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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 5 di 8
Data: 11.11.1915
Descrizione fisica: 8
Däm mer, geht das Bestreben auf Wiedereinführung des Seidenbaues in Deutschland aus. Es ist bekannt, — 60 — er den Durst des Verwundeten steigerte. Florian war angst und weh. „Wasser, Florian," ächzte Alois, als sie wieder einmal Halt machen mußten. „Nur einen Schluck; ich komm' um vor Durst." Wohl klang das Rauschen des Gießbachs, das sie im Aufstieg ge hört halten, durch die Stille der mondhellen Nacht; aber Florian wußte, daß er bei der größten Eile zum Hin- und Rückwege beinahe eine Stunde

!" flüsterte er mit trocknen Lippen, während Florian ihm beim Niedersitzen half. Florian stand ratlos, verzweifelt; jedoch eine Sekunde nur; dann sprang er in großen Sätzen oen Bergpfad hinunter. Wie ein gehetztes Wild sprang und lief er, bis er in Schweiß gebadet, athem- los, den Marienhof erreicht hatte. Er lief in den Stall und begann ohne Zeitverlust den Schimmel zu satteln; das Mondlicht, das durch die offen gelassene Türe hereinfiel, leuchtete ihm notdürftig dazu. Den im Stalle schlafenden Knecht

des bereits absinkenden Mondes ein halsbrechender Ritt; aber dem Kühnen hilft das Glück. Alois lag niit geschlossenen Augen, wie ein Toter; allein das kühle Naß, mit dem Florian sein Schläfen und Lippen netzte, brachte, ihn bald wieder zu sich. Mit Begierde leerte er die Flasche bis auf — 57 — Florian lachte und Alois fuhr fort: „Aber jetzt komm nach Hause! Das war zum letzten Male gewildert. Von morgen ab wollen wir uns auf die Reise richten und der da soll uns den Braten zum Abschiodsessen liefern

." Mit diesen Worten schwang er den Rehbock auf seine Schultern und ihn vorn mit beiden Händen an den Läufen haltend, verließ er mit Florian die Wiese. Sie hatten aber nur eben wieder den Wald erreicht, an dessen schlanken, rötlichen Stämmen die Mondstrahlen zitterten, als eine Stimme hinter ihnen rief: „Halt! Steht!" „Mach fort, Vater," flüsterte Florian und drängte erschrocken zur Eile. „Halb rechts hinunter nach dem Bach!" Beide beschleunigten ihre Schritte so sehr sie konnten. Wieder rief's

hinter ihnen: „Steht! Steht, oder ich schieß'!" „Es ist der Mayr, ich kenn' ihn an der Stimm'," flüsterte Florian. „Lauf'! Vater, lauf'!" und nach einem raschen Blick hinter sich fuhr er fort: „Ich halt' ihn ab. Wirf den Bock weg und lauf'!" Sk waren unterdessen beide aus allen Kräften gelaufen. Bet den kt’-uii Worten sprang Florian hinter den nächsten Baum, wäh rend Alois seine Flucht fortsetzte, sich aber nicht dazu entschließen konnte, seine Jagdbeute im Stiche zu lassen. Florian hatte sich in der Stimme

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 6 di 8
Data: 11.11.1915
Descrizione fisica: 8
geführt. Nach der Eröffnung der Friedensverhandlungen wird die Zeit der politi schen Tätigkeit erneuert und wahrscheinlich inten siver in die Erscheinung treten wie je "zuvor. In dieser Hinsicht sprach man sich über die sachliche Re gelung des gegenseitigen Verhältnisses der Par teien und Nationalitäten dahin aus, daß sich die — 58 — Er winkte Florian mit der Hand, daß er sich entfernen sollte, und wandte selbst ihm den Rücken. Floiran machte sich stumrn davon, mehr beschämt, von dem alten Mayr

weiter unten auf dem llferrande des Baches, der sich hier zrvischen nackt zu Tage stehenden Felsen ein tiefes Bett gewühlt hatte. Alois hatte die Joppe ausgezogen und wa barhäuptig, und neben ihm lag der Rehbock. Der Mond schien ihm voll in das Gesicht, und Florian erschrack über dessen Blässe. Oder war dieselbe nur eine Täuschung des Mondlichts? Florian überzeugte sich leider nur zu bald von dem Gegenteile. „Ich bin geschossen," sagte Alois, als der Sohn zu ihm herauf geklettert war. „Ich Hab' im Laufen

auf einmal gefühlt, wie es mir warn: den Rücken herunterlief. Aber ich Hab' nicht stillgehalten bis hier. Da Hab' ich mir die Joppe ausgezogen. Es ist richtig: unterm rechten Schulterblatt ist's, aber es hat Wohl nicht viel auf sich, denn es tut nicht Weh. Nur Durst Hab' ich." Florian, den der Schrecken stumm machte^ reichte ihm hastig seine mit Schnaps gefüllte Jagdflasche. Alois griff mit beiden Händen danach, die von dem Betasten der Wunde ganz blutig waren, und tat einen tiefen Zug. „Ah, das hat gut getan

," atmete er tief auf, indem er die Flasche zurückgab. „Jetzt such' mir den Hut, Bub': es war hier ganz in der Nähe, wo ihn mir ein Ast vom Kopf gerissen hat, und nachher wollen wir heim machen." Florian wollte ihm erst die Joppe umhängen; die Nacht sei gar frisch hier oben. Alois wehrte ab und meinte, umso schneller gerinne das Blut über der Wunde; das sei der beste Verband. Das zwischen den Bäumen spielende- Mondlicht machte es Florian nicht schwer, dem Hut wiederzustimen. Inzwischen siel ihrn

— 59 — ein, daß der Bergstock, den der Vater Wohl nötiger als den Hut brauchen würde, bei den: Stein, aus dem sie am Wiesenrand gesessen, liegen geblieben war. Er holte ihn in fliegender Eile. Als er zurück kam, fand er den Vater, welcher mit dem linken Arm auf den Reh bock sich stützte, blässer als zuvor. „Es blutet immer fort," klagte er. „Wenn ich nur eine Schnur oder so was hätt', da wollt' ich das Blut schon stillen." „Ich will das Tragband vonr Stutzen losmachen, Vater," sagte Florian beklommenen Herzens. „Ja, tu's

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Tiroler Grenzbote
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Pagina 3 di 4
Data: 02.09.1942
Descrizione fisica: 4
, erbitterter Kampf. Florian rang um jeden Pinselstrich. Oft und oft fuhr das Messer über die Leinwand und kratzte die aufgetragenen Farben unerbittlich wieder herunter. Es war schwer, malen 3U wollen, wenn man noch keine rechte, eigene Technik hatte. Doch Florian war zäh. So leicht ließ er nicht nach. Es man nicht besaß, mußte man erlernen. Konnte man üch keinen Lehrer leisten, so mußte man zusehen, wo man die Meister fand, denen man ein wenig von ihrer Kunst uozugucken vermochte. Gab es in München

nicht die Pinakothek? Hatte man mcht das Haus der Deutschen Kunst und private Galerien? Florian teilte seine Freizeit anders ein. Er besuchte le alten und die neuen Meister. Er machte die Augen weit ^us, schaute, lernte und verglich. . ^"es Tages hatte es ihn gepackt. Nicht nur sehen, 1*7. ^ onö ' mit dem Pinsel mußte man diese Meister- ^werke nachfühlen! ■ Er verschaffte sich eine Erlaubnis, saß nun manche Stunde in den stillen, kühlen Sälen und kopierte Land schaften von Ruijsdal und Hobbema, von Jan Steen

und A. o. d. Neer. Es waren die Niederländer, die ihn immer wieder anzogen. Ihre bäurische Kraft und Derbheit ver setzten ihn in einen Rausch. Das war Blut von seinem Blut, das riß an ihm und bedrängte ihn bis in seine Träume. Aber es verwirrte ihn auch. Nein, so ging es nicht. Florian fehlte die feste Hand, die ihn leitete. Beunruhigt und unzufrieden sah er seine Skizzenmappen durch, hob die Bilder und Studien von der Wand und kehrte sie mißmutig um. Es waren nur Versuche, Ansätze. Sie zeugten ohne Zweifel

von einer starken Begabung, aber man vermißte den einheitlichen Zug, kurz gesagt, den eigenen Charakter. Florian war so bedrückt, als er sich dies eingestand, daß er, verschüchtett und mutlos geworden, sein Tasten und Suchen vorläufig aufgab. Es hatte keinen Zweck. Man tat besser daran, für Huber Lc Lincke Plakate zu zeichnen, als es sich in den Kopf zu setzen, Maler zu werden. Aber es schmerzte doch arg, und die Arbeit drückte Florian schlimmer denn je. * Der Frühling war so verschwenderisch in diesem Jahr

