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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 3 di 8
Data: 26.06.1934
Descrizione fisica: 8
geleistet werden. Der als Leiche ge borgene Klicpera wurde vor allem nach Thaur gebracht und dort vorläufig in der Leichenkapelle aufgebahrt. Die Beerdi gung des tödlich Abgestürzten wird wahrscheinlich weder in Thaur noch in Innsbruck, sondern in der Heimat des Toten stattfinden. Der arme Sünder Florian Em Roman des Lebens. Don WalterKloepffer Copyright by Wilhelm Goldmann, Verlag Leipzig, durch Dr. Präger. Presiedienst, Wien 32 Es ist, als ob das ganze Sanatorium sich zum Nett sein verschworen hätte

. Die Exzellenz erzählt Witze und bringt Illustrierte, Dvktor Schneider rückt mit kleinen Liebesgäben an, der Gärtner Busch schmuggelt ein Schüs- selchen zuckerbestreute Erdbeeren ins Krankenzimmer, und sogar Gottesauge, diese über Wolken thronende Persön lichkeit, murmelt undeutliche Segenswünsche. Dreimal im Tage werden jetzt die feuchten Verbände gewechselt. Hände und Arme sind schon ganz ordentlich. Aber das Gesicht! Wenn ich nur wüßte, was mit meinem Gesicht los ist, sinniert Florian. So oft

er einen Spiegel verlangt, wird ihm das unter allerlei Vorwänden ver weigert. Endlich bricht der Tag an, an dem Florian endgültig seinen Kopfverband loswerden soll. Er harrt voll ban ger Erwartung. Aber statt des Pflegers tritt unverhofft die Suwarin ins Zimmer, mit einem weißen Aerztekittel angetan und den .Knaben Musch an der Hand führend. Es war nicht ganz leicht für sie. bis zu Florian vorzudrin gen. Denn der Fall Musch ist allmählich bis unter die Sa- natorinmgäste gesickert und hat einen Rattenschwanz

von Tratsch und Gewisper gezeitigt. Aber die Suwarin ist stolz wie eine Königin durch die Korridore geschritten. Nun ist sie also im zweiten Stock und streckt Florian die Hand hin. „Ach Sie, Fräulein Suwarin. ach, wie schön —!" „Sie wundern sich ein wenig, nicht wahr? Ich wollte mich schon längst nach Ihnen umsehen, aber die spannen mich ja so schrecklich ein. Doktor Flix hat Ihnen meine Grüße bestellt? Wir haben uns verlobt." „Ich weiß es und freue mich. Ich gratuliere." „Musch, gib «dem guten Onkel

eine schöne Hand. Ge rade heute haben wir in der Charite so viel zu tun, aber ich habe mich dennoch freigemacht. Ahnen Sie: warum? Weil ich bei Ihnen sein möchte, Florian, gerade jetzt, gerade in dieser Stunde, wo Sie stark sein müsien —" „Stark?" „Wir werden den Verband abnehmen", sagt die Suwa rin und wickelt sachlich-behutsam eine Binde ab. „Die Ver brennungen waren sehr tiefgehend und haben gewisse Nar ben hinterlassen. Natürlich bleibt das nicht so rot. Das wis sen Sie ja selbst. Sie müssen

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Unterinntaler Bote
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Pagina 4 di 12
Data: 13.01.1899
Descrizione fisica: 12
ihm, wie die Ge schichte sagt, ein Fremdling, dem des Knaben verstörter Sinn auffiel. Er erkundigte sich um die Ursache, die Florian auch entdeckte. Der Fremdling tröstete ihn und wies ihn an, bis er eine bessere Unterkunft fände, tmrd) Bitten sich den Lebensunt erhalt zu gewinnen. Florian befolgte den Rath und gelangte so nach längerer Wanderschaft nach Sterzing. Gleich bei dem Eingänge des Stadtthores alldort zu rechter Hand, wenn man von Innsbruck in das Etschland reist, ist ein großes, berühmtes Wirths

- und Gasthaus. Wie man sagt, soll Florian in diesem Hause angefangen haben, das Almosen zu samm i und zwar mit sonderbarem Glücke. Florian wird von einem fremden Herrn mit nach Wien genommen und versorgt. 8 13 . Der allmächtige Gott schickte es, daß eben zu der Zeit als Florian nach Sterzing kam, sich Gelegenheit gab, daß die ersten Strahlen des Glückes über dem Haupte des Kna ben erglänzen konnten. Denn eben in dem besagten Wirts hause, in welchem Florian sich ein Almosen erbitten wollte, Arbeitervereines

durch die Gendarmerie in das Stadtspital überstellt. St. Johann i. T., 10. Jänner. Heute hat sich Leon hard Wurzenrainer, Viehhändler und diplomirter Thierarzt von hier in seiner Wohnung erhängt. Welche Gründe diese Unglücksthat har, ist noch unbekannt. Die Leute reden sehr Verschiedenes. kehrte ein Kaufmann, oder nach einer Urkunde des Schatz- archives, ein kaif. Obrist ein, der nach Wien reisen wollte. Furchtsam und traurig sah Florian, ins Zimrner getreten, diesen fremden Herrn an, wagte es völlig

nicht, ihn anzu reden. Endlich, nachdem er seinen Kleinmuth überwunden, trat er aus ihn zu und bat um Gottes Willen um ein Al mosen zur Aushilfe in seiner Noth. Der Herr bemerkte an dem Jüngling gute Talente, daß er sich bemühte, höflichen Sinnes zu sein; auch der Körperwuchs des Jungen geftel dem Fremden. Um aber besser in der Erkenntnis des Jünglings vorzudringen, stellte er ihm verschiedene Fragen, welche Florian zu des Herrn sattsamer Zufriedenheit beant wortete und entwickelte, woraus

Verhalten auch in Wien zu ver sorgen trachten. Wer war froher als der gute Florian. Die Antwort war mit Jawort gleich fertig; machte sich auch für die Reise nach Wien mit seinem Gutthater gleich fertig unter tausendfältiger Danksagung und Versprechen guter Aufführung, reiner Treue und steter Beobachtung der Furcht Gottes und gehorsamster Folgsamkeit. Und also schaute er noch zurück in die Gegend seiner Heimat und reiste mit seinem Herr nach Wien zu. Glück zu mein Florian! (Fortsetzung folgt.)

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Unterinntaler Bote
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Pagina 2 di 10
Data: 20.01.1899
Descrizione fisica: 10
; dann aber gewinnt es wieder den An schein, als ob er sich noch im Sattel zu halten ver möge. Die nothwendigsten und dringendsten Sachen Ritter-Geschichte oder Kevens-Sefchreibung des hochgedornen Herrn Florian v. Waldaus zu Waldenstein, lr. k. Hofroth n. Ritter des goldenen Sporn- Ordens, auch Stifter der heiligen Kapelle in St. Uiklans-Vfarrlrirche zir Hall im Annthale. 3. Fortsetzung. Florian studiert zu Wien die niederen und hohen Schulen. § 14. Das gefräßige Alterthum und die Nachlässigkeit eines fleißigen

Geschichtschreibers hat uns, der späteren Nachwelt, den Namen des großen Gutthäters des Herrn Florian von Waldaus gänzlich entzogen, so daß man seinen Schreibnamen nicht kennt und nicht weiß, was er gewesen und in wes Characteur er gestanden. Jedoch ist bekannt, daß er zur Erziehung des Herrn v. Waldaus keine Unkosten gespart. Dann als er verspürte, daß Religion, Furcht Gottes, Liebe und Treue gegen ihn, mit einander bei seinem Zöglinge um die Wette streiten, sah er, daß Florian wirklich erfülle

