einträchtig nach Sterzing aus den Marsch; Adelige zu Pferd und Bauern zu Fuß zogen gemeinsam über den V • Jausen. Hundertfünfzig Mann österreichischen Militärs, das vom Süden gekommen war, schloß sich ihnen an. In Brixen, wo mittlerweile neue Scharen von Lan desverteidigern aus dem Etschtale eingetroffen waren, leiteten Landeshauptmann und Volksregierung die Vor rückung gegen Sterzing und den Brenner. Die Bayern sahen sich in Sterzing von zwei Seiten, vom Jausen und vom unteren Eisacktal her, bedroht
und nahmen bereits am 1. Juli ihren Rückzug gegen den Brenner. Das Tiroler Aufgebot folgte ihnen und nahm am Brenner Stellung, ja schob sogar seine Plänkler bis hinab gegen Lueg vor, da die Bayern die Paßhöhe geräumt hatten. Die Tiroler Schützen, Meister in der Handhabung ihrer Waffen, schossen jeden Feind, der sich nur irgend blicken ließ, zusammen; manche sollen aus einer Enffernung von 500 Schritten ihr Opfer getroffen haben. In drei Stunden verlor der Feind bloß durch das Vorpostengeplänkel über 100
Mann, ohne daß von den Tirolern auch nur einer verwundet worden wäre. Die Lage der Dinge schien sich für die Tiroler recht günstig zu gestalten; aber es sollte anders kommen. Es hatte sich mittlerweile der österreichische General Gutten- stein am Brenner eingefunden, um von der Sachlage Kenntnis zu nehmen. Zum größten Erstaunen der Kämpfer ordnete dieser Feldherr den Rückzug der Tiroler an. Die Landesverteidiger, die in größter vaterländischer Begeisterung bereit waren, gegen die Bayern in der Lueg
- enge hinabzustürmen, um sie zu vertreiben, vermochten diesen Befehl nicht zu verstehen; Schützen und sonstiges Aufgebot gehorchten zwar dem Rückzugsbefehl, waren aber voll Zorn und Entrüstung. Begreiflich, daß jetzt neuer dings der Glaube im Volk erwachte, verraten zu sein. Dem Feinde selbst kam dieser Rückzug ganz unerwartet. Am 6. Juli entschlossen sich aber die Tiroler aus eiaenem An trieb neuerdings gegen den Brenner vorzurücken. Der sinnlose Rückzug hatte den Tirolern freilich erheblichen
Nachteil gebracht. Der Feind hatte mittlerweile die Höhe des Brenners besetzt, sodaß den Tirolern vorderhand nichts anderes übrig blieb, als südlich der St. Valentinskirche am Brenner Stellung zu nehmen und durch ihre Tapferkeit zu ersetzen, was sie an Gunst der Stellung verloren halten. Während der Kampf um die Befreiung der Heimat am Brenner eingeleitet wurde, geschahen große Dinge im Oberinntäl. Hier zeigte sich im hellsten Glanz die Tüchtig- keit und der hohe Mut des Volkes, vor allem der Tiroler