dann auf den Einfall gekommen sein, den berühmten König Laurin, den zauberkundigen Besitzer des Rosengartens, durch Dietrich und seine Mannen besiegen zu lassen. Gleich Kriem- hild, -welche im Wormser Rosengarten Dietrich und Siegfried miteinander kämpfen lassen will, mag auch jener Dichter des Dietrich - Laurin - Liedes sich den Kopf darüber zerbrochen haben, wie er „ze samene braehte die zwöne küenen man'. Von vornherein stand fest, -daß Dietrich siegen mußte; er übernahm also die Rolle
der gallischen Krieger. Dabei erga ben sich aber sehr große Schwierigkeiten betreff der seelischen Kennzeichnung Dietrichs und Laurins. Die Zuhörer mußten für Dietrich begeistert und gegen Laurin eingenommen werden. Dies ist dem Dichter nur halb gelungen. Zwar hat er Laurin und seine Zwerge als treulos und heimtückisch hing-estellt, um so den Einbruch der Recken zu rechtfertigen; aber die Zerstörung des lieblichen, nur von einem Seiden-faden eingehegten Rosengartens blieb doch eine unangenehme Hand lung
, die deshalb notgedrungen auf den finstern Wittege ab geschoben werden mußte. Immerhin besteht die Tatsache, daß Dietrich als Witteges Le-hensherr für dessen Tun doch eigent lich mitschuldig ist. Ueberhaupt hat es dieser Dichter nicht verstanden, den Inhalt der Sage so umzngestalten, daß dar aus etwas ganz Neues und in sich Geschlossenes geworden wäre. Er übernahm und bewahrte Wendungen, die in sein Werk — dem Sinne nach — gar nicht mehr -hineinpaßten; so z. B. jene Schlußstelle, die von ihm herrühren muß
, wenn sie auch erst auf dem Umwege durch spätere Handschriften auf uns gekommen ist: „und der vil kleine Laurin muost ze Berne ein goukler sin.' a2 ) Diese Stelle hätte der deutsche Bearbeiter vermeiden sol len, weil sie klar erkennen läßt, daß die Gefühle der Erzäh ler und Zuhörer ursprünglich auf seiten Laurins waren. Trotz dem muß die Wirkung des ersten Dietrich - Laurin - Liedes, dank der Volkstümlichkeit beider Namen, sehr stark gewesen sein. Möllenhoff erwähnt alte Handschriften, welche Dietrichs Kampf
mit den Zwergen andeuten und den Zusatz enthalten: „do schrillet kein meister von'. Er nennt auch eine „interpolierte, aus Tirol stammende -Handschrift, die, ähnlich wie die sog. Klingenberger, noch deutlicher auf den Laurin hinweist — mit den Tbergeu jn dem rosengarten, davon die pauren singen und sagen: davon kein maister schreibt'. 23 ) Durch wie viele Jahrhunderte das erste Dietrich-Laurin- Lied von den Spielleuten vorgetragen wurde, wissen wir nicht. Wohl aber ist festgestellt, daß der sog. „Laurin