, was er ihm auf der Reise versprochen. Wie nun der reiche Herr bei Florian Freude und Lust kommen im dortigen wie in unserem Reichsrathe nicht vom Fleck, und wenn die Regierung bezw. der Kaiser bei uns mit dem § 14 sich endlich im Äußer sten Helsen können, so geht dies doch drüben nicht, weil in Ungarn ein solches Aushilssmittel nicht zur Hand ist. Dies ist wohl auch mit ein Grund, daß man in Ungarn der Obstruktion anders gegenüber tritt, als bei uns. Durch Vermittlung einer kleinen zwischen der parlamentarischen

aus den zum Studium wahrgenommen hatte, bekam er zu ihm eine so herzliche Liebe, daß er ihn gänzlich zu versorgen beschloß. Schickte ihn derohalben in die Schule, um seine Talente besser entwickeln zu laffen. In den niederen Schulen, so Florian besuchte, zeigte er einen so unermüdeten Fleiß und entsprechenden guten Fortgang, daß sein Gutthäter ihn aas der hohen Schule oder Universität zu Wien die Philosophie, das Jus und andere Wiffenschaften studieren ließ, um ihm den Weg zu Dignitäten zu ebnen. Florian gab

hatte. Florian v. Waldaus wird von seinem Hiehvater an Kindesstatt angenommen u. zum Erben eingesetzt. 8 15. Als Florians reicher Ziehvater die so freudenvollen Früchte der Studien seines Zöglings in den Diplomen be wiesen fand und die gute Verwendung der von ihm ausge-

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 4 di 8
Data: 11.06.1934
Descrizione fisica: 8
, verschärft durch einen Fasttag Vier Ist ein ganz armer Teufel, denkt Florian. Genau so arm wie ich. Hat eine Dummheit gemacht, keine Schlech tigkeit, und muß sie nun ausfresien. „Beruhigen Sie sich, Herr Professor. Ich glaube nicht, daß die kommt. Berlin ist doch weit, viel weiter als Mün chen oder Würzburg. Wie soll das Frauenzimmer auf Berlin verfallen? Sie sehen zu schwarz, lassen Sie sich das doch ausreden, Herr Wunderlich", versichert Florian eifrig. „Meinen Sie?" „Natürlich. Hier findet

Sie kein Mensch. Hier ist schon mancher untergekrochen, dem sie auf den Fersen waren."*' „Sie sind ein guter Kerl, Florian. Hoffentlich haben Sie recht", murmelt Wunderlich, ein bißchen getröstet. 21 . Florian geht mit einem Pack Postsachen von der Ver waltung hinüber in den Frühstückssaat. Es ist eine feiner Obliegenheiten, die Morgenpost den Adressaten an ihre Plätze zu legen. Er hält mitten in seiner Beschäftigung betroffen inne. Eine Ansichtskarte, an den Staatsanwalt Meier zwo gerichtet, jagt ihm Schauer

über die Haut. „Lieber Kollege, in Erwiderung Ihrer frld. Urlaubs grüße wünscht Ihnen auch weiterhin gute Erholung Ihr ergebener Landgerichtsrat Reßl." Nach kurzer Ueberlegung muß sich Florian sagen, daß diese Karte aus L. ganz unbedenklich ist. Dennoch gewinnt er seinen Gleichmut nicht zurück. Das ganze Konvolut tra gischer Geschehnisse, das bisher verdrängt in einem Winkel feines Bewußtseins lag, wälzt sich plötzlich in den Vorder grund und steht drohend und peinigend gegen ihn auf. Negine. Hattst

werden und daher in die Genossenschaftsvertragsgebühr nicht einzübeziehen seien. Die Gebühr sei vielmehr nur von den Geschästs- der da, ausgelöst und an die Oberfläche geschwemmt von einer simplen Ansichtskarte. Ein Mensch, der Sachen wie Florian auf dem Gewissen hat, wird nicht pausenlos und immerzu von Erinnyen bedrängt, und das ist gut so, weil sonst jeder Sünder zwangsläufig überschnappen müßte. Aber zuweilen, bei besonderen Anlässen, schiebt sich die Vor stellung von Tat und Adnexen so zwingend

vor das gei stige Auge, daß keine Kraft und kein Willen ausreicht, sie zu ignorieren. Niedergedrückt und zerstreut versieht Florian seinen Dienst, zersetzt und entnervt von fruchtlosen Erwägungen. Nur so ist die schreckeneinflößende Begegnung zu verstehen, die Florian am selben Tag mit Polizeileuten hat. Das trägt sich folgendermaßen zu: Florian tritt aus seinem Zimmer, schlendert den Kor ridor entlang und will die Treppe hinunter. Plötzlich sieht er den Verwalter mit zwei Schupoleuten verhandelnd

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 3 di 12
Data: 19.05.1934
Descrizione fisica: 12
Sünder Florian Ein Roman des Lebens. Von Walter Kloepffer Copyright by Wilhelm Goldmann, Verlag Leipzig, durch Dr. Präger, Pressedienst. Wien 2 „Aber, Florian, was hast du denn? Hab' ich etwas Un geschicktes gesagt?" hört er eine besorgte Stimme neben sich fragen. „Ihr Mädels seid zu dumm, ihr könnt euch nicht hinein denken in uns . . . laß nur, ich will nicht gestreichelt sein," brummt er und löst sich von der Birke wie von einem treuen, verläßlichen Freund. Hansi folgt ihm mit gerunzeltem Stirn

- chen. Sie begreift Florian nicht. Was hat er nur? Was ist denn in ihn hineingesahren? Sie ist ein Geschöpf mit unerweckten Sinnen, und ihr Begehren reicht über harmlose Zärtlichkeiten nicht hinaus. Sie kann sich nicht vorstellen, daß Florian unter einem Zustand leidet, den sie selbst ver schuldet hat. „Andere sind mit Dreiundzwanzig schon verheiratet," sagt Florian plötzlich. „Ich kenne einen jungen Buchbinder neben uns. der ist sogar ein Jahr jünger und hat schon zwei Kinder. Denk mal

worten gibt. Was den Oberlehrern mit ihren wehenden Voll bärten und ihren haarscharfen Grundsätzen ein absolut kla rer Fall ist, bereitet Florian zum Beispiel heftige Kümmer nis. Er nuckelt unglücklich an einem Grashalm herum und wagt seine Freundin nicht anzusehen. Ihr Parfüm verur sacht ihm Kopfschmerzen, ihre warme Nähe Beklommenheit. Er kommt sich ziemlich verworfen vor und schlägt sich mit Wunschsünden herum. Hansi hingegen beginnt zu ahnen, worum es sich dreht, worauf diese Wunderlichkeit

Florians, dieses Pendeln zwischen wilden Ausbrüchen und verbocktem Schweigen, zurückzusühren ist. . Sie muß sich erst zurechtsin- den, möchte fragen, laboriert an Hemmungen und streichelt schließlich — eine Verlegenheitsgeste — Florians verstruwel- ten und blonden Wirbel, der sich keinem Kamm fügen will. „Ihr Männer seid komisch," sagt sie und bohrt die Spitze ihres Schirmchens ins Moos. Wenn Florian ausblicken würde, könnte er die seine Röte unter ihrem Haaransatz wahrnehmen. „Was heißt komisch

? Das ist halt so eingerichtet. Blöd eingerichtet. Die Viecher zum Beispiel haben's bedeutend leichter als wir Kronen der Schöpfung. Nimm mal so einen Frosch an. Ach, Gott, ich weiß selber nicht, wqrum mich das heute so anpackt. Du bist eben zu hübsch, Hansili. Vielleicht ist's auch dieses vertrackte Wetter," seufzt er und läßt seinen Kops in ihren Schoß fallen. „Du mußt mir Zeit lasten, Florian," begütigt das Mäd chen und bändigt die unruhigen Hände des Geliebten mit sanfter Gewalt. Es sieht mit großer

