zu. Auf einem der Berge, ober halb der Stadt, zwischen den weitausgedehn ten Mauern der uralten Klosterruine, wurden hier um Mitternacht öie heiligen Feuer ange zündet. Wenn die Flammen in den Holz stößen loderten, sprangen öie Burschen und Mädchen, dem alten Brauch folgend, durch die Feuer, und von den Tausenden von An wesenden wurde das Nationallieö gesungen, unter dessen Klängen sie vor Hunderten von Jahren schon gegen die Welschen ausgerückt waren. Hier an der Grenze war man ruhe loser und leichter aufgewühlt
Dingen. Auf dem großen Platz, der sich am Fluß langzog, stauten sich die Buden, und bunt und lachend drängten sich öie Menschen der ganzen Amgegenö hier zusammen. Bis gegen Mitternacht konzentrierte sich hier das Gewimmel. Erfft wenn es zwölf Ahr schlug, verloren sich die Scharen zum Berg hinauf. wo die Feuer entfacht wurden. Vor einer Schießbude standen ein paar junge Offiziere des Grenzregimentes in Zivil und versuchten die Flaschenhälse zu treffen, die aufgereiht an der Wand standen
, und im nächsten fand sie es selbstverständlich, daß er wußte, wie sie da hingekommen war. „Wenn Sie öie Feuer sehen wollen, müssen wir aber jetzt gehen!" klang die Stimme des Fremden zwischen ihre Gedanken, „oder ha- haben Sie die Lust verloren?" „O nein, gar nicht!" „Dann — kennen Sie den Weg, den Berg hinauf? Oder kann ich Sie begleiten?" Nell nickte. „Jetzt müßte ich mich eigentlich vorstellen", sagte der Fremde, während er sie durch die Tür gehen ließ, „aber Namen sagen so wenig, und warum sollen
sie knisternd in den Neiserhaufen, in rotem Schein loderte das Feuer auf. Eins, zwei, zwanzig, ja Hun derte von Feuem rings auf den Bergen. Tiefe Stille ringsum. Bis Geigenklang öie Nacht durchbrach, die anderen einsetzen, Stimmen aufklangen — das alte Nationallied wie ein Stück Feuer und Begeisterung aufstieg zum Nachthimmel. Nell stand und starrte in die Flammen. Wie eine heiße Welle brach es in ihr stummes Herz. Gab es das wirklich, dies Gefühl, diese wundervolle Sicherheit, zu wissen, der an dere neben
dir spürt und empfindet das gleiche wie du . . . War es nicht Wahrheit gewor den? Sekundenlange Wahrheit . . . Sie gingen den Berg hinunter im verglü henden Licht der Feuer. Er hielt mit leisem Druck ihren Arm umspannt. Sie hätte ihn sprechen und sich antworten, und dann wieder seine Stimme: „Sie glauben nicht, wie das ist, wenn man einmal einen Menschen trifft, der etwas von dem mitspüren kann, was man selbst emp findet. Das ist so als würde man innerlich ganz weit! Sie wissen