iKxtra»Beilt»t,e zu ..Bote für Tirol und ><5or,»rlderg ' Str. 4S8. Michel»A«g«lo Aunsthistorische Skizze von Alfred Hofmann. (Fortsetzung.) Michel-Angelo hatte die Absicht gehabt, vor seinem Ende seine Habseligkeiien nach Florenz zu schaffen, wo Leonardo ein Hau« kaufen sollte, um sie aufzunehmen. Es kam' nicht dazu. Der florentinische Gesandte in Rom war vom Herzoge beauftragt worden, im Falle, daß Michel-Angelos Tod einträte, sofort alles ver- siegtlu zu lassen, damit nichts uvhanorn käme
, wie in solchen Fällen nicht selten zu geschehen Pflegte. Auch den Bericht des Gesandten besitzen wir. Es fand sich außer geringem HauSrat und einigen Marmorarbeiten nicht« vor. Seine Zeichnungen hatte Michel-Angelo ver brannt. Ein versiegelter Kasten wurde in Dr. Nol- terra» und Cavalieris Beisein geöffnet und eine Summe von 8000 Scndi gefunden. Zwei von den Statuen liiß der Gesandte sogleich einpacken, um sie nach Florenz zu senden. Dorthin wurden dann auch die Kleinigkeiten gebracht, die sich im Atelier
wollte den Leichnam des Künst lers im Don, von St. Peter, wo sonst nur Päpste bestattet zu werden pflegten, beisetzen lassen; doch Michel-Angelo hatte, wie oben schon bemerkt, selbst den Wunsch ausgesprochen, daß sein Leib in Florentiner Erde ruhen möge. Diesen Wunsch respektierte man. 'Man fürchtete aber Widerstand bei den Römern. Es wurde nämlich in Rom behauptet, Michel-AngeloS letzter Wunsch, in seiner Vaterstadt begraben zu sein, sei nicht wahr. Man ging daher heimlich zu Werke. Der Sarg wurde
als Kaufmannsgut, als Warcnballen, ans den Toren Roms nach Florenz geschafft. Am 11. März langte der Sarg in Florenz an. Nach 30 Jahren freiwilliger Verbannung kam Michel-Angelo tot zurück in seine Baterstadt. Nur wenige wußten, daß er- eS sei, der in dem verhüllten Sarge durch das Tor einzog. Der Herzog von Florenz schien den Be fehl ausgesprochen zu haben, daß geschwiegen werde. Unberührt, wie er ankam, wurde der Sara in die Kirche von San Piero Maggiore getragen und nieder gesetzt. Der nächste Tag
war ein Sonntag. Gegen Abend versammelten sich die Künstler in der Kirche. Eine schwarze Sammtdecke, mit Gold gestickt, lag über der Leiche und ein goldenes Kruzifix darauf. Alle um gaben den Sarg in dichtem Kreise; Fackeln wurden angezündet, welche die älteren Künstler trugen, während di- jüngeren die Bahre aus die Schultern nahmen und so ging es nach Santa Croce, wo Michel-Angelo beigesetzt werden sollte. Es war ganz in der Stille geschehen. Einzeln halten sich die Künstler in San Piero Maggiore