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 3 di 8
Data: 07.06.1934
Descrizione fisica: 8
. Auch der Zustand des Bankiers ist hoffnungslos. Da Gruljie größere Geldsummen an Bauern zu verleihen pflegte, glaubt man, daß einige der Der arme Sünder Florian Ein Roman des Lebens. Von WalterKloepffer Copyright by Wilhelm Goldmarm, Verlag Leipzig, durch Dr. Präger. Pressedienst, Wien 17 „Sie sind ein sonderbarer Mensch. Herr Florian. Oder soll ich sagen, ein seltener? Sie sind jung. Sie sind gesund, und dennoch wollen Sie sich in eine Situation begeben, die, die — die Sie vielleicht nicht ganz abschätzen

können? Wenn ich mich nun irre?" „Dann irren Sie eben. Dann müssen Sie sehen, wie Sie aus der Sache herauskommen." „Und Sie?" „Gott, ich! Ich bin dann eben erledigt. An mir liegt nicht viel. Mein Leben war bisher eine so beschmissene An gelegenheit, daß ich — na ja. reden wir nicht davon, Fräu lein Suwarin." „Ich will es mir überlegen, Florian." „Ist gut", sagt der und denkt: Sv sind die Frauen zimmer! Erst machen sie große Töne, und dann müssen sie es sich überlegen. Während er seinen Laboratoriumskittel auszieht, kommt

die Russin zu ihm heran. „Sagen Sie. Florian, haben wir uns nicht schon wo gesehen? Früher? Mir ist es so. Ich wollte Sie das schon immer fragen." „Wüßte nicht, wo. Ich glaube. Sie irren. Fräulein Suwarin." „Mag sein. Ich gehe jetzt zu den Höhensonnen. Wenn man nach mir fragen sollte, wissen Sie Bescheid. Guten Tag. Florian!" „Guten Tag. Fräulein Suwarin!" Angriff abgeschlagen — denkt Florian erleichtert. Was Schuldner, die mit den Verhältnissen im Haus vertraut waren, den Raubmord verübt

befindlichen 31 Verunglückten als die für ein Gedächtnis hat! Aber sicher war sie ihrer Sache halt doch nicht. Und das andere? Florian, was hast du da für eine Geschichte angerichtet. Bietet sich der Mensch als Versuchskarnickel an! Ist mir so herausgerutscht. Falsch! Es ist mir nicht herausgerutscht, ich habe es mir zuvor überlegt, allerdings nur ein paar Sekunden lang. In die sen Sekunden ist mir durch den Kopf gegangen, daß ich meine Mutter und Hansi menschlichem Ermessen nach nie wieder sehen

werde, daß ich mit Regine die größte Torheit meines Lebens verbrochen habe und daß der Mensch jede Torheit bezahlen muß. Das ist wie mit einem Konto. Hat man es überzogen, dann muß man eben eine neue Einlage machen. Und Florian freut sich ein wenig, seines undeutlich gefühlte Schuld gegen Gesetz und Sitte auf eine so einfache und saubere Formel gebracht zu haben. 17. In Florians Wärterzimmer, das sich im selben Stock wie die Zimmer von Flix, von Fräulein Suwarin und von jenen drei Patienten befindet, hängt

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 4 di 8
Data: 18.06.1934
Descrizione fisica: 8
zeigen, daß sie imstande ist, die Einführung der Gehilfenschutzkarte zu er reichen, dann werden alle zur Gewerkschaft gehen. Ueber den Plan, eine Interessengemeinschaft des Servierperso- Florian schleicht die Wände entlang. Eigentlich ist die ser Woprschalek ein fabelhast anständiger Kerl, voraus gesetzt, daß man die Marke geklaut hätte. Aber so, wo man unschuldig wie ein Baby ist —! Man könnte ja die ganze Geschichte mit der Polizei seelenruhig an sich herankommen lassen, wenn man die Polypen

nicht aus anderen Gründen fürchten müßte. Diese Drohung mit der Polizei irritiert Florian über alle Maßen, und er verflucht den Trottel, der 'grüne statt rote 9-Kreuz-Marken fabrizierte. , Plötzlich fällt dem ziemlich niedergkschmetterten Pfleger Florian jene unscheinbare Balkonszene ein, jenes nichtige Erlebnis - — hat nicht Meier zwo eine grüne Marke mit einem Neuner darauf in seine goldene Uhr gelegt? Hat . er nicht? Freilich hat er. Oh, ich Simpel, warum ist mir das ' nicht gleich eingefallen

? Wo hatte ich denn meine Gedanken? ! Und ist nicht derselbe Meier heute früh aus einem Marken- geschäst in der Uhlandstraße gekommen? Ms Florian für Flix zwei Blumenstöcke besorgen mußte und aus Zwecb- maßrgkertsgründen eine grüne Sonnenbrille trug. Wenn -hier Zusammenhänge bestünden, wie?! Zwar ein Staats anwalt —; inds, warum soll nicht auch ein Staatsanwalt mal eine Lumperei machen? Es ist ja nicht sicher, aber im merhin verdächtig. Florian beschließt, sich Gewißheit zu ver schaffen, geht zu Flix und bittet um Stadturlaub

Florian mit großer Gemütsruhe. „Was soll's denn sein?" Florian zückt einen Zettel und liest diverse Exemplare ab. Das blonde Fräulein nickt jedesmal: „J8 da, soviel ich weiß. Weiter." Ganz am Schluß nennt Florian den grünen Fehldruck der badischen 9-Kreuzer-Marke. „Herr Chauffeur, Sie haben Glück. Heute früh hat der Chef so'n Ding gekauft. Aber is Ihr Herr denn so reich?" „Der Baron? Nicht zu knapp. Hat eine Engländerin zur Frau, und die haben doch alle Geld. Mir selber ist es zwar schleierhaft

, wie man so viel Geld in diese lumpi gen Papierdinger stecken kann. Aber es ist halt Sport, nicht wahr? Was kostet so ein Fehldruck?" „Sie meinen die „Baden, 9 Kreuzer"? Genau weiß ich's auch nicht, aber ich kalkuliere so an die 30.000 Mark." „Nun machen Sie 'nen Punkt, Fräulein Brigitte!" staunt Florian. „Lotte heH' ich," verbessert die Blonde und wirst dem späten Kunden einen aufregenden Mick zu. Florian nimmt den Blick kaum zur Kenntnis und sagt: „War wohl ’w Amerikaner, der die Marke heute früh ver kauft

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 4 di 8
Data: 29.05.1934
Descrizione fisica: 8
andere verwundet wurden. Qeucftissaal Sollte da nicht die Unternehmerin eingespent werden? Wien. 26. Mai. (-) Karl Sch war dreieinhalb Jahre hindurch aushilfsweise als Buchhalter in einem Cafö aus der Wieden beschäftigt. Er bezog einen Wochenlohn von sich vor. Der eine Gendarm hat einen Stern aus dem Achselstück und einen Furunkel über dem Kragen, vielleicht macht ihn letzteres so bärbeißig. Florian hat das nieder trächtige Gefühl, als wate er durch einen Backofen. Soll er den Gatterer zugeben oder nicht? Weiß

sein, der, sonst gingen nicht gleich zwei Gendarmen mit, tuscheln sie. Florian wird in ein puritanisches Zimmer geführt und durchsucht. Man gibt ihm die paar Kleinigkeiten zurück, und der mit dem Stern murrt: „Am besten ist. Sie gestehen alles. Ich meine den Einbruch in Neunkirchen." „Bin nicht eingebrochen." ! „Sie sind ein ganz Hartgesottener. Mit Ihnen ärgere ich mich nicht lange rum. Schluß, ab! Geh. Käsbohrer, führ den Kerl nach hinten. Mit den Personalien und den Finger abdrücken warten wir, bis der Kommissar

zurück ist. Mor gen früh wird der Bursche ins Amtsgericht eingeliefert. Ich gehe jetzt nach Tiesdorf und vernehme den Billinger. Servus." Florian kommt in die Arrestantenzelle, die hinter dem Gendarmeriegebäude in einem ehemaligen Heustadel im provisiert ist. ..Sie sind auch hu Fahndungsblatt aus» geschrieben", sagt? der ohne Stern zum Abschied. Dann schiebt er hinter Florian drei Riegel vor. Florian, wie eine Maus gefangen, steht sich mutlos fünf Schilling und stahl in der letzten Zeit wöchentlich

auf Aufnahme in den Heimatsvcrband abgelehnt wurde, als rechtskräftiger Bescheid anzusehen sei. däß daher Berufungen gegen einen solchen Beschluß inner halb der ordentlichen Rechtsmittel'srist eingebracht werden müssen. um. Betonboden, eine blechbeschlagene Tür, ein vergitter tes Fenster. Fahr' ab, Hoffnung! Eine Pritsche, ein Krug mit Wasser und ein Stück Roggenbrot. Schluß. Jetzt ist Dreck Trumpf, denk Florian und kaut an seinen Nägeln herum. Jetzt kommt alles an den Tag: daß ich nicht der Gatterer

