höre zu den mangelhaft organisirten Menschen, die stets irgend

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Pustertaler Bote
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Pagina 30 di 54
Data: 27.03.1896
Descrizione fisica: 54
sucht sühlen können, ihn apathisch zu nennen, und er veränderte sich auch nicht im Entferntesten beim Erblicken des hocheleganten Gefährts. Sie setzte unbewegt den Fuß auf den Wagentritt, nachdem sie die letzten Grüße mit den Zurückbleibenden ge tauscht, und unbewegt sank sie auch in die schwellenden Polster und zuckte erst ein ganz klein wenig zusammen, als Egbert neben ihr Platz genommen hatte und die Wagenthür schmetternd hinter ihnen in's Schloß fiel; sie waren zum ersten Mal allein! Jsidore zog

Frau gegenüber - es war doch, als müsse er sich'durch diesen Gedanken selber Muth machen, und plötzlich schlang sich seiu Arm um Jsidores Schulter, und er neigte ihr den hübschen Kops entgegen: „Jsidore!' Er hatte den Ton in seine Stimme gelegt, den er stets hineinzulegen gewohnt war, wenn es ihm darauf ankam, ein Frauenherz zu bezaubern, und er dachte im Augen blick ganz ernsthaft daran, das hier zu thun; warum sollte Jsidore ihn nicht ebenso gut lieben können, wie ihn schon so viele andere Frauen

— „Und weißt doch ganz genau, daß ich Dir nur mein Jawort gegeben, weil Du eben der reiche Rothmühl bist, weil ich, das blutarme hochadelige Fräulein, mir durch diese Heirath ein Leben voll Glanz und Pracht erkaufe, und daß meine allenfallsigen Bedenken mein Vater beschwichtigt hat. Aber ich hatte kein Bedenken, hörst Du? Ich liebe das Geld so über Alles, daß ich mich um seinetwillen dem leibhastigen Gottseibeiuns verkauft hätte, um wie mehr einem hübschen, stattlichen jungen Mann, um den cch sicher

noch beneidet werde.' Sie lachte auf; es war böses, hartes Lachen, und Egbert ries ihren Namen wie vorher, nur war der Ton seiner Stimme ein so ganz, ganz anderer geworden. „Das kann Dich weder überraschen noch erschrecken,' sie zwang ihre Stimme gewaltsam zur Ruhe, „Du hast es ja doch nicht anders erwartet. Ich kann Dir die Beruhigung geben, wenn es Dir nämlich darum zu thun sein sollte, daß ich mich vom ersten Augenblick an keinerlei Illusionen hingegeben habe. Ich weiß, daß ich weder schön

Abschied nahm, alle die Plätze im Garten, die mir lieb geworden noch einmal zu besuchen, man hat eben dann und wann sentimentale Anwandlungen, deren man sich nicht ganz zu erwehren vermag. Also ich war in dem Garten und hatte meinen Platz in einer sehr verwachsenen Grotte gewählt, an deren Ausgang eine alte, halbzerfallcne Statue steht —' Egbert ließ einen leisen Ausruf hören. „Siehst Du, Du fängst an, mich zu verstehen; nun ja. Du wähltest dort Deinen Platz mit Deinem Freund

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Pagina 13 di 15
Data: 27.03.1896
Descrizione fisica: 15
unbewegte Haltung wieder gefunden und sagte in ruhig heiterem Ton: ^Wenn der Ball mir zu Ehren stattfinden soll — und, ausrichtig gesagt, weiß ich nicht recht, womit ich einen solchen Vorzug verdiene — soll er mir als Schauspiel gewiß willkommen sein, ich habe noch nie im Leben einen Ball mit gemacht.' „Und bei mir wird es der einhundertzweiundsiebzigste sein, ich habe sie genau gezählt.' Toska war schon wieder ganz getröstet. „Aber wirklich, wie kann man, wenn man jung und hübsch

