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Kitzbüheler Nachrichten
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Pagina 7 di 8
Data: 07.07.1934
Descrizione fisica: 8
Hart eine Haftstrafe verhängt.Eva, die nun arbeitslos ist, belauschte in den Rothschildgärten Prof. Lambrecht, der seiner Tochter eine Pflanze zeigt, aus der die Indianer Ecuadors ein Getränk bereiten, dessen Genuß hell sichtig macht. Sie nimmt die Pflanze mit. Ihr Gatte Heinz und ihr Bruder Albert, beides Bankbeamte, und sie beschlie ßen, die geheimnisvolle Kraft der Pflanze Pale zu Transak tionen auszunützen. Albert „bandelt" deshalb mit Erika, der Privatsekretärin seines Generaldirektors

, an. Eva bekommt durch eine ehemalige Kollegin ein Angebot von 10,000 Sch. für den Fall, daß ihre Aussagen Emil Hart entlasten. „So mach doch keinen solchen Lärm, du dumme Sans." „Albert! Ach nein, wie du mich erschreckt hast. Albert! Was willst du denn?" Sie streckte sich wieder lang hm ins Bett und legte die Linke aufs Herz, das noch immer aufgeregt schlug. Albert knipste das Licht an. Jetzt konnte man doch einen Sessel finden, ohne fürchten zu müssen, daß man ein Möbelstück umwarf

. „Na, nun (ft es so weit." Evas Herzschlag, der sich kaum beruhigt hatte, be gann wieder \n aufgeregter Haft zu flattern. „Was ist so weit?" „Na, ich denke, wir können morgen die erste Pro be auf das Pale ...." „Erika?" „Ja" sagte Albert. „Also, der Alte hat einen Brief bekommen. Der Direktor Leprince vom Credit Lyon nais trifft morgen vormittags in Wien em. Er wird um Punkt sieben Uhr mitteleuropäischer Zeit dem Herrn Seneraldirektor Bleier tri seiner Wohnung in der Allee gasse — jetzt heißt sie Argentinierstraße

— einen Besuch machen und mit ihm die bewußte Sache durch sprechen. Da ist was zu holen, zu verdienen. Da werde ich um sieben Hhr ein Gläschen unseres Pro phetenweines mir zu Gemüte führen und hören, was die beiden Kapitalisten aushecken. Und da werden wir uns ungesehen anhängen. Gelt, Everl?" „Ich weiß nicht recht, Albert. Wenn es sich um eine Bankfusionierung handelt, oder um Finanzierung, Kontrolle oder Erwürgung irgend einer Jndustrieunter- nehmung ..." „Ausgeschlossen", erklärte der Bruder

zu erztehlen wäre. Es sind mir 1.0.000 Schilling geboten worden. Natür lich alles das unverbindlich, unter der Hand, nicht zu fassen." „1.0.000 Schilling? Ganz ein schönes Geld. Du könntest von Mama Weggehen. Sehr lockend. Aber ich täte es nicht Everl." „Ich tu es auch nicht. Morgen, vielmehr heute vor mittags gehe ich ins Landgericht und gebe die Sache zu Protokoll. Als unverbindlichen Klatsch. So wie es mir gegeben wurde. Aber jetzt, Albert, nachdem wir über den Abend morgen eimg smd ....." Albert gähnte

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Lienzer Nachrichten
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Pagina 9 di 14
Data: 19.01.1934
Descrizione fisica: 14
auflachte, plötzlich lebhaft zu sprechen begann, dann ebenso plötzlich grundlos verstummte. „Was hast du denn. Albert? Fürchtest du dich vor dem Genuß des Prophetenweines?" Albert sah sie verwundert an. „Fürchten? Wie kommst du nur darauf?" „Wenn du irgend eine Besorgnis hast, kann ja ich ..." „Ansinn. Erfahren mußt du es ja so wie so. Ich habe mich heute Mittag verlobt. Vielmehr ich bin verlobt worden." „Was?" „Was hätte ich denn machen sollen? Wenn einem das Messer an die Kehle . . . wenn man vis

a vis de rien ... ich bin ja schließlich kein Märtyrer . . ." „Erika?" „Erika." „Ist das die junge Dame", ffagte Heinz, „von der du die Informationen bezüglich des heutigen Abends erhieltest?" Albert nickte. „Ekelhaft. Ich komme heute in die Bank, arbeite etwa eine Stunde an ei nem Saldo-Konto und werde dann zum Herrn Generaldirektor befohlen. Da dies min destens zweimal in der Woche vorkommt . . ." „Bitt' dich. Albert", unterbrach ihn Eva erregt, „etwas rascher!" „Na ja. Also ich habe seine Nichte

Vorhang des Zim mers stehen. „Ein Tank!" tobte Albert, „An den Mi nenwerfer! Genau zielen! Feuer! So schießt doch, ihr feigen Canaillen? Er kommt näher! Heilige Mutter Gottes, bitt für uns! Hilfe! Hilfe!" Er kauerte sich zusammen, barg das Gesicht in den Händen und stöhnte. Der Arzt winkte. Die beiden Männer faßten und hielten ihn. Albert sträubte sich heftig, zappelte und Wand sich unter den handfesten Griffen. „Ich will nicht!" schrie er. „Nein! Niemals! Ich gebe mich nicht gefangen. Lieber sterben

. Jetzt näherte sich der Arzt mit einer In jektionsspritze und stach rasch in den Anter- arm Alberts, der ihm von den Wärtern hin gehalten wurde. Albert röchelte noch einmal auf, dann wur de er still. „In den Wagen", befahl der Arzt. Die Männer lagerten Albert auf die im Zimmer stehende Ottomane und verließen das Gasthaus. „Hat der Herr öfter solche Anfälle?" wand te sich der Mediziner an Heinz. Heinz schüttelte den Kopf. „Nicht daß ich wüßte. Cr hat allerdings . . ." Eva umkrallte den Anterarm ihres Man nes

. „An allem ist meine geliebte Gattin schuld. Mit ihren fixen Ideen. Der Prophetenwein. So ein Blödsinn. Jetzt hat sie dich hineingeritten da mit. Ohne diesen Wahn wäre es dir doch nie eingefallen, dich mit der Privatsekretärin dei nes Chefs einzulassen . . . bedank dich dafür, mein Sohn, bei deiner Schwester . . . weiß Gott, wohin uns die Sache noch führen wird." „Jetzt ist's genug", erklärte Albert. „Nicht du hast sie zu heiraten, sondern ich. Hätte wohl anders gewählt, wenn . . . Aber schließ lich, jede Ehe ist eine Art

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Innsbrucker Zeitung
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Pagina 3 di 8
Data: 09.05.1934
Descrizione fisica: 8
nicht unterdrücken: „Wie kommt das alles?" Puecardio sah die jungen Augen, die für den Freund fragten, für Albert, für fein Kind. „Wie kommt unser Schicksal, Hans von Emem? Ich ringe mit dem meinen. Ich muß meinem Sohne fern- bleiben aus eigener Schuld. Das ist ein Fluch für mein ganzes Leben. Ich liebe mein Kind, mein Leiben gehört ihm und seinem Vaterland. Herr von Einem, über nehmen Sie meine Bitte bei Ihrem oder einem ande ren Regiment, erstatten Sie meine Meldung als Kriegsfreiwilliger im deutschen Heer

." Der junge Offizier errötete: „Ich werde alles ver suchen, Herr Puecardio!" Gerda Wohlbrücken begleitete Albert zum Bahnhof, hielt sich fest am Arm des Sohnes. Die Scheidestunde in Krieg und Todesnähe traf sie als Mutter eines Sohnes. - ^ . Die Wiener grüßten, traten zur Seite und sahen den beiden nach. „ r . . . Alberts Gang war stolz und doch gewollt hart, fem Gesicht bleicher denn je. „Also das ist der Sohn Gerda Wohlbrückens! Man sah ihn eigentlich zum ersten Male und ver stand das Verhältnis

nicht, aber man hatte Tranen in den Augen. . . T Gerda küßte den schmalen, bleichen Mund ihres „Kindes" zum letzten Male. Sie durfte Albert nicht begleiten: denn dre Erfen- bahnen hatten keinen Platz für Privatreifende. Ar meen wurden befördert, Soldaten, Taufende, Hundert tausende, dem Tod entgegen. Gerda preßte das Taschentuch vor den krampshast geschlossenen Mund. Sie sah noch einmal das schmale Gesicht, die dunklen Augen, das blauschwarze Haar. Die Lokomotive spie kochenden Wasserdunst aus. Die Räder rollten, rollten