. Es ist. als ob alle Helligkeit des freudlosen Raumes durch das vergitterte Viereck des hochgelegenen Fensters hinauszöge. Florian er hebt sich mit steifem Rücken und tappt dem abziehenden Licht nach. Wenn er sich streckt, kann er seine Stirn gerade noch an das kühle und feindselige Eisen legen. Nun begibt sich etwas Seltsames. Einer der groben Stäbe iveicht vor der andrückenden Stirn ein wenig zurück, nur ein wenig, die Spur einer Winzigkeit. Warum? Florian, aus seiner dahindänmrernden Verstörtheit aufgejagt, unter sucht

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 6 di 8
Data: 11.11.1915
Descrizione fisica: 8
geführt. Nach der Eröffnung der Friedensverhandlungen wird die Zeit der politi schen Tätigkeit erneuert und wahrscheinlich inten siver in die Erscheinung treten wie je "zuvor. In dieser Hinsicht sprach man sich über die sachliche Re gelung des gegenseitigen Verhältnisses der Par teien und Nationalitäten dahin aus, daß sich die — 58 — Er winkte Florian mit der Hand, daß er sich entfernen sollte, und wandte selbst ihm den Rücken. Floiran machte sich stumrn davon, mehr beschämt, von dem alten Mayr

weiter unten auf dem llferrande des Baches, der sich hier zrvischen nackt zu Tage stehenden Felsen ein tiefes Bett gewühlt hatte. Alois hatte die Joppe ausgezogen und wa barhäuptig, und neben ihm lag der Rehbock. Der Mond schien ihm voll in das Gesicht, und Florian erschrack über dessen Blässe. Oder war dieselbe nur eine Täuschung des Mondlichts? Florian überzeugte sich leider nur zu bald von dem Gegenteile. „Ich bin geschossen," sagte Alois, als der Sohn zu ihm herauf geklettert war. „Ich Hab' im Laufen

auf einmal gefühlt, wie es mir warn: den Rücken herunterlief. Aber ich Hab' nicht stillgehalten bis hier. Da Hab' ich mir die Joppe ausgezogen. Es ist richtig: unterm rechten Schulterblatt ist's, aber es hat Wohl nicht viel auf sich, denn es tut nicht Weh. Nur Durst Hab' ich." Florian, den der Schrecken stumm machte^ reichte ihm hastig seine mit Schnaps gefüllte Jagdflasche. Alois griff mit beiden Händen danach, die von dem Betasten der Wunde ganz blutig waren, und tat einen tiefen Zug. „Ah, das hat gut getan

," atmete er tief auf, indem er die Flasche zurückgab. „Jetzt such' mir den Hut, Bub': es war hier ganz in der Nähe, wo ihn mir ein Ast vom Kopf gerissen hat, und nachher wollen wir heim machen." Florian wollte ihm erst die Joppe umhängen; die Nacht sei gar frisch hier oben. Alois wehrte ab und meinte, umso schneller gerinne das Blut über der Wunde; das sei der beste Verband. Das zwischen den Bäumen spielende- Mondlicht machte es Florian nicht schwer, dem Hut wiederzustimen. Inzwischen siel ihrn

— 59 — ein, daß der Bergstock, den der Vater Wohl nötiger als den Hut brauchen würde, bei den: Stein, aus dem sie am Wiesenrand gesessen, liegen geblieben war. Er holte ihn in fliegender Eile. Als er zurück kam, fand er den Vater, welcher mit dem linken Arm auf den Reh bock sich stützte, blässer als zuvor. „Es blutet immer fort," klagte er. „Wenn ich nur eine Schnur oder so was hätt', da wollt' ich das Blut schon stillen." „Ich will das Tragband vonr Stutzen losmachen, Vater," sagte Florian beklommenen Herzens. „Ja, tu's

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 4 di 8
Data: 23.11.1933
Descrizione fisica: 8
auf den Bo den und schreit: Wie die ist keine — gar keine auf der Welt! Die heilige Notburg muß man freilich voraus lassen, grad weil sie eine Heilige ist, aber nachher kommt gschwind die Rosi, ganz gschwirvd, und mir war' sie grad so lieb wir die andere —" „Und mir noch lieber!" „Möcht' nur wissen, warum sie alle so gern haben?" „Ich weißes schon, seitdem ich sie gesehen Hab'!" „Und nach allem, was ich hör', sagen ihr die recht schaffenen Leut' nicht das mindeste nach und darum sag' ich: Geh, Heirat' s', Florian

, Heirat' s'! Jetzt hat sie ein mal den Schimpf; ein anderer stoßt sich dran; der, der'? tan hat, braucht ihn nicht zu scheuen." „Darfst mir nicht Zureden. Mutter! Ich denk' an nichts anderes." „Und mit ihrem Schimpf vergeht auch der deinige. Jetzt ist die arme Haut so tief herunten, daß sie jede Mist dirn auAacht, mW du kannst sie wieder heben auf die höchste Höhe. Und das mußt du tun, Florian!" Da erhob sich die stattliche Frau, um zu gehen, und reichte ihm in mütterlicher Würde noch die Hand

durch ihren Baker ^W^-Kechenplaickner, Wirt in der Sewi, gegen Florian führt. Wie die „Volks-Zeitung" seinerzeit berichtete, hat Sogt einen Sack mit sechsundvierzig in Gärberbach von Na tionalsozialisten heimlich hergesteliten Handgranatenhülsen (laut Anklage des Staatsanwaltes Dr. Grünewald) in seiner Garage in Innsbruck versteckt. Sogls Pflicht wäre es natürlich gewesen, die Behörden sogleich von der „Hand granatenfabrik" zu unterrichten, denn es handelte sich doch um eine die ganze Umgebung gefährdende

, wegen Schmerzens geld zu dreihundert Gulden, wegen Ehrenkränkung und Abbitte. Die Klageschrift, die damals in der Sewi versrßt worden, lag auch dabei. Als Florian den Brief und besten Beilage gelesen hatte, sagte er ruhig: „Kommt Zeit, kommt Rat! Jetzt weiß ich, wie es geht und was ich zu tun habe." Und dann schenkte er sich den Becher bis zum Rande voll, und ehe er ihn leerte, sprach er fröhlich: „Auf deine Gesundheit, schöne Rosi! Morgen gibt's einen guten Tag!" 14. Am Morgen desselben Tages

, da die bleiche Rosi mit ihrem Vater nach Kusstein fuhr, wurde auch zu Lang kampfen ein Rößlein eingespannt, und Herr Florian Wei tenmoser stieg, feiertäglich ausgeputzt, in das Wägelchen, um gleichfalls in die Stadt zu fahren. Die Mutter, welche er beim Frühstück von dem neuen Stand der Sache unter richtet hatte, war mit der letzten Wendung sehr zufrieden. Sie meinte in Uebereinstimmung mit ihrem Sohne, jetzt müsse die traurige Geschichte doch bald jenes glückliche Ende nehmen, auf das sie sich so freue

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 3 di 14
Data: 02.06.1934
Descrizione fisica: 14
in die Sache verwickelt zu sein. Von dort .gingen die Autos mit Propagandamaterial in die Tiroler Täler ab." Diese Behauptungen sind unrichtig. Die Spe ditionsfirma Unterberger steht mit dem entdeckten national sozialistischen Propagandalager und mit einer weitver zweigten Organisation der braunen Werbezentrale in keiner ^wie immer gearteten Verbindung. Auch sind von der Firma Unterberger aus niemals , Autos mit Propagaada- wraterial in die Tiroler Täler abgegangen. Der arme Sünder Florian Ein Roman

des Lebens. Von WalterKloePffer Copyright by Wilhelm Goldmann. Verlag Leipzig, durch Dr. Präger, Pressedienst, Wien 12 „Mieze, da liegt einer. Mensch, der muß einen richtigen Wurf haben." „Vielleicht is er bloß krank. Hat fo'n stilles, blasses Ge sicht. Wollen mal hören. He, Sie " „Mir ist nicht ganz gut", murmelt Florian und kommt aus Ohnmachtsbezirken langsam in die Höhe. „Wo wohnen Se denn?" „Ich Hab' noch keine Bleibe, Fräulein." „Na, denn kommen Se mal mit. Hör, Cilliken. ich mach Schluß für heute