ist, existiren, ohne zu tanzen!' „Sie sehen im mir, daß es geht,' lächelte Jsidore kühl. „Ja, aber Sie sind auch eine Ausnahme, wissen Sie, ich habe nie Märchen gelesen, ich mochte sie schon als Kind nicht recht leiden, aber ich meine, Sie müßten in ein Mär chen, — obgleich ich gar nicht genau weiß, was man da runter versteht, — besser hineinpassen, als in die Wirklich keit, Sie sind so ganz anders als wir Andern.' „Nicht daß ich wüßte,' lehnte Jsidore ab, „ich sühle im Gegentheil recht sesten Boden

sprechend — das ist eine Situation, die man in der Posse, auf den Brettern suchen soll, aber doch nie im wirklichen Leben. Doch ich will ganz ausrichtig zu Ihnen sprechen. Sie wissen ja selbst am besten, aus welchen Gründen die Ehen zumeist geschlossen werden, ich erinnere Sie an unsere Unterredung vor ungefähr einer Woche. Eg bert hat in mir nicht Jsidore, sondern die Gräfin Trach ge- heirathet; das ist ein spitzfindiger Unterschied, wollen Sie sagen? Nicht doch, Sie wissen und verstehen ganz genau

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Pagina 9 di 15
Data: 27.03.1896
Descrizione fisica: 15
und hinter dem Ohr — das übrige Haar war zu einer sehr kunstvollen, hoch ge- thüunten Frisur in Scheitelhöhe vereinigt — in leise zitternde Bewegung geriethen, und wie auch die Spitzen, die den Halsausschnitt begrenzten, von dieser Bewegung erfaßt wurden. „Keinen solchen Orkan, mein Bester,' flüsterte Toska ihm über die Schulter neckisch zu und machte auf allerliebst graziöse Weise die Bewegung des Frierens. „Man wird ganz kalt davon.' „Wirklich?' und es lag viel kecker Uebermuth selbst in Egberts gedämpft

klingender Stimme, „darf ich Sie viel leicht an meinem Herzen wärmen?' Toska zog ein Mäulchen. „Als ob Sie diesen Platz noch zu freier Verfügung hätten, als ob dieser Platz nicht ein für alle Mal Ihrer Frau Gemahlin gebührte!' Eine Welt von Bosheit lag bei diesen Worten in Toskas Augen, sie erinnerten in diesem Augenblick ganz entschieden an Katzenaugen. War es diese Bosheit, oder was war es sonst, daß sofort einen Schatten über Egberts vorher noch so übermüthiges Gesicht jagte? Er klappte den Fächer

schloß sich hinter Egbert, und Toska be gann mit ihrem Fächer ein nervös aufgeregtes Spiel, wobei sie es geschickt verstand, ihren Gesichtsausdruck der Beobach tung zu entziehen. „— Seine Frau! — ah, wirklich — seine Frau!^ Toska wußte ja, daß Egbert verheirathet sei, aber sie hatte sich diese Frau doch so ganz, ganz anders vorgestellt. Egbert hatte vor einem Jahre ungefähr zu ihrei. ^eifrigsten Bewunderern gehört, und Tosk<» hatte sich diese Bewunderung nur zu gern gefallen lassen, sie gehörte

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Pagina 2 di 15
Data: 27.03.1896
Descrizione fisica: 15
- 2l „Das ist mir ganz egal,' betheuerte Erna, machte aber in demselben Augenblick den Schaden wieder gut. „Und jetzt bitte ich in aller Form um Verzeihung, daß das gnädige Fräulein hingefallen ist,' und Heinz lag vor Erna aus den Knieen, „es thut mir ganz ungeheuer leid, und da ich doii eotavt bin, betheuere ich, es soll nicht wieder vorkommen.' Sie sah ihn an; er sah so hübsch, so männlich aus, ihr schwindelte bei dem Gedanken, er könne einmal im Ernst so vor ihr in die Kniee sinken

