„Sei Du nur ruhig,' begütigte die Mutter. „Er darf Dich nicht mehr höhnen, der liebe wilde Bruder.' , Jakob ging in seine Werkstätte, die Mutter in ihr Gemach. Dort saß sie den ganzen Nachmittag, nähend oder spinnend, und dachte über die Rede ihres Sohnes nach. Als es zu dämmern begann, trat Andreas bei ihr , ein. Sein Antlitz glühte, und seine Augen leuchteten. „Mutter,' rief er, „wir werden wohl scheide;: müssen!' Die Witwe sah erstaunt vom Spinnrocken 'auf. „Und warum?' fragte sie betroffen
. „Ich mag nicht länger neben Jakob leben. Er ist gut, sehr gut, aber seine und meine Wege kreuzen sich. Ich habe heißes Blut, und mein Geist strebt immer vorwärts in neue Bahnen, neue Welten. Der Bruder l?t klein in seinem Denken; ich glaube, wenn er tausend Jahre lebte, er dächte nicht daran, von seinem Webstuhle weg auf Besseres zu kommen.' Die Mutter blieb anscheinend ruhig und fand es für gut, nichts zu entgegen. „Wir sind oft an einander geraten, der Jakob und ich; aber heute hat er mich zu tief
verletzt,' klagte Andreas. „Das begreife ich nicht. Was sollte Jakob so Arges gegen Dich gesagt haben?' „Ich sei voll Übermut und ehrte das letzte Wort des Vaters nicht!' „Und was hast Du ihm zuerst Bitteres gesagt?' ' , Diese Frage war so bestimmt gestellt worden, daß ÄudreaS verlegen ward. „Ich — ich habe — nun ja, ich sagte, es sei lächer- ^ch, daß er wie ein Webergeselle Tag für Tag frondend hinter dem Webstuhle sitze, als gälte es, das Brot für