Deutsche Siedlungsarbeit südlich des Brenners : eine volkskundliche Studie.- (Schriften des Instituts für Sozialforschung in den Alpenländern an der Universität Innsbruck ; 1)
berg, der mit seinem breiten Rücken die Stadt Meran gegen Norden schützt, liegt das Gut Besser. Wohn- und Wirtschaftsgebäude sind erst im 19. Jahrhundert erbaut worden (also zu einer Zeit, in der, wie nie mand bestreiten kann, Meran und Umgebung völlig deutsch waren); woher der romanische Name? Das Anwesen ist eben aus dem uralten Tossacker erwachsen.“ In Marl in g liegt das Gut Gatschuner, das auch erst in neuerer Zeit von deutschen Siedlern angelegt wurde; es führt seinen Namen
nach einem romanischen Flurnamen „Gatschän“ 56 ). Solche Namensbildungen nach alten romanischen Flurnamen finden sich ebenso wie in Südtirol auch in Nordtirol, in Vorarlberg, in der deutschen Schweiz usw., also in Gebieten, die wenigstens bisher der Faschismus noch nicht als altitalienischen Boden beanspruchte. Um wieder zu den tirolischen Städten zurückzukehren, wäre zu betonen, daß alle Städte und Märkte Deutschtirols landesherrliche Gründungen des 12. bis 14. Jahrhunderts sind. Sie hatten deutsche Stadtreehte
und waren von deutschen Bürgern bewohnt. Deutsche Stadt- reehtsaufzeichnungen liegen uns vor von Sterzing (1400), Brixen (1379), Bruneek (15. Jahrh.), Klausen (1485), Meran (Anfang 14, Jahrh.). Auch die Stadt Glurns, obwohl in einer Landschaft begründet, die noch im 17. Jahrhundert neben den Deutschen auch rätoromanische Bewohner aufweist, besitzt außer dem von Herzog Otto 1304 verliehenem Stadt- recht ein ausführliches Weistum, das 1489 auf Grund älterer Aufzeich nungen in deutscher Sprache niedergesehrieben wurde
57 ). Die deutschen Städte, als Mittelpunkte deutschen Kultur- und Wirtschaftslebens, namentlich aber des Gewerbes und Handels, beschleu nigten die Germanisienmg der in ihrer Umgebung noch vorhandenen Reste des Rätoromanentums. Der Marktverkehr in den Städten, an welchem die Bauern der Umgebung regelmäßig teilnahmen, war der Ausbreitung der deutschen Sprache begreiflicherweise förderlich. Die Ladiner in den Dolomitentälern verkehren heute noch in erster Linie mit den deutschen Städten ihrer Nachbarschaft
, mit Bruneck, Brixen, Klausen und Bozen, mit denen sie seit alters gemäß der natürlichen Aufschließung ihrer Tallandschaften nach Norden und Westen in Ver bindung stehen. Die Verknüpfung ihres Wirtschaftslebens mit jenem dieser deutschen Städte hat seit alters eine Zweisprachigkeit der Ladiner zur Folge gehabt. Entscheidend für den deutschen Charakter Südtirols ist die Art des Ausbaues seiner Besiedlung geworden. Die Bayern fanden bei ihrer Ein- 14 ) Tarneller, Tiroler Familiennamen