Ms Kaiser Josef'S letzten Lebensjahren. Historisch. An einem FrühlingSmorgen deS Jahres 1732 lehnte der Kaiser Zosef II. an dem geöffneten Fenster seines Arbeitszimmers auf dem Schlosse zu Schönbrunn und schaute, in Gedanken versunken, nach den waldbewach senen Bergen hinüber. Eine Weile mochte er so sinnend, betrachtend ver weilt haben, als ein eigenthümliches, auffallendes Ge räusch zu ihm drang. ES klangen Stimmen in eini ger Ferne, ein Dröhnen deS BodenS, um so seltsamer
einzelne Worte, die der Grenadier unwillig und sich vergessend halblaut sprach, zum Fenster herauf. AlleS mußte dem Kaiser um so mehr aussallen, da Niemand währ»nd seiner Anwesenheit den Garten be treten durfte, überdies die frühe Morgenstunde fremden Besuch nock nicht erwarten ließ. Kopfschüttelnd be obachtete er den Grenadier, der hochgewachsen, schönen Gesichts, einen Mustersolvaten versprach und doch so seine Pflicht vergaß. „Nun entfernt Euch aber, Vater!' vernahm er endlich ziemlich deutlich
und der Grenadier machte zu gleich eine heftige Bewegung mit de, Hand nach dem Strauche hin. „Ich darf nicht mit Euch sprechen und Euch an diesem Orte lassen! ES ist nm mich geschehen, wenn Ihr hier bemerkt werdet. Da seht, deS Kaisers Fenster steht offen und er ist gar früh auf! Wenn er unS hörte!' „Den Kaiser will ich ja eben sehen, ihn sprechen!' entgegnete eine etwaS stärkere, rauhere Stimme im steiermärker Dialect hinter dem Strauche hervor. „Weißt du nicht, Antonel, daß daS der einzige
', sagte er darum trotzig, „selbst wenn er Euer Vater wäre; ich werde ihn auf die Haupt wache führen und den Fall gehörigermaßen melden, damit man erfahre, ob ihr beide wirklich verwandt seid und einerlei Handwerk treibt!' Darüber gerieth der Grenadier nun auch in Grimm und Zorn und ganz vergessend, daß er vor dem offe nen Fenster deS Kaisers stehe, antwortete er hitzig und schlug enrlich mit der Faust den Gärtner zu Boden. Laut schreiend stürzte er nieder; erschrocken über die Folgen
solcher Gewaltthat wichen beide, Vater und Sohn, zurück. Und während Anton den Bater hastig in die Gebüsche drängte und ihn bat, zu fliehen, erhob sich der Gärtner, nahm sein langes Messer auS der Tasche und näherte sich hinterrücks dem Grenadier; da rief der Kaiser,! den der Streit wieder an daS Fenster gelockt und der alles bemerkt hatte, laut hinab: „Schildwache, der Bursche will dich stechen!' Die drei standen wie vom Blitz getroffen; der Gre nadier faßte sich zuerst und präsentirte, festen Blickes