, rissen Blick von Blick. Albert fuhr Dtzh Berlin, um sich dort als Freiwilli ger zu stMrr. " vButst* -ascHrsicuuTz owacn retiA* osaa* mhsti* wtaoAv Der Weg nach Berlin war weit. Gegen den Strom schwimmen ist schwer, und die Ströme der Krieger zogen von Berlin aus nach Ost und West und Süd und Nord. . ^ . T Albert brauchte fünf volle Tage, bis er m die Reichs- Hauptstadt kam. Das Herz war härter geworden. Tränen gab es nicht auf den unzähligen Gesichtern, zwischen dem den Steinen und der Erde ähnelnden

Feldgrau, aber Tränen überströmten und entstellten die Gesichter ungezählter Frauen und Mädchen, die auf den Bahnsteigen zurückblieben. verlassen, allein. Und Tränen gab es, als er endlich Berlin erreicht hatte, wo der erste Transport Verwundeter in die Krankenwagen und Tragbahren aufgenommen wurde. Ein Zug junger, gesunder Soldaten fuhr hinaus. Albert stand bleich mit schräg geschobenem Kopf und weißem Gesicht inmitten. Hinaus, hinaus, fo drängten feine Sinne, so jagte sein Blut. Seine Augen hingen

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Innsbrucker Zeitung
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Pagina 8 di 12
Data: 01.05.1934
Descrizione fisica: 12
werden und muß spätestens am 31. Dezember 1934 beendet sein; die weitere 30prozentige Ermäßigung nä b) kann frühestens um 0 Uhr des 8. Juli 1934 in An spruch genommen werden. Die Abfertigung ad a) wird nur gleichzeitig für die Hin- nnd Rückfahrt vorgenommen: die Reise kann auch auf einem Umweg oder als Rundfahrt unternommen werden. Den Bahnkontrollorganen ist neben den Fahrausweisen auch der Reisepaß bei Prüfung der ad b) gelösten Fahrkar- mir den Albert nicht links liegen. Aber trotz allem wächst

sie hier im Regiment nicht genannt, fegten im Sturm- lauf durch sieben Buden. „Falkenburg! Mauer Anzug!" Natürlich hockten Albert und Hans von Einem wie der am Klavier. Doppeltes Kommando: „Falkenburg!" Einem fuhr von seinem Stuhl in int Hohe, auf dem er im Reitsitz gesessen hatte, die Lehne in beiden Fäusten. Er war ein Junge von beträchtlicher Länge, breit und stark gebaut wie ein Mann, dabei hatte er ein rechtes Kindergesicht mit einem kecken Profi! und zwei ganz besonders warm üreinschauonden Augen. Er sah

die beiden Primaner bittend an und ging dann auf den Zehenspitzen zu Albert, der mit tief ge senktem Gesicht am Klavier saß und phantasierte, ein Ohr den Klängen zugeneigt. Albert hatte nichts von dem Kommando gehört. Der Schlußsatz des Geigenspiels damals bei der Mut ter Beerdigung gab ihn nicht frei, Er war zu stolz und köstlich gewesen, als daß ihn Albert hätte vergessen können. Ter Knabe hatte ihn schon oft gesucht, und einmal mußte er ihn finden. Die Seele lauschte, die Finger suchten, der ganze

Körper war eingestellt als Empfänger der Töne. Die Gestalt erschien noch zarter, als sonst, die Beine hilflos, die Hände und Finger viel zu groß, ebenso der Kopf, dazu das schmale, bleiche Gesicht von blauschwar- zem Haar umrahmt, die Augen weit geöffnet. Hans Einem hatte, wie schon, oft, still dabei gesessen. Der kleine Kamerad schien ihm etwas ganz Besonderes, etwas Unverständliche». Seitdem Albert da war, hatte sich Hans nie wieder ans Klavier gefetzt. Was wollte er da, wie konnten

behutsam aus die durchscheinenden des Spielenden. Albert schrak trotz der weichen Berührung zusam men. Hans Einem lächelte und hatte einen glühenden Kopf. „Albert, du kommst mir vor wie ein Mädchen, aber das soll dich nicht verletzen. Du bist ganz anders als wir, und ich schäme mich eigentlich vor dir. weil ich ein so großer Kerl bin und nichts gegen dich kann." Albert hielt den Kopf immer noch zur Seite geneigt. Er lauschte den Tönen nach und wußte sich im Augen blick nicht zurechtzusinden

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Innsbrucker Zeitung
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Pagina 5 di 8
Data: 03.05.1934
Descrizione fisica: 8
sich biegender und gleitender Läufer. Mit wunderbaren Sprüngen und Wendungen jagte Hans am jenseitigen Ufer. Ein Stoß von hinten, ein Schwung nach vorn, das Gleichgewicht war fort, die Füße flogen einfach schneller als der Körper, und lang ausgestreckt glitt Albert auf dem Rücken liegend noch ein ganzes Stück durch die Menschen. Man lachte. , Albert war sehr bleich. Jodes Nichtkonnen bei sich selbst verletzte sein Ehrgefühl. Hans hatte den „Unfall" bemerkt, war sofort zur Stelle und half dem Freunde beim

Ausstichen. Dann faßte er ihn überkreuz an beiden Händen, und lief mit ihm in kurzen gleichmäßigen Schritten. .Jetzt bring ich dir es erst mal bei, Albert!" Albert verlor bald wieder das Gleichgewicht, aber Hans hielt fest. ., rr .. Albert wehrte sich. „Laß mich, Hans, ich schnalle ab! zch laufe nicht mehr!" . »Unsinn, ich werde dich schon ins Geschick bringen! „Nein, du und ich gehören nicht nebeneinander auf das Eis." Albert betonte es scharf. . Hans ließ ihn auf eine Bank gleiten. „Du, Albert

, tu mir nicht weh! Paß auf, wie fein wir es zusammen lernen." Die hellen Augen Hans von Einems blickten den Freund bittend an. So herzlich konnte nur Hans ürein- fchauen. _ Albert streckte ihm die Hand entgegen, impulsiv, das letzte Fremdgefühl war überwunden. „Ich will nicht Schlittschuh lausen, es nimmt mir das Selbstvertrauen. Du weißt, wie nötig ich das habe." „Ich hätte dir gern geholfen. Was hast du, Albert, du bist kreidebleich? Was siehst du? Hans verfolgte den Blick des Freundes, aber er konnte

. Er war es auch gewesen, der Albert, den jungen, ungeschickten Menschen, beim Ziehen einer Rückwärts schleife umgestoßen hatte. Selbst unsicher geworden, kam er erst zu dem Gestürzten, um ihm zu helfen, zu rück. als ein anderer schon zugesprungen war. So glitt er weiter, wieder unter die Menge. Ueber diesen kleinen Vorfall unterhielten sich die Zaungäste, aber das angeregte Publikum erschien Hans von Einem nicht sonderbar. So verstand er den Freund nicht, der seine Hand umspannt hielt und nun mit schnellem Atem flüsterte

: „Verrat mich nicht! Ich gehe ein Stück spazieren!" „Sei aber in einer halben Stunde wieder da! Der Chef kommt!" Hastig hatte Albert und schob sich mit sck stehenden Menschen. Hans sah ihm nach und blieb grübelnd auf der Eis bahn zurück, da er Albert an der Seite eines alten^ un bekannten Herrn hatte fortgehen sehen. Die Freude am Eislauf war dem großen, guten Jungen heute verdorben. ert die Stahlfcklittschuhe abgeschnallt schrägen SchuMrn durch die herum- an die Ornamentik auf alten Schranken

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Alpenländer-Bote
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Pagina 4 di 20
Data: 17.03.1935
Descrizione fisica: 20
Seite *. Nr. 11, Albert und Burg! Von E. M. Samstag Abend ist und es dämmert schon stark in der kleinen Dachwohnung. Die hochgewachsene Frau des Stadtarbeiters Fröhlich legt das neue Frauen hemd, in das sie eben ihre Anfangsbuchstaben gestickt hat, zusammen. „Findet er wieder nicht heim aus dem Wirtshaus, der —" und verschluckt doch noch das letzte Wort, weil der kleine Franzl zu ihr läuft und fragt: „Kommt der Vater bald?" „Es ist erst sieben Uhr vorbei", meint die Mutter der Frau, die seit

