Seite 4, Nr. 15. Innsbruck, 1. August 1928. Zu Beginn des italienischen Krieges verschwand der südtirolische sozialdemokratische Abgeordnete des österr. Reichsrates Cesare Battisti über die italienische Grenze und kämpfte im italienischen Heere gegen Oesterreich. Nach dem Vorstoß der österreichischen Truppen am Hochplateau der Sieben Gemeinden wurden österreichische Soldaten von ita lienischen Gefangenen darauf aufmerksam gemacht, daß auch Cesare Battisti zu ihrem Truppenkörper zähle
nach diesem Talisman war aber derart groß, daß, wie man erzählte, mehrere Stricke verbraucht worden waren. So ist Battisti als Verräter seines Landes für das Jtalienettum gestorbep, verraten von seinen eigenen italie nischen Kriegskameraden, beschimpft und verleumdet von seinen konnationalen Trientinern. Und wenn im Innern des Denkmales in Bozen in einem Medaillon Cesare Battisti mit dem Stricke um den Hals verewigt ist, so entspricht diese italienische Geschmacklosigkeit jenen widerlichen Szenen, die sich beim
, als italie nischer Hauptmann gekleidet sei und sich in einem Heustadel versteckt halte, wo er leicht zu fangen sei. Tatsächlich wurde Battisti aufgegriffen, wies jedoch falsche Ausweispapiere vor und bestritt, Battisti zu sein. Er wurde jedoch leicht überwiesen und nach Trient geführt, wo sich die Nachricht von der Gefangennahme wie ein Lauffeuer verbreitete und eine große Menschenmenge, zumeist Kausleute und Ge werbetreibende, die Einlieferung erwartete. Nach seiner An kunft am Südbahnhofe wurde
Battisti auf einen kleinen Leiterwagen gesetzt und unter Bedeckung im Schritt zum Castell del buon Consiglio geführt, dem alten Sitze der Fürstbischöfe von Trient, der zur Kaserne umgewandelt worden war. Was sich bei der Ueberführung abspielte, spottet jeder Beschreibung. Battisti, der jetzt als italienischer Held gefeiert wird, wurde von seinen Konnationalen, als er, nachdem er von seinen Kriegskameraden verraten worden, ein wehrloser Gefangener war, angespuckt, mit Stöcken und Schirmen geschlagen
und beschimpft. Schimpfwörter wie Caragna porca (Schweinehund), Mascalzone, Tradittore, Marinolo, Briccone (Verräter, Gauner, Schuft), figliol del Cane (Sohn eines Hundes) und andere verrieten die Sympathien, deren sich damals Battisti bei seinen Kon nationalen erfreute. Die Weiber benahmen sich wie Me gären, ein Bild des Ekels. Battisti war über diesen Empfang der Leute, für die er zu kämpfw glaubte, sichtlich erschüttert, es war dies wohl die größte Enttäuschung sei nes Lebens. Als der Zug beim großen Tor