— „oder ob Du es vorziehst Mama Gesell schaft zu leisten. Es kommt das lediglich auf Dich an, und ich erwarte Deine Entscheidung.' „Die doch wohl kaum zweifelhaft sein kann.' Jsidore hob den Kopf und sah Egbert fest an. ..Ich ziehe es selbstverständlich vor, Dich zu begleiten.' Die beiden jungen Männer hatten eine ganz andere Entscheidung erwartet, sie waren aber Beide zu wohlerzogen, um das geringste Staunen merken zu lassen; Heinz sprudelte irgend etwas hervor, das Jsidore für alles Mögliche, also ebenso gut

Nachmittag gleich zu Papa fahren, es liegt mir heut am günstigsten, und ich muß ihm doch Lebewohl sagen.' „Du hast nur zu befehlen, und wenn es Dir nicht un angenehm ist, möchten wir Dich sogar begleiten; ich glaube, es wäre entschieden unhöflich, wenn wir es nicht thäten. Heinz, wie denkst Du darüber? Aber nur, wenn es Dir nicht unangenehm ist, liebe Jsidore.' „Ganz im Gegentheil,' versicherte Jsidore, wie eben Menschen, die keinerlei Höflichkeiten im gegenseitigen Ver kehr auslassen, derartige Dinge

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Pagina 39 di 54
Data: 27.03.1896
Descrizione fisica: 54
... 1 „Also da liegt der Hund begraben,' Heinz nickte mit dem Kopfe, als bestätigte er sich selbst irgend etwas. „Na, und nun laß das Grillenfangen sein, es ist ein wahrer Jammer, wenn ein Mensch wie Du den Kopf hängen läßt. Du, der Du an jedem Finger zehn Damen haben kannst, wenn Du sie haben willst. Du, der unwiderstehliche, der schöne Egbert! Minchen vom X.-, Pinchen vom A.- und Linchen vom Z.-theater können heut noch nicht ohne Seufzen an Dich denken. Hast Du denn ganz Deine alte, oft

, nicht wieder zu erlangen, Sie haben sehr Recht, mein Fräulein, und ich kann Ihren Scharfsinn nicht genug bewundern.' Heinz ließ sein Monocle aus dem Auge fallen und verbeugte sich vor Erna sehr tief und ceremoniös. Sie sah ihn ungewiß an, es machte ihr ungeheuren Spaß, sich von dem hübschen jungen Herrn so ganz als Erwachsene behandelt zu sehen, und doch war sie zuweilen im Zweifel, was als Ernst, was als Scherz aufzufassen sei. Sie entschloß sich da zu, gar nichts zu sagen, lief einige rasche Schritte

mit einer nicht mißzuverstehenden Geberde vor. Heinz hatte schon nach Jsidores Schlittschuhen gegriffen, wobei sein Blick um Erlaubniß bat, ihr den kleinen Ritter dienst leisten zu dürfen, aber Egbert nahm sie ihm mit einem sehr selbstverständlich klingenden: „Du erlaubst,' aus der Hand und beugte sein Knie mit etwas gemacht chevaleresker Huldigung vor Jsidore. Sie versuchte, ganz gleichgiltig auszusehen, und konnte doch das Zittern nicht ganz bemeistern, als Egbert ihren schmalen Fuß in die Hand nahm, so behutsam, als sei

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Pustertaler Bote
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Pagina 21 di 54
Data: 27.03.1896
Descrizione fisica: 54
ihn nicht, nun wohl, er konnte ebenso gut des Baters entrathen. Die ganze Correspondenz bestand schließlich nur noch aus regelmäßigen Geldsendungen des Vaters, denen ein steifer Dank von feiten Bertrams folgte, der in seiner Fassung beinahe an eine geschäftliche Quittung erinnerte. Nie war den wenigen Zeilen ein Gruß an die Mutter oder den Bruder beigefügt, es war, als wisse es Bertram ganz genau, daß die Beiden es gewesen, die ihn gewissermaßen verdrängt hatten. Auch das Anerbieten des Vaters, die Ferien daheim