Hölzl. Müßt nicht sein. Wäre alles viel feiner, wenn du anders wärst." Die junge Frau lacht höhnisch. „Ich weiß es schon? Ich Hab an allem Schuld. Wenn der Albert trinkt, wenn der Bub zu wider ist, wenn du in deinen alten Tagen keine Ruh hast — immer bin ich Schuld! Ueberall ich!" Es klopft an der Küchentür. Sie geht öffnen und bleibt draußen. Die Mutter dreht das Licht an und macht Feuer auf dem Herd. Immer wieder muß sie den Kopf schütteln. Da sind zwei gesunde Leute, haben ein liebes, prächtiges

mit ihrem Mann verreisen und ich soll derweil für die zwei Fräulein kochen und ausräumen. Vier Schilling im Tag und das Esten. Da kann ich jetzt doch die Tisch tücher kaufen, die der Albert mir nicht lasten will!" Und nun richtet sie das Abendessen her. Sie han tiert rasch, geräuschlos und sauber, daß es eine Lust ist, ihr zuzuschauen. Auch sie selber muß einem gefal len. Der hohe, schlanke Wuchs, das regelmäßige Ge sicht und darüber die prächtigen schwarzen Haare, die in einem großen Knoten ausgesteckt

sind. Eben kommt Albert Fröhlich heim. „Guten Wend beieinander!" Die Mutter dankt freundlich. Der kleine Franzl springt dem Vater entgegen und die Burgl nickt ihm zu. „Grüß Gott, Albert!" Dann stellt sie die Suppenschüssel auf den Tisch und füllt die Teller. Sie erzählt, daß sie nun vier Tage bei den Doktorstöchtern wirtschaften wird und daß sie dann Tischtücher kaufen kann. Ihr Mann sagt nichts dagegen. Nach dem Esten steht er auf und langt nach dem Hut. „Willst schon wieder fort?" „Wird wohl etwa

erlaubt sein", ineint der Albert. Dann lebt er ihr den Wochenlohn hin und behält sich fünf Schilling. „Morgen hat der Ehrenceich Huber Hochzeit. Da müssen wir heute den Junggesellen begraben. Gute Nacht!" „Und da brauchst fünf Schilling dazu?" kreischt die Burgl. „Am Dienstag ist der Monatszins zu zahlen und am Mittwoch kriegst du die gedoppelten Schuhe vom Schuster, das ist auch gleich zu zahlen. Und essen müssen wir, glaub ich, diese Woche auch und —" „Und wer verdient? Soll ich überhaupt

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Kitzbüheler Nachrichten
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Pagina 7 di 8
Data: 08.09.1934
Descrizione fisica: 8
dige Frau, nicht zu erschrecken. Seit einer Woche ver nachlässigt er die primitivste Körperpflege. Wir tun ja unser möglichstes, wir waschen und baden ihn, aber —" Albert sah zum Erschrecken aus. Aus tiefliegenden Höhlen blickten seine Augen traurig und verzweifelt wie die eines todwunden, gehetzten Wildes. Ein wil der Stoppelbart verunstaltete sein abgemagertes Ge sicht. War das der elegante, kräftige, lebenslustige Ari stokrat von ehemals?" Ein Schauer überlief Eva. Wenig hätte gefehlt

und sie hätte dasselbe Los geteilt, dieselben Leiden mitge macht, dasselbe traurige Ende gefunden, zu dem ihr Bruder nach der Meinung der Aerzte verurteilt war. Albert blickte sie traurig und teilnahmslos an. „Eva, du? Du kommst wohl, dich zu verabschieden?" „Wieso verabschieden?" „Du hast mir doch erzählt, du willst nach Süd amerika fahren, um das Gegenmittel zu holen. Oder hast du mir das nicht erzählt?" „Das stimmt. Das habe ich dir erzählt." „Aber vorher, hast du mir gesagt, mußt du nach Paris fahren

, um Erkundigungen emzuziehen. Nicht? Ich denke, du hast deine Informationen und da kommst du noch einmal her, ehe du nach Ecuador gehst." „Nein, Albert, ich gehe nicht nach Ecuador." „Da tust du sehr recht daran", sagte der Bmder. .„Bevor du noch gelandet bist, bin ich schon tot." Eva fühlte, wie ihr Herz sich zusammenkrampfte. Aber mit Aufbietung ihrer gesamten Willenskraft behielt sie ihre heitere Miene, ihren unbekümmerten Ton fest. „Das ist es nicht. Albert. Ich gehe nicht nach Amerika, weil es nicht mehr

und wenn du aufwachst, ist das Ganze nichts gewesen, als ein böser, bummer Traum." Albert schlief ein. Wie tags zuvor Mr. Beckert eingeschlafen war. Eva ging zu Alberts Nachttisch und entfernte die Spuren der Tränen und der Erregung aus ihrem Ge sicht. Dann schlich sie auf den Zehen aus dem Zim mer und suchte den Direktor der Anstalt auf. „Nun, Gräfin, Wie finden Sie Ihren Bruder ?" Eva lächelte spitzbübisch. „Ausgezeichnet, Herr Pri mararzt. Eine Wunderkur. Die Klinik hat ihn als un heilbar bezeichnet

erhob sich. „Noch nicht, Herr Primararzt. Er schläft jetzt. Vielleicht kann ich indessen in der Kanzlei die Rechnung ordnen. Dann hole ich Sie. Wo sind Sie zu finden?" „Ich hole Sie in vierzig Minuten aus dem Lese zimmer, Frau Gräfin." Nach einer Stunde betrat Eva an der Seite des Anstaltsleiters Werts Zimmer. Albert lag und schürf. Dann öffnete er die Augen, blinzelte, reckte sich, setzte sich auf und sagte: „Servus, Eva. Ich bin zum min desten ein Zwilling." „Warum?" „Weil ein Mensch

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Kitzbüheler Nachrichten
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Pagina 8 di 8
Data: 15.09.1934
Descrizione fisica: 8
Seite 8 Samstag, den 15. September 1934, ROMAN VON LUDWIG ANTON (Urheberrechtsschutz Verlagsanstalt Manz, Regensburg) 13. Fortsetzung. „Nein. Das ist ein Verbrechen. Es gibt Frauen, die wollen begehrt sein von den Männern. Auch wenn sie jeden Gedanken an Gewährung weit von sich wei sen. Aber Herr Emil Hart hat in feiger, hinterlistiger Weise von mir erpressen wollen —" „Und Mr. Beckert nicht?" „Feige? Hinterlistig?" „Hast du gelesen, was Albert schreibt? Braucht ein Mann

, der über solche Machtmittel verfügt, der stärker ist als ein Minister, ein Souverän, der über dem Gesetze steht, weil das größte Heer, die stärkste Flotte, der größte Haufen Geld ihm zur Verfügung stehen, braucht ein solcher Mann feige und hinter listige Pfade zu wandeln? Und doch, er geht krum me Wege." „Nein." „Ja. Die ganze Art seiner Frankenspekülation —' „Die üblichen Geschäftskniffe." „Die Fallen, die er Albert stellte, die 'Versuchun gen, die er ihm in den Weg warf —" < „Das müßte mir erst bewiesen werden." ,Mer

, ich verdien dich gar nicht. Ich bm schlecht. Ich Hab dich so lieb und ich muß fort von dir zu der greulichen alten Dollarmäschine, vor der tch mich fürchte." Heinz dachte nach. „Ist da niemand, ber dem du dir Rat holen kannst und Hilfe? Denk mal nach, Eva, ob du nicht einen Menschen weißt außer mtr, dem du deine Kümmernisse anvertrauen kannst. Denn ich bin schließlich Partei." Als Heinz am Abend von der Bank nach Hause kam, traf er Albert an, der eben von Paris angelangt war. Aber Eva war nicht zu Hause

. Hernz machte dazu keine Bemerkung; er war gewohnt, daß seine Frau eigene Wege ging. Albert erzählte. Er war mit Beckert von Paris nach Salzburg gefahren. Es war sehr peinlich gewe sen. Denn es war nicht möglich, an Juana vorbei zu sehen und vorbei zu sprechen. In Salzburg hatte ihm Beckert für seine bisherige Tätigkeit gedankt, ihm einen größeren Scheck gegeben, als abgemacht ge wesen, und das Verhältnis gelöst. Diese Lösung war in den höflichsten, verbindlichsten Formen vor sich gegangen. Albert

