¬Der¬ Kunstfreund ; N.F., 24 - 26. 1908 - 1910
Pagina 303 di 479
Autore:
Verein für Kirchenkunst und Kunstgewerbe in Tirol und Vorarlberg
Luogo:
Innsbruck
Editore:
Verein für Kirchenkunst und Gewerbe in Tirol und Vorarlberg
Descrizione fisica:
Getr. Zählung
Lingua:
Deutsch
Commenti:
Abschlussaufnahme von: 1908,1-12 ; 1909,1-12 ; 1910,1-10
In Fraktur
Soggetto:
g.Tirol;s.Christliche Kunst;f.Zeitschrift
g.Vorarlberg;s.Christliche Kunst;f.Zeitschrift
Segnatura:
III Z 294/N.F.,24-26(1908-10)
ID interno:
483818
seinen Zweck gut zu erfüllen vermag und dabei auch die künstlerische Form zur Geltung kommt. Würden wir Umschau halten unter den Werken der Kunst vergangener Jahrhunderte, die sich die Darstellung der Ruhe des Herrn im Grabe zum Vorwurfe gemacht haben, so könnten wir — um von den bloß bildlichen Darstellungen ganz zu schweigen — gewiß manches wahrhaft künstlerische Werk in dieser Hinsicht aufzählen, das, sei es durch den schönen architektonischen Ausbau, die prächtige Gesamtkomposition
leider in weitaus den meisten Fällen die alten, oft durch hohes Alter ehrwürdigen und oft sehr kunstreichen hl. Gräber nicht, trotz ihren oft kolossalen, architektonischen Bögen und Bauten, ihren Hunderten sarbiger, beleuch teter Kugeln und sinnreichsten Mechanismen. Der Heiland im Grabe, der doch die Haupt sache bilden sollte, tritt dabei meist ganz in den Hintergrund und kostet es zuweilen noch viel Mühe, ihn in dem Gewirr von Bögen und Kugeln, Blumen und Lichtern gut sehen zu können. Der Zweck
der hl. Gräber, zu unserer Erbauung und Andacht beizutragen, wird so nur schwer erreicht. Denn nur zu oft wird unser Blick nicht bei dem Heiland im Grabe sein, sondern bei den bunten Kugeln mit ihren leuchtenden Farben. Aber wie gesagt, diese alten hl. Gräber haben auch heute noch ihre — sagen wir historische — Berechtigung, sind die stummen und doch wieder so beredten Zeugen ver gangener Zeiten, der Richtung und Art ihres künstlerischen Geschmackes, ganz abgesehen von ihrem oft nicht geringen Kunstwert
zur Aufstellung. Idee und Ausführung stammen von dem mit feinem Gefühl, Kunstsinn und außerordentlichem Talent begabten Johann Seisl, von dem nebenbei bemerkt eine farben- prächtige, höchst originelle Weihnachtskrippe von ganz orientalischerAufsassung vergangenes Jahr modelliert und geschnitzt wurde, die bei Kunst- und Krippenfreunden den vollsten Bei fall fand. Da auch die beste Befchreibung heutzu tage ohne Abbildung wenig Wert befitzt, sei die Photographie dieses interessanten heiligen Grabes beigegeben
, an Hand welcher die Beschreibung leicht verständlich wird. Wie sichs gehört, kommt das hl. Grab voran im Presbyterium der Kirche zur Auf stellung. An einem Seitenaltar würde der gewünschte Effekt niemals ganz erreicht, ganz ! abgesehen davon, daß sür das Allerheiligste