Seile 4. „Tiroler Volksboke.' Ishrg. XIV. '? Prüfung! — Der Florian wischte sich den Schweiß von der Stirne, eine tiefe Traurigkeit wollte ihn schier niederdrücken. — — Da kam die Bäurin, vom Stradegger geführt, auf ihn zu. „O Florian,' heulte sie, „das Unglück! ... Jetzt sind wir fertig, jetzt können wir betteln gehen.' Der Stradegger redete ihr zu, daß es so weit noch lange nicht sei — der Hof wäre ja gut versichert, die Nachbarn täten auch helfen und sie hätte am Florian einen tüchtigen
Meister knecht, der durch seine Kraft und Geschicklichkeit bald wieder alles in guten Stand setzen werde. Die Bäurin ließ sich etwas beruhigen, dann fragte sie Plötzlich: „Und das Geld hast du wohl in Sicherheit, Florian?' „Was für ein Geld?' tat dieser überrascht. „Ja wohl die 1600 Gulden, die wir aus der Sparkasse geliehen haben.' , „Bäurin, die habt Ihr ja selbst mitgenommen, 'vorIhr aus dem Hause gelaufen seid.' „Ja, wer sagt denn das? . . .Ich Hab' mich vor Schreck nicht verwißt
, Hab' alles liegen und stehen gelassen und bin nur einmal mit dem Kinde geflohen . . . Aber der Nachbar Siml hat gesagt, du, Florian, wärest in der Kammer gewesen und habest die Türe versperrt.' „Die Türe versperrt? — Davon weiß ich nichts. — In der Kammer gewesen bin ich schon und Hab' nach dem Gelde gesucht; aber wie ich hineingekommen bin, ist der Kasten schon offen gewesen, die Schublade herausgerissen und alles durch einandergerührt . . . Geld Hab' ich keines gesehen; ich Hab' gewiß geglaubt, die Bäurin
Hab' es mitgenommen.' „O himmlischer Vater!' kreischte nun die Bäuerin auf, „dann ist's gestohlen, das viele Geld, das geliehene Geld!' „Das muß man gleich den Gendarmen anzeigen,' sagte der Stradegger ruhig und ging rasch auf den Vorplatz des Hauses zu, wo sich die zwei Gendarmen befanden, die schon mit den ersten Leuten vom Dorfe heraufgekommen waren. Bald brachte er die zwei Gendarmen sowie die beiden Nächbarn, den Prähauser und Strehlinger, an die Ecke herüber, wo die Bäurin und der Florian standen
. — Die Gendarmen erkundigten sich genau um die Entwicklung der Dinge und der Postenführer faßte bald einen argen Verdacht auf den Florian. — Drunten tz im Straßenwirtshause, wo der Postenführer oft verkehrte, hatte ihm die Kellnerin Rosl den Florian als einen scheinheiligen Duckmäuser geschildert, der hinter seiner frommen Larve den Spitzbuben verberge, sie selbst um ihr schönes Geld betrogen und in den Brei gesetzt habe. Der Postenführer hatte dem liederlichen Mädchen die Lügen geglaubt und den Florian schon