. Im Zimmer Evas fanden sie einen Brief an Heinz. „Lieber Heinz! Ich bin mit Kathi zum Pater Vin zenz gefahren. Ich hoffe, er wird mir helfen. Es dürfte vier, fünf Tage dauern, bis wir wieder zu rückkommen. Laß dir die Zeit nicht zu lange werden. Sollte Albert inzwischen kommen, so grüße ihnherz- lichst von deiner Eva." „Wer ist Pater Vinzenz?" frug Albert. „Der Geistliche, der uns getraut hat. Komisch. Ich kenne ihn nur unter dem Namen Pater Vinzenz. Ich habe keine Ahnung, wie er mit seinem bürgerlichen

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Innsbrucker Zeitung
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Pagina 3 di 6
Data: 17.05.1934
Descrizione fisica: 6
auch in Zukunft ihr Wohlwollen und ihre ji am Ausstellung zelchmittMi der dfÜ? Geöffnet V»9 bis ty*l, Va3 bis Vs7 Buchhandlung Mil« jü jm (21. Fortsetzung.) Wert stand an der Seite des Arztes. Dr. Elliot nahm seinen Arm. „Bon heute ab beneide ich meinen Freund am mei sten um sein Fortleben, wie er es bis in das tiefste Dunkel seines Geistes hinein empfunden hat, um sei nen Sohn." Albert forschte in dem eindringlichen Blick des Arztes „Ist mein Vater völlig geheilt?" .Ja, Albert! Er ist durch die Vereinigung

mit dir unb Gerda wieder ein Mensch geworden wie du und ich, wie wir alle, die wir an unsere Lebenskraft glau ben. Deine Art zu beten, Albert, hat mich gefesselt. Denn das Lied, das du eben spieltest, war doch dein Wet für das Glück deiner Eltern." „Mich hat es gepackt, obgleich ich kein Geiger bin. Wern am frühen Morgen, als meine Mutter uns bat, sie »um letztenmal ein Stück allein gehen zu lassen, stano mein Vater lange am Fenster und sah ihr nach. U beobachtete ihn und merkte an seiner Haltung

, daß fr übermächtig erregt war. Ich wagte nicht, ihn in seinen Gedanken zu stören und wollte gehen. Er hörte meine Bewegung, wandte sich um und bat: Bleib, Albert, erst in dieser Stunde, da Gerda um mn letztes Alleinsein bittet, kommt es mir zum Be wußtsein, daß ich im Begriffe stehe, eventuell ein Ver zechen zu begehen, denn ich weiß nicht, ob mein Geist, er einmal dem Wahnsinn verfallen war, für die Zu kunft wirklich frei ist. Trotzdem wollen wir uns ver einen. Unsere Liebe ist so groß, daß sie erfüllt wer

den muß. Bringt unsre Zukunft Leid, dann werden wir es leichter tragen können, wenn unsere Liebe ihre Hei- toat hat. Mein Vater war bleich, aber ich kam mir klein und ^bedeutend vor gegen den wunderbaren Mann mit jjw stolzen Kops, der sich lichtumflosien gegen die Eorgensonne abhob. Er wies gegen den Flügel und bat von neuem: Me. Albert, spiel das, was ich dort ausgeschrieben me." Ich tat es unter seinem in ein höheres Leben hinweisenden Blick. Er stand an meiner Seite, als H endete. Ich erschrak

. Denn in seiner armen, zerstörten Hand hielt er seine Geige. Er fragte: Wie war das Lied, Albert? Ich antwortete: Herrlich, Vater! Er bebte, und feine Stimme schwankte: Es soll das erste Lied fein, hier, von ihr, von meiner Geige, 'das ich wieder höre, ich, der — tote Geiger. Morgen, mein Sohn, wenn das Glück ganz groß und weit seine Flü gel um mich breitet, dann, Albert, dann, spiel mir dieses Lied auf meiner Geige. Und dann nimm sie mit in dein Leben, die Geige deines Vaters. Sie fang einst der Welt bezaubernde

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Lienzer Nachrichten
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Pagina 12 di 16
Data: 30.03.1934
Descrizione fisica: 16
Sie so genau?" frug der Di rektor ehrfurchtsvoll. „Lind da kommen Sie zu mir und gehen nicht zu Nothschilö?" „Nothschilö weiß es auch", erklärte Heinz. „Der einzige in Wien, der informiert wurde. Es muß sich doch auf jedem Platz der Welt ein Vertrauensmann befinden. In Wien ist es Rothschild." „Sie haben recht, Herr Graf. Natürlich. Keine Großbank hat mehr Verkaufsoröres in Albert stand auf und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. „Schön muß ich ausschaun. Ein Stachelschwein dürfte mit mir verglichen

sein. Bitt schön, Direktor, kann ich ein Bad haben? Und den Haar- und Bartscherer? Llnd Wäsche? Aber erst essen!" „Nun, Herr Primararzt?" „Er macht wirklich einen ganz anderen Eindruck. Aber das fcmti täuschen." Albert lachte. „Sie glauben, daß ich ver rückt bin? Nun, da kann man nichts machen." „Sie lachen, Baron? Ein paranoider Me lancholiker, der lacht? Gagen Sie, Gräfin, was haben Sie mit dem Baron gemacht?" Der Wärter brachte eine Platte mit Spei sen. Albert fiel heißhungrig darüber her

. „Ich? Nichts, Herr Doktor. Warum wollen Sie Ihre Heilerfolge verkleinern?" Der Arzt beobachtete Albert. „Er hat Hun ger, Heißhunger. Kein Wunder. Er hat seit 48 Stunden nichts zu sich genommen. Dabei ißt er wie ein gebildeter Mensch . . ." „Er hat eine gute Kinderstube, Herr Dok tor." „Ich weiß. Aber vor noch zwei Tagen ... ich stehe einem Nätsel gegenüber . . . wenn Sie ihn fortnehmen, jedenfalls auf Ihre Ver antwortung und Gefahr . . . möglich, daß Sie recht haben und er geheilt ist, aber ich möchte

ihn doch noch einige Tage in Beobach tung . . „Lieber Doktor", sagte Albert, mit vollen Backen kauend, „Sie sind ein reizender Mensch und waren die ganze Zeit sehr nett mit mir. Aber alles mit Maß. Mein Bedarf an Irrenhaus ist bereits vollständig gedeckt." Auf der Fahrt nach Wien berichtete Eva ihrem Bruder ihre Erlebnisse. „Weißt, Berti, ich fühle mich direkt als Verbrecherin. Nicht, daß ich das Aaje ge stohlen habe oder das Gegenmittel. Aber daß ich in voller Kenntnis der Wirkung einem Menschen Gift einflößte

Verbindungen." Mannes abschleichen und ablisten müßt . . ." „Ich weiß nicht. Albert, ob er es ernst meinte mit dem .Beseitigen', es kann ein fach . . ." Albert lachte: „Anverbinöliche leere Ver sprechungen? Also schön. Ein frommer Knecht war Fridolin — und in der Furcht des Herrn — ergeben seiner Gebieterin — der Gräfin von 'Saverne . . „Ich hätte dich doch im Irrenhaus las sen sollen." „Mich? Nein, Du gehörst hin. Was für Folgen, treue Schwester, ziehst du aus der bedauerlichen Tatsache

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Innsbrucker Zeitung
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Pagina 8 di 12
Data: 21.04.1934
Descrizione fisica: 12
die Kurslage für Zentralamerikanische ge waschene Sorten unvermindert hoch. Kakao liegt ruhig und auch die Umsatztätigkeit in Tee ging über ein be scheidenes Maß nicht hinaus. Reis neigt ämehr zur Schwäche, da besonders Siamsorten zu sehr bil ligen Kursen in großen Mengen zum Verkauf gestellt werden. Gewürze weisen im allgemeinen eine gewisse Preisschwäche aus, nur Pfeffer konnte sich infolge des Müde, hungrig, sich selbst fremd, schleppte sich Albert Krause durch die zahllosen Straßen. In der geballten

. Vor dem Haus blieb er stehen und ließ seine Brust erst ausatmen, dann ging er ganz langsam und mög lichst leise die vier Treppen hinauf. Oben vor der braungestrichenen Tür stand er lange. Hinter ihm im Korridor wurde Licht gemacht. Albert fuhr zusammen und schloß die Tür auf. Was der Mutter sagen? Zuerst sie begrüßen wie sonst immer, nahm er sich vor. Er riß die Tür zur Küche auf. Genau wie sonst, dachte er. Aber die Mutter hörte einen Unterschied, denn er schloß die Tür viel hastiger als sonst. Sie wandte

ihm in plötzlich erwachter Sorge ihr klei nes, mageres Gesicht zu. Wie bleich Mutting aussieht, dachte er. „Mutting, meine süße Mutting!" Mit beiden Armen umschlang er den zierlichen, klei nen Körper der Mutter. „Mutting, als wenn du mein kleines, liebes Schwe sterchen wärst!" Die Mutter legte die Hände um seinen Kopf. „Mein großer Junge, ach du!" Sie sah auf seinem Gesicht Blutflecken und erschrak. „Albert, was hast du? Kind, was ist dir geschehen?" Albert versuchte zu lachen, aber es glückte ihm nicht ganz

