Rv.lS? Mexikanisches. . Neu York, 17. August. Porfirio Diaz, Mexikos Diktator, Präsident und „großer alter Mann', wird im nächsten Monat seinen 74. Geburtstag feiern. Wer ihn sieht, glaubt kaum, daß er die biblische Al tersgrenze schon erreicht, geschweige denn überschritten habe. Die klaren, scharfen Augen, die straffe Haltung und der noch federnde Schritt lassen einen Fünfziger in ihm vermuthen, der noch in der besseren Hälfte auf der Sonnenseite — seines sechsten Jahrzehntes lebt. Rege
. Wenn Präsident Diaz, der für mehr als ein halbes Jahr hundert als Advokat, Soldat und schließlich höchster Exekutiv beamter in das Geschick seines Landes eingegriffen hat, schon vielfach Amtsmüdigkeit bekundet hat, so ist das also nicht dem Umstände zuzuschreiben, daß der Jahre Last ihn zu drücken begnmt. Sein oft geäußerter und ehrlich empfundener Wunsch, den Präsidentenstuhl für einen anderen freizumachen, entsprang vielmehr dem Wunsche, seinem-Vaterlande zu die nen und zu nützen. Es ist seine Hand allein
— eine Hand von Eisen — die Mexiko zu dem Lande gemacht/das es heute ist, die es regiert und züsammenhält. In Erkenntniß dieser Thatsache fragte er sich schon vcr einer Reihe von Jahren: wer soll mein Nachfolger werden? Diaz ist selten in seinem Leben um die Antwort auf eine Frage verlegen gewesen. Diese aber verursachte ihm Kopfschmerzen. Nach langem Zögern entschied er sich dafür, daß zunächst Sennor Jose Jedes Limantour ihn ersetzen und dann Ber- nardo Rehes dessen Nachfolger werdm solle
. Auf diese Weise sein Haus nicht nur für Mannana, sondern auch für Man nana por la mannana bestellend, beabsichtigte das alternde Staatsoberhaupt, von einem buen retiro aus das Wirken künftiger Präsidenten zu überwachen. Ja, er gedachte viel leicht auch, es zu beeinflussen und nöthigenfalls selbst wieder die Zügel in die Hand zu nehmen. Daß die Mexikaner auch den Worten eines, vom Amt zurückgetretenen Diaz noch lau schen werden, ist ihm bckannt. . Zu seinem Leidwesen könnte Diaz seine Pläne nicht ver
wirklichen, weil sich im Lande sofort zwei Parteien, die eine für Limantour, die andere für Rehes, bildeten. Beide traten für ihren Kandidaten mit solcher Schroffheit ein, das; Ruhe störung unausbleiblich und der beste Ausweg die Wiederwahl don Diaz schien. Auch in diesem Jahre ist Diaz wieder auf ^em Nationalkonvent von der Majoritätspartei als Kandidat iur den nächsten Präsidentschaftstermin, seinen siebenten, ^minirt Wochen. Und es erscheint mehr und mehr zweifel los, daß er Diktator von Mexiko