Geschichte Tirols von 1809 - 1814 : mit einem Ausblick auf die Organisation des Landes und den groszen Verfassungskampf
geheuren Opfer an Geld und Menschenleben, die unaufhörlichen Durchzüge, die schweren wirtschaftlichen Schädigungen infolge der Kontinentalsperre hatten bitteren Haß gegen Napoleon gesät. Auch die Regierungskreise waren opfermüde; bestürzt erkannte man die Isolierung der Regierung gegenüber der neuen Großmacht, der öffentlichen Meinung 1 ). Man fühlte die zwingende Notwendigkeit, die Fesseln zu lockern, mit denen Napoleon Bayern an seinen Siegeswagen geschmiedet. Die Partei der Franzosenfeinde
; durch den Hinweis auf das Unvermögen hatte Montgelas die Erfüllung der Forderung Napoleons, das vernichtete bayerische Kontingent zu ersetzen, zu verzögern vermocht. Montgelas erkannte die Vorteile, die Metternichs Kunstgriff dem Donau staate sicherte; ein Gedanke schreckte jedoch die herrschenden Kreise. Auf Kosten Österreichs war Bayern groß geworden; eine Verständigung mit diesem schien ohne vorausgehende Regelung der Gebietsfrage unmöglich; diese setzte aber den schönsten Teil der bisherigen
Gebietserweiterungen, den Lohn so vieler Opfer, auf das Spiel 4 ). Und doch brachte Metternich mit großem Geschicke 5 ) die dankenswerte Aufgabe fertig, Bayern aus dem Bannkreis Frankreichs zu ziehen; er schien hiezu berufen, da er durch die tatkräftige Art, mit der er die Auflehnung im eigenen Lager erdrückt, die Ehrlichkeit seiner Absichten klar erwiesen hatte. Freilich fehlte es an verzögernden Momenten nicht. Wie Legations rat Hruby, seit der Sendung Wessenbergs nach London (Februar 1813) Österreichs Vertreter
in München, bemerkt, vereitelten Furcht, Charakter losigkeit und Eigennutz einzelner unter den führenden Männern eine offene Stellungnahme 6 ). Montgelas, der sich des allgemeinen auf ihm lastenden Hasses übrigens wohl bewußt war, vertrat immerfort mit seinem Schlag wort: Abwarten! den Grundsatz vorsichtiger Behutsamkeit. Ihm war es nur lieb, daß Wrede und der Kronprinz auf dem andern Weg vorwärts- J ) Wessenberg an Metternich, 5. Jänner 1813. W. St. A., Bayern 115 und 29. Vgl. auch Döberl S. 358
und L. Häußer: Deutsche Geschichte IV, 448. Heigel: Kronprinz Ludwig im Befreiungsjahre 1813, 8. 364. 2 ) Heigel, S. 366 ff. 3 ) Hruby an Metternich, 9. Februar 1813. W. St. A., Bayern 115. Döberl S. 364. 4 ) Heigel a. a. 0. 368. Döberl S. 360 f. s ) Vgl. Döberl S. 363 f. und 370. e ) Hruby an Metternich, 23. März 1813. W, St. A., Bayern, Berichte 115.