; der Bauernstand ist aber dermalen der armseligste und gedrückteste Stand von allen. Von Jahr zu Jahr regnet es neue Auf besserungen vom grünen Tisch herunter, alle Gattungen der Staatsdiener find schon aufgebessert worden, nur der Bauer bleibt immer auf der Katzenbank sitzen und wird immer abgebessert statt aufgebessert, das heißt, eS werden ihm nicht nur keine Lasten abgenommen, sondern immer wieder neue aufgebürdet. Die Herren am grünen Tisch und die sogenannten höheren Stände haben vielfach gar
keinen Begriff, unter welch furchtbarer Arbeitslast unsere Bauern seufzen und unter welch armseligen Verhältnissen sie trotz alles Schinkens und Rackerns leben müssen. Im Sommer dauert der Arbeitstag oft 15 bis 16 Stunden im glühenden Sonnenbrand, manchmal auf ab schüssigen Berghängen, wo es nicht nur eine außerordentliche Kraft, sondern auch stete Geistesgegenwart braucht, um sich vor Schaden an Leib und Leben zu wahren. Bei jedem Wetter muß der Bauer draußen sein: bei strömendem Regen, wo er oft tagelang
und Butter müssen verkauft werden, um Zinsen, Steuern und andere Auslagen zu decken, und an gar manchen Orten lebt die Familie oft wochen lang fast nur von Kartoffeln. Mancher Bauer hat oft das halbe Jahr keinen ruhigm Sechser in der Tasche; es trägt ihm auch zu den heiligen Zeiten kein Viertel Wein; er arbeitet und schindet und muß sich am Ende des Jahres sagen, daß er nicht nur umsonst (für seine Gläubiger) gearbeitet, sondern daß er dazu noch wieder um einige Hunderter zurückgehaust
hat —; wenn er Unglück gehabt, stellt sich die Sache fast zum Verzweifeln. — Dazu kommen das Dienstbotenelend und die fortwährende Ent ziehung der besten Arbeitskräfte durch das Militärwesen Zc. — Die Verschuldung unseres Bauernstandes hat ichon eine sürchkrliche Höhe erreicht und darunter leiden nicht bloß einzelne, sondern die große Mehrheit, wenn ich nicht sagen will, alle. Nirgends bietet sich dem Bauer eine trostvolle Aus sicht; mit bangen Sorgen für sich und seine Kinder muß er in die Zukunft blicken
und mit Verzweiflung seinem Untergang entgegen sehen. Es heißt wohl immer wieder von oben herunter: „Ja, dem Bauer muß ge holfen werden', aber wenn es zum Ernst- - machen kommt, dann bleibt der Bauer immer wieder der Zurückgesetzte und man greift ihm aufs neue in die Taschen, um anderen zu helfen. — Und dock ist der Bauer der erste und wichtigste und der beste Staats- diener von allen. Der Bauer schafft die Nahrung für alle Staatsangehörigen, er stellt die meisten und besten Soldaten, er ist die stärkste Wehrmauer