¬Die¬ Heimat : Blätter für Heimatkunde und Heimatschutz in Tirol ; 1912/13
Glück des ganzen deutschen Volkes mit den anderen deutschen Ver- tetern beraten und entscheiden werden. Wir Deutsche zählen über 40 Millionen Köpfe, wir sind das gebildetste und zahlreichste Volk in Europa, Warum sind wir nicht auch, wie es uns gebührt, die Mächtigsten? Warum müssen wir vor unsern an Zahl und Bildung schwachera Nachbarn zittern? Weil wir nicht einig sind, weil wir kein einiges Deutschland, weil wir nur ein Oesterreich, ein Preußen, ein Bayern usw
, haben, welche zwar mit noch vielen anderen kleinen deutschen Staaten dem Namen nach einen Bund bilden, der aber nur ein Scheinbund, ein Lug- und Trug« werk anstatt wirklicher Einheit ist. — Im Westen und Osten, im Süden und Norden umgeben uns neidische Feinde, welche lüstern nach den schönen deutschen Gauen herüberschauen und nur auf eine günstige Gelegenheit warten, um raublustig über uns herzufallen. Einzeln müssen wir und werden wir unterliegen. Aber wenn wir Alle für Einen und Einer für Alle sind, dann sind wir mächtig
genug um allen unsern Feinden selbst die Lust zum Angriff zu verleiden. Nur ein einiges starkes Deutschland gewährt uns Deutschen die volle Bürgschaft eines dauerhaften Friedens und segenvoller Wohlfahrt. Drum geht der Ruf nach fester Vereinigung unwiderstehlich, wie ein Sturmwind, durch die weiten und zahlreichen deutschen Länder; darum reichen sich alle deutschen Stämme die langentfremdeten Bruderhände zu festem und innigem Handschläge. Auch die deutschen Fürsten empfinden endlich
diesen, nur zu lang darniedergehaltenen Zug der deutschen Einheit, seit ihnen die Völker durch den Sturz der bisherigen engherzigen und eigennützigen Regierungen die Binde von den Augen genommen. Der Preußen- und Bayern-König und vor Allen unser allverehrter Erzherzog Johann haben großmütig erklärt es soll fürder kein Oesterreich, kein Preußen mehr sein, sondern ein Eines großes Deutschland. Selbst unser Kaiser Ferdinand hat die deutsche Reichs-Krone den deutschen Völkern nach Frankfurt ge, sendet
, auf daß sie selbe dem neuzuwählenden Deutschen Kaiser auf das Haupt setzen sollen. Für Fürsten und Völker gilt das gleiche' schöne Loosungswort: „Deutschland einig und frei!" Drum biedere Wahlmänner! sendet auch ihr Männer nach Frankfurt von ächtdeutschem Blut, deren Herz lebendig für das Wohl des ganzen deutschen Volkes schlägt; sendet Männer hinaus, die fest und unerschütterlich, wie unsere Berge, an wahrer Freiheit, Recht: und Ordnung halten; die nicht das Gute mit dem Schlechten, weil es alt ist, verwerfen