. Der Mai hatte ganz München verzaubert. Es waren viele Fremde in die Stadt gekommen, und die Autos brummten und surrten über die Plätze und Straßen wie die Maikäfer um die Bäume in den Anlagen. Man mußte verteufelt Obacht geben, durfte nicht dösen oder gar trübseligen Ge danken nachhängen, wenn man die Straße überquerte, wie Florian es eben tat und beinahe unter die Räder ge kommen wäre. „Rindviech damisches!" Der Ruf des erbosten Taxi lenkers gellte ihm noch in den Ohren, als er sich mit einem Sprung

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 5 di 8
Data: 12.11.1915
Descrizione fisica: 8
wird, beträgt die Höhe der unterschlagenen Summe nahezu zwei Millionen — 64 — „Die Kugel?" verwunderte sich Mayr. „Was redet Ihr denn da? Was ist denn geschehen?" Der Doktor sah ihn scharf an und sagte: „Nun, ich bin kein Denunziant, und da der Schuß gleichsam ein amtlicher war, so ist es nicht meine Pflicht, die Sache zur Anzeige zu bringen." „Ich versteh' Euch nicht," stotterte Mayr, den es bald kalt, bald heiß überlief. „Ich sah doch den Florian frisch, wie eine Gems' davon springen." „Aber ich red

' ja nicht von dem Florian," versetzte Krautmeier. „Ich red' von seinem Vater. Wißt Ihr denn gar nicht, daß Ihr in dieser Nacht auf ihn geschossen und ihn leider schwer genug ver wundet habt?" Der alte Jäger starrte ihn mit Augen an, die aus ihren Höhlen herausquellen zu wollen schienen, und sein runzeliges Gesicht wurde aschfarben. „Das war also der Andere?" brachte er endlich mühsam hervor. „Und er hcck's schwer abbekommen? O du blutiger Heiland!" „Also Ihr habt den Alois Staudach gar nicht erkannt?" fragte der Arzt

' Rehposten im Lauf." Damit grüßte er und ging mit etwas unsicheren Schritten, in sich versunken, seines Weges, während der Doktor den Wagen be sieg. der ihn nach Jenbach zurückbringen sollte. Elftes Kapitel. Pater Gury tröstet den Mörder. Picker Gury und der Rektor, Pater Werner, warteten ungedul dig aus die Anzeige von Beck, daß Alois Standach die gefälschten Griefe herausgegeben und die Stunde geschlagen habe, welche Florian wieder in ihre Geduckt bringen sollte. Es sollte zugleich

eine — Ol den letzten Tropfen. Dankbar ruhten seine Blicke auf dem Sohn, dem die Freudentränen in die Augen traten. „Und Vater," sagte dieser aufgeregt, „ich Hab' auch unfern Schimmel mitgebracht. Jetzt kannst reiten." Alois, welcher sich durch das Wasser sehr erquickt fühlte, lächelte. Nachdem er noch einige Minuten gerastet hatte,,, half ihm Florian auf einen Stein, führte das Pferd davor und es gelang Alois, wenn auch mit großer Anstrengung, in den Sattel zu kommen. „Jetzt halt dich nur ja recht fest am Sattel

, Vater!" rief Florian vergnügt und die Zügel kurz hinter der Gebißstange fassend, in der Linken Bergstock und Stutzen, begann er den Schimmel vorsichtig bergab zu leiten. Das Davonjagen Florians, das Rüsten des Knechts zur Fahrt nach Jenbach hatten auf dem Marienhofe das Gesinde aufgeweckt und aus den Betten getrieben. Der Knecht wußte keine Auskunft zu geben, was vorgefallen wäre. Neugierig bange Erwartung hielt alle wach und vor lder Haustüre versammelt, bis Florian mit dem ver wundeten Reiter

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 5 di 8
Data: 14.12.1915
Descrizione fisica: 8
Florian Staudach, das Testament zu Recht bestehend anerkennen." Veronika hatte unterdessen ihre ganze Kraft aufgeboten, um sich zu fassen. Es war ihr nur notdürftig gelungen. „Ich weiß von nichts!" stieß sie auf den fragenden Blick des Richters mühsam, wie aus zugeschnürter Kehle, hervor, und setzte sich, an allen Gliedern zitternd, auf die Bank. Florian warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu, den sie nicht bemerkte, und sagte beklommen: „Ich Hab' nichts gegen das Testa ment zu sagen

hat." „Nein," fuhr jetzt Veronika auf, „das Testament ist falsch und muß falsch sein! Der Beck ist sein Leben lang ein Lump gewesen und das kann nicht echt sein. Er hat's gewiß bloß gemacht, um meinem Manne Geld abzupressen. Ich will's auf den Leib Christi be schwören, daß es falsch ist." Ignaz und Florian wechselten einen nachdenklichen Blick mit einander. Die Möglichkeit, daß es sich verhielt, wie Veronika behaup tete, war nicht ausgeschlossen. Florian verwarf die Annahme jedoch zuerst

wieder. Sein Vater hatte ja das Testament gesehen und es für echt gehalten; Veronika aber würde schwerlich die Gelderpressun- — 141 — geschrieben haben sollte, und verglich die Unterschrift derselben mtt der des Protokolls. Es herrschte zwischen beiden keine Aehnlichkeit. Florian blieb hinter Schloß und Riegel und Herr Huber fuhr fort, zu inquirieren. Wonach er Florian nicht weiter hatte fragen mögen, das suchte er auf andere Weise zu erfahren. Er bestellte die Knechte und Mägde des Marienhofes zum Verhör. Ueber

vor den: Hause bis zum Ausbruch des Gewitters seine Pfeife geraucht hätte. Ob Florian an jenem Tage seinen Stutzen nach Buchau mitgenommen hätte, wußten die Zeugen nicht zu bekunden. Sie waren weder bei seiner Entfer nung noch bei seiner Rückkunft gegenwärtig gewesen. Hätten sie ihn aber auch ahne Gewehr zurückkorumen sehen, so würde der Unter suchungsrichter schwerlich großes Gewicht darauf gelegt haben; denn hatte Florian die Tat begangen, so war nichts natürlicher, als daß er das Mordinstrument sorgfältig

verborgen hatte, bevor er sich zu hause zeigte. Wenn nun Alois den Mord nicht verübt haben konnte, so stand es fest, bafj Florian selbst sich des Stutzens gegen den Schrei ber bedient hatte. Eines Vormittags-wurde Florian statt in das gewöhnliche Ver- hörzimmer von seinen Wächtern in ein anderes geführt und seine Ueberraschung war keine geringe, als er in demselben Ignaz, dessen Cchwetchei, „Der Bildschnitzer vom Achensee". (3. Bd.) 3S