. Er fühlte plötzlich in seiner immer noch fest ge schlossenen Faust das warme Geld. „Gar nichts, Mutting, ich hatte nur ein bißchen Nasenbluten." Er sah der Mutter nicht in die Augen, blickte nur auf die schmale Silhouette seiner Mutter gegen das Küchenlicht. „Heute sagt mir mein Albert zum ersten Male nicht die Wabrkeit". wate die Mutter traurig. — JZ Eingreifens der Londoner Spekulation etwas ver teuern. Das Geschäft in Südfrüchten ist, der vorge schrittenen Jahreszeit entsprechend, nur bescheiden

, wird auf die Pfarre Weißbach investiert. Vevlvä&B und Kitfcpfefllfarngen u. Vortrag im Verein der Ingenieure in Tirol und Vor arlberg. Lichtbildervortrag des Zivilarchitekten (Z. V.) Pro fessor Siegfried Sitte, Vorsitzender des Bundes österrei chischer Bodenreformer über: „Die Wirtschaftsnot Albert sprang hoch. Das Geld fiel ihm aus der Hand. „Das ist nicht wahr, Mutting, ich hatte Nasenbluten." Er hatte es herausgeschrien und wußte nun nicht, was er weiter tun sollte. Beide Arme hingen ihm schlaff am Körper

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Innsbrucker Zeitung
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Pagina 4 di 8
Data: 16.05.1934
Descrizione fisica: 8
vor ihm, was durch Ungewißheit und Sorge seinen Weg ins Dunkel führen konnte. Des Sohnes Liebe führte ihn, des Weibes treueste Liebe wartete auf ihn. „Albert,, weißt du, wie sicher du mich leitest, indem du sie Mutter nennst? Ja, du weißt es, ich fühl es am Druck deiner Hand. Jetzt komm, komm!" Mit freien, elastischen Schritten, verließen sie den Saal, Vater und Sohn, zwei Menschen, die fast ein und derselbe zu sein schienen. Die Hochstimmung ihrer Seelen verjüngte Albertina und reifte Albert. Ein freudebebender Ruf: „Herr

Albert!" Albert fuhr herum nach dem Klang der Stimme. Sein Gesicht leuchtete. Er gab den Vater frei und streckte beide Hände dem gebeugten Greis entgegen. „Daß wir uns wiederfinden, Gottfried, lieber, alter Freund. Run halten wir fest zusammen!" Die Macht des Gefühls übermannte den Alten. Es war des Glückes nun bald zuviel für sein greises Herz. Albert hielt ihn fest. „Komm nur, Gottfried,' jetzt gibt es keine Zeit für uns. Du bleibst an meiner Seite." Er zog den Alten vorwärts und wandte sich zu sei

nem Vater. „Darf er unser Dritter sein?" Albertina sah am Sohn vorbei in die treuen Augen des Dieners. „Er ist der einzige Freund, der mir von den aber Tau fenden, die mich einstens vergötterten, geblieben ist." Die letzte Strecke des Weges zu Gerda Wohlbrückens Wohnung ging Albert allein zu Fuß. Albertina und Gottfried Flamius folgten in: Wagen. Albert sollte die Mutter vorbereiten. Sie erwartete ihn bereits am Fenster und eilte ihm entgegen, als sie seine feinen durchgeistigten Züge so hell

von innen heraus strahlen sah. „Was ist es, Albert? Ich fühl es, daß es etwas ganz Herrliches fein muß. Du bist ausgenommen, nicht wahr? Sie sind begeistert gewesen. Albert, liebster Junge, so sprich doch!" Gerdas Herz schlug erregt, und ihre Augen hingen an seinen schmalen Ltppen. „Warum tust du auf einmal, als wolltest du ernst sein? Das ist nicht echt, mein Kind. Ich sehe eine Se ligkeit in dir. Albert, gib sie mir auch!" Albert umfaßte die Mutter und führte sie in ihr Zimmer zurück, zwang

. Während des Festgottesdienstes zogen die Na tionalsozialisten, die mit dem entflammten Waldbrand noch nicht zufrieden waren, auf dem Turm der Berg kapelle eine HakenkreuZfahne hoch, die aber rasch her abgeholt und unter dem tosenden Beifall der Festteil- JE JE Ausstellung Zeicimettaerl) der qJM Geöffnet V-9 bis »/»}, Vs3 bis V-7 Buchhandlung Tyrolfn JE JE weißt du es schon, deine herrlichen Augen jubeln es aus deinem Herzen heraus. Ja, Mutter, mein Vater ist da!" Gerda Wohlbrücken sprang auf. „Du sagst Vater, Albert

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Innsbrucker Zeitung
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Pagina 6 di 8
Data: 03.05.1934
Descrizione fisica: 8
" - - Albert stockte — „Gott fried." Sie schritten weiter. „Nun ist es also endlich so weit. Verzeihen Sie, ich kann mich nicht genügend verstellen. Ich habe auf diese Stunde gewartet. Ich weih, wie sehr Sie in Ihrer Pension gebunden sind, aber wenn Sie einmal eine Freistunde haben, besuchen Sie mich. Gleich im dritten Haus rechts ist meine Wohnung. Darf ich am Ihren Besuch bitten?" „Ich weiß nicht, wie ich zu Ihrer Güte komme, aber ich bin glücklich darüber. Es ist.mir, als wären Sie für mich der einzige

Mensch, zu dem ich irgendwie gehöre. Ich freue mich, wenn ich zu Ihnen kommen darf. Aber letzt muß ich zurück. Unser Herr Major will uns von aer Eisbahn abholen." Schweigend gingen sie beide zurück. Es lag noch eine - cheu zwischen ihnen, die nicht ganz gebrochen war. Abends nach elf Uhr. Das Regiment der neun Iungens lag seit einer Stunde zu Bett. Drei kurze Fingerstriche raschelten an der Tür, das Zeichen für Hans Eimen. Albert fuhr hoch. „Hans?" ..Schläfst du noch nicht, Albert

?" Auf den .Zehenspitzen drehte sich die große, weiße (bestalt durch die wenig geöffnete Tür und schloß sie ganz leise hinter sich zu. Mit drei langen Schritten war Einem an Alberts Bett. „Albert, du wolltest mir von deinem Vater erzäh len." Die beiden Jungen saßen dicht nebeneinander. Sie fröstelten, aber sie wußten nicht, ob es die nächtliche Kälte oder die innere Erregung war. „Ich habe meinen Vater nie gekannt, Hans. Meine -'lütter, ach, wenn du wüßtest, wie lieb, wie gut meine Mutting war!" In Albert würgte

ein gewaltsam zu- r ü ckgedrän gtes Schluchzen. Hans legte seinen Arm um den Freund. „Nur nicht weinen, armer Junge!. Ich glaube dir, daß du deine Mutter sehr lieb gehabt hast. Ich hab's noch niemarrd gesagt, weißt du, so was kann ich eben sonst nicht sagen: Ich habe meine Mutter auch viel zärtlicher lieb als meinen Vater. Weißt du, aber meinen Vater bewun dere ich, so ein Offizier möcht ich auch einmal werden." Alberts Schultern bebten. „Verzeih mir. Albert, jetzt hätte ich nicht von meinem Vater sprechen

sollen. Wie kommt es, daß du nicht weißt, wer dein Vater war?" „Meine Mutter war nicht verheiratet." Diese wenigen Worte fielen wie kalte, schwere Steine in die nächtliche Stille. Der Mond schien durch das Fenster auf das Bett und ließ die Gesichter gespenstisch weiß erscheinen und die Augen dunkel schimmern. Hans Einem, der große, starke Junge, konnte nicht sprechen, aber sein Arm legte sich noch fester um des anderen Schulter. Albert sprach in abgebrochenen Worten weiter, mit | ,trockener

