Gedrängte Geschichte des östreichischen Kaiserstaates bis auf die neueste Zeit
232 1 Karl VI. Neß dm Kaiserlichen durch ein Schreiben (1715, 13. Mai) des Groß- veziers an Prinz Eugen mit, des Inhalts, die Pforte hoffe, der kaiserliche Hof werde in diesem Kriege neutral bleiben. - Eugen trug in einer schriftli chen Antwort seine Vermittlung zwischen der Pforte und der Republik an, die Türken antworteten hierauf gar nichts. Venedig hart bedrängt, wandte sich an den Kaiser. Es kam ein S chutz- und Trutzbündniß zwischen den beiden Mächten zu Stande (1716, April). Eugen machte
noch Anträge an die Pforte auf Herstellung des Carlowitzer Friedens und Schadenersatz für Venedig lautend, doch dieß fand keinen Ein gang, es mußte zum Kriege kommen. In Belgrad hielt der Großvezier Kriegsralh; die Meinungen waren getheilt, der Großvezier sprach seinen Willen nicht aus, damit der Plan durch Kundschafter nicht verrathen würde. Als der Vezier erfuhr, daß Lei ' Peterwardein nurPälffy mit 1566 Mann stehe, und Eugen mit der Haupt macht bei Futak lagere, ließ er eine Brücke über die Sau schlagen
und ging über den Strom (28. Juli), Kurd Mohamed Pascha stieß unfern von Car- lowitz ans eine Abtheilung Kaiserlicher. Hier, wo' 17 Jahre früher der Friede war geschlossm worden, fand das erste Gefechts statt. Der kaiserliche General Breuner wurde hier von den Türken gefangen. Eugen war ebenfalls auf das rechte Donauufer übergegangen, in die selbe verschanzte Stellung, in welcher einige Jahre früher Caprara von den Türken beinahe belagert worden war. ■ , Das türkische Heer bestand ans 150,666 Mann
, worunter 46,666 Jamtscharen und 36,600 Spahis. Eugen hatte nur 40,666 Mann Infan terie und 22,606 Reiter, und doch entschloß er sich zur Schlacht, und siegte vollständig nach fünfstündigen Kämpfen Der Großvezier fiel, die Pascha's nahmen die heilige Fahne in ihre Mitte und flohen gegen Belgrad. 3666, Kaiserliche, 6000 Türken waren geblieben, 114 Kanonen/ 156 Standar ten, 5 Roßschweife, 3 Paar Pauken, das Zelt des Großveziers sammt sei nen Schriften waren die Beute der Sieger. General Breuner
war von den fliehenden Türken niedergesäbelt, dieß trübte die Siegesfreude. Rach dem Siege wendete sich Eugen gegen Temesvär und nahm nach vierstündigem hartnäckigen Sturme die Palanke, darauf capitulirte die Fe stung (13. Set.). Die Besatzung erhielt freien Abzug, auf 1066 Wägen führten sie ihr Gepäck fort, 126 Kanonen, meist mit dem kaiserli chen Map-