gleichsam vor der Nase, zum Greifen nahe haben — ich meine unsere Gebirgsbewohner im engeren Sinne, unsere Bauern. Bei ihnen finden wir auch heute noch das geringste Inter esse für eine ideale alpine Betätigung, das geringste Verständnis für die Nattir, d. h. wenigstens in einem höheren, ästheti scheren Sinne. Keinen Schritt umsonst! — das ist die Losung unseres Bergbauers. Niemals geht er zwecklos in die Berge: er betritt die Region des unwirtlichen Felses, die Region des ewigen Eises
nur, um eine versprengte Gats aus dem Geschrillt herabzuholen, um irgendwo in einer Schlucht drinnen eine Quelle zu fangen, um zu wildem oder um als Bergführer ein schönes Stück Geld nach Hause zu bringen. Ihm sind die Berge von jeher etwas Feindliches gewesen, weil er mff der harten Arbeit seiner Hände dem herben Fels jeden Zoll urbaren un^ nutzbaren Bodens obringen muß, weil er Tag und Nacht zittern und fürchten muß, daß eine Mur oder ein- Lahn mit einem Schlag fein Lebensmerk vemichte. Jbm das innere Bedürfnis
, ln der Gebirgswelt Erholung und Er hebung zu suchen und zu finden: dazu ist er viel zu abhängig von seinen Bergen, dazu sind ihm die Berge viel zu viel Wirk- lichkeit, dazu fehlt ihm die idealisierende Distanz den Bergen gegenüber. Nein — die Eroberung und Erschließung der Hochgebirgs- weit und damit die Erobemng jenes Teiles unserer Heimat, wo die Natur am unberührtesten und schönsten geblieben, ist ist von uns Städtern ausgegangen, von uns Städiern, welchen die Uebersätrigung mit Zivilisation
, notwendig eine Jugend, welche sich begeistert an die schwierigsten Aufgaben surhtlos eranwagtl Heute fürchten wir die Berge nicht mehr, führen keinen Kampf mehr mit ihnen«: denn wir kennen sie. Und aus dieser Kenntnis, aus dem vertrauten Umgang mit ihnen ist uns jene Liebe zu ihnen erwachsen, die uns so treu und fest an sie. durch sie an unsre Heimat kettet. Im Sommer und im Winter gehören die Berge uns. Der schneidigste Felsgrat, die glatteste Wand liegen heute bezwun gen da. bezwungen durch den Mut
, ein guter Alpinist sein heißt: vorsichtig sein und seine Touren mit Ausschluß aller subjektven und objektiven Gefährdungen zu absolvieren, heißt sich selbst kennen und die Berge kennen, heißt: jahrelange Erfahrung in den Bergen ge wonnen haben. Nie kann man die Grenze des Egoismus bester erkennen, als in den Augenblicken der Gefahr. Wenn zwei Klet terer sich durch die freie Wand emporarbeiten, Schritt um Schritt, Seillänge um Seillänge, und das schwache Seil tvn? einzige ist, was den Gefährten