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Kitzbüheler Nachrichten
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Pagina 8 di 8
Data: 07.07.1934
Descrizione fisica: 8
von Pa ris aus — indessen alles aufkaufen, — nicht un ter 150 Schilling Kurs abgeben —" Wieder wechselte das Ehepaar einen Blick. „Kolossaler Esel, der Alte", fuhr Albert fort. „Bis er eine so einfache Sache begreift — nochmals — aha — jetzt verstehe ich — er stellt sich blöd, um den Französen bei Verteilung der Beute übers Ohr zu hauen — nicht schlecht. Alterst Bravo! Schön hast du das gesagt. ,Wenn man mit der großherzigen, erhabenen französischen Nation etwas abmacht, darf man die Waffen

nicht aus den Händen geben. Denn sie ist viel zu groß und erhaben, um sich durch ihr Wort binden zu lassen' — der Franzose steckt das ruhig ein — na ja, er braucht den Alten — Hände schütteln, die Großauguren verstehen sich, der Pakt ist geschlossen, der dumme Kerl von Wien wird um sein Geld beschummelt — jetzt wird bereits über das Vergnügungsprogramm des Abends — interessiert mich nicht." „Halluzinatibnen!" sagte Heinz. „Wie willst du das auf die Richtigkeit nachprüfen?" „Albert!" rief Eva. „Ja. Was willst

du?" „Schau in die Wohnung von Heinz. Erzähl uns, was jetzt dort vorgeht." „Was kann da groß Vorgehen?" meinte Heinz. „Mama keift mit Mina, der Köchm, schimpft, weil ich noch nicht zuhause bm." „Die Frau Gräfin Rothenberg", erzählt Albert, „sitzt in ihrem Schwarzseidenen am runden Tisch im offiziellen Besuchszimmer. Ist erregt. Ein alter Mann sitzt ihr gegenüber, den ich nicht kenne. Sehr elegant. Neueste Mode. Volles, weißes Haar. Schwarzer Schnurrbart. Militärische Haltung. Norddeutsche Aus sprache

wir auf Albert." „Jetzt bin ich auf der Straße. Herrgott, was ist das für ein fesches Mädel! Aha, da steigt ihr einer nach. Sie läßt ihn abblitzen. Bravo, mein Fräulein! — Jetzt weiter. — Ist das nicht meine vielgeliebte Braut? Mit wem geht sie denn? Das ist ja der Trini. Ja, ja, mein Bürokollege, der Herr Graf Trini. Jetzt stei gen sie in ein Auto — So ein Luder! — Also mit der Cäinaille bin ich fertig — laß fahren dahin — Pfui Tmfel! Was ist das?" Sein Gesicht drückte Schrecken und Entsetzen

. Sein Schreien erfüllte das große, weite Gastlokal. Die Gäste waren aufmerksam geworden, standen von ihren Tischen auf, flüsterten miteinander, hielten sich aber in respektvoller Entfer nung. „Flieger auch noch!" schrie Albert. „Verdammte Schweinehunde! Wie medrig sie fliegen! Wo bleibt denn unsere Artillerie!!! Schrapnelle, Schrapnellfeuer, Granaten!!! Ho! Schießt sie tot, die feigen Hunde! Handgranaten her! Wenn sie kommen, wenn sie stür men — Kalt müssen die Bestien werden! Kalt! An die Maschinengewehre

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Innsbrucker Zeitung
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Pagina 4 di 8
Data: 06.05.1934
Descrizione fisica: 8
waren die gesamte Schule mit Oberlehrer Loidl, die Musikkapelle, die Heimat wehrortsgruppe unter dem Kommando des Ortsfüh rers Hußl, sowie „Iung-Vaterland" erschienen. Um halb 8 Uhr fand in der Kirche ein feierlicher Gottes dienst statt. Hernach war Gefallenenehrung vor dem Kriegerdenkmal, wobei der Heimatwehrjägerzug exakt möglich ist und der Arzt es erlaubt, übernehme ich Alberts Pflege selbst. Hoffentlich kann ich ihn bald mitnehmen nach Wien." Albert hörte und sah ihr mit verklärtem Lächeln

. Sie war noch schöner geworden, sang noch schöner. War das ihr mütterliches Glück? Albert aber mußte indessen schlafen, mußte über haupt noch viel liegen, denn er war schwach. Er sollte schlafen, das hatte Gerda ihm befohlen. Sie könne die Wiener nicht verletzen, sie müsse mit ihnen nach der Oper das Wiedersehen feiern und würde um ein oder zwei Uhr nachts nach Hause kommen. Doch Albert lag schlaflos auf einem Divan, hielt aber die Augen geschlossen, denn er wollte nicht zu viel von der wunderbar schönen Umgebung

und Hauch, ein herrliches Farbenspiel erfüllten den Raum. Das war der Atem des Lebens, der Verehrung und Liebe, in dem Gerda Wohlbrücken einsam gewesen wäre ohne ihn. Ohne ihn. Albert strich über eine glutrote Rose. Ohne den Sohn des geliebten Mannes, der sich von ihr getrennt hatte — um seinetwillen. Das war es, was Albert nicht gesund werden lieh. Was wäre er, wenn er nicht Puccardios Sohn wäre? Oh. wie das wühlte und fraß, als hätte es Naub- tierzähne! Er war der Sohn, hatte das Aeußere, die Kunst

nicht mit sich genommen hatte, und nachdem das höchste und heiligste Klingen und Tönen in ihm sich immer wieder Zusammenzog in dem Lebenslied des — Vaters. Wäre der Tod schneller gewesen, so wäre die Erlö sung da, so aber schuf die neue Lebenskraft neues Blut in seinen Adern, neues Blut und immer dasselbe, das Blut des Italieners Puecardio. O Gott! Gerda kam. Albert sprang auf. Die rotglühende Rose, die seine Finger aus dem Bukett gezogen hatten, fiel zu Bo den. Er bückte sich schnell und hob tue Blüte auf. Gerdas

. Während des Gottesdienstes gab der Kriegerverein Reutte die Ehrensalven ab. Nach dem Hochamte schloß sich in Reutte auch die Lehrerschaft mit der Schuljugend dem Zuge an, der sich durch den Markt zum Hotel Post begab. Vom Balkone des Hotels aus hielt Bezirks hauptmann Dr. Iaksie eine vaterländische Rede, in Albert errötete und sah ihr in die schönen, leuchten den Augen. „Du sollst keine Blumen zertreten, Mut ter Gerda." Er reicht ihr die Rose. „Wie schön du bist." Sie sah ihn zärtlich an. „Willst auch du schmeicheln

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Innsbrucker Zeitung
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Pagina 3 di 8
Data: 06.05.1934
Descrizione fisica: 8
gegen sein Herz gedrückt, als wollte sie dem Pochen seines Blutes lauschen und sich an die Kraft dieses Lebens anschmiegen. Was war das nur? Albert fühlte sich nicht mehr krank, nicht mehr schwach. Er dachte gar nicht mehr an seine Kunst, die er nun aufgeben mußte, weil sie der — Vater zerstört hatte. Er dachte nichts, gar nichts mehr. Die Stirn tat nicht mehr weh. Und das war doch der schreckliche Schmerz gewesen, der ihn aus dem Schlafe geweckt» der ihm keine Ruhe gelassen hatte. Er fühlte und sah

nur, daß sich ein Mensch in Not und Schmerz an sein Herz schmiegte, eine Frau, die ge schluchzt hatte: „Mein lieber, armer Junge!" Nicht seine Mutter war es, doch der einzige Mensch in der unendlich großen Welt, der an die Stelle der Mutter treten konnte. Er hob Gerda Wohlbrückens Kopf höher zu seinem Gesicht, daß er den Mund in das seidige Frauenhaar hineindrücken konnte und bat: „Nicht wieder weinen meinetwegen. Ich darf mich ja nicht aufregen!" Gerda Wohlbrücken und Albert fühlten in der Mi nuten währenden Umarmung

dem des bleichen Knaben entgegen. „Hab ich dich sehr aufgeregt, Albert? Darf ich mein Kind zu dir sagen? Ich Hab niemanden auf der Welt, bin ja genau so allein wie du. Mutter kannst du mich nicht nennen, das würde ich nie von dir erbitten, aber such dir einen Namen für mich, bei dem ich fühle, daß ich zu dir gehöre." Alberts Blicke senkten sich in die Augen der Frau, die an seinem Lager kniete und um seine Kindes liebe warb. War das Wahrheit, tiefste, schönste Wahrheit? Täuschung konnte sein Herz

nicht wieder ertragen. Der Tod war zu nahe an ihm varbeigegangen. Albert preßte den Kopf in das Kissen zurück, um eine größere und klarere Entfernung zu den Frauen augen zu erzielen. Gerdas Lippen bebten, und ihre Häirde falteten sich vor ihm. „Ich bitte dich, stoß mich nicht zurück! Bleib du bei mir! Dein — Vater hat mich verlassen — um deinet willen!" Ihre Augen schlossen sich, ihre Stirn fiel auf seine Schulter. Ein Erschüttern ging von ihrem Körper in den seinen über. Zurückstoßen, diese Frau? Unmöglich

