. „Wenn du den Dietrich fortschicktest, wäre das nicht weit besser? Er würde dann die Gegend verlassen müssen; denn auf den Höfen ringsum nähme ihn keiner." „Nee, Hanne, das geht aus zwei Gründen nicht: Erstens kann ich den Dietrich nicht missen; seit der Bernhard fort ist, habe ich keinen so fleißigen, ordentlichen Menschen gehabt wie den Dietrich, und zweitens wäre es eine Sünde, ihn brotlos zu machen, seine Mutter hat nur ihn allein, der für sie sorgt. Nein, laß es so, wie wir besprochen; wenn Lisbeth ein paar
nicht gewöhnt. So führten die beiden ein ganz behagliches Leben, und wenn der Dietrich nicht gewesen wäre, hatte es immer so bleiben können, wie es war. Ganz im Geheimen beobachtete der Onkel seine Nichte, und er kam zu der Ueberzeugung, daß es dem Mädchen mit seiner Liebe ernst sei. Es war Winter und wieder Frühling geworden. Mit dem Erwachen der Natur kam in Lisbeths Herz ein ge waltiges Sehnen nach Feld und Flur, nach der Weide, auf der die Kühe grasten, die sie alle so gut kannten und ihr wie treue
Hunde folgten. Was war dagegen das bißchen Grün, das man in den Stadtanlagen sah! Aber ungerufen durste sie nicht heim, und man rief sie nicht. Ihre Heiterkeit wich; ihre Augen wurden trübe. Noch öfter als bisher suchte sie in ihrem Herzeleid- Trost vor dem Bilde derjenigen, die ihren Kindern hilft, wenn es zu ihrer Seligkeit nützlich ist. Der Dietrich war, das wußte Lisbeth, auch ein eistiger Verehrer Ma riens; er würde sie auch um Hilfe bitten, und dem vereinten Flehen würde sicher Erhörung
einen Meter tiefer als der Fußpfad lagen. Und an dieser Stelle kam von der entgegengesetzten Seite ein Mann dem Müller mit schnellem Schritt entgegen. Und dieser Mann war Dietrich. Den Müller beschlich ein unangenehmes Gefühl; es war ihm peinlich, mit dem Dietrich gerade hier zusammenzutreffen. Er mochte nicht die Böschung herunterspringen, um 'dem Burschen auszuweichen, das kam diesem zu. Der Dietrich schien das aber nicht zu wollen. Einige Schritte vor ihm blieb er stehen und redete ihn an. „Gut
; Lisbeth hatte Heimweh; sie würde krank werden, vielleicht gar sterben. Er hatte schon gehört, daß man vor Heimweh sterben könne. Sein Herz zog sich zusammen; er sah Lisbeth, wie er sie zuletzt gesehen, vor sich, tief, tief traurig. Ja, da half nichts, da mußte sie nach Hause, und er mußte sehen, wie er ohne den Burschen fertig wurde. Aber wie, wenn die beiden mit einander einverstanden waren, woher wußte Dietrich von dem Heinrweh Lisbeths? Diese Frage beantwortete der Bursche, ohne zu zögern