zu verleben, war meistens mit flüchtigen Worten abgelehnt worden, bis Herr von Rothmühl einmal ganz ernstlich darauf bestanden hatte. Diesem bestimmt ausgesprochenen Wunsche, der schon mehr in die Form eines Befehls gekleidet war, hatte Bertram selbstverständlich Folge leisten müssen, und man hatte einige unerquickliche Wochen zusammenverlebt. Unerquicklich in jeder Beziehung, denn aus dem ungeberdigen Trotz, den Bertram früher zur Schau getragen, war eine eisige, abwehrende Höf lichkeit geworden

noch, wie um seinem Gewissen Genüge zu thun, an die frühere Adresse seines Sohnes richtete, kamen als unbestellbar zurück; Bertram hatte nicht für nöthig be funden, femen derzeitigen Aufenthaltsort anzugeben. Darüber waren Jahre vergangen; Egbert war erwachsen, ein bildhübscher Mensch, die Freude und der Stolz seiner Mutter, und da man ganz selbstverständlich die militärische Carriöre für ihn gewählt hatte, war er in ein lustiges Cavallerieregiment eingetreten, und die lichtblaue Dragoner- uniform kleidete

zu sein, dazu brauchte es sichtlich keiner langen Ahnentafel, und der Großvater Müller, der Groschen auf Groschen zusammengescharrt, hätte sich sicher im Grabe umgedreht, wäre ihm Kunde zugekommen, wie sein Enkel die Goldstücke herumfliegen ließ. Das war ja nicht schlimm; wenn ein Vermögen so groß wie das der Rothmühls ist, so ist es ja ganz gut, wenn es endlich einmal mit dem Sparen ein Ende nimmt, wenn es sich Jemand angelegen sein läßt, auch Andere an diesem schier märchenhaften Reichthum theU- nehmen zu lassen

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Pustertaler Bote
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Pagina 35 di 54
Data: 27.03.1896
Descrizione fisica: 54
.' Jsidores Antwort klang sehr ruhig, und doch glaubte Egbert ^eine geheime Beziehung heraushören zu müssen, er stand gereizt auf. „Ich hoffe, Du wirst meinem Freunde gegenüber nicht ganz die gewohnte Eisathmosphäre um Dich verbreiten.' „Ich werde mich bemühen, so freundlich zu sein, wie er das als Gast Deines Hauses beanspruchen kann.' „Unseres Hauses, Jsidore, ich bitte Dich darum. Du vergißt ganz, daß wir, vor den Leuten wenigstens, verhei ratet sind. Ich möchte mich nicht gern von Heinz bemit leiden

jung noch, nun, den Fehler legt sie aber mit der Zeit von selbst ab, dafür hat sie allerliebste kleine Launen, ich glaube, die könnten selbst Dir zu schaffen machen, sie ist die einzige Tochter eines reichen Vaters und —' „Hör' auf, hör' auf, es sind der Vorzüge bald zu viel, und ich habe noch lange nicht die Absicht, zu heiratheu, mir hat sich in letzter Zeit eine ganz unerwartete Goldquelle auf gethan.' „Ich gratulire!' „Nicht Ursache, wenngleich die Geschichte so etwas an den bekannten Goldonkel

erinnert, ich muß mir den alten Kunden, der sich Plötzlich als mein Onkel aufspielt, erst etwas näher besehen.' „Ein Onkel aus Amerika, die Taschen voll Gold? Aber Heiliz, das ist ja furchtbar interessant, und das sagst Du jetzt erst?' „Aus Amerika oder Australien, gewiß. Entweder hat er in Amerika Baumwolle gesponnen, oder in Australien Schafe gezüchtet, ich kaun mir das nie so ganz merken, jeden falls sind beides hübsche, lncrative und vor allen Dingen recht aristokratische Beschäftigungen