! Aber jetzt konnte Albert sich auch nicht mehr halten, stützen, jetzt mußte er sich an oie Hände klammern, die sich vor ihm falteten. „Sehen Sie mich an, Gerda Wohlbrücken! Sehen Sie denn nicht, wie ich lache? Meinetwegen?" Alberts Gesicht hatte sich verzerrt. Gerda konnte diese Züge nicht ansehen. Sie nahm seinen Kopf und drückte ihn gegen ihr rasend klop fendes Herz. „Albert, hörst du nicht, wie mein Herz Hilfe braucht? Denkst du nur an dich? Haben diese letzten Minuten keine Verbindung

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Innsbrucker Zeitung
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Pagina 4 di 6
Data: 15.05.1934
Descrizione fisica: 6
. Mit der geliebten Frau gemeinsam will ich um meines Sohnes Liebe werben, werben um den Inhalt meiner Künstlerseele, die nicht zerschossen wurde." „Ja, Herr, werben." Der Diener war Freund ge worden. Das Auto hatte schon die Straße der Sängerin er reicht. plötzlich aber klopfte Pueeardio dem Chauffeur und gab ihm ein anderes Ziel. Er schloß die Augen vor dem alten Gottfried, der ihn -dankbar ansah. „Du hast in der Stunde an Albert gedacht, in der ich ihn vergessen batte. Du liebst nur meinen Sohn, deinen jungen

Freund. Ich sehnte mich nach der Frau, nach meiner Ergänzung. Ich bin noch nicht alt, Gottfried, wenn mein Haar auch grau ist. Ich hungere nach ihrem Anblick, nach ihrer Liebe. Und ihr, Alter, geht es eben so, es muß ihr so gehen. Dennoch muß sie diese letzten Stunden warten wie ich. Wenn Albert hier ist, will ick ihn zuerst sehen. Ohne Albert kann ich nicht mehr glücklich werden." Dem Alten standen Tränen in den Augen. Er hatte keine Kraft mehr, sich zusammenzunehmen. „Darf ich Herrn Albert

, wenn das überhaupt möglich war. Aber dieses Angebot, dieser Wunsch, -erschien ihr nicht durchsichtig. Doch Albert sollte von den ihr selbst unbegründeten Zweifeln nichts ahnen. So Zeigte sie ihm den Brief nicht, sondern bat ihn einfach, sich um sechs Uhr im Konservatorium zu melden und vorzustellen, da sie ihn angemeldet habe. Albert dankte ihr hocherfreut. Jede Müdigkeit und Erschlaffung, die dem Uebergang aus Krieg zum Frieden gefolgt waren, fielen von ihm ab. Die Mutter also öffnete ihm den Weg zum Ziel

. Er küßte sie und dankte ihr und betrat, ihr Bild vor Augen, das Konservatorium. Er wurde in einen Saal geführt. Auf einem Po dium stand ein Flügel. Die Tastatur war erleuchtet; der übrige Raum lag im Halbdunkel. Ein älterer Herr trat ihm freundlich entgegen, be grüßte chn mit wenigen herzlichen Worten und bat ihn, irgend etwas aus dem Gedächtnis zu spielen. Diese Einführung eines Schülers erschien Albert theatralisch vorbereitet. Doch er wollte nichts suchen, was sich vielleicht

nur in seiner Empfindlichkeit be gründete. Der freundliche ältere Herr trat zurück in den Saal. Dort stand eine kleine Gruppe von Herren. Lehrer, dachte Albert. Ein Kopf aus dem Halbdunkel irritierte ihn. Er sah scharf in das ihm zugewandte Gesicht. Augen drangen in die seinen. Albertina Pueeardio. Aber Albert erschrak nicht, sein Blick blieb scharf, sein Herz kalt, sein Verstand arbeitete. Zum Leben war er erwacht durch ihn, zum Musiker geboren durch ihn, an jedem wichtigen Wendepunkt des Lebens

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 5 di 8
Data: 07.02.1938
Descrizione fisica: 8
geblieben, der Mann- aber hatte eine furchtbare Kopfverletzung erlitten und die Gehivnmasse drang aus dem Schädel' heraus*. Guy. 'der trotz furchtbarster Schmerzen die Besinnung nicht verloren hatte, wurde in eine nahe Klübhütte gebracht und -hier vollbrachte Dr. Ody eine Tat, die in der Wissen- , schafft einzig dasteht. Er wußte, daß eine Gehirn-operation I nur Zweck hatte, wenn- sie innerhalb von sechs Stunden aus». Vorsicht bei Frauen! Von Lippi Albert saß im Cafe Albatros und blätterte in einer illu

strierten Zeitschrift. Er schien- etwas zerstreut und widmete den bunten Bildern wenig Aufmerksamkeit. Sein Mick glitt von den Seiten der Illustrierten immer wieder fort. Richtung Süd oft, dritter Tisch rechts — eine junge Dame saß dort, sie las auch- und war allein. „Eine hübsche Frau", dächte Albert. Doch er begnügte sich nicht mit dieser Feststellung, die übrigens der Wirklichkeit vollkommen ent sprach — -nein. Albert -sandte -bewundernd-e Micke der Frem den zu und entwarf Pläne, wie er die junge

Dame kennen- lcrnen svllte. Die Strategie der Annäherung zum -andern Geschlecht ist eine schwere Wissenschaft. Albert schien darin ein- Meister, denn in einer Viertelstunde etwa i'hß er am Tisch der jun gen Dame. „Warum lag- Ihnen daran, mich ken-nenzulernen?" fragte sie. Sie fragte, er antwortete. Eine hübsche Frau — sie war sich ihrer «Schönheit voll bewußt, ihr Lächeln — es gibt viele Frauenlächeln- — war trotz des zarten Ausdruckes e,l sieg^stcheres, -dachte er. Helle Augen, verwirrende

weiter nicht. Sonst war alles geregelt imi 'Leben, eine feststehende Ordnung, eine Reihe von Annehmlichkeiten. 'Die Dinge -waren da, um dem Men schen Angenehmes zu bereiten, die Berge etwa, um schöne Aussicht zu -bieten und um photographiert zu werden-. Syl via war eben «hübsch und- jung. Und reich „ . . Albert schien ihr sympathisch zu sein. Sie 'bemerkte: „Ich lade Sie gelegentlich zu einem kleinen Autoausflug ein. Werden Sie sich -meiner Chauffeurkunst anzuvertrauen wa gen?" Albert würde es g-ern wagen, war seine Antwort. Uebri

- gens, -wann könnte er sie Wiedersehen? Morgen? Nein, sie hätte erst Ende der Woche Zeit, Samstag. Die nächsten Tage habe sie zahlreiche geiilellschastliche Verpflich tungen. Sie besprachen ein Stelldichein. Plützl-ich -warf sie einen Blick -auf chre Armbanduhr. Uun glaublich! Bereits' acht Uhr! Ich müßte schon zu Hause sein, wir haben für heute zwanzig Personen geladen! Albert rief den Kellner, wällte zahlen. „Nein, ich zahle für mich!" bemerkte sie selbstbewußt. Als der Kellner sort- gegangen

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Innsbrucker Zeitung
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Pagina 7 di 12
Data: 28.04.1934
Descrizione fisica: 12
zu fühlen, denn es sind keine Almosen, die du annimmst. Du hast nur die eine Pflicht: Durch dauernde Arbert an dir und deinem Talent jenen Menschen Freude und DonMarkeit zu be weisen, die dir in deinem künftigen Leben einmal nahe stehen werden. Mir ermöglichst du den letzten und ein zigen Liebesdienst für dein Mütterchen." Albert stand langsam auf. Er atmete stoßweise und stieß erst nach Minuten heraus: „Darf ich erst noch ein mal m die Schlasstübe gehen?" Gerda sagte einfach: „Geh." Sie blieb allein

in der Küche Traube Krauses. Alles war ärmlich, aber alles war sauber. So viel und so wenig war also an Umgebung nötig gewesen, um von Grund aus umgestaltend auf einen verwöhnten Liebling ungezählter, reicher Frauen ein- zuwirken, denn derselbe saubere, ärmliche Ton des Raumes hatte sich auch auf die Kleidung der kleinen Frau übertragen. Gerda hörte den Jungen weinen. Sie öffnete leise die Tür und fand Albert über das Bett geworfen, das Gesicht in den Kissen vergraben. Gerda wußte: Das war der letzte

