462 Andreas Hofer im Spiegelbilde der deutschen Dichtung Selbstredend erscheint hier die Person des Sandwirts im schönsten Lichte. Schon sein Äußeres wirkt als „majestätisch" beschrieben. Die Zahl der Romane und Novellen, die Hofers Leben und Taten ver herrlichen, ist verschwindend klein im Vergleich zu den Dramen, in welchen der Sandwirt von Passeier die Hauptrolle spielt. Nach dem so dankenswerten Stoffe griffen die Dramatiker mit Begier; freilich pflückten nur wenige die Blume des Erfolges
. Bei den unbedeutenderen Dramen will ich mich im all gemeinen nur aus die Angabe des Titels und des Versaffers beschränken. Eine Ausnahme hievon mag das nachweisbar älteste Hofer-Drama bilden. Der Verfasser desselben („Andreas Hofer, vaterländisches Gemälde"), Paul Treu lieb (eigentlich Paul Wigand) sagt in der Vorrede zu diesem Stücke, daß er „nichts historisch Genaues über jene Zeit wußte, ja, daß er, absichtlich alle Druckschriften floh" (!). „Es war mir", beteuert er, „um poetische Wahrheit, nicht um historische
zu tun. Mag daher dieser Hofer nicht der wirkliche Hofer sein, es kümmert dm Dichter nicht." Sein Andreas Hofer ist denn auch nichts anderes als der aus Tirol übertragene Wilhelm Tell. Daß Wigand-Treulieb starke Anleihe bei Schiller macht, wird nach dem Angedeuteten kaum überraschen. Sein Hofer spricht viel und handelt wenig, und die Gefährten, die ihm Wigand zuteilt, sind nur der Phantasie des Dichters entsprungen. Zeitlich steht diesem Drama am nächsten ein nur handschriftlich erhaltenes „National
-Trauerspiel" in 3 Aufzügen, „Andreas Hoser", von Johann Caspar von Würndle, Advokat in Kitzbühel. Frankl in seinem schon erwähnten Buche sagt hierüber: „Es ist voll drastischer Wirkung und dürfte, etwa unter freiem Himmel von Bauern-Schauspielern oder von Studenten dargestellt, ein echt nationales Schauspiel bieten. Es spielt teils in Bozen, teils aus der Kellerlahn und in Mantua." Ein weiteres, ebenfalls nur handschriftlich vorliegendes Trauerspiel in 6 Aufzügen von Benitius Mayr, Serviten-Priester
und k. k. Professor in Innsbruck, „Andreas Hofer oder das getäuschte Tirol" befindet sich— wie das vorgenannte Stück — im Museum Ferdinandeum in Innsbruck. In hohem Grade bedauerlich bleibt es, daß Österreichs größter Drama tiker, Grillparzer, dem Gedanken einer dichterischen Verherrlichung Hofers nicht näher trat. Dagegen erstand dem Tiroler Volkshelden ein poetischer Lobredner in Karl Lebrecht Jmmermann. 1826 schrieb der Dichter des Münchhausen in wenigen Wochen sein „Trauerspiel von Tirol", das sogar Heines