Ernst und hast dich so erschreckt. Komm, nun sei wieder fröhlich, wie Papa und Mama. Nicht wahr Frau, wir machten Unsinn?" „Gewiß!" antwortete die Mutter und versuchte zu lächeln. Sie mochten jedoch tun und sagen, was sie wollten, er ließ sich nicht beirren. Er lachte nicht, nur sein wehmütig ernster Blick schweifte nochmals vom Vater zur Mutter. „Schrecklich! . . . Komm, Martha, wir wollen ihn zu Bett bringen und einen Arzt holen, er soll nach ihm sehen . . ." „Ja, ja, einen Arzt," bat
sie. Zusammen entkleideten sie ihn. Seine Wangen waren hochrot, die Augen glänzten und seine Händchen glühten. „Er hat Fieber," flüsterte der Vater. „Wäre nur ein Arzt in der Nähe! Ich kenne hier keinen." „In der Villa nebenan wohnt als Badegast ein Arzt aus Wien. Er soll sehr tüchtig sein. Vielleicht hat er die Güte, zu kommen, wenn du ihn darum bittest." Als er das Zimmer verließ, murmelte der Vater: „Wenn wir ihn jetzt verlieren, haben wir der Orientalist Professor Gustav Bickell. Der selbe war von 1874
nicht. Wir müssen uns beherrschen lernen. Setze dich zu ihm an sein Bettchen und verhalte dich um Gottes willen ganz ruhig; ich komme sogleich zurück." Zehn Minuten später trat der Vater mit dem Arzt herein. Freudig eilte ihm die Mutter ent gegen. „Ich danke Ihnen von ganzem Herzen, daß Sie gekommen sind." „Bitte; das ist ganz selbstverständlich. Wenn ich zu einem Kinde gerufen werde, zögere ich niemals; ich bin auch Vater." Er wendete sich zum kleinen Raymund. „Nun, mein Kind, was fehlt dir?" Er untersuchte
ihn gründlich, während die Eltern schweigend daneben standen und ängstlichen Blickes in den Zügen des Arztes forschten. „So, mein Kleiner," sagte dieser schließlich, ',nun mache die Aeugelchen zu und versuche zu schlafen. Wenn du dann erwachst, wird alles wieder gut sein." Der tiefschmerzliche Blick, welcher den Arzt aus den Augen des kleinen Kranken traf, veran- laßte ersteren zu der Frage: „Will mein kleiner Freund sich nicht gesund schlafen?" „Nein ... ich will lieber sterben," flüsterte Raymund
. Schweigend entfernte sich der Arzt vom Kran kenbett. Zu den Eltern, die ihn hinausbegleiteten, sprach er ernst: „Ich will aufrichtig sein: Ihr Kind ist schwer krank, und zwar nicht nur der arme kleine Körper, sondern, wie mir scheint, auch