der Krüppel ihn von der Tür fort. „Der Raum ist nicht zu besichtigen — ich sagte es bereits." Fin Trinkgeld?" „Ich nehme kein Trinkgeld," sagte der andere heftig. Ter Amerikaner blätterte in seinem Reisehandbuch. Mit der eigen- jinmgen Miene eines Mannes, der nicht gewöhnt ist, seine Wünsche mrsüllt zu sehen, sagte er: „Aber in diesem Raum befindet sich eine Sehenswürdigkeit, das berühmte Bild der Ginevra von Cardec." Nie- mls vergesse ich den Ausdruck des Hasses, der tierischen Wildheit
, welche ia den Beivegungen des Krüppels lagen. Es war, als ob er sich stürzen Allle auf jemand. Dann zwang er sich zur Ruhe: „Das Bild ist in jenem Simm," sagte er höhnisch, „aber keine Macht der Welt wird mich zwingen, «Ihnen zu zeigen." — „Ihre Gründe?" — „Ich verweigere sie Ihnen!" Eine dunkle Zornesröte färbte die Stirne des jungen Amerikaners. Dann Me er verächtlich die Achseln und sagte: „Mit Menschen Ihrer Art streitet man sich nicht. Wollen Sie mir den Namen des jetzigen Eigen tümers Mitteilen!" Der Krüppel
schwieg. — „Es ist gleichgültig, ich werde ihn ohne Sie erfahren." In tiefer Mißstimmung verließen wir das Schloß. Aus der Landstraße holte uns der junge Amerikaner ein. Die Pförtnersfran hatte ihm die Adresse des Besitzers genannt. Er zog ein Scheckbuch ans der Tasche. Ueberlegen lachend sagte er: „Ich werde den: Mann tele graphieren, daß ich das Bild kaufen werde." Ich weiß nicht, welch seltsames Gefühl mich trieb, die Gesellschaft zn fliehen und znrückznkehren in den Saal, den wir soeben verlassen
das Bild, als wäre cs nicht das einer Toten. Es war, als ob die Gestalt der Frau hcranstreten toürde aus dein Nahmen, und vor dem Bilde stand der Mann, den Nacken starr zurück- »ebogen, die Augen leuchtend im Fieber, die Hände gefaltet. , , Haben Sie je den Ansdruck des Glückes, weltvergessener Seligkeit meines Menschen Angesicht gesehen, ein Losgelöstsein von allem irdischen, einen weltbefreiten Schauer des Glückes? So war dieses Menschengesicht. Ich erschauerte. Was für ein Band tvar
, ist zu mir gekommen, kam zu mir in dem Bild des schönsten Weibes, das je gelebt hat. Sagen Sie nicht, es ist ein Bild, ich fühle diese Frau lebendia, wie sie einst gelebt, von königlicherem Blut als alle auderen, mit dem Mantel der blaßgoldenen Haare um ihre weiße Gestalt. Mit jenen tötenden Augen, die jeden in ihren Bann Zwangen. Und — sie ist mein Eigentum. Seitdem ich hier bin, hat keiner außer mir sie gesehen. Ich bringe ihr meine glühende Liebe und Anbetiing — alle Frauen lachten über nwine Liebe