Andreas Hofer im Spiegelbilde der deutschen Dichtung 465 innige und kaisertreue Tiroler; allein in seiner Verherrlichung tun die Verfasser entschieden des Guten zu viel und seine Erhebung nach dem Abschluß des Waffenstillstandes, Lzw. des Friedensschlusses, wird in der letzten Stunde nur kurz angedeutet. Was ich an Wolfs Volksschauspiel „Herzog Friede!" x ) bereits gerügt habe, ist auch da zu tadeln, nämlich daß der Autor einzelne Szenen, die sich dramatisch vorzüglich verarbeiten ließen
, einfach durch lebende Bilder veranschaulicht, so hier die Schlacht am Berg Jfel, Hofers Ehrung, dessen Ge fangennahme und letzten Gang. Der Monolog des Sandwirtes vor seiner Hin richtung, der wohl auch durch Goethes Egmont veranlaßt wurde, ist entschieden zu lang; durch ein paar kräftige Striche hätte dieses Bild dramatisch wirkungsvoll gestaltet werden können. Von weiteren Hofer-Stücken führe ich nur kurz an: die 5 aktigen Trauer spiele von Friedberg (1892) und Kassau (1896) und das 4aktige
Schauspiel von Kermisch-Heimselfen. Von allen neuern Hofer-Dramen gebührt jedoch unstreitig der Preis der großzügig angelegten Hofer-Trilogie von Karl Domanig „Der Tiroler Freiheits kampf", mit einem Bor- und Nachspiele (Innsbruck 1895, Wagner). Schon das Vorspiel „Braut des Vaterlandes" atmet ernstes dramatisches Leben. Diese „Braut des Vaterlandes", Rosa, die Tochter des Thalerwirts in Schwaz, die den Geliebten erschießt, damit er nicht zum Verräter werden kann, hat etwas von antiker Heldengröße
an sich. Der erste Teil der Trilogie preist den „Mann von Rinn", Josef Speckbacher, der weit mehr poetische Lobredner ver diente, als er bis jetzt fand. Hofer erscheint nur im 3. Akte und zwar als „cLeus ex machina“, um den entmutigten Helden des Stückes, der Tirol verlassen will, zurückzuhalten. Die Worte des Sandwirtes: „O Sepp, auch du! Auch du" dringen tief in sein Herz, und er entschließt sich zu bleiben und dem Vaterland auch ferner seine Kräfte zu weihen. Der zweite Teil der Trilogie führt
uns den Kronenwirt von Hall, Josef Straub, vor. Auch hier ist Hofer nur nebenbei erwähnt, und zwar im 5. Akte. Beim Einzuge der Sieger in Innsbruck tritt er auf und das Volk jubelt ihm zu: „Vater des Vaterlands, Andreas Hofer!" Erst der dritte Teil der Trilogie ist Hofer gewidmet. Der Sandwirt erhält ein Schreiben des Erzherzogs Johann, das ihn von dem abgeschlossenen Frieden benachrichtigt; allein Kolb und Has- pinger, feine bösen Genien, erklären den Brief als Fälschung. Ein Strolch, der Poldl, setzt