entgegenseh'n. Schlag deinen Feind viel mehr mit Langmut als mit Streiten, Die höchste Tugend ist Geduld zu allen Zeiten. Dis Bettlerin von Ponts des Arts. Novelle von Wilhelm Hauff. (Fortsetzung.) „Gewiß nicht; ich sage nur, was ich gesehen, selbst erlebt habe. Seit in neuerer Zeit solche Kon versation zur Mode geworden ist, werden die Mädchen ganz anders erzogen als srüher; die armen Geschöpfe! Was müssen sie jetzt nicht alles lernen vom zehnten bis ins fünfzehnte Jahr. Ge schichte, Geographie, Botanik
sind und ans jeden Fall herrlicher brillieren, als in einem jener geistreichen Zirkel!" „Es liegt etwas Wahres in dem, was Sie hier sagten," erwiderte Frau von Faldner; „ganz kann ich nicht darüber urteilen, weil ich nie das Glück oder das Unglück hatte, in jenen Zirkeln zu leben. Aber mir scheint auch dort, wie überall, das minder Gute nur aus der Uebertreibung hervorzugehen. Es ist wahr, was Sie sagen, daß uns Frauen ein engerer Kreis angewiesen rst, jene Häuslichkeit, die einmal unser Beruf
, die Nachbarschaft, vielleicht auch Neuigkeiten oder gar Dioden ab gehandelt; aber sollen wir denn ganz auf diesen Kreis beschränkt sein? Sott denn, was allgemein interessant nnd bildend ist, uns ganz fremd bleiben?" „Gott! Sie verkennen mich, wollte ich denn dies sagen?" „Es ist wahr." fuhr sie eifriger fort, „es ist wahr, die Männer besitzen jene tiefe, geregelte e Bildung, jene geordnete Klarheit, die jede Halb- bildung, oder gar den Schein von Wissen aus- schließt oder gering achtet. Aber wie gerne lau
- schen wir Frauen auf ein Gespräch der Männer, das an Gegenstände grenzt, die uns nicht so ganz ferne liegen, zum Beispiel über ein interessantes Buch, das wir gelesen, über Bilder, die wir ge sehen; wir lernen gewiß recht viel, wenn wir da- bei zuhören oder gar mitsprechen dürfen; unser Urteil, das wir im stillen machten, bildet sich aus und wird richtiger, und jeder gebildeten Frau muß eine solche Unterhaltung angenehm sein. Auch glaube ich kaum, daß die Männer uns dies der- argen
er. in ihren Anblick verloren, „gewiß, wir müßten sehr ungerecht sein, wenn wir solche zarte und gerechte Ansprüche nicht achten wollten; denn die Frau müßte ich für recht un glücklich hatten, die bei einem gebildeten Geist, bei einer Freude an Lettüre und gebildeter Unterhal tung keine solche Anklänge in ihrer Umgebung fände; wahrlich, so ganz auf sich beschränkt, müßte sie sich siir sehr unglücklich halten." Josefe errötete, und eine düstere Wolke zog über ihre schöne Stirne; sie seufzte unwillkürlich