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 6 di 8
Data: 14.10.1915
Descrizione fisica: 8
. ; ... . Das Torpedo. Karlskrona, 13. Okt. Der Tainpfer, des sen Torpedierung gestern vom Dampfer „Germa nia" beobachtet worden ist, war der Dampfer „Ret- tenhageu" aus Stettin. — 178 — wesen, wenn nicht das Kreuz, welches er sich in Veronika aufgeladen, ihn bis zur Unerträglichkeit gedrückt hätte. Ihm grauste vor allen Dingen vor dem Haß, den sie gegen Florian hegte. Aus Frieden, geschweige denn auf Glück, war uicht zu hoffen, so lange sie im Hause war und er wollte sich das Leben uicht länger von ihr ver gällen

lassen. Sie selbst mußte einsehen, daß es für alle Teile das Beste war, wenn man sich trennte. Es reifte ein bestimmter Ent schluß in ihm, und er wartete nur noch den Bescheid ab, welchen Beck aus Innsbruck bringen würde, um alles wo luöglich in Güte zu ordnen. Dann wollte er auch mit dem Schreiber Abrechnung halten, und ihn ein für alle Male absinden. Er wollte ihn schon zwingen, das gestohlene Testament herauszugeben. Das Schriftstück, welches Veronika für den Fall, daß Florian die Gelübde ablegte

, zur Uni versalerbin einsetzte, hatte er zurückgefordert und zerrissen, gleich nachdem Florian nach Hause gekommen war. Veronika hatte es ohne Sträuben herausgegeben, denn es war ja jetzt wertlos. Auch sie fragte nicht, wohin Florian eilte, sobald er sein Abend brot mit auffälliger Hast verzehrt hatte. Sie brauchte nicht zu fra gen, denn sie wußte es. Der Schluß seines Fluchtberichtes hatte sie ja davon in Kenntnis gesetzt, daß und wie er mit Anna bekannt ge worden war. Zu ihr also ging er und hätte

sie daran gezweifelt, so würde ihr die gelegentliche Frage Griffls, wohin Florian alle Abend über den See führe? Gewißheit gegeben haben. Der lvachsame Veit hatte die Fahrten ausspioniert und sich hinter den Vater gesteckt, um deren Ziel und Zweck zu erfahren. Er erfuhr aber nichts; Vero nika zuckte die Achseln gegen den. Alten. Kam die Verbindung zwischen Florian und Anna, die ja von den Buchauern, ebenso wie von ihrem Manne lebhaft gewünscht wer den mußte, zustande, so hatte sie alle die Jahre

hindurch vergebens gesonnen und geplant, geheuchelt, gelogen und intriguiert. Nein, der Hof, das Vermögen mußte ihrem Kinde, die Verbindung hin tertrieben werden. Ihre Liebe zu Benedikta, ihr Schuldbewußtsein gegen diese, Haß und Rachsucht gegen Alois und Florian spornten sie gleich stark an. Im ersten Augenblicke erschien ihr nichts leichter, als ein Liebespaar auseinander zu sprengen; wie sie aber reiflicher nachdachte, türmten sich immer größere Schwierigkeiten vor ihr aus. Sie kannte die Staudachs

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 5 di 8
Data: 09.11.1915
Descrizione fisica: 8
wird. Die Bewohner werden das Wesentliche von dem, was sie zurück- gelassen haben, wieder finden, denn vor den weni gen ungenügend versperrten Kaufläden — mir fiel besonders eine Buchhandlung mit vielen deutschen Büchern auf — halten Landsturm männer treue Wacht. Manches ist freilich im Rummel der Stür- mung beschädigt worden, hie und da gelang es auch — 49 — „Ja, was hat er dir denn getan, Vater?" fragte Florian, über dessen Erregung verwundert. „Um den Marienhof hat er uns gebracht, mich und dich!" brach Alois

heftig aus. Florian schaute ihn mit großen Augen, mehr zweifelnd als betroffen, an. „Das ist's, wovon ich mit dir Hab' reden wollen," fuhr der Vater gemäßigter fort. „Du sollst alles wissen, wie es zugegangen ist, damit du nicht erschrickst, wenn das Unglück auf einmal da ist, und wir beide im voraus einig sind, was nachher zu tun ist." „Aber das ist ja gar nicht möglich, Vater, daß der Marienhof für uns verloren ist," rief Florian beklommen. „Hab' ich's denn für möglich gehalten," knirschte Alois

, „bis es mir der Schuft eines Tages schwarz auf weiß gewiesen hat? O, du mein Schöpfer und Heiland, was war das für ein Tag für mich! In der Höll' kann einer nicht mehr auszuhalten haben, als ich da mals ausgestanden Hab'. Aber hör' nur zu!" .. Er faßte mit der Linken kräftig den Arm seines Sohnes und erzählte nach einem Schlucken, wie ihm der Schreiber auf einer Fahrt nach Jenbach von dem Testamente seines Vaters und dessen Bestim mungen berichtet und ihm dann dasselbe gezeigt habe. Florian schnellte

mit einem Schrei von dem Stein auf. Der Vater zog ihn aber wieder auf seinen Sitz und erzählte mit dumpfer Stimme weiter, wie und wo Beck das Testament, von dessen Vor- ! handensein niemand mehr geahnt, gefunden und entwendet habe, von seinen fortgesetzten Erpressungen durch dasselbe: wie er es end lich auszuliefern versprochen habe, aber ohne dasselbe an dem be- stinimten Tage herausgekommen und unterwegs von Sterzinger erschossen worden sei. Wie betäubt saß Florian; dennoch entging ihm kein Wort. Er empfand

jedes, wie es an sein Ohr schlug, mit einem körperlichen Schmerz und es brannte sich gleichsam in sein Gehirn ein. „Jetzt weißt," seufzte Alois, „wie uns der Lump noch in seinem Tod uu: den Hof betrogen hat!" „Betrogen, Vater?" stotterte Florian. „Gestohlen hat er das Testament schon. Aber ich bitt' dich, um Gottes Willen, Vater, wie wortkarg; ihre Befehle an die Mägde stieß sie kurz heraus; ihre von Natur starren Züge erschienen noch starrer, härter und die Farbe ihres Gesichtes, hatte die Frische verloren

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 6 di 8
Data: 17.09.1915
Descrizione fisica: 8
Druckluftwerkzeugen unter Wasser einen Teil des obersten Deckes durch, so daß die Taucher in die unteren Räume eindringen konnten. Es gelang, den Geldschrank mit eisernen Ketten zu umschnüren und emporzuwinden. VeigeMil, «MM ente teile! — 102 — weil ich nicht Lust dazu hatt', just darum bin ich bei Nacht und Nebel daoongegangen." , „Das versteh' ich nimmer," wiegte der Vater den Kopf. „Du hast's ja selbstens in deinen Briefen geschrieben." „Ich?" fragte Florian im höchsten Erstaunen. „Nun freilich! Willst

mich denn dumm machen?" fragte Alois und holte aus der Schieblade des Tisches Florians Briefe hervor, schlug mit dem Rücken seiner Rechten darauf und rief: „Da, hier steht's ja schwarz auf weiß, und was ich dir dagegen vorgestellt Hab', ist ja alles vergebens gewesen." Florian schlug einen der Briefe auseinander und nach einem flüchtigen Blick darauf warf er ihn wieder mit der Bemerkung hin: „Das Hab' ich nimmer geschrieben, das ist gar nicht meine Schrift. Und was du von Vorstellungen sagst

er, in wel chem Sinne der Schulmeister an Florian hätte schreiben müssen; wie Griffl ihm die Briefe vorgelesen und er selbst sie zur Post ge geben hätte. Die Fälschung war ihm unbegreiflich. Nicht so Florian. „Dem Griffl seine Handschrift kannte ich ebensowenig, wie du die meinige," sagte er. „Alle Briefe aber, die an uns kamen, wurden zuerst von dem Pater Rektor gelesen, und so las er auch alles, was wir nach Hause schrieben, und schickte die Briefe auf die Post. Da war's schon leicht, mir Briefe

zu geben, wie sie ihm in den Kram taugten, und dir welche zu schreiben in meinem Namen, wie sie ihm paßten." „Pud du hast nimmer aufgehört, deinen Vater lieb zu haben?" fragte Alois mit zitternder Spannung. „Wie sollt' ich denn?" versetzte Florian mit hellen Augen, und — 103 — Alois legte seme Hand auf die Schulter des Sohnes und preßte sie stark, indem er tief aufseufzte. „Wenn ich hätt' glauben können, was in deinen Briefen stand," fuhr Florian fort, „dann wär' ich jetzt nicht hier. Den Jesuiten wär