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Pagina 52 di 54
Data: 27.03.1896
Descrizione fisica: 54
unbewegte Haltung wieder gefunden und sagte in ruhig heiterem Ton: ^Wenn der Ball mir zu Ehren stattfinden soll — und, ausrichtig gesagt, weiß ich nicht recht, womit ich einen solchen Vorzug verdiene — soll er mir als Schauspiel gewiß willkommen sein, ich habe noch nie im Leben einen Ball mit gemacht.' „Und bei mir wird es der einhundertzweiundsiebzigste sein, ich habe sie genau gezählt.' Toska war schon wieder ganz getröstet. „Aber wirklich, wie kann man, wenn man jung und hübsch

ist, existiren, ohne zu tanzen!' „Sie sehen im mir, daß es geht,' lächelte Jsidore kühl. „Ja, aber Sie sind auch eine Ausnahme, wissen Sie, ich habe nie Märchen gelesen, ich mochte sie schon als Kind nicht recht leiden, aber ich meine, Sie müßten in ein Mär chen, — obgleich ich gar nicht genau weiß, was man da runter versteht, — besser hineinpassen, als in die Wirklich keit, Sie sind so ganz anders als wir Andern.' „Nicht daß ich wüßte,' lehnte Jsidore ab, „ich sühle im Gegentheil recht sesten Boden

sprechend — das ist eine Situation, die man in der Posse, auf den Brettern suchen soll, aber doch nie im wirklichen Leben. Doch ich will ganz ausrichtig zu Ihnen sprechen. Sie wissen ja selbst am besten, aus welchen Gründen die Ehen zumeist geschlossen werden, ich erinnere Sie an unsere Unterredung vor ungefähr einer Woche. Eg bert hat in mir nicht Jsidore, sondern die Gräfin Trach ge- heirathet; das ist ein spitzfindiger Unterschied, wollen Sie sagen? Nicht doch, Sie wissen und verstehen ganz genau

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Pagina 41 di 54
Data: 27.03.1896
Descrizione fisica: 54
- 2l „Das ist mir ganz egal,' betheuerte Erna, machte aber in demselben Augenblick den Schaden wieder gut. „Und jetzt bitte ich in aller Form um Verzeihung, daß das gnädige Fräulein hingefallen ist,' und Heinz lag vor Erna aus den Knieen, „es thut mir ganz ungeheuer leid, und da ich doii eotavt bin, betheuere ich, es soll nicht wieder vorkommen.' Sie sah ihn an; er sah so hübsch, so männlich aus, ihr schwindelte bei dem Gedanken, er könne einmal im Ernst so vor ihr in die Kniee sinken

— „oder ob Du es vorziehst Mama Gesell schaft zu leisten. Es kommt das lediglich auf Dich an, und ich erwarte Deine Entscheidung.' „Die doch wohl kaum zweifelhaft sein kann.' Jsidore hob den Kopf und sah Egbert fest an. ..Ich ziehe es selbstverständlich vor, Dich zu begleiten.' Die beiden jungen Männer hatten eine ganz andere Entscheidung erwartet, sie waren aber Beide zu wohlerzogen, um das geringste Staunen merken zu lassen; Heinz sprudelte irgend etwas hervor, das Jsidore für alles Mögliche, also ebenso gut

Nachmittag gleich zu Papa fahren, es liegt mir heut am günstigsten, und ich muß ihm doch Lebewohl sagen.' „Du hast nur zu befehlen, und wenn es Dir nicht un angenehm ist, möchten wir Dich sogar begleiten; ich glaube, es wäre entschieden unhöflich, wenn wir es nicht thäten. Heinz, wie denkst Du darüber? Aber nur, wenn es Dir nicht unangenehm ist, liebe Jsidore.' „Ganz im Gegentheil,' versicherte Jsidore, wie eben Menschen, die keinerlei Höflichkeiten im gegenseitigen Ver kehr auslassen, derartige Dinge