. Det is 'armes Aas, den kann man doch nich so lassen." Sie verschafft Florian ein Nachtlager, aller dings nur auf einem krummen Diwan, sie verschafft Florian Pfefferminztee und am Morgen eine Tasse heiße Milch, alles mit dem knappen und ein wenig spöttischen Ton ihrer Ber liner Schnauze. Aber überall sickert das Herz durch und eine polternde Weichheit. So'n hübscher Bengel, wie der wohl in den Schlamassel kommt? Florian schläft wie eine Ratte in den Tag hinein, schläft sich Kraft an für neue

, bloß ich schlurche so herum, denkt Florian. Arbeit müßte man haben, dann wäre alles gut. Viel leicht bekomme ich Arbeit. Sieh mal, da stellen sie einen Bau hin und was für einen! Florian betrachtet, in einem Anfall von Arbeitswütigkeit, verliebt die lärmenden Ram men, die quietschenden Krane, die rostigen Karren aus ihren Zwerggeleisen. Er geht zu einem Mann hin, der sei nem Bauch nach einer der Poliere sein kann, und fragt. Hohngelächter. „Mensch, auf dir haben wir eben gewartet." „Ich habe seit

drei Tagen nichts gegessen." „Dann red' mit dem Bauführer, die Baracke da drüben. Biste organisiert? Haste Papiere?" Florian schleicht entmutigt davon. Papiere — das ist es. In Deutschland muß man Papiere haben, sonst ist man verkauft, verratzt, erledigt. Ohne Papiere wird man nicht mal begraben. So streng sind die. Das bißchen Hoff nung. das Florian vorhin hatte, ist wieder ausgepustet. Gr fragt sich nach der Akademie durch. Findet sie auch. In der Bundesregierung Anmeldung von Pflegeplätzen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 4 di 8
Data: 01.06.1934
Descrizione fisica: 8
. Dann rollt er seine alten Sachen zu einem Bündel zusammen, nimmt sie unter den Arm und tritt auf den Gaug hinaus. »Wo darf ich das hintun?" „Ach, wickeln Sie es nur in dieses Papier. . Hat es ge schmeckt?" „Sehr vielen Dank. Der Herr Pfarrer ist nicht zu Hause?" „Er ist über Land." ■ „Würden Sie mir ein Blatt Papier geben? Ich möchte 'ein paar Zeilen zurücklassen." „Papier liegt auf dem Schreibpult, Sie können davon nehmen." Florian geht zurück. In seinem neuen Anzug ist etwas ^ Hartes, er greift

in die Tasche. Ein dünnes Büchlein, in Lei- nen gebunden, mit Rotschnitt, kommt zum Vorschein. „Weg- - weiser für verirrte Seelen." Florian blättert flüchtig die .Seiten durch. Eine Banknote fällt heraus und ein Zettelchen: „Viel Glück für die Weiterreise." Mit dem Geld komme ich mindestens bis Berlin, ist Florians nächster Gedanke. Aber was tue ich mit Prinz? Ich ' kann doch den Hund nicht mitnehmen. Florian stellt sich an , das Pult und schreibt: „Vielen Dank für Ihre Herzensgüte. %ü) scheide

mit einer großer Bitte von hier: Erbarmen Sie ! sich auch meines Hundes und gewähren Sie ihm ein Plätz- -chen im Hause. Er heißt Prinz und ist ein sehr treues Tier. ^Nochmals herzlichen Dank für alles, auch für die Serviette und den Blumenstrauß. F. S." j Dann holt Florian den Hund, streichelt ihm das häßliche ^Fell und flüstert: „Warst mein bravetz Handel. Schau, wir können nicht immer zusammenbleiben, das Leben ist halt so. Du kriegst es' jetzt gut. vielleicht besser als ick." gegen das Urteil und brachte

Bescheid." „Ja, aber —" „Es ist alles in Ordnung, keine Sorge, Fräulein, und nochmals besten Dank. Ich muß jetzt gehen", erklärt Florian rasch und eilt davon. 12 . Florian, eingekeilt zwischen laute und beziehungslose Menschen, schiebt sich durch die Bahnhofshalle. Seine Hand umklammert die Fahrkarte. Er hat noch zwei Mark als letz ten Rest jener pfarrherrlichen Munifrzenz. Askanischer Platz! Wie laut, wie fremd und unverständlich dieses Berlin ist! Sieh mal, Bäume haben sie auch, und jeder Baum

hat ein ulkiges kleines Gitter um sich. Florian fühlt sich irgendwie gesichert und beschützt in diesem Trubel. Florian fühlt außer dem. daß jetzt ein neues Leben losgeht. Hier gibt es keine brotverschenkenden Bäuerinnen, keine Scheunen, keine mitlei digen Milchfuhrwerke, die einen Wegmüden aufsitzen lassen. Hier ist alles hart, sachlich schneidig. Autos, Vorschriften, Aktenmappen, keine Zeit, keine Zeit. Läden, Litfaßsäulen, Plakattafeln: Haben Sie schon Koka Dallmann versucht? Ge sundes Haar durch Pixavon

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 4 di 8
Data: 21.06.1934
Descrizione fisica: 8
trägt ein billiges Kleidchen, macht ernste Augen und ist schweigsam, wie das ihre Gewohnheit ist. In der Mecklenburgischen Straße steigt etwas Leckeres, Mondes in den Wagen, mustert die Mitfahrenden und er kennt schließlich Florian als den Chauffeur des sagenhaften Barons von Trettenbach. „Morjen. Kennen'se mich noch? Bei Stockheimern. Uh- land? Sie sin mir ein Schöner! Der Name von Ihrem Ba ron steht ja gar nicht im Adreßbuch. Vielleicht sin se ooch gar nicht Schofför?" „Der Baron wohnt

in Untermiete", sagte Florian leise und schämt sich unsäglich vor der Suwarin. Die Russin muß ihn ja für einen regelrechten Schwindler und Lügner halten. „So? Denken'se mal an, der Herr aus Bayern hat den Fehldruck am nächsten Tag wieder zurückgekauft. Hat aber 5000 bluten müsien. In dem Punkt is Stockheimern nämlich eins a." „So." „Reden'se immer so wenig wie heute?" meint das blonde Fräulein verschnupft. „Hab Zahnweh", versetzt Florian kurz. Zum Glück steigt die Blonde an der nächsten Haltestelle

aus. Desgleichen die Suwarin. Nun ist Florian allein und setzt aus Vorsicht seine 'grüne Brille auf. Mit diesem Ding auf der Nase fühlt er sich tük getarnt. Er will nach dem Alex und Nachsehen, ob sein Steckbrief noch hängt. Aber sie haben den inzwischen ab genommen und durch einen aktuellen Einbruch in der Keith- straße ersetzt. dann am Sonntag, den 6. Mai. in einem Gemischtwaren geschäft und bei einem Optiter ein — und nun „arbeiteten" die zwei als arbeitsscheu bezeichneten Einbrecher schon besser

, das vom Militär energisch erwidert wurde. Bei diesem Feuerüberfall wurde ein Alpenjäger getötet und einer schwer verletzt. Als man den Verletzten bergen wollte, wurde auch die Rettungs- nlannschast von Schutzbündlern heftig beschossen. Während des Feuergesechtes versuchte der Anführer der Schutzbünd ler, der Dreher Karl Bliemetzrieder. mit einem Maschinen gewehr einzugreisen, kam aber nicht zum Schießen. Die Schutzbündler mußten sich schließlich nach Diemlach zurück Am Abend muß Florian der Suwarin das Essen

aufs Zimmer bringen, weil das Serviermädchen krank geworden ist. Die Russin, im Begriffe, ihr billiges Hütchen abzuneh men, dreht sich weg. als Florian die Platte hinstellt. Tränen — wie?, denkt Florian betroffen. Warum weint die denn? „Kann ich Ihnen irgend etwas helfen, Fräulein Su warin?" „Danke, Florian." „Sie können auf mich zählen, Fräulein Suwarin. Seit damals. Sie wissen schon." „Ich glaube nicht, daß Sie mir Helsen können, Florian. Ich habe Ihnen doch von meinem Kind erzählt, von Musch