' ich freilich fortgelaufen, aber ich wär' dann in die weite Welt gegangen." Alois fühlte sich diesem festen Glauben seines Sohnes gegen über etwas beschämt. „Aber was haben sie dir denn gesagt, weshalb es mein Wille sein sollt', daß du bei ihnen bliebst?" fragte er. „Ja, schau, das war so eine Sach'," entgegnete Florian mit einiger Verlegenheit. „Sie haben mir erzählt, daß ich eigentlich ein Kind der Sünd' wär', weil mein Großvater nie seine Einwilli gung dazu gegeben hätte, daß du meine Mutter heiratetest

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 6 di 8
Data: 09.11.1915
Descrizione fisica: 8
über den Wipfeln noch hell war. Der Wind, welcher bei Sonnenuntergang stark und kühl durch das Tal gestrichen war, hatte sich gelegt. Die Bäume, standen regungslos, die Vögel schliefen. Nur das Murmeln eines fernen Bergwassers klang eintönig durch die Stille, und unter den benagelten Schuhen der bei den Jäger knirschte das Geröll und knarrte dann und wann ein trockener Ast, oder es klirrte die eiserne Spitze von Alois' Bergstock an den Steinen. Florian wies voransteigend den Weg. Er hatte ja die Jagdstellen

unter des alten Mayrs Leitung genau kennen gelernt und wußte, wo das verschiedene Wild zu wechseln und zu äsen pflegte. Schweigend stiegen sie zwischen den in der Dunkelheit phantastisch sich gestaltenden Föhren und Felsblöcken an. Einmal inachten sie Halt und verruhten sich einige Minuten stehend, Alois schwer aus seinen Stock gestützt. Er atmete laut und schnell. Florian unter suchte uuterdesseu die Ladung seines Gewehres. In dem trockenen Bette eines Baches stiegen sie weiter aufwärts. An dem schmalen

' Streiten Himmel über ihnen glänzten die Sterne. Noch einer Weile bog Florian in östlicher Richtung ab und bald darauf erreichten sie. über moosigen Boden fortschreitend, den unteren Rand einer ab schüssigen Waldwiese. „Hier wird's was geben!" flüsterte Florian, indem er stehen blieb und den Stutzen vorn Rücken nahm. Alois setzte sich auf ein Felsstück in der Nähe. Um in der Ein samkeit mit Florian -zu reden, hätte er wahrlich nicht nötig gehabt, so hoch und angestrengt zu steigen

. Indem er aber noch einmal über legt hatte, was er dem Sohne mitteilen wollte, zu dem er gekommen, war er mechanisch weiter gestiegen. „Also hier denkst was zu finden?" fragte er. „Ja," entgegnete Florian leise, „sobald der Mono.heraus ist: er wird gleich kommen. Aber red' nicht so laut." „Derweilen sitz' zu mir her und lasse uns ein Wort mit einan der reden," sagte sein Vater. — 51 — Florian gehorchte; Alois aber schwieg noch und beider Augen schauten gegen Osten, wo der Himmel in sternloser Helle über den Schroffen ruhte

er herauf und geht seinen Weg und weiß nicht, was der Mensch auf Erden für Plag' hat," murmelte Alois und stützte den Kopf in die Rechte. Florian seufzte in dem Gedanken an Anna. Es schien fast, als ob Alois seine Gedanken erraten hätte; denn er sagte, ohne den Kopf zu erheben: „Kann's mir schon vorstellen, wie's dir diese Tage über zu Sinn gewesen ist. Jetzt erzähl' mir, wie's der Schreiber angestellt hat, daß du und die Anna auseinander geraten seid?" Florian senkte den Kops und fühlte das Blut

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 6 di 8
Data: 10.11.1915
Descrizione fisica: 8
einzubrechen. „Du hast mir noch nicht alles gesagt, Vater," kam ihm Florian zu Hilfe. „Was soll denn nachher geschehen, wenn der Hof abgetreten ist? Das ist doch die Hauptfach'!" Alois richtete sich mit einem schweren Seufzer auf. „Nachher?" fragte er. „Ja, das ist freilich die Hauptfach'! Schau. Bub', du hast nie ein rechtes Herz zu dem Hof gehabt und da wird es dir wohl nicht gar so nahe gehen, wenn du nicht zu wirten brauchst. Du hast immer ein Jäger lvevden wollen und jetzt sollst deinen Willen

haben." Florian vermochte jetzt keine volle Freude darüber zu emp finden. „Aber nicht hier, wo jeder unser Unglück kennt," fuhr Alois fort. „Mich hat's oft schon gewurmt, daß ich aus England heim ge kommen bin und nicht mit dir nach Amerika gegangen bin, und jetzt, lvo hier alles für uns zu Ende ist, wollen wir beide unser Glück dort versuchen." Florian griff den Gedanken lebhaft auf. Ihm war es unter beu obwaltenden Verhältnissen recht, aus dem heimatlichen Tale fortzukommen, und es lockte ihn das neue

, abenteuerliche Leben in der Fremde. „Es wird wohl noch was für uns übrig bleiben, wenn dem Nazi der Hof zugesprochen wird," fuhr der Vater fort. „Das teilen * wir; Die. eine Hälfte nehmen wir zur Reise und das klebrige kriegt bie Bäuerin, daß sie mit der Benedikta nicht zu betteln braucht, bis sie Arbeit gefunden hat." „Die kommen nicht mit?" fragte Florian gedehnt. „Nein," rief Alois nachdrücklich, „das Leben Hab' ich satt. Die Bäuerin und ich Haben schon längst eingesehen, das; wir,nicht wnter mitsammen

Hausen können. Wär's auch nicht durch Den Tod des Buk aus einmal zu dem End' gekommen, wir hätten uns doch,getrennt und ich hab's ihr schon früher gesagt, wie ich's mit ihr und der Benedikta einrichten wollt'. Jetzt ist alles anders geworden; wir alle ziehen von dem Marienhof ab, du und ich aber über's Meer, und dir wird's auch lieb sein, daß deine Stiefmutter,' die dich nie hat leiden mögen, zurückbleibt." „Ja, schon," murmelte Florian. „Es ist bloß von wegen der Beu.'dikta." „Freilich!" pflichtete

ihm der Vater bei. „Wenn's ein Bub' lväre mit gesunden Gliedern; aber ein Mädchen und verkrüppelt — es geht halt ncht. Die Bäuerin würd' f mir auch nicht lassen." Beide schwiegen eine Weile. „Und die Mutter weiß urn das Testament?" begann Florian wieder. Alois nickte. „Und sie hat nie von dir verlangt, daß du den Hof herausgeben sollst?" fragte Florian zögernd. „Die?" lachte der Vater mit bitterem Hohn. „Weißt noch den Abend, wo ich sie dir als deine künftige Mutter aufgeführt Hab'? Die nimmt dich doch bloß

