geme getragen wird, auf dem Kopfe, und erzählte mir in reinstem Deutsch von ihrem Dorfe in der Nähe Budapests. Ich wußte zwar, daß in ganz lln- gam deutsche Sprachinseln bestehen, aber daß in der nächsten Nähe von Ungarns Hauptstadt deutsche Dörfer liegen, das war mir damals neu. Wir unterhielten uns sehr an geregt über die Verhältnisse und die Bäuerin gab mir zum Abschied aus ihrem Korbe ein Stück reinweißes Brot, für die fortgeschrittene Kriegszeit etwas Außergewöhnliches. In Budapest
selbst wunderte ich mich nicht, als ich überall in deutscher Sprache bedient und angesprochen wurde. Aehnlich ging es mir, als ich zum erstenmal nach Süd- slawien kam. Ich meinte, daß außer den deutschen Sprach inseln deutsches Volkstum kaum anzutreffen sein werde und daß man als Deutscher mit seiner Sprache schwer durch komme. Nun, auch dort in Jugoslawien, trifft inan überall Deutsche, und ich horchte auf, als ich in Agram (Zagreb) auf der Straße zwei Arbeiter hörte, wie sie sich deutsch unterhielten
. Es kam mir augenblicklich vor, als sei ich in der Heimat. In der Straßenbahn hörte ich fast aus schließlich deutsch, im Hotel und Gasthaus, in den Ge schäften und überall, wo der Reisende hinkommt, konnte ich auf meine slawischen Sprachkenntnisse verzichten, denn überall wurde ich deutsch angrsprochen, erhielt überall bereitwilligst Auskunft, so daß ich nicht den Eindruck hatte, in einer fremden Stadt zu sein. Und das ist in Jugoslawien überall so, wo ein bißchen Geschaftsleben herrscht und Fremden
verkehr besteht. Ueberall sind Deutsche als Geschäftsleute, Handwerker, Kellner, Friseure, Verkäufer usw. anzutteffen, und überall sprechen auch die Kroaten und Dalmatiner deutsch, und zwar ein schönes Schriftdeutsch. Zu staunen aber ist es, wenn man dann nachforscht, wie die Leute unsere Muttersprache er- lemt haben. In Rab (Insel Arbe) hielt ich mich vor Jahren einmal etliche Stunden auf, um diese interessante Badestadt mit ihren vier alten Kirchen anzusehen. Alles gibt es dort, herrliche
delten, auf. Sie hatten offene, helle Gesichter und wur den in ihrer bunten, kleidsamen Tracht von den Reisenden um die Wette geknipst. Ich habe sie in den folgenden Jahren immer wieder gesehen, und sie sind inzwischen groß geworden. Ich fmg nun einmal, wo sie so gut deutsch gelemt hätten, da ja in Rab selbst keine Möglichkeit zum Deutschlernen besteht. „Beim Verkauf", gab mir die eine zur Antwort. „Wir lemen es von den Gästen", sagte die andere. Dabei sprachen sie beide sehr gewählt