Menschen. Die Sängerin saß mit ihm und Frau Michael in einem Wagen. Wenn das alles ein Traum war, dann muhte er auch einmal wieder munter werden. Gerda Wohlbrücken stieg hinter ihm die vielen steilen Stufen hinauf bis zum vierten Stockwerk. Albert wurde gleichsam vorwärts geschoben durch die Schritte hinter ihm und die vielen neugierigen Haus bewohner, die alle nachschauten. Frau Michael hatte die Tür schon geöffnet. Und nun stand die Sängerin mit in der Küche. Sie legte ihren Schleier zurück und nahm

den Hut ab. Albert drückte sich scheu gegen die Tür. Es war, als könnte er nicht mehr an die Mutter denken, die An wesenheit der vornehmen Frau nahm ihm den Atem. Eie wandte sich zu ihm. „Albert, ich muß mit dir sprechen. Willst du dich nicht mit mir an den Tisch deiner lieben Mutter fetzen?" wutittt*-atCHTStCHttrz evectt riKL/io oska* #etsrc* Albert schüttelte hastig und kurz den Kopf. Gerda sah ihn bittend an. „So kann ich nicht mit dir von deiner Mutter, von dir; mir und Pueeardio sprechen

." Alberts Gesicht verzog sich. „Ich will von Puccardio nichts hörenr Der Junge preßte die Lippen auseinander und faßte ratlos mit gespreizten Händen in die Lust, um sie dann zu Fäusten zu schließen. Gerda sah seinen Fingern zu und dachte: Der Sohn seines Vaters. „Es muß sein, Albert, sonst wäre ich heute nicht zu dir gekommen." Er preßte sich noch immer gegen die Tür. Gerda ging zu ihm, nahm seine Hände. Und Albert ließ sich führen. ..... Gerda setzte sich dicht an seine Seite und behielt ferne Hände

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Innsbrucker Zeitung
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Pagina 3 di 6
Data: 04.05.1934
Descrizione fisica: 6
geben können. Aber Flamius gehörte ja selbst zu den fremden Wohltätern. Zhn wollte er nicht verlieren. Er spielte bei Gottfried Flamius nicht nur Klavier, sondern auch Geige. Flamius hatte eine kostbare alte Geige gekauft, ob gleich er selbst nichts davon verstand. Wie kam der alte Freund dazu? Er hatte sie ihm bittend in den Arm gelegt und ge sagt: „Machen Sie mir die Freude, Herr Albert!" Und Albert hatte zunächst nicht gefragt. Gleichsam etwas Heiliges war aus dem Instrument in ihn über geströmt

des Geigenspieles? ( Warum hatte feine Mutter damals dem Geiger regungslos gelauscht, dessen Weisen durch das ge öffnete Fenster auf die Straße klangen? War sein Vater ein Geiger gewesen? Hatte sich deshalb das Sterbelied so in ihm ver ankert? War das Sterbelied nicht viel mehr ein Lied des Lebens? * Ein Jahr war vergangen. Albert war der beste Schüler des Konservatorrums. Seine Lehrer waren längst aufmerksam geworden: Albert Krause, der Sohn einer kleinen verstorbenen Choristin, Pensionär eines vornehmen

— Shakespeare. Das steinerne Gesicht lacht auf einer Seite, auf der anderen scheint es ernst und hart ins Leben hineinzuschauen. „Albert, liebster Freund, ich freue mich auf mein Soldatenleben, aber von dir gehe ich schweren Herzens. Ich will Soldat werden, wie du Musiker. Albert, du mußt mein Freund bleiben, auch wenn wir weit von einander getrennt sind. Du weißt nichts von deinem Vater, du suchst und grübelst. Aber das eine kann ich dir sagen: Ein Vater tut alles für feine Kinder. Mein Vater

Gedanken die Worte immer von neuem: „Unsere Pension ist zu teuer." Ein Ereignis wurde vorbereitet, das ihm keine rechte Zeit ließ, die Lücke zu beachten, die der Freund hinter- lasten hatte, um zuviel über den Gruno seines Fort gehens nachzudenken. Zu teuer? Wer bezahlte für ihn, Albert Krause, den Sohn einer taten Choristin? Zu teuer? Doch jetzt nicht daran denken. Wenn es Gerda Wohlbrücken tat? Dann erst recht jetzt nicht darüber grübeln. Schon vierzehn Tage nach Ostern

sollte er in einem Schülerkonzert beweisen können, daß es sich lohnte, sein Talent auszubilden. Die Stunde des Konzerts war da. Bleich, aufs äußerste gespannt, stand Albert vor seinen Lehrern, den langen, schmalen Kopf etwas seit lich zwischen die Schultern geschoben, so daß sich das glänzende schwarze Haar halb über die hohe Stirn legte und das Weiß der Haut noch stärker betonte. Die Gesichtszüge waren gut, für einen jungen Mann beinahe zu fein, aber die eigenartig schiefgedrückte Hal tung verdarb den Anblick des jugendlichen

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Kitzbüheler Nachrichten
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Pagina 8 di 8
Data: 30.06.1934
Descrizione fisica: 8
Albert, du mußt mir helfen." Evas Bruder, Albert Schwarzschild, zuckte die Achseln. „Schau, Mädel, ich bin ja ganz aus dem Sande. Erst heute habe ich Mama den Standpunkt klar gemacht. Wenn Heinz Geld hätte, Hab ich ihr gesagt. . „Das mein ich nicht, Albert. Oder vielmehr, ge rade darum handelt es sich. Als ich dir die Ge schichte vom Prophetenwein erzählte, warst du Feuer und Flamme. Du hast mit mir die Pflanze ausgepreßt, du hast Tokayer-Ausbruch zur Mischung besorgt, du hast

mit mir die Flasche der Mischung versiegelt. Und jetzt steh ich da mit meinen zwei Gläsern Prophetenwein und weiß nicht, wozu ich sie habe." Albert rieb sich das frisch rasierte Gesicht mit Kölnerwasser ein. Dann band er sich eine frische Seidenmasche um. „Nicht so ungeduldig, Kleine!" „Laß du dir den ganzen Tag vom Mama vor- käppeln: warum hast du mir nicht gefolgt? — Ich habe es dir gleich gesagt. — Natürlich, da muß man seine verheirateten Kinder ausfüttern, ohne daß sie . . ." „Hör auf, hör auf! Ich kenn

den Text aus wendig." „Und nun, wo ich noch diese lästige Geschichte mit meinem ehemaligen Chef habe — erst die po lizeilichen Erhebungen, dann die Verhöre beim Un tersuchungsrichter ... so oft eine Vorladung ins Haus kommt, hat Mama für zwei Wochen Stoff für neue Predigten." Albert war mit seiner Toilette fertig. „Kolossal schneidig warst, Everl. Alle Achtung!" „Sag mal, Berti, für wen machst du dich heute so schön?" „Für dich." „Ah! Willst mich vielleicht ausführen? Theater? Konzert?" Albert blickte

du sie?" „Ich Hab dich vor drei Tagen aus der Bank ge- holt, weil mein Bedarf an mütterlichen Lehren schon überreichlich gedeckt war. Da habe ich sie ge sehen. Hochelegent, direkt kostbar gekleidet, viel zu apart für ein Geschäftsmädel." „Na ja, der Alte gibt ihr seit zwei Jahren Bör- sentips. Da kann ich doch eher eine Nachricht er halten, die von uns von Interesse ist . . ." „Berti! Berti! Wenn du nur nicht hängen bleibst!" Albert lachte. „Wieso? Du meinst, daß ich gehei ratet werde? Das ist doch lächerlich. Nun good bye

, altes Mädel! Laß dir die Weisheit unserer Mutter nicht zu sehr zu Herzen gehen!" Bei der Abendunterhaltung des Herrn General direktors hatte vor der allgemeinen Abfütterung das edle Bankkollegenpaar Albert und Erika keine Ge legenheit, miteinander zu sprechen. Es wäre das auch gegen den Hausbrauch gewesen. Dazu führte die Frau Generaldirektor kein Haus, daß sich die Angestellten ihres Mannes hier miteinander ver gnügten. Die hatten „Dienst" zu machen, zu reprä sentieren. Dazu eigneten

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