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 6 di 8
Data: 15.12.1915
Descrizione fisica: 8
, die so auch am besten versorgt sein werden. Zahlreiche Frauen jedoch werden nach ^ q: — 146 — sich bedroht sah, gab ihr jetzt ihre Kaltblütigkeit wieder, und immer noch überzeugt, daß sie un Besitz des echten Testaments sei, sowie darauf bauend, daß Florian seinen Vater zu sehr liebe, um ihn öffentlich anzuklagen, wies sie jedes Zugeständnis ab. „Laß dem Alois Staudach sein' Bub' reden, wenn er was weiß," sagte sie, _ nachdem sie in das Gerichtszimmer zurückgekehrt war, und hochaufgerichtet dastehend, richtete

sie ihre grauen Augen fest auf Florian. Aber sie sah ihn nur undeutlich, denn die in ihr gärende Wut trübte ihren Blick. „Um Gotteswillen, Mutter, das kannst d u von mir verlangen?" rief Florian, indem er entsetzt einen halben Schritt zurücktrat. Auch Frau Rest war erschreckt und starrte Veronika mit weitgeöffneten Augen an. Ignaz ersparte Florian das Schwere. „Wenn die — die da," sagte er und wies mit dem Daumen der linken Hand seitwärts auf die regungslose Veronika

finger nach der Decke. „Also just an dem Abend, wo er von dem alten Mayr geschossen worden ist, da hat er seinem Buben, dem Florian da, die Geschichte von dem Testament da erzählt. Also ist die Unterschrift von dem Bartel Staudach alleweil echt. Und wie der Alois tot war, just an dem Abend von seinem Begräbnistag, da ist der Florian zu mir nach Buchau gekommen, hat mich für seinen Vater um Verzeihung gebeten, für alles Unrecht, was der mir an getan hätt', und hat mir und meiner Frau, der Resi

hier, alles von dem Testament bericht't." Florian, der mit brennenden Wangen und gesenkten Lidern, unter denen zwe^große Trinen hMvortropften, zugehört hatte, nickte jetzt bestätigendMit jran Ren. welche während der Er zählung hartnäckig züin^eiftter hinausgeschaut hatte, kehrte sich li f — 147 — fl wieder zu ihrem Manne und streichelte ihm mit einem wunderlichen ^ Zucken der Lippen den Oberarm. Er legte ihr, in seiner Aufregung nicht beachtend, daß sie nicht im bloßen Kopfe war, seine schwere Rechte auf den Hut

sich' zunächst mit der Frage an Florian: „Ihre Mutter oder Stiefmutter ; scheint von dem Vorhandensein des Testamentes nichts gewußt zu yaben?" , J „Ja, sie hat darum gewußt," versetzte Florian unbedenklich. I „Mein Vater hat mir gesagt, daß er cs ihr erzählt hat, als ich noch bei den Jesuiten in Innsbruck war." Nun erklärte der Richter Ignaz, daß ihm nichts übrig bleibe, als, gestützt auf die Aussage Florians und das Zeugnis Griesingers welches aber erst noch beigebracht werden müsse, gegen die Witwe

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 6 di 8
Data: 27.10.1915
Descrizione fisica: 8
in einem Augenblick, bL •'••r - - - lich ' 5 ~ «nse — 18 19 — gen, welche au, Nachmittage mit ihrem Karren vor dem Marienhofe Halt gemacht hatten und dort gesättigt worden waren. Florian hatte noch, als er sich nach Buchau zu gehen angeschickt, mit Friedl gescherzt und dieser letztere war es, der jetzt seinen Namen rief und ihn heran winkte. Was kümmerten Florian in seiner Verzlveiselten Stimmung die Dörcher? was die ganze Welt? Ein jäher Frost hatte alle ihre Blüten getötet. Der reiche Frühlingsgarten

und schluchzte wie ein Kind. Ueber den Bergen in, Westen stand eine schwarze Wolke, dun kel quoll es aus den Talern herauf, verhüllte die Schroffen und brei tete sich unheimlich drohend über dem See aus. Alois war eben aus dem Hause getreten und blickte die Straße hinunter, als Florian heimkam. „Du bist's?" sagte er mit einem Ton der Enttäuschung. Er wartete auf Beck, der sich bis jetzt noch nicht auf dem Hofe eingestellt hatte. Hoffend, daß der Schreiber wohl noch käme, setzte er sich auf die Bank

vor der Türe. Florian blieb bei ihn, stehen. Beide schwiegen, mit ihren Gedanken beschäftigt. Immer schwärzer schwollen die Wolken zwischen den Bergen hervor. Mit rasendem Heulen stürzte sich die Windsbraut ins Tal, Staub und dürres Geäst aufwirbelnd und vor sich herjagend und grintmig in den Baumkronen raufend. Das Brausen des gepeitsch ten Sees mischte sich in das Heulen. Grell flammte es über See und Gebirg auf; ein ratternder und knatternder Donnerschlag folgte. Er schreckte Alois von der Bank

auf und gleichzeitig gellte in der Türe ein Schrei. Es war Veronika. „Laß' mich nicht allein," ächzte sie. Sie war bleich wie die Wand. Alois folgte ihr in die Stube. Florian blieb noch draußen. Der sich entfesselnde Aufruhr der Elemente erleichterte seine zusammen gepreßte Brust. „Er ist nicht gekommen," sagte Alois in der Stube unruhig sorgenvoll. „Ich hätt's mir denken können. Er ist und bleibt Lump." „Was meinst?" fragte seine Frau mit wirren, Blick. Bevor er antworten konnte, schmetterte ein zweiter Donm

. Er trieb Florian in das Haus. In der Küche säst die Knechte und Mägde ängstlich beisammen. In der Stube saus Florian seine Stiefmutter laut betend auf den Knieen. Sie re» die Hände, zerschlug sich die Brust und schluchzte und ftottcrfij und bei jedem Blitz ttnd Donnersschläg kreischte sie em setzt auf. Alois hatte Benedikta auf den Knieen. Sie hatte sich angst lich an ihn geschmiegt, und ein schreckhaftes Zittern überflog ihm kleinen Körper bei jedem Aufschrei der Mutter. „Ist denn kein Erbarmen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 6 di 8
Data: 10.09.1915
Descrizione fisica: 8
die Freude am Schassen; denn mit dem Verlust seines Sohnes hatte auch seine Arbeit ihren Hauptzweck verloren, und er begann im Wirtshause den Frieden zu suchen, den er unter seinem eigenen Dache nicht mehr fand. Wein und Karten mußten die Zeit töten und den Kummer, der an seinem Herzen nagte. Es war ein elendes Leben, und er schleppte das Bewußtsein davon wie eine schwere Last mit sich. Er machte dafür Veronika verantwort lich; denn ohne ihre unvernünftige Abneigung gegen Florian würde er sich nie

entschlossen haben, ihn in die Jesuitenschule zu tun. Er wünschte, daß er mit dem Buben nie nach Tirol zurückgekehrt wäre. Und sollte dieses trostlose Leben nun so fort währen bis an das Ende? Ihm grauste davor. Aber es gab noch ein Mittel, Florian zu zwingen, daß er nach Hause käme. Er konnte den Beistand der Gerichte anrufen; denn noch war Florian nicht in dem Alter, um frei über sich bestimmen zu können. Aber was gewann er, wenn den Jesuiten auch befohlen wurde, Florian nach Hause zu schicken

? Wenn Florian so aller kindlichen Liebe vergessen konnte, dann war er es auch nicht wert, um ihn mit den Jesuiten zu kämpfen. Die Aeußerung des alten Mayr vor der Schmiede kam ihm wieder in den Sinn. Vielleicht hatte er es wirklich darin versehen, daß er Florian hatte zwingen wollen, ein Bauer zu werden. Hätte er sich seiner Neigung nicht entgegengestellt, so würde er vielleicht gar nicht auf den Einfall geraten sein, eines Tages den Jesuitenrock anzu ziehen. Es war ein unruhiges Blut in dem Buben

, und auch der Pater Rektor hatte sich ja dahin geäußert, daß Florian zum still hockenden Mönch in der Zelle nicht tauge. Das unstete Blut, der Wandertrieb Florians, der ihm das Los eines Missionärs begeh renswert erscheinen ließ, waren' wohl ein Erbteil seiner Mutter. — 83 — Alois erinnerte sich wengstens, wie diese immer am heitersten ge wesen war, wenn sie wieder einmal einer Stadt, wo sie sich längere Zeit aufgehalten, den Rücken gekehrt hatten. Selbst die ersticken den englischen Nebel

hatten dann ihrer fröhlichen Laune nichts an- haben können. Die Erinnerung an Franzl ließ das Band, welches ihn an Veronika fesselte, nur um so tiefer in sein Fleisch schneiden. Er wollte, er wäre mit Florian von England aus geraden Weges nach Amerika gegangen. Vielleicht hätte er selbst dort zur Büchse statt zum Pfluge gegriffen. Seine Gedanken kehrten wiederholt zu der Aeußerung des alten Mayr zurück, und es ward ihm dabei wie einem lange Verirrten, welcher, nachdem er schon die letzten Hoffnungen ausgegeben