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Pagina 48 di 54
Data: 27.03.1896
Descrizione fisica: 54
und hinter dem Ohr — das übrige Haar war zu einer sehr kunstvollen, hoch ge- thüunten Frisur in Scheitelhöhe vereinigt — in leise zitternde Bewegung geriethen, und wie auch die Spitzen, die den Halsausschnitt begrenzten, von dieser Bewegung erfaßt wurden. „Keinen solchen Orkan, mein Bester,' flüsterte Toska ihm über die Schulter neckisch zu und machte auf allerliebst graziöse Weise die Bewegung des Frierens. „Man wird ganz kalt davon.' „Wirklich?' und es lag viel kecker Uebermuth selbst in Egberts gedämpft

klingender Stimme, „darf ich Sie viel leicht an meinem Herzen wärmen?' Toska zog ein Mäulchen. „Als ob Sie diesen Platz noch zu freier Verfügung hätten, als ob dieser Platz nicht ein für alle Mal Ihrer Frau Gemahlin gebührte!' Eine Welt von Bosheit lag bei diesen Worten in Toskas Augen, sie erinnerten in diesem Augenblick ganz entschieden an Katzenaugen. War es diese Bosheit, oder was war es sonst, daß sofort einen Schatten über Egberts vorher noch so übermüthiges Gesicht jagte? Er klappte den Fächer

schloß sich hinter Egbert, und Toska be gann mit ihrem Fächer ein nervös aufgeregtes Spiel, wobei sie es geschickt verstand, ihren Gesichtsausdruck der Beobach tung zu entziehen. „— Seine Frau! — ah, wirklich — seine Frau!^ Toska wußte ja, daß Egbert verheirathet sei, aber sie hatte sich diese Frau doch so ganz, ganz anders vorgestellt. Egbert hatte vor einem Jahre ungefähr zu ihrei. ^eifrigsten Bewunderern gehört, und Tosk<» hatte sich diese Bewunderung nur zu gern gefallen lassen, sie gehörte

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Pagina 27 di 54
Data: 27.03.1896
Descrizione fisica: 54
Strumpf stricken und gewann einen Einblick in die Geheimnisse der Kochkunst — Mademoiselle hätte es für eine Schmach ge halten, die feinen Finger der Comteß, wie sie gern sagte, mit derlei groben Beschäftigungen bekannt zu machen — und sie lernie anch, daß ein Haushalt ganz, ganz anders ge führt sein mußte, als die kleine Französin dies mit dem besten Willen von der Welt that. Die auf diese Art, gleichsam spielend erworbenen Kennt nisse wußte Jsidore später, als sie ein erwachsenes Mädchen

, wenn sie zu sehen mußte, wie Jsidore Strümpfe stopfte — die Art, wie Mademoiselle das Geschäft betrieb, ent;ieht sich jeder Be schreibung — wie sie auch ruhig mit Kehrbesen und Scheuer tuch hantirte, ohne eine Miene zu verziehen, und das Regi ment in der Küche führte, daß es eine Lust war, zuzusehen. Nur, daß Mademoiselles Gefühle bei diesem Anblick ganz entgegengesetzter Natur waren; es schnitt ihr wie mit Messern in das Herz, wenn sie sehen mußte, daß ihr Her zenskind, die hochgeborene Comttß, die eigentlich

auf dem einmal betretenen Pfade tapfer weiter, und es war kein Zweifel, daß der Haushalt unter ihren Händen ein ganz anderes Aussehen gewunn. Jsivore war vielleicht ein grandioses Neche.ttalent, jedenfalls hatte sie es verstanden, die knappen Einnahme, die sich doch um nichts erhöht hatten, mit den Ausgaben in Einklang zu bringen, sie sparte am richtigen Ort, während Mademvijelle zuweilen Geld für unnütze Dinge ausgab, die ihr in irgend einer Weise wünschenswerth erschienen, um dafür dann wieder am Nothwendigsten

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