Nr. 7 Freitag, den 10 . Jänner 1996 Seile 8 Kompromiß mit den < Jerusalem, Anfang Jänner (ATP). In Jerusalem gibt es elektrische Straßenbeleuchtung, über Jerusalem kreu zen fast täglich Flugzeuge, man hat Radioapparate, man spricht durchs Telephon, fährt Auto und tanzt.moderne Tänze und m ebendieser Stadt werden Geister ausgetrieben, werden Türen und Fenster blau bemalt, um Dämonen dea Eintritt zu verwehren und in oben dieser Stadt haben die Aerzte mit dem Wunderglauben ein Kompromiß
. Es ist, wie gesagt, selbstverständlich, daß in vielen Vierteln der Stadt Türen und Fenster blau gekalkt werden, verschiedenen Dämonen durch den primitiv über das Tor gemalten Lebensbaum — „ez hyyim" — sichern oder aber durch das ihm ähnliche Fünffingerzeichen, das oft einfach aus dem Abdruck einer in Farbe getauchten Hand besteht. Ebenso selibstverständlich ist es, daß die Kinder Talismane tragen — natürlich auch Kamele, Pferde und Autos — um sie vor Krankheiten und Unglücksfällen und besonders vor dom bösen
von ihm ab. „Könnte es nicht sein, gnädiges Fräulein?" . Lo schüttelte mit dem Kopse. „Nein!" sagte sie leise. „Nein!" Natürlich, sie konnte doch nicht... Ihre Erziehmrg ließ es nicht zu, daß sie sich in ein Liebesabenteuer verstrickte. „Ich muß gehen!" Lo fühlte plötzlich Calinescus Lippen aus ihrer Hand. Ein wenig später stand er unter ihrem Fenster. Sie blickten sich an. Eine flüchtige Weile nur — dann setzte sich der Zug in Bewegung und Cälinescu fragte: . „Wie lange bleiben Sie in Cämpina?" * „Sehr lange!" „Wirklich
, und als es Nacht.wurde, weigerten sich die Kran? ken, ins Bett zu gehen. Alles was gehen konnte, stand am Fenster, und wenn ein Auto hörbar wurde, ging eine Welle dev Erregung durch die Säle. Endlich, gegen drei Uhr morgens, kamen die Sendlinge. jeder mit einer großen Flasche Wasser in der Hand, zurück und stürzten zu dem Kranken. Unter unbeschreiblicher Er regung der Spitalinsassen, die das Bett umständen, machte sich dieser daran, die nicht geringe Wassermenge zu trinken, wobei sein Blick immer wieder ängstlich
durch das Fenster zum Himmel sich wandte, um nicht vom Morgen überrascht zu werden. Das Werk gelang, ehe die Sonne aufging. Ich weiß nicht, ob der alte Mann gesund.wurde. Eines aber ist sicher; ebenso wenig wie alle von den Alten über nommenen Volksgebräuche, die man kurz und verächtlich als Aberglaube äbtut, ist diese Geschichte einfach ins Gebiet des Sinnlosen zu verweisen. Ein Körnchen Erfahrung - beinhaltet auch sie. Wahrscheinlich enthält das Wasser irgendwelche Substanzen, wie sie für gewisse Krankheiten