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 5 di 8
Data: 13.07.1915
Descrizione fisica: 8
wieder ausverkauft. Keiner kann wissen . . . Eine Delikatesse beim Marketender zu erlangen, ist immer mehr oder weniger vorn Zufall abhängig. Immerhin, auch dieser moderne Marketender ist ein Segen. Ohne ihn wäre man ganz auf die Lie besgaben aus der Heimat angewiesen. Und die las sen manchmal verflucht lange auf sich warten. Und wenn endlich so ein Kistchen einmal eintrifft, en- — 76 — der Prinz sein? Wenn er Anna heiratete, dann war ja der böse Zau ber gebrochen. Da stand der Prinz Florian plötzlich

in der Stube und es riß der goldene Faden, den sie unsichtbar spann. Mit leuchtenden Augen betrachtete sie den Burschen, den die mürrische Frage des Groß vaters nach seinem Begehr keineswegs einschüchterte. „Willst mir meine Fratz' wohl auch stehlen," grollte der Alte, „wie dem Schulmeister seine, um einen Schneekönig daraus zu ma chen zum Spott vor den Leuten?" „Zum Spott Hab' ich ihn nicht machen wollen," behauptete Florian. „Weiß nicht, wie es just sein Gesicht geworden ist. Ich sah's

auf einmal vor mir. Warum hat er so eine Fratz', daß es ein Graus ist? Wenn man ihn in die Schoten stellt, nehmen die Sperlinge Reißaus." Eva lachte laut auf. Florian sah sich um, und da es nur ein kleines Mädchen war, welches gelacht hatte, so drehte er ihr mit der souveränen Verachtung der Flegeljahre gegen dergleichen unbdu- tende Geschöpfe vollends den Rücken zu und fuhr fort: „Ich möcht' Euch um twas bitten! Schaut, in den Wald möcht' ich; ein Jäger möcht' ich werden!" „Ach, das ist prächtig!" jubelte Eva. „Kusch

!" brummte ihr der Großvater zu. Florian aber konnte sich diesmal nicht enthalten, in ihre Aeußerung einzustimmen: „Ja, prächtig, denk ich's mir halt auch, gar prächtig!" „So? — Glaub's schon!" knurrte der Alte und kraute den Kopf seines Hundes, der mit aufgerichteten Vorderfüßen zwischen seinen Beinen saß und Florian unverwandt ansah. „Wollt Ihr mich als Burschen annehmen?" fragte dieser. „Ich kann keinen Burschen brauchen," antwortete Mayr, schaute aber ferundlicher unter seinen graubuschigen Brauen

auf ihn. „Könntest auch von mir nicht viel lernen. Aber dennoch, wenn's dei nem Alten recht ist, ließ' sich schon mit dem Oberförster des Herzogs reden, daß er dich annähm'. Aber dein Alter gibt's nimmer zu, daß sein einziger Sohn ein Waidmann wird, statt ein Bauer." „Und wenn er's nicht zugibt," rief Florian trotzig, „ein Bauer werd' ich mein Lebtag nicht; ein Jager will ich werden!" — 73 — Es konnte nicht anders sein. Alois dachte an die Jagdtasche, in der sein Vater auch Wohl das Testament verwahrt

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 5 di 8
Data: 19.11.1915
Descrizione fisica: 8
und Munition übergeben. Durch das völkerrechtswidrige Verhalten der Eng länder, das die schärffte Brandmarkung verdient, verlor er nicht nur seine Ausrüstung, sondern auch seine Sammlungen. Nur seine Aufzeichnungen wurden ihm in Madang, wohin er auf einem Mis sionsdampfer von der Station Param (Marien- bevg) aus kam, zum größten Teil zurückgegeben. — 80 — Florian mitzuteilen, und deutete, selbst Platz nehmend, auf einen Stuhl neben dem Tische. Sie setzte sich, schwieg aber, mit zusammengezogenen Brauen

vor sich hinblickend. Endlich sagte sie, ohne die Lider aufzuschlagen: „Aber Ihr Orden ist doch mächtig genug, um dem Florian Begna digung auszuwirken? " „Gewiß," versetzte er, „allein ein verurteilter Verbrecher kann nicht in unsere Gemeinschaft aufgenommen werden. Ihr werdet daher einsehen, daß wir keine Veranlassung haben, unseren Einfluß für Florian geltend zu machen, wenn er wirklich das Verbrechen be gangen hat. Etwas anderes wäre es, wenn Florian zu uns käme, bevor noch die Gerichte ihre Hand auf ihn gelegt

haben. Indessen erzählt mir erst, was Ihr wißt; wir werden nachher um so gründ licher überlegen können, was zu tun ist." Sie erzählte von dem Liebesverhältnis zwischen Florian und Anna, und daß der Schreiber an dem Tage des Mordes dieses Ver hältnis zerstört habe. „Schade um diesen Beck," rief Pater Gury; „er war ein brauch barer, geschickter Mensch! Durch welches Mittel hat er jenes Ver hältnis gesprengt, in dem für uns alle die größte Gefahr lag?" „Ich bin auf dem Herweg bei meinem Bruder in Buchau

an gesprochen," antwortete sie, „der hat mir erzählt, daß kr Florian sich unter dem falschen Namen Jäger aus Oberau bei den buchauer Staudachs eingeführt gehabt hat." „Und Florian ist an dem Tage der Ermordung ebenfalls in Buchau gewesen?" fragte der Pater. Veronika bejahte und Pater Gury fragte gespannt, um welche Zeit Florian nach Buchau gegangen sei? „Er kam früher als sonst vom Feld," versetzte Veronika, „und zog sich ordentlich an, wie er's tat, wenn er nach Buchau machte. Es wird so um sechs Uhr

, „ich bin fest überzeugt, daß er der Mörder ist und werde keine Mühe sparen, daß 'kr Wahr heit die Ehre gegeben werde." Dennoch hinderte ihn feine Ueberzeugung nicht, darüber zu brüten, wie er einen Unschuldigen in den Prozeß verwickeln könnte. Alois sollte für seine feindselige Gesinnung gegen den Orden gezüch tigt, in der Achtung seiner Dorfgenossen ruiniert und zugleich den frommen Vätern freieres Feld gegen Florian geschafft werden. Er hatte seit seiner letzten Unterredung mit dem Rektor in der Tat

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 6 di 8
Data: 10.08.1915
Descrizione fisica: 8
fände. Die Luftschlösser, welche die beiden bauten, und wobei Schmuck und Auszierung zumeist auf Evas Teil fielen, erhielten jedoch manchen Stoß durch die Wirklichkeit, die ihr Recht über Florian behauptete, sobald er dem Zauberbann der kleinen Hexe entflohen war. Der Vater machte ja kein Hehl daraus, daß er seine einzige Freude war, und Florian selbst fühlte, wie fest sein Herz an dem Vater hing. Allein Pfingsten, wo er nach Innsbruck abreisen sollte, kam immer näher, und die Antriebe

was zu reden, nachher, wenn er gegessen hat." Damit setzte er sich wartend vor der Tür auf die Bank, und als Staüdach nach dem Essen zu ihm hinausging, begab sich Florian auf seine Kammer, um seine letzten Vorbereitungen zur Flucht zu treffen. Das war aber bald geschehen. Er hatte nur die wenigen Kreuzer, aus denen seine Barschaft bestand, nochmals zu überzäh- — 165 — len und seinen Sonntagsanzug anzulegen. Dann setzte er sich auf den Rand seines Bettes, neben sich die Schuhe, die er noch nicht angezogen