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Unterinntaler Bote
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Pagina 2 di 12
Data: 13.01.1899
Descrizione fisica: 12
, nach welchem alle weiblichen Sprossen hochfürstlicher Geschlechter durchweg Königinnen genannt werden. Mttee Geschichte odee Kekens-Sescheerlrung des hochgekoenen Heven Florian v. Waldaus zu Waldenstein, k. k. Hofeath u. ZUttee des goldenen Spoen- Oedens, auch Stiftee dee heiligen Kapelle in Kt. Uiklaus-Pfaeelrieche zu Hall im Innlhale. 2. Fortsetzung. Nun wollte die Vorsicht Gottes mit diesem Knaben ihre geheimnisvollen Rathschlüsse vollziehen und mit demsel ben den ersten Anfang machen. Denn hört, was sich wun derbares

mit dem jungen Florian zugetragen und wie der Ursprung seines Glückes unb hohen Standes von einer zwar kühnen und unüberlegten Thal, jedoch von einem von Gott verordneten Zufall entstanden. Florian raufet mit einem Bären. 8 10 . Als Florian seine Schafe in den hohen Berg hinauf getrieben und die Weide (der Nachtschatten genannt) erstie gen hatte, hörte er einen nahe vorbeirauschenden Bach mit seinem kühlen Geräusche ihm gleichsam aus Morpheus Schale einen frischen Trunk helikonischen Wassers zu einer Morgen

- erquickung durbieten; der dicke Fichtenbaum trug ihm, aus Pans, des Hirtengottes, Befehle feine schattigen Äste zum Schutze gegen die heißbrennenden Sonnenstrahlen an; die niedrigen Stauden luden ihn ein, eine erquickende Ruhe unter ihren Blättern p nehmen; mit einem Worte: die grüne Natur wetteiferte mit ihrem Reize Aug und Gemüth dieses jungen Tityrus, oder Hirtensohnes zu ergötzen. Mit Vergnügen sah Florian die Schafe auf dem fetten Grasboden ihre Morgennahrung mit lustiger Krümmung ihres Schweifleins

sllchen unb immer weiter den Berg hinauf steigen. Da dachte der gute Hirte bei sich: Wann wird mein Vorrücken zu einem besseren Stande beginnen? § 11 . Kaum hatte Florian bei sich selber — sitzend unter einem Wachholder — io gedacht, so hörte er im Walde und nahe gelegenen Gebüsche ein dumpfes Geräusch, so sich im mer mehr näherte und erblickte auf einmal einen großen zottigen Bären auf die Schafherde losbrechen. Der Bär griesgramte mit seinen hungrigen Zähnen, riß im Augen blicke ein junges Schäflein

fort und floh mit diesem Raube weiter den Berg hinauf. Was that Florian? nicht faul — er stand gleich auf nicht säumend, als er dieses sah, nahm seinen Stecken, lief schnell dem vierbeinigen Räuber nach,

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 3 di 8
Data: 22.05.1934
Descrizione fisica: 8
und daß man sich in kritischen Zeiten auf den Stock der männ lichen Jugend verlassen können muß. Der arme Sünder Florian Ein Roman des Lebens. Von Walter Kloepffer Copyright by Wilhelm Goldmann, Verlag Leipzig, durch Dr. Prager, Pressedienst, Wien 4 Indes erfordert die Gerechtigkeit, daß wir auch die Vor züge dieser Studentenbude erwähnen. Erstens ist sie billig. Zweitens ist sie sonnig und hat Aussicht aus einen kleinen, gepflegten Nachbarhof, in dem wie durch ein Wunder zwei Akazien und eine Handvoll Ray-Gras gedeihen

. Drittens hat Florian Blumen vor dem Fenster, zu denen er eine tiefe Zuneigung gefaßt hat; denn er liebt die blauroten Glöckchen der Fuchsien und das Gewuschel flammender Pechnelken über alles. Viertens ist da noch ein der Klingelmann gehöriger Kater namens Petermann, der regelmäßig Visite macht und sich faul auf dem Sofa zusammenrollt. Florian rechnet wie ein moderner Finanzminister, aber das Budget will nie stimmen. Immer sind da Aus gaben, Notwendigkeiten, die nicht vorauszusehen

waren und die jede Bilanz umwerfen. Cs ist nun nicht gerade an dem, daß Florian hungern muß, aber Sprünge machen kann er auch nicht. Sein Leben ist ein ewiges Verzichten, ein zermür bendes Hinpendeln zwischen Mögen und Können, und seine Existenz ist angestaut mit unerfüllbaren Wünschen nach den Annehmlichkeiten dieser Welt. Zuweilen, s e.hr zuweilen, kommt Florian in ein Konzert, in ein Theater, in ein Cafe, und das ist dann immer kleines und aufregendes Fest. Manchmal, wenn das Glück ihm wohlwill, gibt er Stunden

unter den Birken wird nicht mehr Erwähnung getan, Florian nimmt sich zusammen,.aber.:er kann nicht verhindern, daß ihn nächtens aufregende Bilder überfallen, die süß und verboten zugleich sind. Florians Tage sind mit Lernen ausgesüllt. Was so ein angehender Mediziner alles wissen muß. ist nicht zu glauben. Er zeichnet Hefte mit phantastischen Tapeten voll, die ver größerte Gewebe darstellen, er muß sich klar sein über die verschlungenen Bahnen der Gesäße, derNerven, derMuskeln. er wandert durch die Hörsäle

, die angefüllt sind mit dem vielgestaltigen Elend einer großen Stadt, er macht schüch terne Versuche, selbst zu säbeln und zu schneiden, und er muß hinter die Schliche der tüchtigen innersekretorischen Drüsen kommen, die geheimnisvolle Säfte in unser Blut spritzen. Florian ist nicht dumm, aber er ist weich, ängstlich und manchmal ungeschickt. Es ist eine Frage, ob er, so beschaffen, ein rasch zupäckender, guter Arzt werden wird, der oft im Bruchteil einer Sekunde das Für und Wider einer Handlung

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 3 di 8
Data: 24.05.1934
Descrizione fisica: 8
durch die Decke des obersten Stock werkes und durchschlug dann eine Zimmerdecke nach der an deren bis zum Erdgeschoß. Drei Tote und 20 Verletzte wur den, geborgen. Man befürchtet aber, daß die Verluste noch größer sind. Der arme Sünder Florian Ein Roman des Lebens. Von Walter Kloepffer Copyright by Wilhelm Goldmann. Verlag Leipzig, durch Dr. Präger, Pressedienst, Wien 6 „Florian, bitte, bitte, verlaß uns nicht", bettelt Reßl, und alle Forschheit hat ihn verlassen. Seine Durchzieher, diese Fanale feudaler

, die große Stücke auf dich hält. Wenn du uns im Stiche läßt, gibt es eine Katastrophe. Irgend etwas Unausdenkbares, nicht wieder Gutzumachendes. Hab' doch Erbarmen, Sünderlein ... es kann dir auch mal was passieren, wo du mich brauchst . . . was ist denn Schlimmes dabei . . ? So'n kleines Ding, so was Unfer tiges ist doch nicht wert, daß zwei Menschen seinetwegen krepieren." „Ich bin auch nicht eingerichtet für - so was", sagt Florian heiser und schon halb bezwungen. Er ist ganz matt von dem vielen

Widerstand. „Das ist das wenigste. Geld spielt keine Rolle. In strumente lassen sich kaufen. Ach, Florian, du bist doch ein guter Kerl", sagt Reßl, vollgepumpt mit neuer Hoffnung, und zieht den andern gegen die Sonnenstraße zu. In einer geräumigen Auslage liegen Gummidinge und funkelnde Nickelsachen. Auch ein Skelett ist da und grinst Florian höh nisch an. „Komm rein, such raus. Sag, was du brauchst", flü stert Reßl, von einer tollen und wirbeligen Zuversicht er laßt. Alles geht gut, alles wird schön

; ein Goldkerl ist dieser Sünderlein. „Der Herr Doktor will sich wphl demnächst nieder lassen?" lächelte die Verkäuferin, als Florian seine Wünsche stottert. „Jawohl, ja", erwidert Reßl und zündet sich aufgeregt eine Zigarette an. Dann drückt er Florian verstohlen einen großen Geldschein in die Hand. „Abrechnen können wir ge legentlich." Sünderlein, halb in Trance, in einer tiefen und ün* gewußten Hörigkeit, nennt Namen, wählt und zahlt schließ lich mit Reßls großem Geldschein an der Registrierkasse

