Nach der durchwachten Nacht sahen alle Gegenstände im Zimmer eigentüm lich durchsichtig aus. Die Haustürglok- ke hatte einen schrillen Unterton. Eine Weile hörte Irene das Klingeln, ehe sie begriff, dass es ihr und keiner anderen galt. Dann erhob, sie sich schwerfällig. Vor der Tür stand Eduard, braun ver brannt, verlegen lachend, im dunkel blauen Segeldress. Sie war so wenig, auf sein Erscheinen an.diesem Tage gefasst, dass sie ihn im ersten Augenblick für einen. Fremden hielt, der sich In der Wohnungstür geirrt
hatte. Eine Stunde später stand, sie an Bord der Jolle und sah Eduard beim Ablege- manöver zu. Wié meistens .um diese Ta geszeit kam der Wind vom Binnenland her, eine steife Brise, wie Eduard das nannte, die sich sogleich des Grossegels bemächtigte und das Boot mit beruhi gend gleichmässiger Stärke vor sich her trieb. Gelassen, fast lautlos glitt der Bug durch das lebhaft gekräuselte Wellen muster seewärts. Die Sonne nistete sich an Deck ein, Eduard knöpfte seine Jak- ke auf und machte es sich beim Ruder bequfem
in ihrer Baumnestern, die Bucht öff nete sich weit, die unsichtbare Grenzli nie zur grün gefärbten See war schon durchschnitten. « Wie spät ist es wohl? » Eduard, zuckte mit . den Schultern; er hatte seine Uhr zuhause vergessen, die ihrige war schon in der schlaflosen Nacht stehengeblieben. Wäre es nicht an der Zeit gewesen, umzukehren? Der Rückweg ist immer länger als man denkt, besonders wenn .man in kurzen Schlägen durch die Bucht kreuzen muss. Eine Spazierfahrt hatte Eduard ihr ver sprochen, ; keine Tagestour
. ..«Heute nachmittag habe.ich (jine wichtige Ver abredung ». Warum dieser Eduard . ihr eigentlich dauernd mit dem linken Au ge zuzwinkerte, als wisse er Bescheid über den Grund ihrer Unruhe? seit sie unterwegs waren,' hätte er noch keinen einzigen zusammenhängenden Satz ge sprochen. Diese Segler sind eben eine besondere Gattung Mensch, mundfaul und buch sonst ziemlich träge. Sie le benin anderen Zeitmassen, kennen kei nen Sechs-Uhr-Termin. Ein Leichtsinn, sich ausgerechnet am heutigen Tage
und Fröschequaken da unten im Süd- den. Schön wird es sein... Wenn er ne ben ihr am Steuer sitzt und ihr das Profil zuwendet, dessen knappe Stirn in die gerade Nase übergeht — es ist fast nach klassischen Massen geschnitten mit dem tiefliegenden Auge, den aufge worfenen Lippen — sieht man nichts von dem weichlichen, Zug um den Mund, der ihr immer wieder zu denken gibt. Schön wird es sein, endlich wird man die Ruhe finden, die Ruhe. Leider zwar ist die Ehe kein Wochenendaben teuer, wie man sie mit Eduard und sei