, und in her Hand den derben Stecken, den er sich für die Wanderschaft geschnitten hatte, und wartete, bis alle im Hause zur Ruhe gegangen sein würden. Nur dann und wann unterbrach ein Laut die abendliche Stille, und Florian ward es immer beklomme ner, als ob die Wände seiner Kammer rings um ihn zusammen rückten. Das Weinen war ihm nahe. Dann hörte er, wie unten sein Vater sagte: „Ich dank dir!" und der alte Mayr: „Keine Ursach' nicht; es war bloß recht so!" Nun war alles still. Plötzlich ließen

sich Schritte auf der Treppe vernehmen. Florian lauschte erschrocken. Gleich darauf trat die große Gestalt seines Vaters durch die Kam mertüre gebückt herein. Florian saß regungslos, erstarrt. „Also hat der alte Mayr doch recht gehabt?" sagte Alois nach einem Blick auf den Sohn. „Ich hab's nicht glauben mögen." Florian entfiel der Wanderstab; ein Wort brachte er nicht her vor. „Was Hab' ich dir getan," fuhr der Vater traurig fort, „daß du von mir fortlaufen willst, wie ein Dieb in der Nacht

? Hab' ich dich denn nicht immer lieb gehabt, so lang du auf der Welt bist? Jesus, Maria, ist's denn wirklich wahr, daß unsere Sünden ge straft werden an unseren Kindern und Kindeskindern?" „Vater!" stotterte und stammelte der Bube. „Vater! Vater!" Er sprang auf und warf sich diesem an die Brust. Alois seufzte: „Das Fortgehen ist schon leicht, aber das Wie derkommen " Er setzte sich auf die Bettstelle, Florian an seine Seite ziehend, und fuhr fort: „Ja, das Fortgehen ist halt nicht schwer, und ich selbst tat's meinem Vater

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 6 di 8
Data: 24.08.1915
Descrizione fisica: 8
, was mir nicht gefällt, Herr Pfarrer, und des halb wollt' ich mit Ihnen reden." ; ,,So, so!" machte der Pfarrer und sah Alois von der Seite an. „Wir wollen doch lieber in meine Stube gehen; dort stören uns Die Insekten nicht." Er ging Alois voraus in seine Arbeitsstube. „Also, was ist's mit dem Florian?" fragte er, nachdem beide Platz genommen hatten. Alois klagte seine Not, daß Florian bei den Jesuiten alle Liebe zu ihm verloren habe und wunderliches Zeug schreibe, wie er sich nichts Schöneres denken

könnte, als eines Tages den Heiden, die wie er ohne Taufe und Christentum aufgewachsen seien, das Evan gelium zu predigen. Auch habe er nur am heutigen Morgen einen Brief von dem Pater Rektor erhalten, worin dieser andeute, daß Florian zum Sämann auf einem anderen Acker als dem seines irdischen Vaters berufen scheine. Er reichte dem Pfarrer, der ihn schweigend angehört hatte, den Brief des Rektors. „Aber was kann ich dabei tun?" fragte Seine Ehrwürden, den Brief durchlaufend und wieder zusammenfaltend. „Sie sollen

. Aber wie durfte er als Geist licher es unternehmen, jemand davon abzuraten, sein Leben dem! Dienste Gottes zu weihen? Ein anderes wäre es gewesen, wenn Florian einen solchen Schritt ohne inneren Beruf hätte tun wollen; allein der Brief des Rektors Pater Werner deutete auf diesen Be- f ruf hin. Auf der anderen Seite war der Pfarrer kein Freund der } Jesuiten; er hegte in der Stille seines Gemüts sogar eine recht tiefe Abneigung gegen den Orden. Allein er kannte auch sehr wohl j dessen Macht und Einfluß

und es war ihm nicht geheuer bei der Vorstellung, dessen Absichten in den Weg treten zu sollen. Er räusperte sich und begann von der kindlichen Liebe zu reden. Es sei sehr tadelnswert, daß Florian die Liebe zu seinem Vater ver gessen habe, und darüber wolle er ihm, eindringliche Vorstellungen machen, gewiß, das wolle er. Denn die Stimme der kindlichen Liebe dürfte keiner in sich ersticken, welchem Stande er auch angehörte, wel- I chen Beruf er auch wühlen möge. Aber Da stockte er und Alois, welcher seinen Worten

wiederholt bei pflichtend zügenickt hatte, schaute ihn gespannt an. Er rückte in seinem Lehnstuhle unbehaglich hin und her und meinte endlich, er hätte gehört, daß Florian nie eine Neigung zur Landwirtschaft ge zeigt hätte. Was könnte also Alois vernünftigerweise dagegen ha ben, wenn sich Florian einen andern Beruf erwählte? Alois wollte jedoch nichts von dem verstehen, was der Pfarrer nun zum Lobe des geistlichen Standes vorbrachte, oder zur Ent schuldigung, daß er Florian nicht abraten

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 5 di 8
Data: 01.09.1915
Descrizione fisica: 8
, was ihn: der ehemalige Großknecht seines Vaters bei seinem Besuch mitgeteilt hatte und fügte hinzu: „Hätt' meinen Vater nicht der Schlag getroffen, so daß er zuletzt nicht mehr reden und auch nicht inehr schreiben könnt', bann hätt' er das Testament zerrissen. Ein Unglück ist's, daß der Schreiber es hat finden müssen, ich aber Hab' kein Unrecht begangen, und also hat der Florian auch nichts für mich von den Heiligen zu bitten." Veronika, welche sich wieder auf die Bank hatte fallen lassen, sah ihn zweifelnd

lassen." Seine Frau preßte die Lippen fest zusammen und eine tiefe Falte bildete sich zwischen ihren Brauen. „Jetzt weißt alles," nahm Alois wieder das Wort, „und du kannst dir jetzt schon vorstellen, daß ich gegen den Florian nicht handeln mag, wie mein Vater an mir. Aber von wegen dem Schreiber; ich kann den falschen Kerl nicht vor meinen Augen aus stehen. Du bist ja gut Freund mit ihm; sieh du 'mal zu, ob du nicht mit ihm handelseinig wirst, daß er die Geschrift herausgibt

." — o7 — „Je nun, sie werden warten, bis der Florian mündig ist, oder vielleicht auch, bis du die Augen zumachst," versetzte sie lauter. „Der Florian ist ja nicht arm; der Marienhof ist ein schön Stück Geld wert, und was er 'mal von dir kriegt, das fällt an die Jesuiten. Vielleicht alles, denn es kann schon sein, daß die Benedikta nie heiratet. Nach ihrem Tod würd' ihr Erbteil durch den Florian an den Orden kommen. Meinst, daß die Jesuiten ihn so schrecklich lieb hätten und ihm bei dir so sehr das Wort reden

, nachher werden sie den Florian von selbst weg-, schicken. Denn umsonst ist der Tod." „Freilich," murmelte Alois, „freilich! Aber wie ist das anzu fangen?" Sie schwieg. „Aber wie?" fragte er nach einiger Zeit wieder. „Was meinst?" „Das ist so," sagte sie nun und hustete. „Du läßt durch den Griff! hinschreiben: Du gibst deine Einwilligung nicht, daß der Florian geistlich wird, und wenn er bis zum ersten August oder ersten September nicht zu Hause ist, dann — wirst ihn enterben!" „Enterben!" fuhr Alois

jäh von der Bank auf. Das entscheidende Wort war gefallen, und mit erleichterter Brust verfolgte nun Veronika entschlossen ihr Ziel. „Gehorcht der Florian, so ist ja alles gut," sagte sie; „gehorcht er nicht, so sind es die Jesuiten und nicht er, die du enterbst. Willst du ihnen dein Hab und Gut an den Hals werfen? Da mein' ich doch, es ist tausendmal besser, du vermachst alles der Benedikta, oder du verschreibst es mir mit dem Beding, daß die Benedikta nach meinem Tode, oder nach dem deinigen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 6 di 8
Data: 13.07.1915
Descrizione fisica: 8
. B »m nach möch Eröf seine kreisi sache F daß ; kau, Sym Be ger 3 zwei visier De empf spraä merk! Zeitu Abtrc bereil Zung verbll Karm nopel durch verbü Zeitu derT schluss — 74 — während du ein freier Bauer sein kannst und nach keinem Kaiser und König fragen brauchst." „Das ist eine schöne Freiheit!" versetzte Florian verächtlich. „Ich mag nicht mein Lebtag den Kopf auf die Erd' bücken und nicht wissen, ob über mir die Sonne scheint, oder ob's regnet." „Ne, Bub, das verstehst nicht," sagte Griesinger. „Lass