. Dann hat er ein längliches, braunes Paket unterm Arm und stolpert aus die Straße. „Du hast doch alles, wie? Nichts vergessen? Vielleicht hätte man mehr Watte nehmen sollen?" meint Reßl be sorgt. „Den Rest des Geldes behältst du einstweilen, viel leicht fällt dir noch etwas ein. Nun ist die Frage: Wann? Etwa morgen? Paßt es morgen?" „Morgen habe ich mich mit Hansi verabredet", mur melt Florian, aber dieses Morgen macht ihm plötzlich keine Freude mehr. „Das mit Hansi mußt du rückgängig machen, Sünder lein

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 3 di 8
Data: 13.06.1934
Descrizione fisica: 8
wird diesen Beweis des Willens zur inneren Befriedung, der in Tirol von den Behörden ge geben wird, mit Genugtuung vermerken. Generalstreik in Malaga M a d r id, 12. Juni. (Reuter.) In Malaga wurde zum Zeichen der Sympathie mit den streikenden landwirtschaft lichen Arbeitern der Generalstreik verkündet. Der arme Sünder Florian Ein Roman des Lebens. Bon WalterKloepffer Copyright by Wilhelm Golbmann, Verlag Leipzig, durch Dr. Präger, Presiebienst. Wien 22 Warum ich mich so vor Ihnen bloßstelle? Damit Sie * sehen

, daß ich aus eigener und bitterer Erfahrung spreche. : Vielleicht haben meine Worte jetzt ein anderes Gewicht, vielleicht habe ich Sie aufgerüttelt und Ihnen zu Klarheit verholfen. Vielleicht habe ich Ihnen auch gezeigt, daß jeder einmal fällt und daran zu schleppen hat. Ich glaube, das ist alles, was ich Ihnen zu sagen habe, Florian. Und nun Adieu. Sie müssen jetzt an Ihre Ar beit." 22 An den Park stößt ein großer Weiher, fast schon ein ■ kleiner See, der zum Sanatorium gehört und auf dem die Patienten manchmal

rudern. Florian steht ausrecht in einem Kahn und bemüht sich, mitels einer Stoßstange an das üppig wuchernde Schilf heranzukommen. Der Geheim rat hat besohlen, daß dieses Unkraut abgemäht wird. Florian, barhäuptig, nur mit Gürtelhose und Hemd be kleidet, läßt sich Zeit, und seine Gedanken sind bei der Su- warin. Hat sie ein Kind, sieh mal an! An dem andern, was sie gesagt hat, ist allerhand Bedenkenswertes, mag ihr Standpunkt auch schroff und doktrinär sein. Aber geschehen ist geschehen, und von all

dem Spintisieren wird die tote Regine nicht mehr lebendig. Die Sonne steht schräg über Florian wie eine weißglühende Metallscheibe. Florian tut mit der Sense einen wilden Schwung, einen symbolischen Schwung, ritsch-ratsch, als wolle er einen gordischen Knoten von Bedrängnissen endgültig zerhauen. Schilsstengel und Kalmusblätter fallen mit einem singenden Ton zur Seite und verneigen sich noch im Tode. Eben noch grün, werden sie nun welken und irgendwo verfaulen. Florian knackt die Zähne zusammen. Wird Tage

dauern, bis er über die Un terredung mit der Suwarin hinweggekommen ist. Er hat die Hemdärmel hochgekrempelt, und seine Muskeln sprin gen als feste, braune Wülste hervor. Er hat sich heraus gemacht in dieser letzten Zeit, ist männlicher geworden und handhabt die Sense wie ein alter Bauer. Plötzlich schreit jemand am Ufer seinen Namen. Es ist Wunderlich. Er bittet einsteigen zu dürfen. Florian dirigiert den Kahn zurück und stellt fest, daß dieser Professor Wunderlich heute in irgendeiner Weise ver

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 5 di 8
Data: 09.11.1915
Descrizione fisica: 8
wird. Die Bewohner werden das Wesentliche von dem, was sie zurück- gelassen haben, wieder finden, denn vor den weni gen ungenügend versperrten Kaufläden — mir fiel besonders eine Buchhandlung mit vielen deutschen Büchern auf — halten Landsturm männer treue Wacht. Manches ist freilich im Rummel der Stür- mung beschädigt worden, hie und da gelang es auch — 49 — „Ja, was hat er dir denn getan, Vater?" fragte Florian, über dessen Erregung verwundert. „Um den Marienhof hat er uns gebracht, mich und dich!" brach Alois

heftig aus. Florian schaute ihn mit großen Augen, mehr zweifelnd als betroffen, an. „Das ist's, wovon ich mit dir Hab' reden wollen," fuhr der Vater gemäßigter fort. „Du sollst alles wissen, wie es zugegangen ist, damit du nicht erschrickst, wenn das Unglück auf einmal da ist, und wir beide im voraus einig sind, was nachher zu tun ist." „Aber das ist ja gar nicht möglich, Vater, daß der Marienhof für uns verloren ist," rief Florian beklommen. „Hab' ich's denn für möglich gehalten," knirschte Alois

, „bis es mir der Schuft eines Tages schwarz auf weiß gewiesen hat? O, du mein Schöpfer und Heiland, was war das für ein Tag für mich! In der Höll' kann einer nicht mehr auszuhalten haben, als ich da mals ausgestanden Hab'. Aber hör' nur zu!" .. Er faßte mit der Linken kräftig den Arm seines Sohnes und erzählte nach einem Schlucken, wie ihm der Schreiber auf einer Fahrt nach Jenbach von dem Testamente seines Vaters und dessen Bestim mungen berichtet und ihm dann dasselbe gezeigt habe. Florian schnellte

mit einem Schrei von dem Stein auf. Der Vater zog ihn aber wieder auf seinen Sitz und erzählte mit dumpfer Stimme weiter, wie und wo Beck das Testament, von dessen Vor- ! handensein niemand mehr geahnt, gefunden und entwendet habe, von seinen fortgesetzten Erpressungen durch dasselbe: wie er es end lich auszuliefern versprochen habe, aber ohne dasselbe an dem be- stinimten Tage herausgekommen und unterwegs von Sterzinger erschossen worden sei. Wie betäubt saß Florian; dennoch entging ihm kein Wort. Er empfand

jedes, wie es an sein Ohr schlug, mit einem körperlichen Schmerz und es brannte sich gleichsam in sein Gehirn ein. „Jetzt weißt," seufzte Alois, „wie uns der Lump noch in seinem Tod uu: den Hof betrogen hat!" „Betrogen, Vater?" stotterte Florian. „Gestohlen hat er das Testament schon. Aber ich bitt' dich, um Gottes Willen, Vater, wie wortkarg; ihre Befehle an die Mägde stieß sie kurz heraus; ihre von Natur starren Züge erschienen noch starrer, härter und die Farbe ihres Gesichtes, hatte die Frische verloren

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 6 di 8
Data: 17.09.1915
Descrizione fisica: 8
Druckluftwerkzeugen unter Wasser einen Teil des obersten Deckes durch, so daß die Taucher in die unteren Räume eindringen konnten. Es gelang, den Geldschrank mit eisernen Ketten zu umschnüren und emporzuwinden. VeigeMil, «MM ente teile! — 102 — weil ich nicht Lust dazu hatt', just darum bin ich bei Nacht und Nebel daoongegangen." , „Das versteh' ich nimmer," wiegte der Vater den Kopf. „Du hast's ja selbstens in deinen Briefen geschrieben." „Ich?" fragte Florian im höchsten Erstaunen. „Nun freilich! Willst

mich denn dumm machen?" fragte Alois und holte aus der Schieblade des Tisches Florians Briefe hervor, schlug mit dem Rücken seiner Rechten darauf und rief: „Da, hier steht's ja schwarz auf weiß, und was ich dir dagegen vorgestellt Hab', ist ja alles vergebens gewesen." Florian schlug einen der Briefe auseinander und nach einem flüchtigen Blick darauf warf er ihn wieder mit der Bemerkung hin: „Das Hab' ich nimmer geschrieben, das ist gar nicht meine Schrift. Und was du von Vorstellungen sagst

er, in wel chem Sinne der Schulmeister an Florian hätte schreiben müssen; wie Griffl ihm die Briefe vorgelesen und er selbst sie zur Post ge geben hätte. Die Fälschung war ihm unbegreiflich. Nicht so Florian. „Dem Griffl seine Handschrift kannte ich ebensowenig, wie du die meinige," sagte er. „Alle Briefe aber, die an uns kamen, wurden zuerst von dem Pater Rektor gelesen, und so las er auch alles, was wir nach Hause schrieben, und schickte die Briefe auf die Post. Da war's schon leicht, mir Briefe

zu geben, wie sie ihm in den Kram taugten, und dir welche zu schreiben in meinem Namen, wie sie ihm paßten." „Pud du hast nimmer aufgehört, deinen Vater lieb zu haben?" fragte Alois mit zitternder Spannung. „Wie sollt' ich denn?" versetzte Florian mit hellen Augen, und — 103 — Alois legte seme Hand auf die Schulter des Sohnes und preßte sie stark, indem er tief aufseufzte. „Wenn ich hätt' glauben können, was in deinen Briefen stand," fuhr Florian fort, „dann wär' ich jetzt nicht hier. Den Jesuiten wär

