klar war. Es muß bemerkt werden, daß der Fürst am Freitag Vormittags einen anonymen Brief erhalten hatte, der ihn warnte und ihm das ganze Komplot mittheilte. Der Fürst, dessen Unerschrockenheit bekannt ist, lachte über die Drohung, las sie seinen Vertrauten und seinem Bruder vor und warf das Schreiben in den Brief korb. Der Beamte stürzte sofort in das Zimmer des Prinzen Franz Josef. Dieser trat in den Hof hinaus und den Ver schwörenden entgegen. Es entspann sich ein heftiger Wortwechsel
, der so laut geführt wurde, daß Fürst Alexander durch denselben geweckt wurde, und wenige Minuten später, bereits nur halb angekleidet, im Hofe an der Seite seines Bruders erschien. „Was geht hier vor?" war seine Frage. Die gebieterische Ge stalt des Fürsten und seine Ruhe machten einen imponirenden Eindruck auf die Verschwörer, die fich unwillkürlich verneigten und beim Erscheinen des Fürsten verstummten. Gruew, der mit zwei Offizieren in der vordersten Reihe stand, nahm nun das Wort und setzte in ruhigem
und gemessenem Tone dem Fürsten auseinander, „daß das Wohl Bulgariens seine Abdankung er heische." Der Fürst wies diese Zumuthung kurz zurück, ohne sich übrigens in irgend einen Austausch der Meinungen mit den Verschwörern einzulassen. Gruew wurde darauf dringender, wies beim Fenster auf die vor dem Schlosse aufmarschirte Truppe hin, und sagte: „Die ganze Armee verlange stürmisch die Abdan kung des Fürsten und den Schutz des Czaren aller Russen, den er — der Fürst — so schwer beleidigt habe." Der Hinweis
auf die unten aufgestellte Truppe, der Anblick der hoffnungsvollen militärischen Jugend Bulgariens, die ihren ersten Schritt in's junge Leben mit dem Verrathe ihres Kriegsherrn begann, der Persönlich ihre Bildungsanstalt geschaffen und eingerichtet hatte, übte auf den Fürsten eine erschütternde Wirkung. Die Stirne auf die Glasscheibe gelehnt, blickte Fürst Alexander einen Moment sinnend zum Fenster auf die Truppe hinaus, dann wandte er sich um und sagte nicht ohne Weichheit in der Stimme: „Wohlan verfassen
Sie die Abdankungs-Urkunde, ich werde sie unterschrei ben. Wenn mich meine Truppen verlassen und die Offiziere und Soldaten im Stiche lassen, die ich zum Siege geführt, dann habe ich in diesem Lande nichts weiter zu suchen. Schreiben Sie was Sie wollen, aber schnell!" Dann verließ der Fürst das Vestibül des Parterres, in welchem diese Szene stattgefun den, und schritt die Treppe zum ersten Stock hinauf, wo sich das Schlafzimmer befand, um sich völlig anzukleiden. Die Ver schwörer hatten aber die Abdankungs