Nr. 10. »Bozner Zeitung' (Südtiroler Tagblatt) - Samstag den 12. Jänner 1S01. (Nachdruck verboten.) Auf der Neige des Jahrhunderts. Originalerzählung von Gregor Samarow. 66. Fortsetzung. „Ich werde die Sache selbst prüfen,' sagte Geldermann und legte den Wechselprotest in ein Schubfach seines Sekretärs. „Doch.' fuhr er dann etwas zögernd fort. »Sie haben Un angenehmes auf dem Schlosse zu thun gehabt ? Sie wissen wohl, man interessirt sich für seine nächsten Nachkam — was ist's? Der Baron
hat viel Verluste gehabt, wie ich gehört, durch den Harder'schen Konkurs.' »Gewiß hat er das,' erwiderte Hellmann, »aber das geht ja Niemand anders was an, es ist nicht meine Sache, über Angelegenheiten des Dienstes, die niemals erfreulich sind, zu sprechen, das wäre auch gegen die Vorschrift.' „Ich frage nicht aus Neugier.' sagte Gelder mann, »ich habe eine hohe Achtung vor dem Baron; Sie leisten ihm einen Dienst, wenn Sie mir die Sache mittheilen, und vielleicht kann ich ihm einen Rath geben.' »Sie, Herr
Geldermann,' erwiderte der Gerichtsvollzieher mit einer gewissen Bitter keit, »würden die Sache nicht der Rede werth finden, für Sie bedeutet so etwas nichts, aber wenn Sie es gut meinen, kann ich Ihnen ja sagen, daß mir mein ganzer Morgen verdorben ist, wenn ich einem solchen Herrn da, wie der Baron da oben, für elende fünfhundert Thaler das alte, schöne Silberzeug abpfänden muß und wenn ich sehen muß, wie der alte Herr zusammensinkt unter solchem Schlage, und wie das Fräulein mit dem guten, lieben
nicht sein, Hellmann, es war ein glück licher Zufall, der Sie mit mir zusammen führte. Sie sind ein braver Mann und ich freue mich von Herzen, daß Sie bei Ihrem harten Berufe sich so viel Theilnahme für un verschuldetes Unglück bewahrt haben. Der Möbelhändler, von dem Sie mir sagen, daß er ein redlicher Mann sei, soll jede Frist haben, die er bedarf, das verspreche ich Ihnen. Was den Baron betrifft —' Er stockte einen Augenblick. »Dürfen Sie;' fragte er dann, »die Zah lung des Betrages, um den es sich handelt
Blick darauf, öffnete einen seitwärts stehenden Geldschrank und zählte den Betrag auf. »Hier,' sagte er, »bringen Sie den Gläu bigern das Geld und zeigen Sie dem Baron an, daß die Pfändung aufgehoben sei.' »Herr Geldermann,' sagte der Gerichts vollzieher, nachdem er die Banknoten gezählt und in sein Portefeuille gesteckt hatte, »das ist schön von Ihnen — ich hätte es Ihnen nicht zugetraut.' fügte er treuherzig hinzu, in dem er dem jungen Manne die Hand reichte. »Doch halt,' sagte Geldermann