' ich freilich fortgelaufen, aber ich wär' dann in die weite Welt gegangen." Alois fühlte sich diesem festen Glauben seines Sohnes gegen über etwas beschämt. „Aber was haben sie dir denn gesagt, weshalb es mein Wille sein sollt', daß du bei ihnen bliebst?" fragte er. „Ja, schau, das war so eine Sach'," entgegnete Florian mit einiger Verlegenheit. „Sie haben mir erzählt, daß ich eigentlich ein Kind der Sünd' wär', weil mein Großvater nie seine Einwilli gung dazu gegeben hätte, daß du meine Mutter heiratetest

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 3 di 8
Data: 04.06.1934
Descrizione fisica: 8
kscha s ts b u n d! Der arme Sünder Florian Ein Roman des Lebens. Von WalterKloepffer Copyright by Wilhelm Goldmann. Verlag Leipzig, durch Dr. Präger Presiedienst. Wien 14 Florian betrachtet mit einem ziehenden Gefühl im : Kreuz die auf der ersten Seite eingeklebte, verblaßte Photo- ; graphie des Inhabers. Hm, das nichtssagende Gesicht eines . jungen Menschen mit Pickeln und Stupsnase. Keine Spur von Aehnlichkeit, sonst — Florians feuchter Daumen fährt ärgerlich darüber. Jetzt ist der Heilgehilfe

Max Florian überhaupt nicht mehr zu erkennen. , Dieses Wanderbuch kann vielleicht die Rettung werden, man muß die Geschichte nur richtig anpacken. Florian steckt das zersledderte Heftchen ein. bringt die Brieftasche in Ord nung und legt sie in die Schublade zurück. Dann geht er zum Essen. Rollgerstensuppe, Sauerbraten. Schmeckt aus gezeichnet. keine Spur von Gewissensbissen, eher eine Art Hochgefühl. Was können sie mir machen? Die alte Frau wird schon nicht dahinterkommen. Die weiß wahrscheinlich

gar nicht, was alles in der Brieftasche war. Und wenn. So'n Wanderbuch kann verloren gehen, kann heraussallen, allerhand kann mit so einem Wanderbuch los sein. Immer ran, meine Herrschaften, überzeugen Sie sich. Ich bin der Heilgehilfe Max Florian. Bitte, hier ist was Gestempeltes, hier sind prima Papiere. „Bitte noch ein Brot, Fräulein. Brn heute ausgezeichnet bei Appetit. Danke." 14. Ein Mensch wie Florian kommt natürlich auch mal über den Alexanderplatz. Dann sieht er ein großes, rotes Hpbäude

und fragt, was das ist. „Das Polizeipräsidium, Kurzweg der Alex." »So?" Hm! Florian, Mütze in die Stirn, schleicht wre eine Katze um dieses Rote herum. Einesteils möchte er, andernteils möchte er nicht. Näm lich Nachsehen, ob sie ihn „ausgehängt" haben. Klarheit wäre ungemein wünschenswert. Man will doch wissen, wie man daran ist. Ach was, rm Notfall zeig ich mein Wanderbuch vor. Tritt gefaßt, Marsch. Rin in die gute Stube. Der wach habende Polizist gibt gerade eine Auskunft und schaut nicht her

. Courage — — gut gegangen. Alles in Ordnung, bloß das Herz trommelt unverschämt. Florian steht vor langen schwarzen Brettern, die mit bunten Plakaten be pflastert sind. Raubmord in Halle, 5000 Mark Belohnung, sachdien liche Angabe an die unterfertigte Polizeidirektion. Leichen- teile im Landwehrkanal, wer ist der Tote? Einbruch in Neu kölln, die Täter haben erne Sauerstoffbombe am Tatort zurückgelassen. Und so weiter. Florians Blicke sausen die Schlagzeilen entlang, er sucht hinter ihr System zu kom

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 3 di 8
Data: 02.07.1934
Descrizione fisica: 8
Gerichte, die stimmeneinhellig zu Schuld spruch und zu Todesurteilen gelangten. Der arme Sünder Florian Ein Roman des Lebens. Von WalterKloepffer Copyright by Wilhelm Golbmann. Verlag Leipzig, durch Dr. Präger. Pressedienst, Wien 37 „Das hast du mir antun können, Hansi?" klagt Flo rian und hat das Gefühl, als sei etwas in ihm mitten aus- einandergerisfen. „Ich kann nichts dafür", verteidigt sich Fräulein Witt mit verstocktem Gesicht. „Ich Hab' dich immer lieb gehabt und du hättest

alles von mir haben können — aber spielen laß ich mit mir nicht. Nicht einmal geschrieben hast du, kein Telegramm, keinen Brief, nicht mal eine lumpige Karte. Da darfst du dich nicht wundern." „Ich Hab' doch nicht gekonnt, mir waren doch die Hände gebunden, wie verhext war alles. Begreif' es doch. Ich will dir das ja gern erklären, aber hier inmitten der Lete geht es nicht. Wollen wir in den Hosgarten oder in ein kleines Cas6? Ich bin ganz ohne Schuld. Ich Hab' plötzlich fort gemußt." „Ach, Florian, was soll das viele Reden

. Es ist alles zwecklos —" „Nichts ist zwecklos. Hör' mich erst an. Du mußt diese Verlobung ausheben, du mußt wieder mir gehören, ich laß dich nicht, ich war dir treu, ich Hab' immer bloß an dich gedacht", hastet Florian und vertritt ihr mit einer be schwörenden Geste den Weg. Fräulein Witt bohrt ihre Blicke in das Pflaster und flüftert: „Es ist umsonst, Florian. Ob du nun Schuld hast oder nicht. Es ist zu spät. Du hättest früher kommen müs sen, Florian. Jetzt kann ich nicht mehr zurück

. Selbst wenn ich wollte, könnte ich nimmer zurück, verstehst du?" ^Ach jo, ja dann", murmelt er undeutlich und ver beißt einen wütenden, ungeheuren Schmerz. Ein Herr von der Post ist ihm zuvorgekommen, ein Herr in Gruppe so undso, mit Pensionsberechtigung, hat ihm Hansi wegge schnappt. Wahrscheinlich ist auch noch mehr vorgefallen. Florian hat das Empfinden, als einziger Mensch auf einer sturmumtosten Klippe zu stehen, mutterseelenallein in fin sterer Nacht. Er möchte sich am liebsten auf das Pflaster hinwersen und den grauen Granit

mit den Zähnen bear beiten. So drischt diese Enttäuschung aur ihn los. Krone aller Frauen — haha, wer lacht da nicht! Den Kops hätte er sich heruntermachen lassen für Hansi. Und nun ist sie auch bloß so eine, die dem nächstbesten Ersatzmann nach- läust. Hat gar keinen Zweck, ihr nachträglich klar zu ma chen, wie alles war. Wenn sie von der Angelegenheit mit Regine noch nichts weiß, auch gut. .Wozu Worte ver schwenden? Mit Worten wird der Herr von der Post nicht wegdisputitzrt. Florian nimmt sich unmenschlich

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