Geschichte Tirols von 1809 - 1814 : mit einem Ausblick auf die Organisation des Landes und den groszen Verfassungskampf
zu verständigen 1 ). Ein besonderes Augenmerk widmete Bayern der Überwachung der Korrespondenz. Das Briefgeheimnis ist erst eine Forderung der modernen Zeit; die Polizeistaaten jener Tage benutzten jedes, aber auch gar jedes Mittel, um entweder die Verbreitung unangenehmer Nachrichten zu ver hindern oder die geheimen Pläne und Absichten der Untertanen zu er gründen. Bayern stand in der Gewandtheit in dieser gehässigen Kunst sicherlich nicht an letzter Stelle. Niemand war sicher, daß seine Mitteilungen
den Bestimmungsort erreichten. Die Nachrichten des Schweizer Gesandten in Wien v. Müller wurden mit derselben Raffiniertheit geöffnet wie die Briefe, welche die Rekruten an ihre sorgenden Eltern schickten. Während in den ersten Jahren der von uns behandelten Epoche die Regierungsorgane sich darauf beschränkten, Mitteilungen, die von einem verdächtigen Orte kamen oder an eine mißliebige Persönlichkeit gingen, der Durchsicht zu unterziehen, wurde besonders in den kritischen Zeiten alles wahllos unter sucht, soweit
Nachrichten auch zu verwenden; man scheute sich sogar nicht, den Adressaten durch ein scharfes polizeiliches Verhör über die Bedeutung einzelner unklarer Stellen zu vernehmen. Die Zentrale dieses unsauberen Dienstes war in München und wurde vom Postdirektor v. Drechsel geleitet; seine eifrigsten Organe in Tirol waren der Postmeister Himmelswunder in Br ixen, der zu gleichem Zwecke auch mit den italienischen und illyrischen Behörden in Korrespondenz trat, allerdings an Schlauheit seinen Partnern