Heile. Da, als dieß geschehen, ihr englischer Sprachmeister kam, sagte sie zu diesem nach der Stunde: Wollten Sie wohl, Herr Alfred, mir einen ausgezeichneten Gefallen erweisen? — Befehlen Sie, Fräulein, entgegnete Alfred; Sie sind so tugendhaft und liebenswürdig, daß ich eS mir zur großen Ehre i schätzen werde, Ihnen zu dienen. I Alisa nahm darauf aus einer Cassette das Behältniß mit der Medaille, und etwas erröthend und die Augen niederschlagend sprach sie: Sie sagten ja, daß Ihr Freund Äser
auf dem Punkte sei, in den Krieg zu ziehen; wollten Sie mir den Gefallen thun, ihm im Namen einer jungen Römerin diese Muttergottesmedaille zu geben, mit der Bitte, sie umzuhängen und unter keiner Bedingung je ab zulegen? Aber ich bitte, um keinen Preis mich zu nennen; Äser ist gegen Jedermann so freundlich, daß er die Gabe wohl annehmen wird, von wem immer sie komme. Alfred, nachdem er das Haus der Alisa verlassen, ruhte nicht, bis er Äser gefunden, und er traf ihn gerade, wie er nach Hause kehrte, ganz
traurig und aufgeregt, weil er am Abend abreisen sollte, und es ihm den ganzen Tag nicht gelungen war, Alisa, die er vergebens auf ihrem gewöhnlichen Kirchgang nach S. Marcello erwartet hatte, auch nur von Ferne zu sehen. Alfred sprach zu Äser ganz freudestrahlend, aber mit geheimnißvoller Miene: Ich bringe dir gut Glück! — Welches? erwiderte Äser mit ziemlicher Gleichgültigkeit. — Eines, das dich wohl leichter wird marschiren machen, als ob du Flügel hättest. Laß mich, Alfred, denn ich habe heute
gewaltig viel zu thun wegen dieses Abmarsches. Darauf zog Alfred das Etui aus der Tasche, öffnete es lang sam und, durch den eingeschobenen Finger den Deckel halb offen haltend, sprach er zu Äser, der ihm zusah: Eine römische Jungfrau macht dir ein schönes Präsent, und da es unter Freunden kein Geheimniß gibt, so magst du, obgleich ich den Auftrag habe, ihren Namen nicht zu nennen, wissen, daß es Älisa ist, die dir diese liebe kleine Madonna (er zog sie aus dem Etui) sendet mit der instän digen Bitte
Herz drückend, rief er aus: Alfred, sage dem Engel, daß ich schwöre, sie nie, nie, auch nur einen Augenblick von meinem Halse zu lassen. Sage ihr, daß ich mit diesem Schilde ganz allein den Schwadronen Trotz bieten, den blitzenden Feuerschlünden mich entgegenwerfen werde; weder Schwert noch Kugel wird mich versehren. Sage ihr Lebewohl .... sage ihr, sie soll beten-für mich. — Und als hätt' er Fieber, suchte er Alfred freundlich zu entlassen: um ganz allein nur sich selbst anzugehören