' ihn reden," bemerkte Alois. „Er hat noch nichts wie Schnurren im Kopf. Das wird schon anders werden." Florian protestierte: es sei sein Ernst mit dem Jäger. „Na ja, wie mit dem Schneemann," scherzte der Vater. „Wenn Tauwetter kommt, zerschmilzt er." Er ging mit Griesinger weiter, der dem Buben freundlich zu nickte. Florians Wangen glühten. Er schämte sich, vor dem fremden, alten Manne von dem Vater wie ein Kind behandelt worden zu sein, das noch nicht weiß, was es will, und er fühlte

sich doch einen Mann vom Wirbel bis zur Zehe. Trotzig drückte er sich die Pelz mütze in die Stirn und ging hastig dem Dorfe zu. Er wollte dem Vater beweisen, daß er kein Kind mehr sei mit wechselnden Wünschen, sondern ganz gut wüßte, was er wollte. Jetzt gleich wollte er es be weisen. Ein Hirschgeweih über der schmalen Haustüre bezeichnete die Wohnung des alten Mayr in Achenkirchen. Aus der Küche steckte seine alte Wirtin den Kopf und fragte Florian, was er wolle. In der Stube schlug ein Hund an, und Florian trat

Flachses auf dem Rocken spann sie ihre Phantasien in goldenen Fä- (rb . den aus. Es war die einzige Arbeit, bei der sie geduldig ausdauerte, und des Großvaters alter Haushälterin ewiges Jammern, daß sie iirh'tsir, zu keiner häuslichen Frauenhantierung Geschick und Neigung zeige, lloleta Der Schneemann hatte Eva mit Florian ausgesöhnt. Mochte der ^Ur Zorn, den der ehrenwerte Meister Griff! hegte, da er ihn an dem Trauu wahren Schuldigen nicht auslassen konnte, auch noch so nachdrücklich Nissen in Donner

und Blitz über die Schuljugend sich entladen, Eva schüt- B . ie f«t telte das Unwetter von sich ab, wie ein naßgewordener Vogel die Regentropfen. Denn draußen auf dem Dorfplatz stand ja trotz alle- e ro ti™ dem der Schneemann mit den schwülstigen Lippen und der ungeheu- osmol ren Gurkennase, an deren Spitze die ewig schaffende Naturkraft Marals die Aehnlichkeit mit dem Original vollendend, ein zum Eiszapfen rJLJJ erstarrtes Tröpfchen gehängt hatte. Schon daß Florian mit den Bu- Erläut ben sich so tapfer

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 5 di 8
Data: 07.07.1915
Descrizione fisica: 8
vorsitzenden zu erklären. — 60 — heiraten und vor allen Dingen mußt er doch selbst erst in seinem Neste warm werden, dazu gehöre noch viel. Unterdessen wechselte Florian, die Hände in den Taschen seiner kurzen Hosen, welche die Knie bloß ließen, mit seinen Altersge nossen mißtrauisch forschende Blicke. Sie prüften und wogen ein ander, und wenn es Florian aus dem Verhalten der Dorfbuben klar wurde, daß sie dem Fremdling ihre Kameradschaft nicht an tragen würden, so zeigte ihnen der kühle Ton

du?" antwortete Florian ruhig, und wenn du's nicht weißt, da du doch hier geboren bist, nachher bist du noch dümmer, als du aussiehst." Einige lachten; der Junge aber drohte: „Tu nicht so protzig; zeig', daß du Kurasch hast!" „Vor deinem Maulwerk fürcht' ich mich noch lange nicht," ver setzte Florian mit aufblitzenden Augen. „Nicht?" rief sein Gegner, die Fäuste ballend. „Wart', jetzt gleich sollst die Engel im Himmel singen hören." Seine musikalische Verheißung ging jedoch nicht in Erfüllung, denn Florian

fing den ihm zugedachten Schlag mit dem linken Arm auf und gab zugleich mit der rechten Faust seinem Gegner einen Stoß in die Magengrube, daß derselbe mit vergehendem Atem und schmerzverzerrtem Gesichte zurücktaumelte und fiel. „Jetzt hast englisch reden hören," rief Florian, und sich mit seinen schwarzen, blitzenden Augen rings umschauend, setzte er hin zu: „Wer will noch was?" Die Buben waren betroffen von dem raschen und unerwarte ten Ausgange des Kampfes; auch Eva. Es verdroß sie, daß Florian

, welche sich allabendlich zum behag lichen Grausen der Zuschauer in den Käfig des Löwen wagte und mit dem Tiger Scherze trieb, warf ihre tierbändigenden Augen aus Alois, und er wußte vor diesen liebeflammenden Sternen keinen Schutz, als heimliche Flucht. Er fand mit Florian ein Asyl bei dem Besitzer eines Wachsfigurenkabinetts, einem verunglückten Bild hauer, der den stattlichen Mann schon längst den wilden Tieren ab spenstig zu machen versucht hatte und eben im Begriffe stand, den Ort seiner Schaustellungen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 5 di 8
Data: 14.10.1915
Descrizione fisica: 8
mochte ihn in seiner Jugend auch kaum zum Scheibenschießen gebraucht haben. Konnte es jedoch ihren tiefen Haß befriedigen, wenn Florian mitten im Glück, die Lippen noch feucht von Annas Küssen, plötzlich dahingerafft wurde? Nein, so wohl sollte es ihm nicht werden! Und der Haß, den sie gegen ihn hegte, übertrug sich auch zum Teil auf Anna, die ihrer Benedikta das Erbe zu rauben drohte. Sie hatte in ihrer Jugend einmal gehört, daß man Menschen langsam töten könnte, indem man deren Wachsbildern

eine Nadel allmälig in die Brust stach. Die weise Frau in Achenkirchen mußte wissen, ob es sich damit wirklich so verhielt; sie wollte sie fragen. Wie Florian sie Jahre hindurch gequält hatte, so sollte er langsam unter ihren Na delstichen hinsterben, und diese Stiche, sie trafen zugleich das Herz seines Vaters und Annas. Ist ein Gehirn, welches eine solche Rache aushecken kann, noch zurechnungsfähig? Wo ist die Grenze zwischen Wahnsinn und Ver brechen? Es gibt keine bestimmbare! Mit dem unbeweglichen

nicht mehr blicken. Alle vermißten ihn, am meisten die Mutter, der er so oft bei der Feldarbeit hilfreiche Hand geleistet hätte, und sie richtete mitunter ihre Augen nachdenklich auf seine Zither, die verstaubt auf dem Ofenrande stand. Zwölftes Kapitel. Der Fuchs im Eisen. Alois fragte seinen Sohn nicht, wo und wie er seine Abende znbrachte. Er war ja auch, als er in dessen Alter gewesen, seinen eigenen Weg gegangen und freute sich, daß Florian ihm nachartete. Auch in der Wirtschaft ließ sich Florian

immer besser an. Hatte der Vater sich schließlich darin gefügt, seiner Neigung zum Jägerstande weiter kein Hindernis in den Weg zu legen, wenn er nur die ver loren geglaubte Liebe seines Sohnes und diesen selbst durch das Opfer zurückgewann, so wäre ihm dasselbe doch sehr schwer gewor den, nun Florian wieder zu Hause war. Nachdem er sich an dem Tage von dessen Rückkehr, als er ihm den Stutzen geschenkt, über zeugt hatte, daß der alte Wunsch in Florian noch immer lebendig war, hatte er mit geheimem

Bangen den Augenblick erwartet, wo der Sohn ernstlich an ihn die Forderung stellen würde, ihn seiner Nei gung folgen zu lassen. Um so froher war er daher, als Florian, von seiner Liebe zu Anna beseelt, einen wachsenden Eifer bei den länd lichen Arbeiten bewies und eine Laune, die alle anderen ansteckte. Wo er dabei war auf dem Felde, da ging es lustig zu, auch flink, und Alois ertappte sich zuweilen, nicht bloß auf dem Gedanken an den Tag, wo sein Sohn dereinst eine junge Frau auf den Hof füh ren

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